Die verzweifelte Suche nach einem besseren Wort

Jeder kennt dieses Problem. Man möchte etwas sagen und kann einfach nicht das perfekte Wort finden. Also sucht man eine Weile in seinem Kopf nach einem besseren Wort, gibt dann aber doch auf und gibt sich mit einer nicht ganz so schönen Lösung zufrieden. Vermutlich versteht der andere einen ja trotzdem. Der Krampf war umsonst, oder? Wozu die Suche nach einem besseren Wort? Man hätte sich gleich von Anfang an mit der simpleren Sprache zufrieden geben sollen. Das hätte genauso gut beim kommunizieren geholfen.

Warum ich auf dieses Problem eingehe? Ich denke wirklich jeder kennt es, egal wie groß sein Wortschatz ist. Wer nur wenige Wörter der Sprache beherrscht, hat dieses Problem möglicherweise öfter. Je größer der Wortschatz allerdings wird, auf den man Zugriff hat, desto größer wird auch der Anspruch an einen selbst, doch bitte adäquate Wörter auszuwählen.
Statt „adäquat“ hätte ich gerade allerdings genauso gut auch „passend“ oder „angemessen“ wählen können. Die Wörter sind hier synonym, was genau hier passiert ist weiß ich nicht. Es hat sich glaub ich schöner angehört, allerdings demonstriert es auch gleich die andere Richtung, um die man sich bemühen kann: Einfachheit der Sprache. Möglichst viele sollen es möglichst einfach verstehen. Besonders, wenn man von vielen gehört wird, viele den Text lesen, ist das von enormer Bedeutung. Niemand hat den selben Wortschatz wie ich. Verwende ich die einfachen (bekannten) Wörter, können mich mehr Menschen ohne Probleme verstehen. Es ist niemandem geholfen, wenn ein Wort zu kompliziert ist. Ich werde nicht verstanden, die andere Person versteht nicht und ist möglicherweise über mich, oder noch schlimmer: über sich selbst, verärgert. Das muss man doch nicht forcieren, oder?
Ups, erzwingen.

Suche nach einem besseren Wort

Wieso es dazu kommt ist jetzt klar: Wir streben danach überhaupt Wörter zu finden, um uns verständlich machen zu können, oder eben Wörter zu finden, die das Konzept, das man kommunizieren will, noch besser beschreiben.

Und vielleicht kann man das Problem schon dadurch umgehen, dass man sich ein anderes Ziel setzt: Statt nach wortgewandten Ausdrucksweisen, kann man auch nach allgemeinverständlicher, einfacher Sprache sprechen. Das ist, je mehr Wörter du kennst, oft genauso schwierig, wie die Suche nach einem genaueren Wort. Wie kann ich diesen Satz noch einfacher ausdrücken? Wie kann ich noch verständlicher Sprechen, ohne dass es unangenehm wird? Welchen Wortschatz kann ich beruhigt im Gespräch mit diesem Gegenüber verwenden?

Das ist allerdings ein Problem für ein anderes Mal. Heute geht es um den Fall, dass du dich tatsächlich auf die Suche nach einem bessere Wort, also einem Wort, das das Konzept noch besser beschreibt, begibst, weil du das Gefühl hast, dass simple Sprache nicht ausreicht. Hier kann es natürlich helfen den eigenen Wortschatz zu vergrößern, indem man sich selbst mit Wörtern aus dem entsprechenden Bereich konfrontiert, allerdings stößt man sehr schnell auf eine unüberwindliche Barriere. Das ist ein echtes Problem:

Das Problem mit Sprache

Vergleiche doch mal die Anzahl der möglichen Ideen, Konzepte und Vorstellungen, die du dir ausmalen kannst oder die alle Menschen zusammen sich ausmalen können, mit der Anzahl der Wörter in deiner Sprache, die in der heutigen Zeit noch verwendet werden. Hier gibt es eine klare Diskrepanz. Es gibt unglaublich viel mehr Konzepte als einzelne Wörter. Und dabei sind auch die ganzen Füllwörter wie „und“ mit eingerechnet.

Zuerst ist das ja noch kein Problem. Exakt deswegen kann man Wörter ja so vielfältig kombinieren. Durch die Verbindung mehrere Wörter, zum Beispiel „unglaublich viel mehr“ statt „mehr“, kann man die Konzepte, die man ausdrücken möchte, noch besser beschreiben. Aber irgendwann ist auch hier Schluss. Jeder weiß instinktiv, dass es Dinge gibt, die man nicht mal mit allen Wörtern der Welt beschreiben könnte. Hier kannst du gar kein besseres Wort finden, egal wie lange du suchst. Dann musst du einfach darauf hoffen, dass dein Gegenüber dich trotzdem versteht.

verschiedene Lösungen

Zum einen ist hier das Erlernen einer anderen Sprache vorzuschlagen. Jede Sprache ist anders, ihre Wörter entsprechen sich niemals exakt. Je mehr Sprachen du beherrscht, desto mehr Konzepte kannst du dementsprechend korrekter abbilden. (Solange dein Gesprächspartner die Sprache auch kann.)
Gleichzeitig kann dir das aber auch in deiner Muttersprache helfen. Die neue Sprache bringt dir neue Perspektiven auf die Welt bei und du findest dadurch womöglich eine bessere Formulierung, als es dir ohne diese Veränderung in deinem Denken möglich wäre. Das ist auch einer der wichtigsten Gründe Sprachen zu lernen:

Wir denken in Worten (+ Gefühlen). Je mehr Worte dir zur Verfügung stehen, desto breiter ist das Spektrum der Dinge, die du denken kannst, die du dementsprechend in der Welt erkennen kannst, mit denen du arbeiten kannst, die du verstehst. Eine neue Sprache zu lernen ist der beste Weg sich diese Konzepte zu erschließen, die einem vorher unzugänglich waren. Ein neues Wissensgebiet zu erschließen ist im Prinzip das selbe, nur auf einem viel kleineren Maßstab und – im Bezug auf den Wortschatz – mit einem viel kleineren Wirkungsgrad: Man lernt ein paar neue Fachbegriffe dazu, um die Spezialkonzepte dieses Faches angemessen beschreiben zu können.

auf Körpersprache vertrauen

Das ist die andere Option, die dir übrig bleibt, wenn das Lernen einer neuen Sprache dich nicht um die Worte bereichert hat, die du brauchst, um dich verständlich auszudrücken: Körpersprache oder besser gesagt nonverbale Signale.

