Chancen und Gefahren des Denkschwall Phänomens

Gestern Abend hatte ich ein beeindruckendes Erlebnis. Einen Denkschwall. So habe ich das Phänomen getauft, denn so hat es sich angefühlt. Ich wurde praktisch von Gedanken überrollt, die endlich auch mal gedacht werden wollten. Sie sind geradezu aus mir heraus geströmt – in einem großen Schwall, der eine ganze Stunde angedauert hat und dann von mir zwangsweise unterbrochen wurde, weil ich dringend schlafen musste. Noch jetzt spüre ich die Nachwirkungen des Geisteszustands, in dem ich mich dabei befunden habe. Höchst Kreativ trifft es nur ansatzweise. Gleichzeitig waren da schließlich noch diese Themen, über die ich unbedingt mal nachdenken wollte. Und vielleicht noch mehr? Wer weiß. Das kann ich erst beurteilen, wenn es mir nochmal passiert.

Der Denkschwall

In meinen Augen wird hiervon eine Phase umfasst, in der man seine „Gedanken auf hohem Niveau“ gar nicht mehr eindämmen kann, weil so viele von ihnen nach außen drängen. Man kann stundenlang mitschreiben und sind sind immer noch nicht erschöpft. Wer es einmal erlebt, ist unglaublich beeindruckt von der eigenen Denkkapazität in diesem Moment und versucht sie logischerweise wieder zu erreichen.

Normalerweise kann man ja sowieso nie eine Denkpause machen. Unsere Gedanken trudeln immer weiter und weiter durch unser Gehirn. Nur mit viel Übung kann man sie beim Meditieren zum schweigen bringen oder mit intensiver Konzentration auf eine einzige Sache, ein einziges Problem lenken. Das sind dann in gewisser Hinsicht schon Pausen von unseren konstanten, uninteressanten Gedanken, die durch die Umwelt induziert werden. Sie haben keine Bedeutung. Niemand ärgert sich darüber, dass er sich schon ein paar Minuten danach oft nicht mehr an das generelle Thema erinnern kann, über das er vorher nachgedacht hat.

Man sollte diese alltäglichen Gedanken einfach ignorieren, wenn nicht genau sie oft die Quelle vereinzelter interessanter Gedanken wären. Immer wieder gibt es einen kleinen Funken, einen interessanten Einblick in die Welt um sich herum. Und dann geht der Funken wieder aus und man trottet weiter durch die selbe (düstere) langweilige Gedankenlandschaft wie vorher. Kann man das vermeiden? Vielleicht, wenn man den Funken sofort auffängt und ein Feuer daraus baut. Ich bin allerdings nicht ganz sicher, ob das funktioniert. Ohne Übung bekommt man es sicherlich nicht in Gang, aber woher nimmt man dann die Übung? Es bleibt nur Versuch und Irrtum und ein ganz klares Bild, wo man hin möchte:

als Brand

Um die Metapher der interessanten Gedanken als Funken, die man möglicherweise zu Lagerfeuern der guten Ideen machen kann, weiterzuführen, ist ein solcher Denkschwall ein regelrechter Brand. Man versucht ihn niedrig zu halten. Wer zur Selbstbetäubung greift ist vielleicht sogar erfolgreich. Aber dann bricht er doch aus. Man kann ihn nicht mehr zurückhalten. Vielleicht hat man Angst. Es bleibt jedenfalls nicht viel mehr übrig als mitzulaufen und die Gedanken zu Ende zu denken:

Sie wollen raus? Lass sie raus. Das sind unglaublich interessante Einblicke, die du schon lange aufgestaut hast. Du solltest niemals versuchen sie zum schweigen zu bringen. Lerne sie stattdessen zu lieben. Versuche einen ähnlichen Effekt selbstständig nachzubilden. Der Zustand indem sich dein Kopf dann befindet, diese unglaubliche Kreativität (mir fehlt ein besseres Wort) war genau das: unglaublich. Man will sie erneut erreichen, um zu überprüfen, ob man sich das alles nur eingebildet hat – obwohl man all seine Gedanken mitgeschrieben hat.

