The Coaching Habit und wie man Menschen hilft

In „The Coaching Habit“ von Michael Bungay Stanier zeigt uns der Autor einen ganz simplen Weg Menschen zu helfen: Sie zu coachen, sie dabei unterstützen Probleme zu überwinden und zu wachsen. Und das ist vielleicht simpel, aber noch lange nicht einfach.

Standardmäßig lässt man schließlich all die guten Vorschläge aus sich heraus sprudeln, die man zu einer Problemstellung hat, sobald man gefragt wird. Aber ist das wirklich der beste Weg? Letztendlich erschafft das ja eine Abhängigkeit zwischen dem Helfenden und dem mit einem Problem: Sobald er das nächste Mal ein (neuartiges) Problem hat, anstatt es jetzt womöglich selbst lösen zu können, muss er wieder zum Helfenden kommen, um sich von ihm „die Lösung vor-sagen“ zu lassen. Und diese Abhängigkeit ist sicherlich nicht das, was man will. Sie schafft noch mehr Arbeit für den Helfenden und der Hilfesuchende lernt dabei nur, dass er bei Problemen immer sofort zu dieser Person gehen sollte, die ihm sofort sagt, was er tun soll.

Das lässt sich logischerweise nicht aufrecht erhalten, wenn man vielen Menschen helfen möchte. Stattdessen braucht man eine andere Strategie. Eine, bei der der Hilfesuchende letztendlich selbst auf die Lösung kommt und damit die Kompetenzen erlernt, um das auch in Zukunft zu schaffen. Damit wächst er als Person, kann viel eigenständiger arbeiten und ein größeres Spektrum an Herausforderungen selbstständig überwinden. Damit gibt der Helfende den richtigen, wichtigen Startimpuls, nachdem der Hilfesuchende selbstständig die Lösung finden und umsetzen kann. Oder anders gesagt: der Coach coacht den Coachee.

The Coaching Habit

Wir haben schon gesehen, dass man das nicht erreichen kann, indem man eine Lösung vorsprudelt oder sofort begeistert von seinen eigenen tollen Ideen berichtet. Vielmehr sollte man versuchen die Person, der man hilft, so anzuleiten, dass sie selbst zu der Lösung kommt. Und der beste Weg dorthin ist ganz simpel: Stell mehr Fragen!

Stell immer nur eine Frage auf einmal, höre dir auch tatsächlich die Antwort an und berücksichtige sie, bevor du dich in die nächste Frage stürzt. Stelle überall Fragen, wo sich die Möglichkeit ergibt und komme direkt zur Sache, anstatt uns mit einem langen Intro aufzuhalten. Kurz: Du brauchst deine eigene Coaching Habit (Gewohnheit).

Denn das bedeutet, wie es auch der Untertitel des Buches so schön sagt: Weniger sagen und mehr fragen. Immer und überall. (Vor allem in Coaching-Interaktionen. Es gibt natürlich auch andere Gespräche, die man mit anderen Zielen führt, in denen du einen anderen Modus verwenden kannst und solltest.)

die richtigen Fragen

Also, welche Fragen verwendest du? Der Erfolg deiner Coaching-Versuche steht und fällt mit den richtigen Fragen. Natürlich ist es auch wichtig, dass du dein Wissen an der richtigen Stelle einbringen kannst. Aber nur mit Fragen kannst du die relevanten Informationen herausfinden, die du brauchst, um tatsächlich zu helfen. Und nur mit Fragen kannst du die andere Person in die richtige Richtung, zu den richtigen Gedanken lenken, sodass sie ihr Problem letztendlich selbst löst. Denn nur dabei lernt man wirklich, wie das geht.

Das Buch „The Coaching Habit“ nennt sieben essentielle Fragen, die so wirkungsvoll sind, dass man sie in wirklich jeder Coaching-Interaktion gebrauchen kann und sie oft sogar schon ausreichen, um bei einem sehr guten Ergebnis anzukommen.

