42 Tipps für die Gedichtinterpretation

Da ich morgen beim Deutschabitur die Aufgabenstellung Gedichtinterpretation wählen werde, habe ich alle Informationen heraus gesucht, die wir dazu über die Jahre bekommen haben.

Für die Gedichtinterpretation gibt es nämliche eine Menge Schritte, die man einfach nur abarbeiten muss, und verschiedene Aspekte, die man alle beachten sollte.

Das heißt, wenn man diese Schritte kann, hat man schon einiges zu sagen, ohne dass man noch dazu erfinden muss.

Ich werde jetzt im folgenden alle Details auflisten, die wir im Laufe der letzten 2 Schuljahre besprochen haben:

Vor dem Schreiben

Bevor man anfängt zu Schreiben, gibt es eine Menge Informationen zu sammeln.

Wenn man sich all diese Daten im Vorhinein überlegt, kann man später beim schreiben die einzelnen Beobachtungen logischer miteinander verknüpfen. Das erhöht die Qualität des Aufsatzes.

Außerdem kann man sich dann besser auf korrekte Grammatik und generell das Bilden von sinnvollen Sätzen konzentrieren. Man hat schließlich vorher schon festgelegt, was man alles schreiben wird.

Auf diese Weise werden die einzelnen Denkprozesse beim Schreiben separiert und man erhält viel bessere Ergebnisse.

Also was kann man sich jetzt alles heraussuchen?

Vor dem Durchlesen

… sollte man auf jeden Fall schon mal die Titelerwartungen festhalten.
Also was man von dem Gedicht erwartet, nachdem man den Titel (und Autor + Entstehungsjahr) gelesen hat.

Das hilft später, wenn man keine bessere Idee hat, eine qualitativ hochwertige Einleitung zu schreiben.

Durchlesen

Gerne auch mehrmals.

Jetzt sollte man gleich seine ersten Eindrücke festhalten.

Was wird thematisiert? Was ist die Stimmung des Gedichts? Gibt es eine ordentliche äußere Form? Ist der Inhalt aufwühlend oder beruhigend? Wird nur etwas beobachtet oder handelt jemand?

Was könnte die Aussage des Gedichts sein?

Einfach mal festhalten, was einem so einfällt, nachdem man das Gedicht zum ersten Mal durchgelesen hat.

Das gibt einem später bei der Interpretation eine Hilfestellung, sobald man auf die Suche nach der Gesamtaussage des Gedichts geht.
Diese sollte zumindest ein bisschen mit dem ersten Eindruck, den das Gedicht vermittelt, zu tun haben.

Zusätzlich kann man sich an dieser Stelle schon mal überlegen, ob der Titel (auf den ersten Blick) zum Gedicht passt. Auch das kann man später wunderbar in die Ausformulierung mit einfließen lassen.

Jetzt hat man sich aber schon lange genug vor dem wirklichen Analysieren gedrückt.

Analyse der formalen Kennzeichen

Strophen

Der einfachste Schritt hierbei ist erst mal auf die Strophen zu schauen. Diese Informationen sind einem vermutlich eh schon aufgefallen.

Gibt es mehrere Strophen? Wenn ja, sind diese etwa gleich lang, haben die gleiche Verszahl? Vielleicht sogar einen parallelen Aufbau?

Zusätzlich sollte man noch darauf achten, ob am Ende der Strophen der jeweilige Satz endet, oder ob vielleicht ein Enjambement vorliegt. Das würde die Zusammengehörigkeit dieser Strophen verdeutlichen.

Alternativ würde man von der Abgeschlossenheit der Strophen reden.

Wenn es keine Strophen gibt, muss man stattdessen nach Sinnabschnitten Ausschau halten. Diese braucht man dann später für die Inhaltsangabe.

Reimschema, Versmaß und Kadenz

Dann muss man natürlich das Reimschema analysieren. Bleibt das Schema das Gedicht über gleich? Gibt es unreine Reime?

Werden Reimworte wiederholt? Das würde auf einen Rahmen um das Gedicht hindeuten.

