Wie gut kannst du (aktiv) zuhören?

Zuhören ist etwas, das wir scheinbar jeden Tag machen. In jeder Unterhaltung kommt es zum Einsatz. Vielen anderen Klängen und Aussagen hören wir auch einfach nur so zu, ohne etwas zu antworten. Und doch können das nur die wenigsten: wirklich richtig zuhören. Aktiv zuhören wird es manchmal genannt und es ist der Unterschied zwischen Hören und Zuhören, der letztendlich relevant ist.

Wie hören eine Menge Dinge, wenn der Tag lang ist. Sogar gerade eben treffen vermutlich die verschiedensten Geräusche dein Ohr. Aber du blendest sie aus. Du hörst sie zwar, aber du hörst ihnen nicht zu. Deine Aufmerksamkeit liegt woanders. Zuhören bedeutet, deine Aufmerksamkeit direkt auf das gesagte zu richten oder die Person, die es sagt. Dabei kannst du nicht an etwas anderes denken oder eventuell sogar schon deine Antwort zurechtlegen.

Und doch ist das der Standardmodus der meisten Menschen, wenn sie noch darauf warten müssen, dass der andere ausgesprochen hat. Studien zeigen, dass der normale Abstand zwischen zwei Aussagen, die von verschiedenen Partnern im Gespräch getroffen werden, durchschnittlich so kurz ist, dass man gar keine Zeit hatte die letzten Worte des anderen bewusst zu registrieren. Man hat lediglich das Ende seiner Aussage gespürt und hat sofort seinen Satz in die Welt gesetzt, der einem schon so lange auf der Zunge lag. So kommt man dann auch mal zum Wort und kann etwas sagen, Juchhu. Aber letztendlich sollte das doch niemals das Ziel sein, das du mit einer Unterhaltung verfolgst.

Verständnis

Das Ziel einer Unterhaltung ist immer die andere Person zu verstehen. Nicht nur die Worte zu hören, die sie ausspricht. Sondern verstehen was sie damit sagen will und warum sie das sagen will. Auf der Ebene darunter vielleicht auch wie es ihr geht und was ihr wichtig ist. Das alles und noch viel mehr kann man alleine durch zuhören erfahren. Aber nicht, indem man während der andere spricht darüber nachdenkt, was es zu bedeuten hat. Vielmehr sollte man seine Gedanken völlig ausschalten, während man wirklich aufmerksam zuhört und sich in den anderen hinein versetzt. Dabei bleibt sowieso keine Aufmerksamkeit mehr übrig, die man für etwas anderes wie zum Beispiel Analyse aufbringen könnte. Wenn man sich unbedingt damit beschäftigen will, kann man das ja im Nachhinein daheim machen, wenn man über seinen Tag reflektiert.

Um Verständnis für die andere Person zu entwickeln ist eigentlich nur das aufmerksame zuhören wichtig. Man muss das hören, was sie sagt, nicht das, was man denkt, dass sie sagen wird. Man muss sich in ihre Lage und Geschichte hinein-versetzen. Wenn du es richtig machst, spürt der andere deine intensive Aufmerksamkeit. Und in unserer modernen, abgelenkten Welt ist das eines der besten Geschenke, die du jemandem machen kannst. Wie oft gibst du dieses Geschenk der absoluten Aufmerksamkeit?

Zuhören ist ein Geschenk

Wenn du wirklich aufmerksam zuhören kannst und es auch tust, gehörst du zur absoluten Minderheit. Psychotherapeuten sind darin ausgebildet, alle übrigen haben es irgendwie so gelernt. Aber eines ist ganz klar: Wirklich zugehört bekommen, sodass man das Gefühl hat verstanden zu werden, ist wirklich selten und gleichzeitig unglaublich befreiend, heilsam, therapeutisch.

Jeder Mensch sollte lernen aktiv zuzuhören. Sich also wirklich dafür zu interessieren, was andere zu sagen haben und wie man sie am besten verstehen kann. Genauso wie man lernen sollte in Gedanken an dem Ort zu sein, an dem man sich gerade beschäftigt. Bei der Sache, um die man sich gerade kümmert. Bei den Menschen, mit denen man Zeit verbringt.

All das ist neuerdings ein wahres Geschenk geworden. Es ist ja so schon unglaublich leicht an seine Sorgen zu denken, die einen an einem anderen Ort seines Lebens belasten. Heutzutage kann man auch noch sehr einfach mit weit entfernten Menschen kommunizieren und die neusten (und für dein Leben völlig irrelevanten) Nachrichten aus ganzer Welt hören/lesen/… Dass man da im Kopf oft an einem völlig anderen Ort ist, wie mit dem Körper ist natürlich verständlich. Nett ist es trotzdem nicht. Wenn man sich schon die Mühe macht, sich mit jemandem zu treffen, einen Ort aufzusuchen oder einfach nur eine Arbeit zu beginnen, kann man doch so respektvoll sein, sich jetzt auch im Kopf auf sie einzulassen. Dieses Geschenk sollte man den ganzen Tag über so vielen Leuten wie möglich machen, besonders denen, die einem wirklich am Herzen liegen. Und es spricht doch auch nichts dagegen.

ein Fokus auf andere

Deine Aussage wird doch nicht besser, weil du sie schon die letzten 5 Minuten im Kopf geübt hast. Vielmehr geht sie dann völlig an der Aussage des anderen vorbei, weil du komplett verpasst hast, was er eigentlich gesagt hast. Das stößt ihn vor den Kopf und er wird es sich in Zukunft zweimal überlegen, ob er sich dir gegenüber öffnen soll. Stellt dir vor, was du alles hättest über ihn lernen können. War dieser Preis wirklich gerechtfertigt, nur um sofort nach dem Ende seiner Aussagen mit deinen Punkten zu starten?

Es ist doch nicht schlimm, wenn du erst noch kurz überlegst, bevor du etwas antwortest. Vielmehr ist das ein ganz klares Zeichen, dass du vorher aktiv zugehört hast, und eben nicht schon an deiner Antwort gefeilt hast, während der andere noch redet. Es ist also ein Kompliment, wenn eine kurze Gesprächspause eintritt, während du deine Antwort oder zumindest ihren Beginn formulierst. Es kommuniziert: Mein Fokus ist nicht nur auf mich gerichtet. Mein Fokus liegt auf dir, vor allem, wenn du sprichst.

Und das ist eine sehr wichtige Lebenseinstellung, die dich ziemlich weit bringen kann. Allein schon wenn du es schaffst dich selbst nicht als Nabel deiner kleinen Welt zu sehen, öffnet das deine Augen gegenüber zahlreicher Dinge, die dein Leben bereichern können. Darüber hinaus ist es zentral die Menschen in deinem Leben wirklich zu verstehen. Viel zu oft hat man für lange Zeit mit ihnen zu tun, ohne sich jemals dafür zu interessieren, was ihnen den wirklich wichtig ist und was sie im Leben erreichen wollen. Wie es ihnen heute und ganz allgemein geht und wofür sie sich noch interessieren. Was sie sich wünschen und wie man ihnen helfen kann.

Probier es mal aus. Du verschließt dir selbst den größten Teil deiner Welt, wenn du anderen nicht aktiv zuhören kannst. Beginne am besten jetzt gleich damit!

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