Nonverbale Signale machen bereits jetzt mehr als 70% der beim Kommunizieren ausgetauschten Informationsmenge aus. Wenn du an Stimmfärbung und Gesichtsausdruck denkst, ist das vermutlich am leichtesten verständlich. Darüber hinaus stehen dir allerdings noch viele weitere Kanäle offen, wenn du lernst sie zu benutzen, um das zu kommunizieren, was du aussagen willst, kommt es viel stärker bei deinem Gegenüber an, egal, ob er trainiert ist, diese Signale bewusst zu erkennen oder nicht.

Wir nehmen sie bei anderen immerhin genauso unterbewusst auf, wie wir sie bei uns selbst aussenden. Deshalb können sie auch nicht Lügen. Lügen entstehen erst in dem bewusst denkenden Bereich unseres Gehirns. Was du allerdings machen kannst, ist deinen inneren Zustand entsprechend zu verändern, dass er zum gesagten passt. Erlaube dir selbst diese Ehrlichkeit, anstatt dich sogar innerlich zu zensieren. Überwinde Ängste, die ansonsten vielleicht alles überschatten. Dann wird deine Körpersprache viel exakter bezüglich der Dinge, die du sagen möchtest. Dann wirst du verstanden, egal welche Wörter du benutzt.

Haben all diese Artikel eine Daseinsberechtigung?

Die Daseinsberechtigung für einen Artikel ist nur dann gegeben, wenn man auch einen handfesten Grund für seine Existenz angeben kann. Andernfalls hat man nicht nur die Zeit aller Leser, sondern auch die eigene verschwendet. Warum genau sollte man das tun? Anstatt einen Artikel zu schreiben hätte man etwas anderes machen können, das viel stärker auf die eigenen Ziele hinführt. Angenommen zumindest, dass das durch das Schreiben von Artikeln nicht gegeben ist. Ist es das doch, haben sie ja eine Daseinsberechtigung. Sie zu schreiben bringt dich deinen Zielen näher. Sie zu veröffentlichen ist dann nur ein zusätzlicher Schritt, um dich stärker zum Artikelschreiben zu motivieren.

Das war eben eine einfache Beispielantwort. Stellt man sich diese Frage nach der Daseinsberechtigung von Dingen, die man mit viel Aufwand erschaffen hat, ernsthaft, wird man gezwungen das eigene Verhalten zu überdenken. Ist es wirklich so gut, dass es inzwischen zu meiner Gewohnheit geworden ist, jeden Tag einen Artikel zu schreiben? Wäre diese Zeit nicht vielleicht besser aufgehoben, wenn ich sie in irgendetwas anderes investiere? Sobald man beginnt die eigenen Zeitinvestitionen zu messen, kommt man nicht mehr um eine Rechenschaft für eine so vergleichsweise große Zeitinvestition herum. Jeden Tag eine Stunde mindestens. Das addiert sich ziemlich schnell hoch. Vor allem, weil ich früher deutlich langsamer hierbei war.

Aber zurück zum Thema. Ich habe mich selbst nach der Daseinsberechtigung all dieser Artikel auf diesem Blog gefragt. Warum sollten sie existieren? Welchen Grund habe ich jeden Tag einen weiteren Artikel zu schreiben, den vielleicht niemand lesen wird? (Die Aufrufe der einzelnen Artikel sind (wie erwartet) etwa auf einer Hyperbel verteilt: ein paar wenige mit vielen, der Rest alles fast nichts. Neue Artikel fallen mit größter Wahrscheinlichkeit in diesen großen, linken Bereich.) Mir sind ein paar Argumente eingefallen, die unterschiedlich gut kritischen Inspektionen standhalten. Im folgenden ist eine Auswahl präsentiert, sodass ihr möglicherweise besser versteht, was mich dazu antreibt, hier jeden Tag erneut einen Artikel zu veröffentlichen.

Haben all diese Artikel eine Daseinsberechtigung? weiterlesen

Chancen und Gefahren des Denkschwall Phänomens

Gestern Abend hatte ich ein beeindruckendes Erlebnis. Einen Denkschwall. So habe ich das Phänomen getauft, denn so hat es sich angefühlt. Ich wurde praktisch von Gedanken überrollt, die endlich auch mal gedacht werden wollten. Sie sind geradezu aus mir heraus geströmt – in einem großen Schwall, der eine ganze Stunde angedauert hat und dann von mir zwangsweise unterbrochen wurde, weil ich dringend schlafen musste. Noch jetzt spüre ich die Nachwirkungen des Geisteszustands, in dem ich mich dabei befunden habe. Höchst Kreativ trifft es nur ansatzweise. Gleichzeitig waren da schließlich noch diese Themen, über die ich unbedingt mal nachdenken wollte. Und vielleicht noch mehr? Wer weiß. Das kann ich erst beurteilen, wenn es mir nochmal passiert.

Chancen und Gefahren des Denkschwall Phänomens weiterlesen

Was hältst du von 20 Minuten Denken pro Tag?

20 Minuten Denken am Tag ist eine hervorragende Gewohnheit. Und ich meine nicht das normale Denken, das jeden deiner wachen Schritte begleitet. Ich meine klare, möglicherweise zielgerichtete andernfalls sich in alle Richtungen ausdehnende Gedanken. Wie häufig denkst du solche Gedanken? Bei den meisten Menschen geht das völlig unter. Wenn sie doch mal solche Gedanken denken, brechen sie es schnell wieder ab, weil das Gefühl unangenehm ist. Sie sind einfach nicht mehr daran gewöhnt.

