Warum regelmäßiges Entschleunigen so wichtig ist

Entschleunigen ist eine interessante Wortneuschöpfung, die erst in unserer modernen Welt überhaupt Bedeutung erlangt. Es geht darum den Geschwindigkeitsdrang aus unserem Leben zu entfernen, der uns sonst tagtäglich begleitet. Irgendwie wissen wir alle tief in uns drin, dass es sich dabei nun mal nicht wirklich um die beste Variante handelt das Leben zu bewältigen. Und jeder, der Entschleunigen schon mal erlebt hat, kann bestätigen, dass es wirklich nur zu empfehlen ist – wenn man denn die Zeit dafür findet.

Produktivität

Genau das ist nämlich das Problem. Alles in unserer modernen Welt muss so schnell wie möglich geschehen, sodass wir immer mehr und mehr in die selbe Zeit hinein quetschen können und noch produktiver sind. Immer mehr Produktivität ist das Motto, warum wir unser Leben an der Zeit ausrichten, die wir für schließlich alles mögliche verbrauchen. Und das schlimmste: Das alles bewirkt kaum eine Verbesserung. Die kurzfristigen Gewinne in der Produktivität für Personen, die gerade erst mit diesem Abhetzen anfangen, werden langfristig durch den erhöhten Stress zunichte gemacht. Es wird praktisch unmöglich entspannt im Jetzt zu leben, sobald man einmal in der Spirale der ewigen Beschleunigung festhält.

Beschleunigen und immer Größere Errungenschaften in immer geringerer Zeit zu erreichen ist langfristig nur möglich, wenn man dabei seine innere Ruhe nicht verliert. Und das ist nun mal unglaublich schwierig. Wer sich selbst immer weiter abhetzt, kommt schnell aus dem Gleichgewicht – oft ohne es überhaupt zu merken, weil nun mal gar keine Zeit da ist, um sich mit sich selbst zu beschäftigen. Und so geht das dann eine ganze Weile weiter. Wenn der Stress mal weniger wird, erschafft man sich selbst neue Projekte. Man ist fast schon süchtig nach diesem Gefühl der (Schein-)Produktivität. Aber das lässt sich einfach nicht aufrechterhalten.

Genauer gesagt gibt es genau zwei Möglichkeiten, wie der Zyklus unterbrochen wird: entweder du brichst völlig zusammen und wirst zu einer Pause gezwungen oder du wählst freiwillig und absichtlich die Entschleunigung. In beiden Fällen legst du eine Pause ein. In beiden Fällen hast du eine Chance in Zukunft dein Leben anders zu leben.
Allerdings steht von diesem beiden Optionen nur Entschleunigen auf der Liste der Aktivitäten, die ich Leuten empfehle. Genauer gesagt regelmäßiges Entschleunigen. Nur dadurch kann der Effekt dauerhaft aufrecht erhalten werden. Es passiert zu leicht, dass man sich wieder in den Stress der „normalen“ Welt mitreißen lässt, wenn man statt regelmäßigem einmaliges Entschleunigen wählt.

Entschleunigen

Sobald du zu sehr im Stress versinkst, zieht die Welt praktisch an deinen Augen vorbei, ohne dass du es überhaupt merkst. Nur wenn du ab und zu innehältst und sie beobachtest, kannst du sie in ihrer vollen Schönheit bewundern. Das ist etwas wirklich wichtiges für alle, die nicht nur unsichtbare, unberührte Passanten in dieser Welt sein wollen.

Entschleunigen bedeutet sich von all diesen äußeren Zwängen zu lösen, die einen zur Geschwindigkeit antreiben und lernen wieder im Hier und Jetzt zu leben. Einfach nur zu existieren. Einen größeren intrinsischen Sinn hat das Leben sowieso nicht.

Darauf aufbauend kann man sich ja wieder daran erfreuen in gewissen, klar begrenzten Zeiträumen nach maximaler Effizienz zu streben. Aber diese Beschleunigung darf sich nun mal nicht auf dein ganzes Leben ausdehnen, solange du dadurch deine innere Ruhe verlierst. Das hat nur negative Auswirkungen.

