Kann man mehrere Bücher auf einmal lesen?

Mehrere Bücher gleichzeitig angefangen auf dem Nachttisch liegen zu haben ist eine weit verbreitete Sache. Das passiert einfach schnell, wenn man mehrere spannende Bücher in der Nähe hat und hat keine offensichtlichen Nachteile. Vielleicht braucht man auch einfach mal eine Pause von dem Buch, das man gerade liest, und greift deshalb zum nächsten. Aber ist das wirklich so simpel?

Als jemand der viel liest, komm ich gar nicht darum herum mich früher oder später mit diesem Problem auseinanderzusetzen. Und wie sich herausgestellt hat ist dieses Verhalten sehr praktisch, um das eigene Interesse am Lesen zu steigern. Auch wenn man gerade mal keine Lust auf das aktuelle Buch hat, kann man trotzdem bereitwillig Zeit ins Lesen investieren – man hat ja noch mehr Bücher. Weiterhin kann man sich auch in einem Buch fest-lesen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Niemand zwingt dich schließlich dazu das erste angefangene Buch zuerst fertig zu lesen, bevor du das nächste überhaupt in die Hand nimmst.

Allerdings zeigt das ganze auch leicht übersehbare Tücken. Das sind Dinge, die einem nur auffallen, wenn man einen besonderen Augenmerk auf die Aspekte des Lesens legt, die dadurch behindert werden. Manchmal ist das gar nicht so schlimm, in anderen Fällen macht man den Sinn des Bücherlesens an sich kaputt. Man muss also vorsichtig sein. Lerne diese Tücken kennen, sodass du ihnen ausweichen kannst, sobald du selbst mal zwei oder mehr angefangene Bücher zur selben Zeit auf deinem Nachttisch wiederfindest.

Mehrere Bücher gleichzeitig lesen

Diese Formulierung ist vielleicht etwas verwirrend. Es ist nicht gemeint, dass man sie gleichzeitig offen hat und gleichzeitig verschiedene Sätze in verschiedenen Büchern liest. Das ist schließlich unmöglich. Gemeint ist, dass sich mehrere Bücher in dem Stadium befinden, wo man angefangen hat sie zu lesen und bereits eine nicht vernachlässigbare Seitenzahl hinein-gelesen hat, sie allerdings noch nicht fertig-gelesen hat. Man „liest“ sie sozusagen gerade, auch wenn sie nur in der Ecke liegen. Von dieser Variante des Lesens, kann man gleichzeitig eine größere Menge Bücher horten und wie schon gesagt bietet das einige Vorteile.

Zum einen hast du viel mehr Motivation zum weiterlesen, da du eine größere Auswahl an Büchern zur Verfügung hast, aus denen du Auswählen kannst. Gleichzeitig musst du hier aber auch aufpassen, dass es nicht so weit kommt, dass du dich nicht mehr entscheiden kannst. Das wäre dann ein sehr ärgerlicher Nebeneffekt. Zum anderen muss man nicht damit warten ein neues Buch zu beginnen, bis man das vorherige fertig-gelesen hat. So kann man sich zwischenzeitlich über ein neues Thema informieren oder einfach das Buch weiterlesen, in dem man sich gerade aus Versehen fest-gelesen hat, als man es aufgeschlagen hat. Und solche Bücher sind doch am allerbesten zum lesen, oder?

Weiterhin könnte man so viel besser die Inhalte der verschiedenen Bücher verbinden und dadurch eine viel umfassendere Perspektive auf die beiden behandelten Felder erlangen. Das ist allerdings nur möglich, solange es sich bei diesen Büchern nicht um Geschichten handelt, sondern um eine mehr oder weniger wissenschaftliche Erklärung bestimmter Konzepte. Im Falle der Geschichten braucht man sich ehrlich gesagt überhaupt keine Sorgen über die gleich vorgestellten Probleme machen. Ihre Auswirkungen sind praktisch vernachlässigbar. Im zweiten Fall, also sobald man etwas aus dem Buch lernen möchte, muss man schon sehr viel vorsichtiger sein. Die einzige Ausnahme bilden Bücher, die nur eine lose Ansammlung mehrere Themen darstellen. (z.B. Schulbücher) Hier sollte man die einzelnen Themen so behandeln, wie es hier weiterhin für ganze Bücher empfohlen wird, was eigentlich kein Problem darstellen sollte.