Und dementsprechend entgehen ihnen dann auch eine Menge der Vorteile die aus dieser Praxis erwachsen. Ich persönlich bin ein großer Fan davon. Ich habe sogar einen großen Kalender in meinem Zimmer hängen, an dem ich jeden Tag abhake, an dem ich erfolgreich 20 Minuten Denken eingebaut habe. Man muss sich bloß daran erinnern, dann findet man bestimmt Zeit dafür. Und der Versuch die Kette der Häkchen nicht zu unterbrechen ist in diesem Fall Erinnerung genug. Es handelt sich schließlich um eine Gewohnheit, die nicht mit allzu großen unangenehmen Gefühlen verbunden ist. Am Anfang deckt man vielleicht einige Dinge auf, vor denen man bisher immer davon gelaufen ist, aber auch das ist eigentlich eine positive Erfahrung. Und später überwiegen eindeutig all die Erkenntnisse, die du über dein Leben und alles darin ziehen kannst. Nur ein kleines bisschen Nachdenken das nicht direkt auf die Lösung eines Problems gerichtet ist, kann dir eine Menge über dein Leben verraten. Schließe es nicht daraus aus. Das ist eine viel wichtigere Investition als fast alles andere, was du noch mit deiner Zeit anfangen kannst.

20 Minuten Denken

Die Regeln sind einfach und die daraus resultierenden Vorteile zahlreich. Reserviere 20 Minuten deines Tages für Denken. Hier darfst du nichts anderes machen als nachdenken. Denke weit und frei über alles mögliche nach, beschränke dich nicht auf einzelne Probleme, die du lösen möchtest. Und höre nicht auf, bevor du nicht mindestens 20 Minuten deinen Gedanken freien Lauf gelassen hast. Wenn du es richtig machst, wirst du nach 20 Minuten bestimmt noch nicht aufhören wollen. Lasse dich ruhig noch ein bisschen weiter davon mittragen. Je länger du das machst, desto interessanter werden deine Erkenntnisse. Irgendwann werden sie allerdings vorerst versiegen, dann darfst du aufhören. Vor dem nächsten Mal, solltest du irgendetwas erleben, deinen Kopf mit neuen Ideen füttern, sodass du neue Gedanken denken kannst.

Mitschreiben

Wenn du willst, halte deine Gedanken in Stichpunkten fest. Viel mehr kannst du natürlich nicht schnell genug mitschreiben. Aber eine gewisse Information, über was du alles nachgedacht hast, ist später sicherlich sehr interessant. Außerdem hat das noch einen weiteren praktischen Nebeneffekt: Es macht deinen Kopf frei. Das alleine sollte schon Ansporn genug sein, diese Gewohnheit täglich durchzuführen. Wie das geschieht ist simpel:

Grundsätzlich gilt, dass dein Kopf alles loslassen kann, was du aufgeschrieben hast. Er muss es nicht mehr ständig wiederholen, sodass du es auch ja nicht vergisst. Wenn du dich daran zurück-erinnern möchtest, musst du ja nur auf dem Blatt nachschauen. Je mehr du deine Gedanken also aufschreibst, desto mehr von ihnen können deinen Kopf verlassen. Das macht ihn frei für wichtige Gedanken, die bisher einfach unter einem großen Haufen oberflächlicher Dinge erstickt wurden. Es macht dein Denken klar und was will man mehr?

Klare Gedanken sollte das oberste Ziel dieser Bemühungen sein. Sie sind unglaublich praktisch in deinem Leben und lassen sich wunderbar einfach dadurch erreichen, dass du eine gewisse Zeit auf freies und weites Denken investierst. Zum Beispiel 20 Minuten Denken pro Tag, die genauen Zeiten bleiben allerdings dir überlassen. Hauptsache du denkst überhaupt und zwar mehr als eine gewisse Menge am Stück. Es muss ja nicht jeden Tag sein, aber mit einer gewissen Übung erkennst du, ab wann du den Haufen weg-geschaufelt hast und an die besonders guten Gedanken kommen kannst.

Tagesreflektion

Das sollte deine Hauptbeschäftigung sein, sobald du all die Dinge aufgeschrieben hast, die deinen Kopf so stark blockieren, dass du an nichts anderes mehr denken kannst (auch bekannt als Braindump). Du erkennst die Gelegenheit, sobald der Strom der Gedanken langsamer wird und du mit dem Aufschreiben hinterher kommst. Jetzt solltest du dir also ein gewisses Ziel setzen: Was ist heute alles passiert?

Welche interessanten Ideen oder wichtigen Einfälle hattest du, die du vergessen hast aufzuschreiben, an die du dich allerdings jetzt zurück-erinnern kannst? Schreibe sie auf. Was resultiert daraus für dich in Zukunft? Wie hast du dich bei deinen heutigen Aktivitäten gefühlt? Wie in Interaktionen mit anderen? Welche Fehler hast du heute gemacht und wie kannst du aus ihnen lernen? All diese Fragen werden bestimmt Antworten finden, wenn du nach ihnen suchst. Jeder fühlt etwas und die eigenen Gefühle zu erkennen ist der erste Schritt zur Selbstkenntnis. Jeder macht Fehler und die eigenen Fehler zu kennen, ermöglicht dir aus ihnen zu lernen. Aus deinen Fehlern zu lernen bedeutet, dass du jeden Tag Schritt für Schritt besser wirst. Wer könnte mehr von einem Menschen erwarten?

