Was ist die 30-30-30 Herausforderung?

Die 30-30-30 Herausforderung ist ein Weg zu entscheiden, ob man eine bestimmte Aktivität wirklich eine längere Zeit durchziehen möchte – bevor man sich dazu verpflichtet.

Das hört sich jetzt vielleicht wie ein unrealistisches Szenario an. Es kann aber trotzdem leicht passieren:

Vielleicht ist man plötzlich total begeistert vom Klavierspielen, und schafft sich einfach mal kurzerhand ein gutes Instrument an. Nur um dann festzustellen, dass Klavierspielen doch schwieriger ist, als man gedacht hat, und man da eigentlich doch keine Lust drauf hat.

In diesem Fall hat man zum Glück nur den ganzen Ärger mit dem Klaviertransport. Man kann das Instrument meist ohne großen Wertverlust weiter verkaufen.

Aber es gibt auch andere Fälle. Zum Beispiel könnte man sich teure Software anschaffen, die man dann eigentlich gar nicht benutzt. So etwas kann man selten wieder zurückgeben. Oder man abonniert eine Zeitung, die sich erst in 2 Jahren wieder kündigen lässt. Oder man unterschreibt einen Vertrag der einen zu bestimmten Aktivitäten verpflichtet, z.B. ein neuer Job, und kurz darauf merkt man, dass man doch lieber etwas anderes machen möchte.

Die Beispiele sind zahlreich und nicht zu verharmlosen.

Es kommt oft vor, dass man eine Idee hat, die im ersten Moment richtig schick klingt.

Und wenn man ihr dann blindlings gefolgt ist, merkt man zu spät, dass man gerade aus Versehen unnötigen Schaden angerichtet hat.

Man hat sich zu irgendwas verpflichtet, was man eigentlich gar nicht will.
Oder man hat unnötigerweise Geld ausgegeben. Oder man hat irgendwelches raumverbrauchendes Zeug angeschafft, das man jetzt umständlich wieder los werden muss.

Man ärgert sich also im Nachhinein. Ein solches Verhalten bringt unnötige negative Gefühle.

Stattdessen sollte man sich gleich von Anfang an ein vernünftigeres Verhalten angewöhnen. Und wenn man in der Vergangenheit schon so wie oben beschrieben gehandelt hat, dann sollte man halt spätestens jetzt damit anfangen vernünftig zu sein.

Die 30-30-30 Herausforderung

Ein vernünftiges Evaluieren schicker Ideen im Vorhinein, lässt sich eigentlich ziemlich leicht realisieren.

Wenn man die einzelnen Stufen analysiert, kann man sie in folgendem leicht merkbaren Prozess zusammenfassen:

Überblick

  • Bei neuer Idee sofort 30 Sekunden ernsthaft drüber nachdenken und sie aufschreiben.
  • Sich bei nächstmöglicher Gelegenheit 30 Minuten damit beschäftigen.
  • Wenn man es dann immer noch will, das Ganze 30 Tage am Stück ausprobieren, keinen Tag auslassen.

Wenn man sich dann noch vorstellen kann, die Aktivität auch die nächsten 30 Jahre noch regelmäßig auszuführen (oder für wie lang so etwas normalerweise andauert), dann hat man etwas gefunden, dem man sich tatsächlich verpflichten kann.

30 Sekunden

Sofort sobald man eine schicke neue Idee hat, kann man sich direkt 30 Sekunden mit dieser beschäftigen. Jetzt ist man eh schon von der aktuellen Beschäftigung abgelenkt.

Man sollte sich jetzt aber nicht davon ablenken lassen, wie toll man die Idee findet. Stattdessen muss man wirklich ernsthaft darüber nachdenken, ob man sich tatsächlich vorstellen kann, alles zu tun, was davon gefordert wird.

Braucht man das wirklich? Oder sollte man es sich lieber nochmal genauer überlegen?

Einer ernsthaften Betrachtung halten die meisten fixen Ideen oft gar nicht stand. Dann sollte man sie einfach verwerfen und ihnen nicht hinterher trauern. Wenn es sich irgendwann doch Sinn ergibt, kann man ja immer noch darauf zurückkommen und diesen Prozess erneut durchlaufen.

Wenn man sich aber vorstellen kann, diese Aktivität längere Zeit durchzuführen, ist die erste Hürde schon geschafft.

Jetzt sollte man sie sofort aufschreiben, um sie nicht wieder zu vergessen. Das ist nämlich leider etwas, das unserem Kopf ziemlich schnell mal passieren kann.

Das ganze dauert normalerweise keine Minute. Man sollte sich nicht in Tagträumereien verlieren.

Dann kann man wieder zur eigentlichen Beschäftigung zurückkehren. Wenn man gerade eh nichts zu tun hatte – super, dann kann man gleich zum nächsten Schritt gehen.

