Künstliche Deadlines sind ziemlich praktisch

Künstliche Deadlines sind wie echte Deadlines. Sie fügen zu einer ansonsten an keine Zeit gebundenen Aufgabe ein Element des Drucks hinzu. Man muss sie vor einem bestimmten Termin erledigt haben, sonst – Nun ja. Das wird denke ich nie festgelegt. Wir Erwachsenen können schließlich auch ohne Drohungen effektiv arbeiten. Und doch ist dieser Druck extrem hilfreich dabei die Aufgabe schneller zu erledigen. Egal ob die Deadline künstlich ist oder echt, sie ist stark motivierend.

Und genau diesen Effekt macht man sich zunutze, wenn man künstliche Deadlines erschafft. Warum sollte man auch auf die anspornende Natur einer solchen Vereinbarung verzichten, wenn sie so einfach zur Verfügung steht. Es ist nämlich wirklich trivial.

Normalerweise wird ein Deadline von außen vorgegeben. Spätester Abgabezeitraum ist XY. Ich brauche das bis zum X.X. Erst wenn das fertig ist, kann der nächste Schritt gestartet werden. Alle warten auf die Fertigstellung.

Künstliche Deadlines warten gar nicht erst darauf, dass andere einen spätesten Zeitpunkt vorgeben. Man wählt einfach selbst einen. Je näher dieser Zeitpunkt, desto stärker die Kraft, die einen dazu treibt die Arbeit zu vervollständigen und dadurch die Deadline einzuhalten. Außerdem: Je öffentlicher deine Verpflichtung diese Deadline einzuhalten ist, desto größer ist ihre Wirkung.

Wahrscheinlich war das sogar dein erster Einwand. Warum sollte ich mich an künstliche Deadlines halten? Es verpflichtet mich doch niemand dazu, außer ich selbst. Aber dieses Problem lässt sich einfach umgehen. Wenn dein Stolz nicht ausreicht dir selbst zu verbieten eine Deadline einfach wieder zu vergessen, die du dir selbst gestellt hast, musst du zu anderen Mitteln greifen. Das einfachste: anderen davon erzählen, dass du dir diese Deadline gesetzt hast.

Sobald jemand anderes davon weiß, steht dein Bild in seinen Augen auf dem Spiel, wenn du die Deadline nicht einhältst. Und erstaunlicherweise ist das – je nach betroffener Person – ein unglaublich starker Antrieb. Am besten du wählst jemanden, dessen Meinung du schätzt und der dich nicht entschuldigt, wenn du es doch nicht schaffst. Sobald du künstliche Deadlines der richtigen Person mitteilst, werden sie genauso wirksam wie echte Deadlines.

„Echte“ Deadlines machen ja oft auch nichts anderes: Wenn du ganz unerwartet nicht schaffst sie einzuhalten, verlierst du das Ansehen deines Chefs. Hier verlierst du eben das Ansehen der anderen Person, der du von der Deadline erzählt hast, die du jetzt einfach so nicht eingehalten hast. Ein wichtiger Hinweis am Rande ist also auch, Deadlines niemals unerwartet nicht einzuhalten. Man weiß oft schon ein paar Tage vorher, wenn man es vermutlich nicht mehr schafft eine Deadline einzuhalten. An dieser Stelle sollte man bereits Bescheid sagen, sodass die Person, die auf die abgeschlossene Arbeit wartet, bereits jetzt neu planen kann. Genauso mit künstlichen Deadlines: kurz Bescheid sagen, dass es verschoben werden muss, kann dich vielleicht noch in den Augen des Anderen retten.

Und doch ist das etwas, das du um fast jeden Preis vermeiden solltest. Deadlines sind nicht dafür da, dass sie verschoben werden können. Halte sie einfach ein. Was ist da schon dabei? In diesem Fall hast du sie doch sogar selbst gewählt. Du müsstest doch schon vorher einschätzen gekonnt haben, wie lange du für diese Arbeit brauchen wirst! Wähle eine realistische Zeit und halte sie ein.