Wähle also regelmäßiges Entschleunigen. Das bewahrt deine innere Ruhe. Dir bieten sich verschiedenste Möglichkeiten:

Sabbatjahr

Die berühmteste Variante und gleichzeitig auch die Aufwendigste. Man muss gleich für mehrere Monate, möglicherweise ein ganzes Jahr aus dem System aussteigen. Gleichzeitig bietet das allerdings auch die deutlichsten Auswirkungen. Die zahlreichen neuen Erfahrungen ermöglichen dir schließlich am besten mit deinem alten Verhalten (Leben) abzuschließen und eine gesündere Variante zu wählen. Du kannst dich dadurch aus der Hektik deines ursprünglichen Alltags komplett lösen und die Welt auf eine Art und Weise erkunden, die vorher unmöglich war.

Das ist also eindeutig die deutlichste Variante des Abschaltens. Wem das zu viel ist, dem bieten sich allerdings noch einige andere, weniger zeitaufwendige Optionen:

Urlaub

In welcher Hinsicht ist Urlaub entschleunigend? Ganz einfach, solange du nicht auf die Idee kommst möglichst viel aus deiner kurzen Auszeit machen zu wollen, sondern den Weg des nicht-Planens einschlägst. Einfach existieren, die Dinge auf sich zu kommen lassen, bestimmt keinen unerwünschten Verpflichtungen nachgehen.

Es geht um das Abschalten und einfach mal entspannen, gerne auch mit Freunden. Nur so kann man den Abstand von seiner täglichen Arbeit bekommen, den man an dieser Stelle unbedingt braucht. All die Verpflichtungen, Probleme, Aufgaben und Pläne einfach mal vergessen. Dein Kopf ist dadurch unglaublich frei. In ein paar Tagen kannst du dich ja wieder damit beschäftigen.

Wer es schafft aus seinen Wochenenden entschleunigende Erlebnisse zu machen ist wirklich zu beneiden.

tägliche Rückzüge

Spaziergänge in der (unberührten) Natur oder auch einfach Meditation können auch schon entschleunigend wirken. Wie immer geht es darum den Alltagsstress zu vergessen, abzuschalten und einfach nur zu existieren. In so kurzen Zeitabschnitten ist die Wirkung natürlich begrenzt, aber für einen Tag reicht es auf jeden Fall.

entschleunigende Arbeit?

Eben habe ich die Entschleunigung in der eigenen Freizeit beschrieben, aber geht das auch während der Arbeitszeit?

Hierbei ist es unglaublich wichtig zu schaffen sich von krampfhafter Zeitmessung zu lösen. Uhren entfernen, nicht wirklich darauf achten kann schon der erste Schritt sein. Deadlines vielleicht vermeiden? Der einfachste Schritt der mir einfällt wäre möglichst oft Flow-Erlebnisse zu erschaffen.

Die andere Option wäre im Wald arbeiten. Weitab von „Zivilisation“ und generell in einem Betrieb der in Hundertjahresschritten denkt. Hier kann man gar nicht anders als entschleunigt zu werden.

Fazit

Entschleunigen erfordert einen gewissen Aufwand deinerseits. Du musst dich dafür entscheiden und es zielgerichtet in dein Leben integrieren. Gelegentlich geschieht es einem auch unabsichtlich. Auf diese seltenen Glücksfälle kann man sich aber nicht verlassen.

Der Aufwand lohnt sich aber auf jeden Fall. Entschleunigen bringt dir vergessene Lebensqualität zurück, stellt deine innere Ruhe wieder her und gibt dir eine Perspektive auf dein Leben, die du dringend nötig hast.

Welche der Sachen, die du jeden Tag machst, brauchst du wirklich? Welche Deadlines sind eigentlich unwichtig und können eliminiert werden? Wo kannst du mehr im Hier und Jetzt leben?

Ein simpleres Leben ist ein glücklicheres, gesünderes Leben. Entschleunigen bringt dich dorthin.

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