Und schließlich solltest du auch festlegen, wie du all diese Erkenntnisse umsetzen wirst. Was bedeutet das für dein Leben? Wie wirst du dich in Zukunft anders verhalten. Schreibe es auf, dann kannst du in einer zukünftigen Sitzung deine Fortschritte überprüfen.

die großen und wichtigen Fragen

Jetzt hast du Zeit über sie nachzudenken. Wenn du eine in deinen Gedanken bemerkst, stürze dich darauf. Überlege dir erste Antworten, bedenke all die Konsequenzen und Auswirkungen, die diese Frage hat. Verschiebe sie nicht auf später. Wann sonst, willst du dich darum kümmern?

Die wenigsten Leute denken rechtzeitig über die großen Fragen des Lebens nach. Sie beginnen damit, wenn sie durch äußere Umstände gezwungen werden und sind dann logischerweise ziemlich knapp dran. Da ist es doch besser, wenn du eine angemessene Menge Zeit investiert hast, über diese Fragen nachzudenken.

Keine Sorge, du musst sie ja nicht heute beantworten, aber denke zumindest über sie nach. Eines Tages wirst du froh sein, dass du ihnen schon so viele Gedanken gewidmet hast.

Selbsterkenntnis

Wenn du 20 Minuten Denken jeden einzelnen Tag betreibst, erhältst du ziemlich schnell ziemlich wertvolle Daten. Schon nach dem ersten Mal, weißt du, was dich aktuell beschäftigt. Nach ein paar Mal kannst du einen gewissen Verlauf erkennen. Und mit der Zeit wirst du die großen Themen benennen können, die dich schon lange und vor allem immer wieder beschäftigen. Das ist eine sehr mächtige Variante der Selbsterkenntnis. Lasse sie dir nicht entgehen!

Selbstbetäubung im ganz großen Maßstab

Gedanken denken kann unangenehm sein. Besonders wenn es große Gedanken sind, die weit über unsere üblichen Reaktionen auf die Umwelt hinausgehen (Bewunderung, Verärgerung, Überlegungen, …). Es bleiben die eigentlich nur zwei Optionen. Entweder du nimmst die Herausforderung an und lernst diese großen Gedanken zu Ende zu denken. Spürst ihre Macht und wirst mit der Zeit immer besser darin. Oder du betäubst dich selbst, damit du nicht so viele schwierige Gedanken denkst. Im ersten Fall dauert es ein wenig, aber irgendwann hat man sich daran gewöhnt und spürt nur noch die Vorteile. Die zweite Variante, Selbstbetäubung, geht sehr viel einfacher und schneller und noch dazu haben wir vermutlich schon eine Menge Übung.

Grundsätzlich gilt schließlich, dass alles, was dich vom Denken abhält, diese Gedanken betäubt. Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten. Sobald man irgendetwas arbeitet und dabei Anweisungen befolgt, denkt man nicht mehr über etwas anderes nach. Nur in dem Fall, dass alles andere, was man auch noch gleichzeitig macht, so stark automatisiert ist wie atmen und genauso ungesteuert funktioniert, kann man gleichzeitig große Gedanken denken. Und anscheinend lässt sich dieser Zustand relativ einfach vermeiden. Schon einen Kuchen backen erfüllt die Anforderungen. Dabei wirst du ja vermutlich ein Rezept verwenden, oder?

Selbstbetäubung

Es gibt hier einen wichtigen Teufelskreis zu beachten. Je öfter man die eigenen Gedanken betäubt, desto weniger ist man daran gewöhnt tatsächlich zu denken, desto unangenehmer sind die Situationen, in denen es vielleicht doch dazu kommt. Und je unangenehmer das denken ist, desto schneller wird zu einer betäubenden Maßnahme gegriffen. Diese Variante ist ganz einfach die einfachere.

Alternativ brauchst du einen starken inneren Drang diese Herausforderung zu bestehen. Besonders am Anfang wird es viel Überwindung kosten. Du kannst eine Gewohnheit einführen, die dafür sorgt, dass du jeden Tag eine gewisse Zeit nur für denken verwendest. Aber man kann nicht einfach auf Befehl große Gedanken denken. Vielleicht wirst du ja mit Übung ein wenig besser darin, aber die eigentliche Herausforderung liegt woanders. Wenn die großen Gedanken einfach so kommen, musst du bereit sein. Anstatt nach Selbstbetäubung zu greifen, musst du dann die Gedanken zu Ende denken. Und wenn du gerade dringend etwas anderes machen musst, schreib dir zumindest die Themen auf, sodass du später darüber nachdenken kannst. Andernfalls werden sie verloren gehen und du hast einmal mehr deine Gedanken unterdrückt. Entsprechend ist für später aufschreiben auch nur die Notlösung. Versuche im Zweifelsfall immer sofort nachzudenken, die Gedanken zu Ende zu führen und auch all die Dinge zu machen, zu denen deine Gedanken geführt haben. Zieh es auch durch, sonst haben deine Gedanken nichts gebracht.

ist antrainiert

Was für eine haltlose Behauptung? Denk mal darüber nach, was die Hauptaufgabe eines jeden Schülers ist. Möglichst schnell (genug) und korrekt alle angegebenen Aufgaben bearbeiten. Das ewige Faktenlernen und Aufgaben üben trainiert es dir an, in Tests wird es abgefragt: Wie gut bist du schon im kopflosen Aufgaben befolgen. Natürlich muss man eventuell denken, um die Aufgaben zu lösen, aber dann ist auch das ein Teil der Aufgabe, der eben nicht explizit aufgeschrieben wurde. Nur in Kunst haben sie das nicht. Hier kann es einfach nicht funktionieren. In jedem anderen Schulfach könnten sie gegeben werden, aber nicht in Kunst. Natürlich gibt es auch hier Anforderungen, die zu befolgen sind, aber wer exakte Anweisungen will, ist an der falschen Stelle und wird nicht sehr weit kommen.