Beim Versmaß gibt es auch ein paar Dinge zu beachten:

Wenn zum Beispiel in einem (überlangen) Vers oder an einem bestimmten Wort das Versmaß aufgebrochen wird, so liegt an dieser Stelle eine besondere Betonung vor. Vielleicht gibt es auch eine inhaltliche Begründung.

Dann gibt es natürlich noch die Kadenz der einzelnen Verse. Wenn diese einem Muster folgt (zum Beispiel parallel zum Reimschema) ist das ein gutes Anzeichen für eine ordentliche äußere Form.

Diese kann jetzt entweder den Inhalt stützen oder antithetisch zu diesem stehen.

Gedichtform

Möglicherweise liegt das Gedicht in einer bestimmten Form vor.

Das kann zum Beispiel ein Sonett (4 Strophen, 4+4+3+3 Verse), eine Ballade (Erzählung), oder ein Lied sein (Refrain).

Wenn man die besondere Form des Gedichts erkennt, hat man gleich noch eine Sache mehr, über die man später reden kann.

Wenn ein Sonett vorliegt, hat man auch gleich ein bisschen Fachwissen parat, das man zum Beispiel in der Inhaltsangabe anbringen kann:

Die ersten beiden Strophen werden Aufgesang, die anderen beiden Abgesang genannt. Der letzte Vers heißt Sentenz.

Für die Interpretation ist es dann auch immer interessant zu wissen, dass im Abgesang das Thema des Aufgesangs auf einer höheren Ebene bearbeitet wird. Außerdem bündelt die Sentenz normalerweise die Kernaussage des Gedichts noch einmal in einem Vers.

Wirkung

Sobald man diese Daten gesammelt hat, muss man sich aber auch immer überlegen, welche Wirkung sie haben.

Wirkt das ganze beruhigend und schafft Ordnung, oder wird man eher durch die Unregelmäßigkeit aufgewühlt?

Wie ist das Verhältnis dieser Wirkung zum Inhalt (an dieser Stelle)?
Stützt die äußere Form den Inhalt oder stehen sich Form und Inhalt antithetisch gegenüber?

Lyrisches Ich und Adressat

Als nächstes sollte man darauf achten, ob ein lyrisches Ich vorliegt. Das kann auch zum Beispiel nur in einem Teil des Gedichts der Fall sein.

Ein lyrisches Ich erkennt man an Worten wie ‚ich‘ (genial;)), ‚mich‘, ‚meine‘, ‚mir‘, …

Ist dieses lyrische Ich aktiv oder passiv? Wird es von der Umwelt bedrängt?

Alternativ zum lyrischen Ich würde man vom Sprecher im Gedicht reden.

Wenn das Lyrische Ich abwesend ist, behandelt das Gedicht meistens eine Aussage, die jeden betrifft.

Es könnte auch sein, dass dieser Sprecher im Gedicht an einen auktorialen Erzähler erinnert. In diesem Fall kann man das später auch genau so behaupten: ‚Der Sprecher im Gedicht ähnelt dem aus epischen Texten bekannten auktorialen Erzähler.‘

Zusätzlich zum lyrischen Ich/Sprecher im Gedicht gibt es auch immer den Adressaten des Gedichts.

Das Gedicht könnte sich zum einen einfach an alle richten. (der langweilige Fall)

Manchmal wird aber auch eine ganz bestimmte Person angesprochen. Oder es werden die Götter angerufen.

Wie auch immer. Hierüber kann man wunderbar eine Menge im Abschnitt über die sprachliche Gestaltung des Gedichts sagen.

Alle Sätze durchgehen

Als nächstes sollte man der Reihe nach alle Sätze des Gedichts durchgehen.

  • Möglicherweise liegen Ellipsen vor. Das heißt, dass das Verb des Satzes weggelassen wird. Meistens kann man es dann aus dem vorherigen Satz erschließen.

Eine mögliche Wirkung einer solchen Ellipse wäre Prägnanz und Kürze. Es kann aber sehr gut sein, dass sie einen anderen Grund hat. Deshalb sollte man immer genau hinschauen, bevor man sich auf die erstbeste Erklärung festlegt.

