Das frage ich mich immer wieder und andere stellen sich sicherlich auch gelegentlich eine ähnliche Frage. Tust du das nicht, gibt es eigentlich nur 2 Optionen: Entweder du meditierst noch nicht jeden Tag, zumindest für eine kleine Zeitspanne. Oder du hast ein noch besseres System gefunden, wie du die Übungen korrekt ausführen kannst. Morgendliche Meditation hat den Vorteil, dass sie teil deiner Morgenroutine ist und damit fast automatisch täglich geübt wird. Auf der anderen Seite, ist es allerdings auch einfach noch früh am Morgen. Da kann man sich noch nicht so wirklich konzentrieren und legt statt Meditation oft eine zweite Traumeinheit ein. Und dann war das Ganze ziemlich sinnlos, oder?
Das ist zumindest der erste Gedanke. Trotzdem bevorzuge ich diese morgendliche Meditation, bei der man nicht viel sinnvolles erreicht, weil man noch zu müde ist, gegenüber gar keiner Meditation. Und man ist ja nicht jeden Morgen zu müde. Manchmal klappt es sogar ziemlich gut. Und mit der Zeit wirst du auch lernen dich trotz deiner Müdigkeit ausreichend zu konzentrieren. Dann hat die tägliche Übung Früchte getragen und du kommst mit dem Gefühl daraus heraus, etwas sinnvolles getan zu haben.
Aber ich meine das wirklich ernst. Allein schon die Tatsache, dass man sich jeden Morgen hinsetzt, mit dem Ziel für 10 Minuten zu meditieren, ist schon ziemlich toll. Die wenigsten machen das. Und nur wenn man es überhaupt versucht, kann man Meditation auch lernen. Du bist also schon einen Schritt weiter. Der Tag, an dem du deine Gedanken loslassen kannst, anstatt sie automatisch weiter zu verfolgen, wird auch noch kommen. Der Tag, an dem deine Gedanken für eine gewisse Zeit schweigen, wird auch noch kommen. 1 Sekunde ist schon ein ziemlich großer Erfolg. Fast niemand kann das. Wir sind daran gewöhnt ohne Punkt und Komma zu denken.
Dabei braucht man die meisten Gedanken gar nicht. Auch wenn man gerade keine strategischen Überlegungen anstellt oder etwas formuliert, schweigt dein Kopf ja nicht. Komplett ohne direkten Sinn, werden ständig und zu allem, was deine Sinne wahrnehmen, Kommentare fabriziert. Falls du ihnen noch zuhörst, kannst du das sicherlich bestätigen. Selbst wenn du schon gelernt hast, sie als das zu erkennen was sie sind (völlig bedeutungslos) und sie zu ignorieren, kennst du das sicherlich von früher. Aber wie eben gesagt: Man braucht ihnen gar nicht zuhören. Sie fügen nichts hilfreiches zu deinem Leben dazu.
Ziemlich cool wäre es doch, seine Gedanken abschalten zu können, immer wenn man sie nicht braucht, und zu aktivieren, sobald man sie braucht. Dann denkst du echte Gedanken, um Logik nachzuvollziehen, Pläne zu durchdenken und aufzustellen, Texte zu formulieren und dergleichen. Das ist der hoch konzentrierte Denkmodus. Aber sobald du dann weißt, was du machen willst, brauchst du nicht mehr darüber nachzudenken. Anstatt dann deine Gedanken schweifen zu lassen, wie du es gewöhnt bist, kannst du sie auch einfach ausschalten. Weniger Lärm in deinem Kopf. Weniger Vorurteile gegenüber der Welt. Eigentlich nur positiv zu bewerten.