Nirgendwo in der Schule bringen sie dir bei, große Gedanken zu denken, wenn sie in deinem Kopf auftauchen. Diese Gedanken konsequent zu Ende zu denken, wenn sie schon mal da sind. Und dann auch all diese Dinge durchzuziehen, die du jetzt als erforderlich erkannt hast. (Oder zumindest diese Erkenntnisse in der nächsten relevanten Situation auch bedenken.) Das ist doch mal eine gute Fähigkeit. Nur leider musst du sie dir selbst beibringen.

Wieso funktioniert das so? Ganz einfach, das alles ist …

ein altes System

Als unser Schulsystem entwickelt wurde, gab es nichts wichtigeres als gehorsame Bürger. Gebildet genug um komplexe Aufgaben durchzuführen, aber nicht bereit selbst zu denken. Ganz viele Zahnrädchen für das große System. Inzwischen gab es natürlich einige Verbesserungen. Es sind viele Schritte in die richtige Richtung gegangen worden. Aber das System ist immer noch das selbe wie damals. Noch immer wird den Leuten jahrelang demonstriert, dass sie nur die Anweisungen befolgen müssen, um sich erfolgreich selbst betäuben zu können und wie angenehm das ist.

Denn nicht denken müssen ist eindeutig angenehm. Solange man darin steckt, merkt man gar nicht was einem entgeht. Die wenigen Berührungen mit echten Gedanken werden wieder abgebrochen, weil sie so unangenehm sind – oft lange bevor man darüber nachdenkt, wie gefährlich es ist nicht zu denken. Wenn man das einmal macht, kommt man womöglich auf einen anderen Pfad. Einen Pfad, auf dem man versucht so viele echte Gedanken wie möglich zu denken und mit der Zeit immer besser wird. Mit viel Training wird dann denken genauso angenehm wie nicht denken und gleichzeitig viel sinnvoller. Dann hat man kein Problem mehr Situationen des Nicht-Denkens zu bemerken und zu vermeiden. Sie fühlen sich nicht mehr so sinnvoll an.

An sich könnten also immer wieder einige Menschen dieser Senke entfliehen. Aber es sind viel weniger, als man aufgrund der bisherigen Informationen erwarten würde. Wieso? Es kommt noch ein weiterer Effekt dazu.

kopfloser Konsum

Ich nenne ihn kopflos, weil man nichts denken muss. Und wenn man nicht denken muss, sondern die ganze Zeit von außen überflutet wird, betäubt das die Gedanken. Fernsehen funktioniert noch viel besser als Anweisungen befolgen. Kein Wunder, dass es ein fester Bestandteil vieler Tagesabläufe ist.

Das ganze verstärkt sich selbst. Wer einmal verlernt große Gedanken zu denken, dem fällt es immer schwerer den krallen der Alternativen zu entkommen, die alle so angenehm sind. Besonders kopfloser Konsum zerstört die Zeiten, in denen du eine Chance hättest dich gegen die Einflüsse deiner Arbeit zu wehren. (Hier musst du vermutlich Anweisungen befolgen, um Geld zu bekommen.) Freizeit sollte nicht mir Selbstbetäubung vollgepumpt werden, sondern kreativ gestaltet werden. Du solltest Dinge machen, die dich persönlich weiterbringen und zum denken anregen. Und du solltest natürlich auch Platz für diese Gedanken machen. Wer weiß welche tollen Sachen du alles denken wirst.

Es bleibt nur noch eine Frage: traust du dich das auch?

Wenn man beim Lesen Ideen hat

Es gibt ja verschiedene Gründe zum Bücherlesen. Wenn man zur Entspannung einen Roman liest, kann man natürlich auch Ideen haben, weil man endlich mal entspannt über sein Leben nachdenkt. (anstatt zu lesen :/) Diese sind bestimmt auch interessant und verdienen, wenn du denn Lust hast, auch die nachfolgend beschriebene Behandlung. Das ist allerdings nicht das Szenario, das mir vorschwebt, wenn ich davon spreche, dass man beim Lesen Ideen hat.

Wenn man beim Lesen Ideen hat weiterlesen

Algorithms to Live By und unsere Probleme

„Algorithms to Live By“ von Brian Christian und Tom Griffiths macht eines besser als alles andere: dem Leser eine beruhigende Perspektive auf all die schwierigen Probleme zu geben, mit denen er tagtäglich zu kämpfen hat. Zu manchen von ihnen wurden simple und erwiesenermaßen optimale Lösungsstrategien gefunden. Andere wiederum sind erwiesenermaßen schwer: man kann sie nicht in vertretbarer Zeit optimal lösen. Aber vielleicht ist ja „gut genug“ gut genug? In diesem Fall stehen dir wieder verschiedene Taktiken zur Auswahl.

Ganz davon abgesehen ist oft nicht mal die optimale Strategie so perfekt wie wir es uns wünschen. Es ist einfach unmöglich keine Fehler zu machen und auch die optimale Herangehensweise kann das nicht verhindern. Aber genau deswegen unterscheidet man ja zwischen Vorgehen und Ergebnis. Und außerdem gibt dir das eine gewisse Beruhigung: Auch wenn es immer wieder mal nicht zu 100% klappt, befolgst du trotzdem schon die optimale Strategie. Noch besser ist einfach unmöglich, Fehlschläge gehören dazu.

Wie genau erreicht „Algorithms to Live By“ all diese weisen Einsichten im Leser? Es präsentiert die Lösungen die Computerwissenschaftler über die Jahre gefunden haben, als Rechner Schritt für Schritt den selben Problemen begegnet sind, mit denen wir auch jeden Tag zu kämpfen haben. Das Bild der Maschine, die stur alle Möglichkeiten durchprobiert, bis die beste gefunden wurde, ist einfach veraltet. Das ist nun mal gar nicht mehr möglich bei den unglaublich komplexen Problemen, mit denen sie sich heute beschäftigen. Stattdessen wurden andere Strategien entwickelt, um trotz dieser großen Komplexität ziemlich gute Lösungen zu finden. Strategien, die auch wir Menschen anwenden können und sogar überraschenderweise sehr oft bereits instinktiv anwenden. Wer hätte das gedacht? Allerdings kann man sich jetzt anscheinend nicht mehr gegen diese Erkenntnis wehren: Evolution hat uns mit einigen (fast) optimalen Algorithmen ausgestattet, die uns dabei helfen mit möglichst wenig Energieaufwand erfolgreich die Welt um uns herum zu navigieren.

