Ausprobieren: der beste Weg etwas neues zu lernen

Etwas selbst ausprobieren. Das ist eindeutig der beste Weg etwas neues zu lernen, solange die praktische Beschäftigung mit der Fähigkeit sinnvollerweise Möglich ist. Geht es um ein theoretisches Gedankenkonstrukt kommt man nicht viel näher heran als möglichst viele Gedankenschritte selbst nochmal nachzuvollziehen, sodass man sie auch selbst gedacht hat und sich nicht nur davon erzählen lässt. Sobald es aber zu Fähigkeiten kommt, die du gerne anwenden möchtest, kommst du gar nicht ums ausprobieren herum. Oft sollte das sogar einfach die allererste Tätigkeit sein, der du dich widmest: einfach ausprobieren, mal schauen, wie weit du kommst.

Das steht im krassen Gegensatz zu dem Ansatz den immer noch sehr viele Menschen verwenden: sich zuerst nur theoretisch damit beschäftigen, „bis man es verstanden hat“, und sich dann wundern, warum es beim ersten Versuch in der echten Welt nicht funktioniert. Erst dann wird einem schließlich so richtig klar, warum die verschiedenen Punkte, die man vorher auswendig gelernt hat, so wichtig sind, bzw. welche wie wichtig sind.

Sogar wenn man sich diese wichtigen Informationen nicht entgehen lässt und zumindest gelegentlich auch ein bisschen Praxis einbaut, befindet man sich trotzdem noch lange nicht auf dem optimalen Lernweg. Solange der überwiegende Teil des Aufwands auf der Theorie-Seite liegt, kann das ganze gar nicht funktionieren. Vor allem bei Fähigkeiten, die du selbst anwenden möchtest, musst du sie von Anfang an in der Praxis anwenden. Andernfalls darfst du dich eindeutig nicht darüber wundern, wenn du dir den ganzen Stoff nur sehr schwierig merken kannst und du generell nur langsam voran kommst. Grundsätzlich gilt hier: wer einmal die Macht des richtigen Ansatzes erfahren hat, wird nicht mehr zurückgehen wollen. Da besteht einfach ein deutlicher Unterschied in der Effektivität und sobald man ihn sinnvollerweise anwenden kann, ist es eindeutig am besten zu diesem Ansatz zu greifen. Ich rede natürlich von möglichst viel Ausprobieren.

Ausprobieren

Das hat logischerweise ein paar simple Konsequenzen. Wenn du dich von Anfang an mit der praktischen Durchführung der Fähigkeit beschäftigst, die du lernen möchtest, hast du von Anfang an Vergleichsdaten. Du weißt wo du stehst. Du bekommst ein Gefühl dafür, was die wichtigsten Punkte sind, auf die man aufpassen muss. Du hast eine Referenz, anhand der du Empfehlungen wiedererkennen und vor allem zuordnen kannst, solltest du dich danach mit der Theorie dahinter beschäftigen.

Und du hast von Anfang an das Ziel direkt vor Augen. Wenn man Fahrradfahren lernen will, kommt man nicht darum herum sich aufs Fahrrad zu setzen und los zu fahren. Genauso ist es bei allen anderen Fähigkeiten auch, auch wenn dir, je komplizierter sie werden ein gewisser Teil des Versuch-und-Irrtum-Prozesses durch theoretische Zusatzinformationen abgenommen werden kann. Trotzdem ist und bleibt ausprobieren die beste Variante, weil du in jedem Augenblick weist, wo du gerade stehst, wo du hin möchtest, und an welcher Stelle du dich als nächstes verbessern solltest.