das Problem

Neben den offensichtlichen Dingen wie einer längeren Zeit zwischen Beginn und Ende des Lesens eines Buches und Entscheidungsproblemen, welches man jetzt fortsetzen sollte, gibt es noch ein sehr schwerwiegendes Problem, das einige nervige Konsequenzen nach sich zieht. Es geht um folgendes:

Sobald man ein Buch liest, werden eine Menge Informationen in deinen Kopf geladen. Sie sammeln sich im Laufe des Lesens an und helfen dabei später die großen Zusammenhänge identifizieren zu können. Sie sind einfach grundsätzlich wichtig, um das Buch optimal durchsteigen zu können. Jedes mal, wenn du das Buch aus der Hand legst, versucht dein Gehirn logischerweise all diese Dinge für den nächsten Durchgang bereit zu legen. Trotzdem dauert es eine Weile, bis du, sobald du das Buch das nächste Mal zur Hand nimmst, wieder auf dem Stand bist, den du direkt vor dem Weglegen hattest. Das ist sozusagen die Ladezeit, die aus dem Kontextwechsel entsteht und je mehr du aus einem Buch lernen kannst, desto größer ist auch diese Menge an Informationen die geladen werden muss.

Wenn du jetzt mehrere Bücher gleichzeitig liest, bedeutet dass zum einen, dass dein Kopf mehrere, verschiedene Sets von Informationen aufbewahren muss, eine ungleich schwerere Aufgabe, vor allem, weil gar nicht sicher ist, wann du das nächste mal im ersten Buch weiterliest. Außerdem kann man nicht einfach jeden Tag ein Stückchen in allen Büchern lesen, außer man hat wirklich mehrere Stunden Zeit. Man braucht ja wegen des Kontextwechsels beim Öffnen eines anderen Buches erneut eine halbe Stunde, bevor es überhaupt Sinn ergibt, dass man das Buch überhaupt in die Hand genommen hat.

Das führt dann dazu, dass du entweder ein Buch komplett pausierst, bis du ein anderes, was du zwischendurch angefangen hast, fertig gelesen hast, was logischerweise für das Verständnis des ersten nicht gerade förderlich ist. Oder eben, dass man das Verständnis beider Bücher völlig verhindert, indem man ständig hin und her wechselt und so logischerweise nur noch die Oberflächlichen Informationen mitnehmen kann, die dann auch schnell wieder vergessen sind.

wichtige Strategien

Zum einen könnte man sich natürlich entscheiden nur ein Buch, aus dem man etwas lernen möchte, gleichzeitig anzufangen. Möglicherweise ist diese Option allerdings nicht in deinem Geschmack. Dann muss man sich allerdings klare Strategien überlegen, um die Probleme zu vermeiden, die ich eben beschrieben habe.

Zuallererst muss man unbedingt die Anzahl der Bücher beschränken, die gleichzeitig gelesen werden dürfen. Sagen wir mal drei. Sobald man dieses Limit erreicht hat, muss man erst mal eines von ihnen fertig lesen oder das Lesen erst mal abbrechen, bevor man zum nächsten greifen darf.

Außerdem ist es unglaublich wichtig, dass du pro Lese-Sitzung nur ein einziges Buch in die Hand nehmen darfst. Dadurch ist es fast schon so, als ob du nur ein aktives Buch hast, da du dich nicht selbst dadurch sabotieren kannst, dass du mehrere Bücher in schnellem Wechsel hintereinander ergreifst. Dieser Schutz ist also unglaublich wichtig. Aber selbst dann, wenn er tatsächlich integriert ist, ist das noch lange nicht mit dem zu vergleichen, was man aus einem Buch herausholen kann, wenn man es als einziges liest und danach erst das nächste.

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