Algorithms to Live By

Das ganze wurde in 11 verschiedenen Bereichen demonstriert. Optimales Stoppen, Erkunden oder Ausnutzen, Sortieren, Zwischenspeichern, Ablaufplanung, Bayes’sche Regeln, Überanpassung, Entspannung, Zufall, Netzwerke und Spieltheorie. Was das alles zu bedeuten hat, erkläre ich gleich. Wie genau die Auswirkungen und Erkenntnisse der einzelnen Bereiche zu verstehen sind, wird in zukünftigen Artikeln erläutert.

Optimierungsprobleme

Wann immer eine Entscheidung getroffen werden soll, gilt es zwischen folgenden zwei Optionen abzuwägen. Nach welchem Standard kann man die einzelnen Optionen vergleichen? Solange man das nicht weiß, muss man Informationen sammeln, um eine gute Entscheidung treffen zu können. Je länger man Informationen sammelt, desto besser kann man beurteilen, ob eine bestimmte Option gut ist, desto größer ist allerdings auch die Wahrscheinlichkeit, dass man die beste Option bereits verpasst hat. Angenommen, dass man also nie wieder zurück kann und Optionen sofort auswählen kann, ist der beste Mittelweg nach 37% der Möglichkeiten von der Erkundungsphase zur Entscheidungsphase zu wechseln, in der man eine Option sofort auswählt, wenn sie die aktuellen Erwartungen übertrifft.

Das bietet die besten Erfolgschancen besonders sobald die Menge der Auswahlmöglichkeiten immer größer und größer wird. (Bei zufällig raten geht die Chance gegen null.) Gleichzeitig hast du allerdings immer noch nur eine 37% Wahrscheinlichkeit die beste Option auszuwählen und damit in 63% der Fällen nicht die beste Entscheidung getroffen. Aber wie gesagt: Sogar optimale Lösungen sind nicht so perfekt, wie wir es uns wünschen würden, und gerade hast du eindeutig eine ziemlich gute Option abbekommen.

Sobald man dann allerdings auch nur eine der Annahmen verändert, z.B. zweite Chancen zum Auswählen erlaubt, bereits vorher einen gewissen Vergleichsstandard kennt, oder eine objektive Messzahl hast, wer wie gut ist, ändert sich alles. Für jeden dieser Fälle gibt es neue optimale Strategien, die du allerdings erst mal in Erfahrung bringen müsstest, um sie optimal einzusetzen.
Andererseits wurde auch in zahlreichen Studien bewiesen, dass wir Menschen diese Prinzipien schon ziemlich erfolgreich instinktiv anwenden. Vielleicht brauchst du dir also gar keine so großen Sorgen zu machen.

Andere Szenarien der Optimierungsprobleme umfassen zum Beispiel die Abwägung zwischen Erkunden und dem Ausnutzen der erlangten Informationen und die Entscheidung, welche Dinge man zwischenspeichert und welche man vergisst. Letzteres Beispiel erklärt zum Beispiel auch die Funktionsweise unseres eigenen Gedächtnisses, welches auch ein optimales System darstellt angesichts der unglaublich riesigen Menge an Daten, mit denen es jeden Tag bombardiert wird.

Ablaufplanung

In diesem Spezialfall der Optimierungsprobleme wird eine besondere Regel besonders klar: je nachdem was du optimieren willst, sind verschiedene Ansätze die besten Strategien. Möchtest du möglichst selten Verspätung haben erfordert das eine andere Strategie, als wenn du eine möglichst geringe Gesamtverspätung erzielen willst. Vielleicht musst du allerdings auch bedenken, dass Kontextwechsel Zeit kostet, oder Prioritäten für die verschiedenen Aktivitäten beachten. In jedem Fall ändert sich die optimale Strategie. Sehr oft verwenden wir sie bereits instinktiv. Zu wissen wann welche optimal ist, hilft dir allerdings auch dabei zu erkennen, nach was du aktuell optimierst und dein Ziel möglicherweise zu ändern. Das alles macht diesen Bereich besonders spannend.

mit Komplexität umgehen

Ich überspringe hier zwar gerade einiges, aber das zweite große Thema des Buches nach diesen klassischen Optimierungsproblemen sind die Strategien im Angesicht von Problemen, die sich nicht vollständig berechnen lassen. In diesen Fällen musst du zu Kampf-geprüften Taktiken der Computerwissenschaft greifen und möglichst simple Lösungen bevorzugen, die Regeln und Begrenzungen strategisch entspannen, bis du das Problem lösen kannst, und dich vom Zufall unterstützen lassen. All das kann dabei helfen doch noch eine gute Lösung zu finden.

viele weitere Themen

Ich habe irgendwie gerade das Gefühl, dass ich den Umfang dieses Buches nicht wirklich korrekt abbilden kann. Weiterhin werden zum Beispiel Erkenntnisse aus der Netzwerkoptimierung und der Spieltheorie präsentiert und dir erklärt, warum du bereits instinktiv ziemlich gut darin bist, die Zukunft anhand weniger Datenpunkte vorauszusagen – anhand von Vorinformationen die dein Gehirn bereits seit deine Geburt für dich sammelt. Alles sehr spannend und so aufklärend, dass ich dieses Buch eindeutig auf die Liste der Pflichtlektüren für alle (lesenden) Menschen setze.