  • Zusätzlich sollte man auf die Satzzeichen achten:

Liegen Aussagesätze vor oder Fragen und Ausrufe?
Liegt Zeilenstil vor oder erstrecken sich Satzteile mithilfe von Enjambements über mehrere Verse?

Im Fall von Enjambements liegt meistens eine Bewegung vor, die nicht unterbrochen wird. Oder etwas ist nicht zu stoppen. Jedenfalls sollte man diese Zeilensprünge auf jeden Fall beachten.

Wenn nur ein langweiliger Zeilenstil vorliegt, kann man aber trotzdem etwas darüber sagen.

Zum einen kann man natürlich einfach erwähnen, dass er verwendet wird.

Vielleicht gibt es aber auch einen bestimmten Grund, warum diese langsame, ruhige Wirkung erstrebt wird. Das hängt immer von der Aussageabsicht des Gedichts ab.

  • Sind es lange oder kurze Sätze?

Besonders Häufungen einer der beiden Sorten sind meistens aussagekräftig.

  • Verlaufen vielleicht ein Satz am Anfang und einer am Ende parallel oder identisch?

In diesem Fall hätte man einen Rahmen um das Gedicht gefunden.

  • Gibt es Gedankenstriche?

Diese symbolisieren eine Sprechpause. Welche Wirkung soll damit erzielt werden?
Angeblich stehen Gedankenstriche oft für Offenheit.

Wie auch immer.

  • Man muss natürlich jedes Mal darauf achten, wie diese Besonderheiten mit dem Inhalt zusammenhängen.
    Ansonsten tut man sich schwer das Gedicht zu interpretieren und listet am Ende einfach nur alle Stilmittel auf, die man gefunden hat.

Wenn zum Beispiel genau ein Ausrufezeichen vorkommt, ist diese Stelle besonders betont.

Aber warum ist sie betont? Spielt der Inhalt an dieser Stelle eine zentrale Rolle oder hat eine Person im Gedicht etwas ausgerufen?

Die Sprache in einem Gedicht wird gezielt genau so gewählt, wie sie dasteht. Man sollte sich also nicht dabei zurückhalten etwas hinein zu interpretieren.

Alle Wörter durchgehen

Als nächstes sollte man konzentriert alle Wörter des Gedichts durchgehen und überlegen was einem zu ihnen einfällt.

Auf diese Weise lassen sich noch eine Menge Informationen aus dem Gedicht herausziehen.

Orthographie

Zuallererst kann man auf die Orthographie achten. Also ob das Wort korrekte Groß-klein-Schreibung erfüllt.

Wenn zum Beispiel immer nur der erste Buchstabe eines Verses großgeschrieben ist, und der Rest klein, obwohl auch Substantive vorkommen, könnte es sein, dass der Autor das einfach nur interessant fand.

Vielleicht werden aber auch bestimmte Wörter durch Großschreibung hervorgehoben. Das ist besonders häufig bei Gedichten des Symbolismus der Fall.

Der Symbolismus hat nämlich den Absolutheitsanspruch der Kunst als besonders wichtig empfunden. Also dass es die Wahl des Dichters ist, was er alles Groß schreibt und was nicht.

Man könnte auch darüber reden, dass sich die Orthografie zuerst an die Tradition anlehnt, später aber von dieser abfällt.

Wie immer muss man dafür aber auch im Inhalt des Gedichts einen bestimmten Grund finden, dass genau diese Variante vom Dichter gewählt wurde.

Bilder, Vergleiche, Symbole, Metaphern

Ist das verwendete Wort teil eines Vergleichs?

Liegt vielleicht ein Bild aus der Natur vor oder ein bestimmtes Symbol?

Wenn man eine Metapher findet:
Ist diese konventionell oder eher ungewöhnlich und neuartig?

Auf jeden Fall sollte man alle diese Bilder, Metaphern, Symbole und Vergleiche markieren. Sie müssen auf jeden Fall in der Interpretation behandelt werden.

