Veränderung als Status Quo ist fast schon ein Widerspruch in sich. Entweder man hat den Status Quo, also eine Situation, die schon „immer“ so war, oder man hat Veränderung. Insbesondere ständige Veränderung steht dem Konzept des Status Quo im Weg. Ein Zustand, der fix ist – das ist die Bedeutung eines Status Quo. Veränderung ist das Gegenteil davon. Und das einzige was letztendlich bestehen bleibt, wenn man ständige Veränderung erreicht, ist die Veränderung selbst.
Und genau darum geht es: Das Gefühl der Veränderung zum Status Quo machen. Veränderung ist allgegenwärtig. Sie verliert ihren negativen Beigeschmack. Du wirst dazu ermächtigt den Pfad deines Lebens selbst in die Hand zu nehmen. Ständige Veränderung als Status Quo ist eine mächtige Situation. Wer einmal die Möglichkeiten erkannt hat, die das eröffnet, wird es für eine ganze Weile nicht mehr loslassen wollen. Aber eines bleibt noch ungeklärt: Warum?
Normalerweise funktioniert es anders. Wenn Veränderung nicht der Status Quo ist, ist es etwas anderes. Es gibt immer einen Status Quo und wenn man versucht ihn zu ändern, sträubt sich etwas in uns dagegen. Veränderung und generell das Neue wird von unserem Gehirn automatisch mit unangenehmen Gefühlen verbunden. Und das ergibt auch Sinn: Neues könnte gefährlich sein. Halte dich lieber fern davon. Neugierde kann das teilweise noch ausgleichen. Man kommt aber nur so und so weit.
Logischerweise fällt einem Veränderung also schwer. Der Status Quo ist einfacher. Hier muss man sich nicht auch noch vor dem Unbekannten fürchten. Am einfachsten ist es immer noch einfach immer weiter das zu machen, was man schon macht. Einfach das Steuer an die eigenen Gewohnheiten und den Zufall, der sie erschafft, abgeben anstatt selbstständig Veränderungen zu erstreben. Den Status Quo kennt man schließlich schon. So schlimm ist die Situation doch gar nicht. Damit kann man zurechtkommen.
Aber so simpel ist die Entscheidung nicht. Man kann nicht einfach guten Gewissens die Kontrolle aufgeben, um dem Schmerz der Veränderung zu entkommen. Zum einen will man ja vermutlich sein Leben selbst gestalten. Das klappt logischerweise nur, wenn man auch etwas gestaltet (=verändert). Zum anderen ist der Status Quo nicht so unschuldig, wie du vielleicht denkst. Es gibt dabei folgendes Problem:
Status-Quo-Drift
Auch der Status Quo ist nicht fix. Der einzige Unterschied zu willentlicher Veränderung: die Veränderungen schleichen sich unbemerkt ein. Du siehst sie nicht kommen und wählst sie bestimmt nicht bewusst aus. Der Zufall ergibt einfach, dass sie Teil deines regelmäßigen Verhaltens werden. Auch der Status Quo unterliegt ständiger Veränderung. Du merkst es bloß nicht, weil es nicht mit der selben Angst vor dem Unbekannten verbunden ist, die mit aktiver Veränderung einhergeht.
Und nicht nur das. Es fehlt offensichtliches jegliches darüber nachdenken. Woraus sonst sollte schließlich im aktiven Fall die Angst entstehen. Und das ist gefährlich. Zufällige Verbesserung ist nicht steuerbar. Beziehungsweise sie hängt vollkommen von deiner Umwelt ab und lässt sich deshalb kaum vorhersagen. Bist du in einer Umgebung, in der du dazulernen musst, um zu überleben, (z.B. eine Sprache) wirst du das auch schaffen. Du wirst dich zu jemandem verändern, der eine weitere Sprache lernen kann. Ist das eine gute Veränderung? Ich denke schon. Vermutlich ist die Veränderung sogar so groß, dass man sie tatsächlich bemerkt.
Aber so einfach ist es nicht immer. Die meisten Veränderungen laufen völlig unter deinem Radar hindurch. In der Abwesenheit krasser Situationen wie eine völlige Kommunikationsunmöglichkeit gibt es logischerweise trotzdem Veränderung. Sie ist lediglich noch zufälliger und banaler. Du machst irgendetwas neues? Später nochmal. Schon wird es zu einer losen Gewohnheit. Wenn der Zufall so will, kommst du noch öfter in entsprechende Situationen und die neue Gewohnheit festigt sich immer weiter. Du hast sie in keiner Weise selbst ausgewählt und designt. Aber trotzdem ist sie jetzt da, deine neue Gewohnheit. Sie wird in Zukunft dein Verhalten bestimmen. Offensichtlich Veränderung und du hast es höchst wahrscheinlich nicht mal gemerkt. Und solange du es nicht merkst, kannst du dich nicht dagegen wehren.