30 Minuten

Dieser Schritt wird jetzt so bald wie möglich nach dem ersten Schritt durchgeführt. Möglicherweise gibt es halt bloß Verpflichtungen, die einen davon abhalten, es jetzt gleich zu machen.

In diesem mittleren Teil der 30-30-30 Herausforderung geht es jetzt um einen ersten Probedurchlauf.

Man beschäftigt sich mindestens 30 Minuten mit der neuen Ideen und überprüft, ob man sie wirklich mag.
Wenn man danach noch etwas anderes machen muss, sollte man aber auch nicht mehr Zeit dafür verwenden.

Wenn es einem großen Spaß macht, kann man ja damit weitermachen, wenn man das nächste Mal Freizeit hat.

Da man plötzlich die Aktivität durchführen muss, wird sie ziemlich schnell, ziemlich real. Dann kann man sich nicht mehr unrealistische Bilder im Kopf ausmalen und ihnen folgend unvernünftige Entscheidungen treffen.

Man wird praktisch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Jetzt muss man wieder überprüfen, ob man sich wirklich vorstellen kann, langfristig diese Aktivität auszuführen.

Wenn nein, hat man wunderbar rechtzeitig gemerkt, dass es doch nichts für einen ist.
Wenn ja, geht es zur letzten Hürde:

30 Tage

Als letzter Teil der 30-30-30 Herausforderung, muss man 30 Tage am Stück jeden Tag die Aktivität ausführen.

Wenn man das nicht geschafft hat, darf man sich nicht endgültig dazu verpflichten.

Für den Fall, dass die Aktivität das nicht zulässt, muss man sich eine entsprechende Hürde zulegen.

In diesem Schritt geht es jetzt darum, endgültig zu entscheiden, ob man das wirklich langfristig durchziehen kann.

Vieler Dinge wird man nach einer gewissen Zeit überdrüssig. Normalerweise liegt das zum Glück innerhalb dieser 30 Tage Grenze.

Man hat also die Möglichkeit die eigene Motivation zu der Tätigkeit auf ihre Dauerhaftigkeit hin zu überprüfen.
Man erhält erste Einblicke in das damit verbundene Fachwissen. Vielleicht wird man ja abgeschreckt, von der Menge an Verständnis die nötig ist, um das ganze auf dem angestrebten Level durchzuführen.
Man sieht schon erste Fortschritte und kann die eigene Lernkurve in der Zukunft besser einschätzen. Kommt man so schnell zu dem Ziel, das man sich gesteckt hat, wie man es sich vorstellt bzw. vorgestellt hat?
Man kann andere Leute mit ähnlichen Interessen kennenlernen. Vielleicht bilden sich Freundschaften, in denen man sich gegenseitig motivieren kann zum Abschließen dieser 30-30-30 Herausforderung.

Und man muss natürlich überprüfen, ob die Aktivität in das eigene Leben passt. Wenn man keine Zeit dafür hat es zu benutzen, braucht man sich auch kein teures Instrument anschaffen.

Nach dieser Feuerprobe hat man also endlich alle Daten gesammelt, die man für eine Entscheidung braucht:

Die Entscheidung

Kann man sich wirklich vorstellen, das auch die nächsten 30 Jahre durchzuziehen?

Wenn nein: Super, du hast es rechtzeitig gemerkt. Vielleicht hast du ja sogar frühzeitig den letzten Schritt der 30-30-30 Herausforderung abgebrochen. Wie auch immer. Jetzt kannst du endgültig damit abschließen. Du weißt, dass es nicht in dein aktuelles Leben passt.

Wenn ja: Super, du hast etwas gefunden, was du für den Rest deines Lebens machen kannst.
Jetzt darfst du dich auch (nach den Richtlinien der Vernunft) auf langfristige Art und Weise verpflichten.
Zum Beispiel indem du ein teures Instrument kaufst, etc.

Übertragen

Dieses 30-30-30 Herausforderung lässt sich auch auf anderes Übertragen.

  • Erst mal eine Weile zusammen wohnen, bevor man einen Heiratsantrag macht.
  • Möglichst gleich zu Beginn das Studienfach wechseln.
  • Bevor man seinen Beruf komplett wechselt, erst mal ein Praktikum im neuen Beruf machen um sich zu orientieren.
  • Bevor man einer Anzeige folgend etwas kauft, nochmal drüber nachdenken.
  • etc.

Hauptsache man ist vernünftig und nicht vorschnell.

Außerdem lässt sich dieses Vorgehen wunderbar verwenden, um die Einträge auf deiner Bucket List zu überprüfen. Wenn sich herausstellt, dass du es doch nicht willst, musst du vielleicht etwas anderes finden, auf das du in deinem Leben zu arbeiten willst.

Vernünftige Entscheidungen

Julian

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