Ist das ein Spiel mit dem Feuer? Womöglich.

Die Gefahren

Wer hat bei einem solchen Brand noch Kontrolle darüber, in welche Richtung sich die Gedanken weiterentwickeln? Vor allem, da man im Augenblick gar kein Interesse daran hat, sich selbst zu unterbrechen, sondern viel lieber sehen will, wohin das alles noch führt, ist das eine sehr brisante Frage. Nur mit deutlicher Willensanstrengung ist es überhaupt möglich. Regelmäßige Meditation, bei der man seine Gedanken zum Schweigen bringen möchte, macht es eventuell einfacher. Und manchmal ist es auf jeden Fall möglich. Du wirst selbst erkennen können, wenn du Gedanken denkst, die du lieber nicht denken solltest.
Dann bleibt dir nichts anderes übrig, als deinen Gedanken gezielt auf ein anderes Thema zu richten, sodass sie sich jetzt hierum drehen und vielleicht sogar ganz neue Lösungen zu alten Problemen finden.

Weiterhin könnte es die Möglichkeit geben, dass du deine Gedankenwelt so toll findest, dass du sie nie wieder verlassen möchtest. Wenn du dann inaktiv wirst und nie versuchst diese Erkenntnisse in der echten Welt umzusetzen, deine Träume Realität werden zu lassen, waren deine ganzen Gedanken umsonst. (Dich selbst stört das dann nicht mehr, du hast ja deine Gedankenwelt.)

Ist das wirklich möglich vollkommen in einer Gedankenwelt zu versinken? Ich denke schon. Man kennt doch derartige Beispiele, oder? Ob das der Eingang dorthin ist, kann ich allerdings nicht bestätigen. Möglich klingt es auf jeden Fall.

Und natürlich wird man durch diesen Denkschwall vom Arbeiten abgehalten. Wie schon gesagt, wenn er einmal ausgebrochen ist, hat man kaum eine Chance, als mitzulaufen und ihn zu ende zu denken.

Vorteile

Sobald du steuern kannst, in welche Richtung sich der Denkschwall bewegt, kannst du diese ganze angestaute Kreativität möglicherweise ganz gezielt auf deine Probleme lenken. Stell dir mal vor, wie viele neue hilfreiche Perspektiven und frische Lösungsansätze das bringen kann. (Die Vorstellung der daraus resultierenden Kapazität zum strategischen Denken hat mich gerade sehr fasziniert! – ich konnte gar nicht weiterschreiben.)

Was wäre, wenn du das auf deine Selbstverbesserung lenkst. Ich bin der Meinung, du würdest in Windeseile, einer großen Menge Selbstkenntnis Herr werden und beeindruckende Dinge über die Welt realisieren. Neue Perspektiven und Ansätze sind einfach überall hilfreich.

Jetzt ist es jedenfalls deine Aufgabe, über die ganzen Vorteile nachzudenken, die Konsequenzen auszuloten. So begeistert davon zu werden, dass du danach strebst es nachzubilden.

Der Ursprung

Ich denke in meinem Fall kam es durch das anstauen von Gedanken. Ich trainiere das (strategische) Denken seit mehreren Wochen jeden Tag. Vor meinem Denkschwall hatte ich zwei Tage damit ausgesetzt und einen großen Haufen neue Erlebnisse gehabt. Ist das der eigentlich Grund? Vielleicht. Ich werde es erst noch herausfinden müssen. Vielleicht kann man ein solches Erlebnis auch haben, ohne die eigenen Gedanken mehrere Tage zu verschließen.

ein wichtiger Hinweis

Denk ans aufschreiben deiner Gedanken! Das macht deinen Kopf klar, du kannst später anderen davon erzählen und vor allem kannst du zurückgehen und andere Gedankengänge fortsetzen, wenn einer jemals versiegen sollte. Außerdem kannst du dann am nächsten Tag an der Stelle weitermachen, an der du heute aufhören musstest. Das werde ich zumindest versuchen. Wünsch mir Glück!

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