Lies das Buch selbst und lass dich vom darin umgesetzten Humor in die Welt der Computerwissenschaft hineintragen. Gleichzeitig bleibt es allerdings immer unglaublich leicht auf deinen Alltag übertragbar und leicht verständlich. Ein absolutes Meisterwerk, dass du dir nicht entgehen lassen solltest. Also, worauf wartest du noch?

Kann man mehrere Bücher auf einmal lesen?

Mehrere Bücher gleichzeitig angefangen auf dem Nachttisch liegen zu haben ist eine weit verbreitete Sache. Das passiert einfach schnell, wenn man mehrere spannende Bücher in der Nähe hat und hat keine offensichtlichen Nachteile. Vielleicht braucht man auch einfach mal eine Pause von dem Buch, das man gerade liest, und greift deshalb zum nächsten. Aber ist das wirklich so simpel?

Als jemand der viel liest, komm ich gar nicht darum herum mich früher oder später mit diesem Problem auseinanderzusetzen. Und wie sich herausgestellt hat ist dieses Verhalten sehr praktisch, um das eigene Interesse am Lesen zu steigern. Auch wenn man gerade mal keine Lust auf das aktuelle Buch hat, kann man trotzdem bereitwillig Zeit ins Lesen investieren – man hat ja noch mehr Bücher. Weiterhin kann man sich auch in einem Buch fest-lesen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Niemand zwingt dich schließlich dazu das erste angefangene Buch zuerst fertig zu lesen, bevor du das nächste überhaupt in die Hand nimmst.

Allerdings zeigt das ganze auch leicht übersehbare Tücken. Das sind Dinge, die einem nur auffallen, wenn man einen besonderen Augenmerk auf die Aspekte des Lesens legt, die dadurch behindert werden. Manchmal ist das gar nicht so schlimm, in anderen Fällen macht man den Sinn des Bücherlesens an sich kaputt. Man muss also vorsichtig sein. Lerne diese Tücken kennen, sodass du ihnen ausweichen kannst, sobald du selbst mal zwei oder mehr angefangene Bücher zur selben Zeit auf deinem Nachttisch wiederfindest.

Mehrere Bücher gleichzeitig lesen

Diese Formulierung ist vielleicht etwas verwirrend. Es ist nicht gemeint, dass man sie gleichzeitig offen hat und gleichzeitig verschiedene Sätze in verschiedenen Büchern liest. Das ist schließlich unmöglich. Gemeint ist, dass sich mehrere Bücher in dem Stadium befinden, wo man angefangen hat sie zu lesen und bereits eine nicht vernachlässigbare Seitenzahl hinein-gelesen hat, sie allerdings noch nicht fertig-gelesen hat. Man „liest“ sie sozusagen gerade, auch wenn sie nur in der Ecke liegen. Von dieser Variante des Lesens, kann man gleichzeitig eine größere Menge Bücher horten und wie schon gesagt bietet das einige Vorteile.

Zum einen hast du viel mehr Motivation zum weiterlesen, da du eine größere Auswahl an Büchern zur Verfügung hast, aus denen du Auswählen kannst. Gleichzeitig musst du hier aber auch aufpassen, dass es nicht so weit kommt, dass du dich nicht mehr entscheiden kannst. Das wäre dann ein sehr ärgerlicher Nebeneffekt. Zum anderen muss man nicht damit warten ein neues Buch zu beginnen, bis man das vorherige fertig-gelesen hat. So kann man sich zwischenzeitlich über ein neues Thema informieren oder einfach das Buch weiterlesen, in dem man sich gerade aus Versehen fest-gelesen hat, als man es aufgeschlagen hat. Und solche Bücher sind doch am allerbesten zum lesen, oder?

Weiterhin könnte man so viel besser die Inhalte der verschiedenen Bücher verbinden und dadurch eine viel umfassendere Perspektive auf die beiden behandelten Felder erlangen. Das ist allerdings nur möglich, solange es sich bei diesen Büchern nicht um Geschichten handelt, sondern um eine mehr oder weniger wissenschaftliche Erklärung bestimmter Konzepte. Im Falle der Geschichten braucht man sich ehrlich gesagt überhaupt keine Sorgen über die gleich vorgestellten Probleme machen. Ihre Auswirkungen sind praktisch vernachlässigbar. Im zweiten Fall, also sobald man etwas aus dem Buch lernen möchte, muss man schon sehr viel vorsichtiger sein. Die einzige Ausnahme bilden Bücher, die nur eine lose Ansammlung mehrere Themen darstellen. (z.B. Schulbücher) Hier sollte man die einzelnen Themen so behandeln, wie es hier weiterhin für ganze Bücher empfohlen wird, was eigentlich kein Problem darstellen sollte.

das Problem

Neben den offensichtlichen Dingen wie einer längeren Zeit zwischen Beginn und Ende des Lesens eines Buches und Entscheidungsproblemen, welches man jetzt fortsetzen sollte, gibt es noch ein sehr schwerwiegendes Problem, das einige nervige Konsequenzen nach sich zieht. Es geht um folgendes:

Sobald man ein Buch liest, werden eine Menge Informationen in deinen Kopf geladen. Sie sammeln sich im Laufe des Lesens an und helfen dabei später die großen Zusammenhänge identifizieren zu können. Sie sind einfach grundsätzlich wichtig, um das Buch optimal durchsteigen zu können. Jedes mal, wenn du das Buch aus der Hand legst, versucht dein Gehirn logischerweise all diese Dinge für den nächsten Durchgang bereit zu legen. Trotzdem dauert es eine Weile, bis du, sobald du das Buch das nächste Mal zur Hand nimmst, wieder auf dem Stand bist, den du direkt vor dem Weglegen hattest. Das ist sozusagen die Ladezeit, die aus dem Kontextwechsel entsteht und je mehr du aus einem Buch lernen kannst, desto größer ist auch diese Menge an Informationen die geladen werden muss.