Besonders interessant ist es auch, wenn sich bestimmte Symbole häufen, oder die Bilder alle aus einem bestimmten Bereich kommen.

Wenn man später diese Metaphern erwähnt ist es immer sehr wichtig auch deutlich zu machen, warum sie verwendet wurden:

Man sollte nicht einfach schreiben. ‚Diese Metapher betont noch einmal die Aussage des Gedichts.‘ Was genau wird betont?
(Außer natürlich man hat im Satz vorher die Aussage des Gedichts bereits deutlich erklärt und referenziert jetzt diese ausführliche Darlegung.)

Besser wäre es zu schreiben: ‚Diese Metapher betont die Ausweglosigkeit des Ichs aus der Gefahrensituation. Das selbe Motiv findet man auch…‘

Als nächstes gibt es natürlich auch die guten alten Stilmittel:

Wichtige Stilmittel

  • Wenn man gerade ein Verb betrachtet: Liegt eine Personifikation vor?

Wenn Dinge handeln, wird meistens dem Menschen bzw. dem lyrischen Ich die Handlung entrissen.

Das könnte zum Beispiel die Machtlosigkeit gegenüber der Natur symbolisieren.

  • Bildet das Wort eine Antithese zu einem anderen Wort in der Nähe?

Auf diese Weise könnten Kontraste hervorgehoben werden.

Oder das Thema wird differenziert dargestellt.

Auf jeden Fall sollte man Antithesen immer erwähnen, wenn man sie bemerkt.

  • steht das Wort am Satzanfang und wurde im vorherigen Satz auch an dieser Stelle benutzt?

Solche Anaphern bringen Betonung zu der Aussage dieser Textstelle.

Man muss natürlich auch erklären, warum diese Stelle betont wird 😀

  • Schließlich könnte es noch sein, dass das Wort mit dem selben Buchstaben beginnt, wie das Wort danach.

Wenn sich eine solche Alliteration über mindestens 3 Wörter erstreckt, könnte man sie erwähnen.

Alliterationen sorgen für einen gewissen Klang des Gesagten.

Aber warum wird ein solcher an genau dieser Stelle erstrebt?

Weitere Sachen, auf die man bei jedem Wort achten sollte

  • gehört das Wort zu einem Wortfeld, das schon öfters aufgetaucht ist?
  • hat das Wort hauptsächlich helle (e, i) oder dunkle (a, o, u) Vokale?
  • ist es ein Adjektiv?

All diese Dinge – insbesondere der 3. Punkt – erhalten ihre Bedeutung erst durch eine auffällige Häufung. (Beim Adjektiv auch die völlige Abwesenheit)

In diesem Fall soll offensichtlich eine bestimmte Wirkung erzielt werden.

Was genau diese Wirkung ist muss aber auch erkannt und erklärt werden!

Je häufiger, desto bedeutender

Generell kann man das zu all diesen Besonderheiten, die Vorliegen könnten, sagen.

Je öfter man eine bestimmte Sache findet, desto dringender sollte man herausfinden, was damit bewirkt wird, und dann in der Interpretation darüber schreiben.

Geschichtlicher Hintergrund

Schließlich sollte man noch auf die geschichtlichen Ereignisse der Entstehungszeit achten. Vielleicht findet man ja eine Verbindung zu den bisherigen Erkenntnissen, die man dann später aufzeigen kann, um dem gesagten etwas Substanz zu geben.

Wenn sich das Gedicht jetzt eindeutig einer bestimmten Epoche zuordnen lässt, ist das eine praktische Erkenntnis.
Wenn nicht sollte man später vorsichtshalber lieber von Zügen reden, die das Gedicht aufweist. (z.B. bei der Orthographie lassen sich symbolistische Züge erkennen)

Auf die Suche nach der Gesamtaussage gehen

Jetzt hat man schon eine Menge Details gesammelt, die man später anführen kann.

Wenn man diese jetzt durchliest, findet man vielleicht schon ein Grundthema, das immer wieder auftaucht.