Neben der Informationsweitergabe gibt es aber natürlich auch noch andere Tricks, wie man künstliche Deadlines mit einem Hauch von Ernst versehen kann. Man muss sie einfach mit einem Einsatz verbinden, den man nicht verlieren möchte. Wenn es um viel geht, kannst du auch eine Menge Motivation freisetzen. Am besten du erschaffst einen Punkt ohne Rückkehr. Eine Handlung, die du nicht mehr rückgängig machen kannst, wo dir nichts mehr übrig bleibt, als rechtzeitig dein Ziel zu erreichen. Wenn du es nicht schon jetzt beim Lesen erahnst, wirst du dich spätestens beim Ausprobieren wundern, wie unglaublich effektiv das ist.

Es hat schon einen Grund, das überall Deadlines drangehängt werden. Kannst du ohne Deadlines besser arbeiten? Ich denke nicht. Vielleicht fühlst du dich ja ein bisschen entspannter und produzierst scheinbar bessere Qualität. Aber die wenigsten Menschen sind so stark selbst-motiviert, dass nicht in einer Umgebung ohne Deadlines plötzlich ihre Produktivität einbricht.

Das ist natürlich auch ein erstrebenswertes Ziel: komplett ohne äußeren Druck trotzdem maximale Effektivität zu zeigen. Aber vorher brauchen wir eben Deadlines. Außerdem geben sie durch ihr Zeitfenster ja auch noch Prioritäten vor. Eine weitere Sache, wo wir nicht nachdenken müssen; sehr praktisch. So bleibt mehr Denkkapazität für die eigentliche Aufgabe übrig.

Verwende also einfach künstliche Deadlines, wenn sie nicht mit der Aufgabe mitgeliefert werden. Setze einfach einen Zeitpunkt fest und sorge dann dafür, dass du ihn auch tatsächlich einhalten willst. Indem du anderen davon erzählst und so deinen Ruf aufs Spiel setzt oder mithilfe irgendeines anderen Einsatzes. Vielleicht erschaffst du ja einen Punkt ohne Rückkehr, von dem aus dir tatsächlich nichts anderes mehr übrig bleibt, als vorwärts zu gehen und dein Ziel rechtzeitig zu erreichen.

Schaffst du das? Das ist letztendlich immer die wichtigste Frage. Ich kann echt viel erzählen, je länger du diesen Blog liest, aber wenn du es nicht auch umsetzt, hat es eigentlich gar keinen Sinn. Wirst du künstliche Deadlines einsetzen? Hast du die Selbstkontrolle die nötig ist, um sie konsequent ins Leben zu rufen und dich auch daran zu halten?
Bist du vielleicht so selbst-motiviert, dass du tatsächlich gar keinen äußeren Druck brauchst um effektiv zu arbeiten, wie ich es oben beschrieben habe? Da kannst du echt stolz auf dich sein.

Okay. Du hast jetzt noch eine Minute um diesen Artikel fertig zu lesen. Warum? Weil ich das sage! Sonst – okay. Das ist eine schlechte Deadline. Ich kann schließlich nicht überprüfen, ob du sie einhalten wirst. Und außerdem wirst du diesen Auftrag vermutlich gar nicht annehmen. Warum solltest du auch? Ich kann dich verstehen.

Wenn du aber selbst künstliche Deadlines erschaffst, kannst du jetzt darauf achten, dass sie diese Kriterien erfüllen. Du musst zumindest auf einer intellektuellen Ebene die Aufgabe erledigen wollen. Die Menschen, denen du davon erzählst, müssen überprüfen können, ob du deine Deadline einhältst. Sind diese Voraussetzung erfüllt, steht deiner Deadline eigentlich nichts mehr im Weg. Außer natürlich du bist immer noch zu faul. Da kann ich dann leider auch nichts mehr dran ändern. Viel Erfolg noch im weiteren Leben.

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