Wenn du jetzt mehrere Bücher gleichzeitig liest, bedeutet dass zum einen, dass dein Kopf mehrere, verschiedene Sets von Informationen aufbewahren muss, eine ungleich schwerere Aufgabe, vor allem, weil gar nicht sicher ist, wann du das nächste mal im ersten Buch weiterliest. Außerdem kann man nicht einfach jeden Tag ein Stückchen in allen Büchern lesen, außer man hat wirklich mehrere Stunden Zeit. Man braucht ja wegen des Kontextwechsels beim Öffnen eines anderen Buches erneut eine halbe Stunde, bevor es überhaupt Sinn ergibt, dass man das Buch überhaupt in die Hand genommen hat.

Das führt dann dazu, dass du entweder ein Buch komplett pausierst, bis du ein anderes, was du zwischendurch angefangen hast, fertig gelesen hast, was logischerweise für das Verständnis des ersten nicht gerade förderlich ist. Oder eben, dass man das Verständnis beider Bücher völlig verhindert, indem man ständig hin und her wechselt und so logischerweise nur noch die Oberflächlichen Informationen mitnehmen kann, die dann auch schnell wieder vergessen sind.

wichtige Strategien

Zum einen könnte man sich natürlich entscheiden nur ein Buch, aus dem man etwas lernen möchte, gleichzeitig anzufangen. Möglicherweise ist diese Option allerdings nicht in deinem Geschmack. Dann muss man sich allerdings klare Strategien überlegen, um die Probleme zu vermeiden, die ich eben beschrieben habe.

Zuallererst muss man unbedingt die Anzahl der Bücher beschränken, die gleichzeitig gelesen werden dürfen. Sagen wir mal drei. Sobald man dieses Limit erreicht hat, muss man erst mal eines von ihnen fertig lesen oder das Lesen erst mal abbrechen, bevor man zum nächsten greifen darf.

Außerdem ist es unglaublich wichtig, dass du pro Lese-Sitzung nur ein einziges Buch in die Hand nehmen darfst. Dadurch ist es fast schon so, als ob du nur ein aktives Buch hast, da du dich nicht selbst dadurch sabotieren kannst, dass du mehrere Bücher in schnellem Wechsel hintereinander ergreifst. Dieser Schutz ist also unglaublich wichtig. Aber selbst dann, wenn er tatsächlich integriert ist, ist das noch lange nicht mit dem zu vergleichen, was man aus einem Buch herausholen kann, wenn man es als einziges liest und danach erst das nächste.

Bist du ein Morgenmensch oder ein Abendmensch?

Ob man ein Morgenmensch oder ein Abendmensch ist, ist eine der wichtigsten Sachen, die man über sich selbst wissen kann. Wer sich dessen bewusst ist, kann seine Tage viel gewinnbringender gestalten und dadurch mehr Zufriedenheit erlangen. Wer dieses Wissen hat, ist bereits den ersten, großen Schritt auf dem Weg der Selbst(er)kenntnis gegangen, einen Pfad, dem jeder von uns folgen sollte. Sich selbst zu kennen kann schließlich nur Vorteile haben. Du kannst viel mehr Rücksicht auf deine Schwächen nehmen oder ihnen zumindest ausweichen und sie gar nicht zur Geltung kommen lassen. Du kannst deine Stärken gezielt ausnutzen und ganz bewusst nach Dingen streben, von denen du weißt, dass du sie magst und dass sie dich interessieren.

Du kannst dieses Wissen sogar an andere kommunizieren und ihnen dadurch die schwierige Aufgabe abnehmen das alles selbst herausfinden zu müssen. (Etwas, das nur wenige sich antun, und dann nur bei Leuten, die ihnen sehr wichtig sind.) Hier ist dann aber auch noch eine weitere Fähigkeit nötig. Wie kann man diese Dinge erfolgreich an andere kommunizieren, also auf eine Art und Weise, dass sie sie interessiert annehmen und akzeptieren, anstatt sie abzustoßen? Ohne das kannst du schließlich nicht den Nutzen ernten, den ich gerade präsentiert habe. Wie genau das funktioniert ist allerdings eine Unterhaltung für ein anderes mal. Am besten du lernst es selbstständig, dann bleibt es eh am besten hängen. Jetzt geht es erst mal um die viel grundlegendere Unterscheidung zwischen einem Morgenmensch und einem Abendmensch.

Du kannst ganz einfach herausfinden, zu welcher dieser beiden Kategorien du gehörst. Es verlangt nur ein bisschen „in dich hinein horchen“ und Zurückblicken auf dein Leben. Bist du morgens produktiver oder abends bis spät in die Nacht? Das ist die relevante Unterscheidung: wo liegt dein Produktivitätsmaximum. Das hat übrigens auch nichts mit Frühaufsteher sein zu tun. Früh aufstehen ist eine Frage der Übung. Jeder kann es lernen. Wichtig ist, ob es dir überhaupt etwas bringen würde. Bist du vor 12 Uhr mittags für etwas sinnvolles zu gebrauchen? Oder kann man erst abends, wenn die meisten anderen schon wieder müde im Bett liegen mit deinen besten geistigen Ergüssen rechnen? Finde es heraus und mache dir die Konsequenzen unwiderruflich klar. Du darfst es nie wieder vergessen dürfen, das ist eine höchst wichtige Information über dich selbst:

Bist du ein Morgenmensch oder ein Abendmensch? weiterlesen

Warum jeder Handysperrzeiten einführen sollte

Handysperrzeiten sind genau das wonach sie sich anhören: Sperrzeiten, in denen die Nutzung deines Handys nicht gestattet ist. Besonders relevant ist das Abends und in der Nacht. Und natürlich dehnt sich das auch noch auf mehr aus, als nur dein Handy. Es geht schließlich nicht direkt um dein Handy, sondern um die Vermeidung bestimmter Aktivitäten, für die dein Handy nur das bekannteste und verständlichste Beispiel ist.

Warum jeder Handysperrzeiten einführen sollte weiterlesen