Ab einem gewissen Alter ist das letztendlich nur noch eine Frage der persönlichen Reife, ob du mit deiner Familie befreundet bist. Als Kind hast du hier natürlich noch nicht so viel mitzureden. Und wenn du noch klein bist, sind deine Eltern und großen Geschwister automatisch deine Helden. Aber später ändert sich das vielleicht, oder? Dann bist du eventuell so genervt von jemandem (und er von dir), dass das einen Keil zwischen euch treibt, der eventuell für immer bestehen bleiben wird. Und das wäre doch wirklich schade, oder? Du kriegst hier doch eine Reihe an Freunden praktisch geschenkt. Nimm es auch an das Geschenk, denn ansonsten trägst du eben nicht so positive Beziehungen mit dir herum. Du kannst diese Menschen jetzt nicht mehr aus deinem Leben entfernen, ohne dass das Spuren hinterlässt. Sie waren viel zu lange zentral daran beteiligt.
Aber wie geht das, mit seinen Geschwistern und Eltern befreundet zu sein? Ist es überhaupt notwendig oder kann man sie auch einfach ignorieren? Was, wenn man sich unwiderruflich zerstreitet, weil man mit den Ansichten des anderen überhaupt nicht klarkommen kann? Das alles sind doch weit verbreitete Situationen, die für alle relevant sind. Selbst als Einzelkind, hast du immer noch vermutlich zwei Eltern, mit denen du befreundet sein könntest, sobald du alt genug bist. Bist du es schon?
Mit deiner Familie anfreunden
Du kannst wie gesagt diese Menschen nie wieder spurlos aus deinem Leben entfernen. Selbst wenn du ganz weit weg ziehst, bleibt immer noch die Erinnerung daran zurück, wie ihr auseinander gegangen seid. Ist das eine positive Erinnerung und du denkst gerne an daheim, auch wenn du niemals mehr zurückgehen wirst? Oder zieht dich diese Erinnerung herunter, zurück in die Gefühle von Ärger und Frustration, wegen denen du ursprünglich gegangen bist? Selbst wenn man unbedingt gehen muss, weil man es sonst nicht mehr aushält, ist zumindest eine neutrale Situation zum Abschied das Mindeste, was du erstreben solltest.
Wenn du aber in ihrer physikalischen Nähe bleibst, wäre es doch super, wenn du anstatt nur negatives zu verhindern, vielleicht sogar eine positive Beziehung haben kannst. Du bekommst diese Menschen in deinem Leben ja praktisch geschenkt. Es ist deine Aufgabe die schönsten Freundschaften daraus zu machen! Und selbst wenn sie nicht in deinen inneren Zirkel kommen, kannst du dann doch immer wieder eine schöne Zeit mit ihnen verbringen. Also warum nicht? Das ist doch ziemlich leicht.
Freundschaften bilden
Welche Standards setzt du an Menschen, die sich mit dir anfreunden wollen? Wenn du wie die meisten bist, ziemlich niedrige. Diese Hürde schafft doch sicherlich auch deine Familie. Selbst wenn du tatsächlich extrem wählerisch dabei bist, mit welchen Menschen du deine Zeit verbringen willst, kannst du das klar an sie kommunizieren, und dann schaffen sie vielleicht auch die Kriterien zu erfüllen. Eventuell willst du ihnen ja effektiv sogar ein bisschen mehr Luft lassen, weil sie ja einen Bonus bekommen, weil du sie gern hast. (Ganz tief drinnen, tust du das bestimmt. Außer sie haben dich in irgendeiner Hinsicht missbraucht.)
Die Voraussetzungen bestehen also. Das einzige was jetzt noch fehlt ist der beidseitige Wille, ein bisschen Zeit und ein gemeinsames Interesse. Trifft das alles zusammen, werdet ihr auch in ein Gespräch kommen und ganz von alleine eine freundschaftliche Bindung aufbauen. Genauso funktioniert es doch auch mit all deinen anderen Freunden.
Wenn ihr also aktuell keine Freunde seid, vielleicht weil ihr euch zerstritten habt, vielleicht weil ihr es noch nie wart, dann geh auf die Suche nach diesem gemeinsamen Interesse. Mache eine Priorität daraus, dieses Interesse gemeinsam mit dem Familienmitglied der Stunde zu verfolgen. Ihr werdet sicherlich Freunde werden, es muss ja keine enge Freundschaft daraus entstehen, falls ihr komplett verschiedene Ansichten habt.
Sogar mit deinen Eltern kannst du dich anfreunden, sobald du alt genug bist, dass sie nicht mehr ausschließlich die Rolle der Eltern übernehmen müssen. Das wirst du merken, wenn dir immer mehr die Verantwortung für dich selbst übertragen wird. Bzw, weißt du noch damals? Man hat sich schon darüber gefreut.
Besonders ob man mit seinen Eltern befreundet ist oder nicht, ist ein großes Zeichen persönlicher Reife. Bist du schon mit deinen Eltern befreundet? Wie sieht es mit deiner übrigen Familie aus? (Deine Großfamilie ist übrigens nochmal etwas anderes, je nachdem, wie oft du sie siehst, gehören sie entweder in die Kategorie der Menschen, mit denen du dich anfreunden solltest, oder liegen doch daneben, wo sich auch alle anderen Menschen in deinem Leben aufhalten: Du kannst dich mit ihnen anfreunden oder nicht, je nachdem, wie viel du mit ihnen gemeinsam hast. Das bleibt ganz alleine dir überlassen.)
Es ist nie zu spät
..außer jemand ist tot. Da hast du dann leider deine Chance verpasst dich mit ihm anzufreunden. Nimm es als Anlass, deine Versäumnisse bei deiner übrigen Familie nachzuholen. Selbst wenn du schon eine Weile woanders lebst, ist es nie zu spät noch eine Freundschaft zwischen euch zu finden. Aber warte trotzdem nicht zu lange. Solange sie ein regelmäßiger Teil deines Lebens sind, hast du das meiste von einer Freundschaft. Wenn sie woanders hingehen (oder du), sind sie dafür plötzlich viel zu weit weg. Dann verpasst du deine Chance. Und das wäre doch schade oder?
beginne trotzdem jetzt
Denke an deine Familie. Wofür schätzt du sie? Was machst du gerne mit ihnen? Wo liegen gemeinsame Interessen, die ihr aber noch nicht gemeinsam verfolgt? Bist du schon mit jedem von ihnen befreundet, zumindest ein bisschen?
Solche Fragen geben dir Anstöße für dein nächstes Handeln. Ob du das dann tatsächlich auch verfolgst, kann ich leider nicht beeinflussen, aber ich hoffe es sehr. Freundschaften mit den Menschen, die sowieso ein Teil deines Lebens sind, können sehr erfüllen sein. (Und sind eindeutig die beste Lösung für alle. Alle Alternativen sind nun mal negativer und das kann man sich auch einfach sparen.)
Also, auf geht’s! Bemühe dich um Freundschaften mit deiner Familie und warte nicht zu lange auf dich. Sie halten vielleicht auch zu dir, ohne dass ihr befreundet seid, aber ist das ein Grund darauf zu verzichten? Jeder der ein Teil deines Lebens ist, kann das doch auch auf eine positive Art und Weise sein. Du kannst das sicherlich erreichen!