Der Gesprächs-Starter

Um direkt zu den wichtigen Anliegen einer Person zu kommen, (deren sie sich eventuell gar nicht bewusst ist,) kann man immer eine ganz simple Frage stellen: Was beschäftigt dich gerade? So überspringt man den ganzen Smalltalk und kann sich direkt den wichtigen Teilen der Unterhaltung widmen.

Und danach fragt man: Und was noch?, solange, bis wirklich nichts mehr nachkommt, bzw man das Gefühl hat jetzt einen guten Überblick über die anstehenden Probleme zu haben. Lässt man das weg, kümmert man sich ziemlich sicher nie um das tatsächliche Problem, sondern eben nur das erste Problem. Du solltest immer ein bisschen graben! (Und diese Frage ist auch an sehr vielen anderen Stellen sehr praktisch. Gewöhne dir einfach an immer „Und was noch“ zu fragen, wenn es noch mehr geben könnte, das hier relevant ist.)

Die Fokussierung

Du hast jetzt eine Menge Problemfelder gehört, das ist aber kein Grund sich sofort um alle zu kümmern. Vielmehr solltet ihr euch auf das wichtigste konzentrieren. Ein Großteil der übrigen werden dadurch sowieso gleich mit verschwinden. Also Frage danach folgendes: Was ist hier die größte Herausforderung für dich? So zwingst du den anderen zum Nachdenken und wirst sicherlich eine gute Antwort erhalten. (Vielleicht solltest du auch noch ein „Und was noch?“ anhängen?)

Diese ersten 3 Fragen bilden damit ein sehr mächtiges Gespann, das immer und überall angewendet werden kann, um zu den wirklich fundamentalen Problemstellen zu kommen. Allein das kann schon dabei helfen das Problem zu lösen. Oft ist man sich schließlich gar nicht bewusst, mit was man es zu tun hat, und löst stattdessen nur oberflächliche Probleme, die einfach nicht verschwinden wollen.

Reicht das aber noch nicht, kann man sich jetzt als nächstes erst mal erklären lassen, was die Person schon alles versucht hat und was sie noch alles versuchen könnte. Man lässt sie selbstständig Ideen generieren, wie sie das Problem überwinden kann, und ermächtigt sie damit zu eigenständigem Handeln. Wenn du direkt danach gefragt wirst, kannst du hier natürlich auch deine eigenen Vorschläge bringen. Aber dränge dich nicht in den Vordergrund. Es ist nicht der Sinn des Gesprächs direkt auf die beste Lösung zu kommen, (die du natürlich weißt,) sondern den anderen selbstständig auf eine Lösung kommen zu lassen.

weitere hilfreiche Fragen

Außerdem sehr hilfreich sind Was willst du?, um die andere Person besser zu verstehen, wobei es auch helfen kann dazu zusagen, was man selbst gerne möchte. Diese Gegenseitigkeit schafft ein stärkeres zwischenmenschliches Band, als wenn nur der andere sich öffnen soll.
An anderer Stelle ist Wie kann ich helfen? perfekt dafür geeignet ganz faul das tatsächliche Anliegen der Person herauszufinden und es eventuell erfüllen zu können. Du musst natürlich nicht und das würde der andere auch verstehen.
Und schließlich will ich noch folgende Frage empfehlen: Zu was sagst du Nein, wenn du dich für diesen Handlungsweg entscheidest? Wieso diese Frage so unglaublich mächtig ist, erkläre ich morgen.

und eine Abrundung

Was wäre besser als all diese Gespräche auf einer positiven Note zu beenden, sobald man keine Zeit mehr hat, und dabei als hilfreich in Erinnerung zu bleiben? Die Frage „Was war hierbei am hilfreichsten für dich?“ macht genau das, da sie den Fokus auf all die hilfreichen Dinge lenkt und den anderen sogar das beste davon auswählen lässt. Davon kannst du in Zukunft noch mehr machen und ganz nebenbei wird das auch besonders gut in Erinnerung bleiben. Ziemlich sicher wird das tatsächlich umgesetzt werden.

Also worauf wartest du? Bist du bereit Menschen zu helfen, indem du die richtigen Fragen stellst?

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.