Aber warum gibt es dann eigentlich diesen Zustand, wo unsere Gedanken schweifen und sonst nicht viel machen? Vielleicht liegt dort ja die Quelle unserer Ideen. Aber eigentlich sehe ich nur zwei gute Optionen: Zum einen könnte es ein noch nicht negativ aufgefallener Nebeneffekt unserer Fähigkeit zu logischem Denken sein. Wir hatten dadurch einen evolutionären Vorteil konzentriert denken zu können, aber keinen Nachteil, wenn wir mal nicht so konzentriert gedacht haben, als wir es nicht gebraucht haben. Und zum anderen geben uns unsere Gedanken ein Gefühl der Autonomie, der Selbstbestimmtheit, des freien Willens. Und ein freier Wille fühlt sich gut an. Wir haben ein gewisses Gefühl der Kontrolle über unsere eigenen Taten. Wir können schließlich erst darüber nachdenken und uns dann zu etwas entscheiden, anstatt es sofort instinktiv zu machen. Und das wir in den übrigen Augenblicken auch denken, hilft dabei die Illusion unseres freien Willens zu stärken.
Letztendlich haben wir aber keinen freien Willen. Unsere Gehirne unterliegen wie alles andere auch physikalischen Gesetzen, die keinen Spielraum lassen für Vorgänge, die keine Ursache haben, außer einen nicht greifbaren freien Willen, der aber nicht von der physikalischen Welt beeinflusst wird. Es ist sogar psychologisch bewiesen, dass unsere Körperhaltung und unsere Taten unsere interne Einstellung und Gefühlswelt beeinflussen. Unser Verstand ist nicht separat von unserem Körper und deswegen auch den Gesetzen der Physik unterworfen. Wenn du das nicht magst, komplett vorherbestimmt zu sein, bleibt dir nur eine kleine Hoffnung: die scheinbare Zufälligkeit der Quantenwelt. Zu einem ganz kleinen Grad sind deine Handlungen zufällig, und nicht vorbestimmt. (Zur Verantwortung wird man natürlich trotzdem gezogen, egal ob es vorherbestimmt ist oder du einen freien Willen hast. Nur so wird die Umgebung geschaffen, wo die meisten Menschen in die Richtung beeinflusst werden, dass sie diese Dinge nicht tun, die zum Wohle aller verboten wurden.)
Aber zurück zur Meditation. Spannenderweise trainiert dich Meditation in beiden Denkmodi, die ich oben angepriesen habe. Zum einen brauchst du hohe Konzentration, um deine Gedanken einfach fallen zu lassen, anstatt ihnen zu folgen. Zum anderen kommst du irgendwann auch in einen Flow-Zustand, wo dich das nicht mehr anstrengt, und du tatsächlich kaum noch etwas denkst. Meditation zu üben bedeutet also seinen Geist zu trainieren, besser denken zu können.
Es bedeutet deine Gedanken loslassen zu können und dadurch von allem einen Schritt nach hinten treten zu können. Von deinen Vorurteilen, deinen Überzeugungen, deinen Instinkten. Und mal kurz drüber nachzudenken. Kann nachdenken schaden? Meiner Meinung nach sind die Situationen, in denen du lieber handeln solltest, anstatt nochmal kurz drüber nachzudenken, selten und du wirst sie sicherlich erkennen können.
Du kannst dann aus Denkspiralen heraustreten, die dich gefangen halten. Du kannst aktiv zuhören, ohne gleich zu kommentieren. Vielleicht kannst du sogar die Welt ohne den Filter deiner Gedanken beobachten.
Dann wirst du merken, dass jegliche Bedeutung auf der Welt, dir selbst entspringt. In deinen Gedanken wiederholst du sie immerfort und gibst dadurch auch deinem Leben eine Bedeutung. Du verfolgst ein Ziel, hast einen Auftrag, interagierst mit anderen, die davon auch etwas haben. Und das wirklich zu verstehen ist ganz schön große Weisheit. Bin ich dort wirklich schon angekommen? Ich denke nicht. Aber ich habe mich zumindest schon auf den Weg gemacht.
Kommst du mit? Ich empfehle morgendliche Meditation als Startpunkt. 10 Minuten reichen. Von dort wirst du dann besser.