Außerdem bietet dir diese ständige Praxiserfahrung das perfekte Erinnerungsnetz für alles zusätzliche Theorie-Wissen, das du dir in einem gelegentlichen zweiten Schritt erwirbst. Es wird direkt mit den Erfahrungen verknüpft und dadurch optimal abgespeichert. Ein besseres Erinnerungssystem gibt es nicht.

die richtige Einstellung

Außerdem gehst du, sobald der Fokus auf dem Ausprobieren liegt, von Anfang an mit der richtigen Einstellung an das Lernen heran. Du weißt, dass du am Anfang schlecht sein wirst, und erwartest viele Versager. Du verlangst nicht von dir von Anfang an alles zu können, sondern weißt, dass es eine Lernkurve gibt, und freust dich stattdessen darüber deine eigene Basislinie kennenzulernen und dich Schritt für Schritt nach vorne arbeiten zu können.

Sobald du davon überzeugt bist, dass du zwar niedrig anfängst, aber mit der Zeit immer besser wirst, brauchst du nur noch eine Eigenschaft um tatsächlich am Ziel anzukommen: Durchhaltevermögen. Und das kriegst du hin, oder? Besonders wenn man einen objektiven Blick auf die eigenen Verbesserungen hat, kann man sich doch gar nicht dagegen wehren eine optimistische Haltung gegenüber der Zukunft einzunehmen und den Aufwand als gerechtfertigt anzusehen, oder?

das Prinzip dahinter

Warum funktioniert das so gut? Die Antwort ist wichtiger, als alles bisher klar gestellte. Es lässt sich immerhin als Prinzip auf alle möglichen Dinge übertragen und funktioniert auch hier umso besser, je bewusster man sich dieser Zusammenhänge ist. Es geht um folgendes:

Wenn man eine neue Fähigkeit lernen möchte, gibt es nur eine einzige Sache, auf die man die meiste Zeit investieren sollte: genau diese Fähigkeit anwenden. Hier muss der Fokus liegen, denn das was du am meisten machst, wird auch am schnellsten verbessert werden. Außerdem kannst du dann auch genau abschätzen wie viel du gerade von all den sekundären Aktivitäten brauchst und wann du als nächstes eine Theorie-Stunde einlegen solltest. Die zusätzlichen Aktivitäten, die das lernen neuer Fähigkeiten oft begleiten (Vokabeln lernen, …), sind schließlich auch wichtig, aber sollten als genau das behandelt werden, was sie sind: wichtig, aber immer noch zweitrangig. Zuallererst kommt das Üben der Fähigkeit, in der man besser werden möchte. Danach – als Unterstützung – Nebenaktivitäten und theoretische Zusatzinformationen.

Wenn man das richtig abwiegt, stellt dieser Ansatz dann sogar eine bessere Variante als Ausprobieren alleine dar. Wie schon gesagt kann man sich dann schließlich einen Teil des Versuch-und-Irrtums sparen, weil man einfach (indirekt) aus den Erfahrungen anderer lernt. Sehr viele dieser Erfahrungen muss man aber schlicht und ergreifend selber machen. Man kommt einfach nicht darum herum und je früher du sie machst, desto eher kannst du all die Dinge lernen, die darauf aufbauen. Das ist also der Grund, warum man bei einem Theorie-lastigen Vorgehen langsamer voran kommt, als wenn der Fokus eindeutig auf dem ausprobieren liegt.

Vorsicht

Ein warnendes Wort zum Abschluss. So wichtig es auch ist, gleich von Anfang an bzw. so schnell wie möglich mit der Praxis zu beginnen, ist es trotzdem unumgänglich, dass man sich vorher über Sicherheitshinweise und womöglich bewährte Grundprinzipien informiert. Man sollte unnötige Verletzungen einfach vermeiden, anstatt sie sich aus Fahrlässigkeit zuzuziehen.

Sobald man diese erste Information allerdings hinter sich hat, spricht nichts mehr dagegen sofort in die Praxis hinein- zu springen und mit dem ausprobieren anzufangen. Erst dann lernt man schließlich mit maximaler Geschwindigkeit dazu und kommt so schnell wie möglich an eine Stelle, wo man mit seinen Fähigkeiten zufrieden ist – das eigentlich Ziel des Lernens.

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