Die Wurzel
Immerhin kann diese neue Gewohnheit ja alles mögliche sein. Vielleicht rauchst du neuerdings. Vielleicht machst du jetzt regelmäßig Sport. Vielleicht hat sich dein Ausgabeverhalten deinem neuen Gehalt angepasst. Vielleicht schreist du inzwischen regelmäßig deine Frau an. Was auch immer es ist, willst du das wirklich? Wenn nicht, wie wirst du es wieder los?
Naiv-erweise könnte man denken, man rutscht immer mehr in Richtung des Durchschnitts. Weiter vorne gestartete, fallen zurück. Zurückgefallene holen auf. Aber so einfach ist es nicht. Stattdessen herrscht fast überall ein Abwärtsdrift vor. Wo man sich nicht explizit als erfolgreich ansieht, hat man tief im Inneren ein Selbstbild, das einen immer tiefer sinken lässt. Überlässt man dem Zufall das Steuer, degradiert das eigene Leben in einer unaufhörlichen Abwärtsspirale. Wir alle starten ziemlich weit oben. Für alle gibt es noch Platz nach unten.
Ab und zu passiert einem natürlich auch eine gute Veränderung. Aber willst du das dem Zufall überlassen? Willst du das Steuer loslassen und darauf hoffen, dass du trotzdem bei einem lohnenswerten Ziel ankommst? Oder willst du dein Leben und vor allem die Veränderung darin selbst in die Hand nehmen. Sie antreiben – und zwar genau in die Richtung, die du willst. Neben der simplen Schlussfolgerung sein Selbstbild zu Verändern und den eben beschriebenen Drift auszunutzen – auch sehr empfehlenswert und genau das, was Schlüsselgewohnheiten machen – gibt es dafür natürlich noch weitere Optionen:
Veränderung nutzen
Lerne Veränderung für dich auszunutzen und du wirst sehr weit kommen.
Lerne sie kennen. Verstehe, wie es sich anfühlt. Unterscheide die Angst vor dem Unbekannten von den begründeten Bedenken. Lerne das Gefühl der Veränderung zu erkennen und wertzuschätzen. Wähle deine Veränderungen selbst und verwirkliche sie in deinem Leben. Veränderung zu verwenden bietet dir eine hervorragende Möglichkeit ständig neue Aspekte in dein Verhalten, dein ganzes Leben aufzunehmen und alte fallen zu lassen, wenn du sie nicht mehr möchtest. Veränderung ist der Motor der (Selbst-)Verbesserung. Schritt für Schritt, jeden Tag ein kleines bisschen – falls du dich mit der Veränderung anfreundest.
Veränderung als Status Quo
Fängst du einmal an Veränderung zu nutzen, wirst du eine mächtige Fähigkeit erhalten. Ich habe sie eben beschrieben, aber an diesem Punkt, wird sie immer noch durch diese eine zentrale Eigenschaft der Veränderung oder zumindest unserer Interpretation ihrer zurückgehalten: Veränderung entfernt sich vom Status Quo. Vermutlich in Richtung des unbekannten. Das fühlt sich gefährlich an und es gibt nur einen Weg außen herum:
Man macht die Veränderung selbst zum Status Quo. Dass das eigene Leben in einem ständigen Fluss ist, wird zu seinem einzigen Fixpunkt. An diesem Status Quo kann man gerne festhalten. Er bringt einen voran. In genau die Richtung, die man wählt.
Das ist vor allem eine Frage der Einstellung. Du musst dich selbst so lange zur Veränderung zwingen, bis du an diesem Punkt angekommen bist. Man kann es natürlich einfacher machen, indem man den eigenen Veränderungserfolg misst, aber letztendlich ist es einfach nur das: Solange und viel Veränderung erzwingen, bis es tatsächlich zum Status Quo wird. Dann kann man nicht mehr mit der (aktiven!) Veränderung aufhören. Es ist zu einem Teil von einem geworden. In welche Richtung wird man das lenken? Schafft man sein ganzes Potential auszunutzen?
Diese Frage solltest du für dich selbst beantworten. Und wenn du soweit bist, bist du auch bereit mit deinem neuen Problem zu kämpfen. Anstatt der unaufhörlichen Degradierung durch den Zufall bist du jetzt dem gelegentlichen Verlust geschätzter Aspekte deines Lebens ausgesetzt. Das lässt sich nun mal nicht vermeiden, wenn alles in Veränderung ist. Aber welches Problem hättest du lieber? Eine Spirale des Abstiegs, die man nur sehr schwer verlassen kann oder die Gefahr Dinge „wegzuverändern“, die du eigentlich behalten wolltest. Aber letztendlich ist es doch genau das, was uns von der Veränderung zurückhält: Die Dinge, die wir behalten wollen und von denen wir nicht wissen, ob wir sie dann noch behalten können.