Auf jeden Fall sollte man aber nochmal alle Bilder(, Vergleiche, Symbole, Metaphern) durchgehen, die man so gefunden hat. Wenn man sich dann für jedes Bild alle Assoziationen aufschreibt, die einem in den Sinn kommen, wird einem vielleicht noch einiges klarer.

Vielleicht wird auch ein Thema behandelt, das sehr typisch ist für die Epoche, in die man das Gedicht eingeordnet hat…

Man könnte auch nochmal auf den Titel schauen. Ist jetzt der Grund für die Wahl des Titels deutlicher erkennbar?

Wenn alles nichts hilft, kann man immer noch die Aufgabenstellung der Zusatzaufgabe lesen.
Diese sollte einem einen gewissen Anstoß geben können, was man so im Gedicht finden kann.

Jetzt sollte eine Gesamtaussage ersichtlich werden, die das Gedicht zusammenhält.

Sobald man diese erkannt hat, lassen sich viel bessere Begründungen finden, warum bestimmte Stilmittel gewählt wurden.

Struktur dahinter bringen

Jetzt hat man eine Menge Stoff gesammelt, über den man Schreiben kann.

Als nächstes sollte man diesen in eine sinnvolle Reihenfolge bringen.

Struktur im Text ist sehr wichtig für ein gutes Verständnis dessen, was man schreibt. Und wenn der Lehrer nicht kapiert, was man eigentlich gerade sagen will, ist das nicht sehr gut.

Ziel dieses letzten Vorbereitungsschritts ist es, dass man sich später beim Schreiben nur noch auf richtige Grammatik, etc. konzentrieren muss.
Es ist sehr schädlich für eine gute Lesbarkeit des Textes, wenn man während dem schreiben auch noch auf die Suche nach neuen Ideen geht, weil man nicht weiter kommt.

Dann wird nämlich schnell der innere Fluss der Argumentation, die man anstrebt kaputt gehen.

Achte also darauf, dass du genug Stoff hast, für alles was du sagen willst, bevor du mit dem Schreiben beginnst.
Mein Post von gestern hilft vielleicht auch dabei, diesen Prozess des vorher Ordnens besser zu verstehen.

Anmerkung zur Zusatzaufgabe

Die hier dargestellten Schritte sollten übrigens auch in ähnlicher Weise für den Zusatzteil ausgeführt werden:

Man sollte vorher sicherstellen, dass man genug zu sagen hat, bevor man anfängt zu schreiben.

Ein guter Aufbau für einen Vergleich mit einem anderen Werk wäre zum Beispiel folgender:
– kurz das Gedicht Zusammenfassen in Hinsicht auf den Aspekt, den man vergleichen soll
– die Gemeinsamkeiten im zweiten Text aufzeigen (Hierbei ist es wichtig den Bezug zum ursprünglichen Text deutlich hervorzuheben.)
– die Unterschiede zwischen den beiden Texten aufzuzeigen (möglichst nicht das offensichtliche :D)

Generell gilt aber, erst Ideen sammeln, dann schreiben.

Das reduziert das Geschwafel und stellt sicher, dass man genug zu sagen hat, bevor man anfängt.

Kommen wir nun zum Schreiben:

Beim Schreiben

Sobald man also genug Stoff gesammelt hat, den man verschriftlichen kann, ist es Zeit für genau das.

Auch hierfür habe ich aber noch eine Menge weiterer Tipps und Tricks über die Jahre gesammelt.

  • Zuallererst ist natürlich wichtig, dass man die deutsche Sprache korrekt verwendet. 😉

Das wird aber durch die Tatsache, dass man sich jetzt nur noch auf das Schreiben konzentrieren muss, deutlich erleichtert.
Es lohnt sich also wirklich vor dem Schreiben erst mal Informationen zu sammeln!

Kommen wir nun zum ersten echten Tipp:

  • Man kann die untersten 2 Zeilen jeder Seite für Ergänzungen sperren. Dafür macht man einfach mit einem Geodreieck einen waagrechten Strich über der vorletzten Zeile. Dieser erinnert einen daran, nicht bis ganz nach unten zu schreiben.

Wenn man jetzt später noch Ergänzungen machen will, kann man diese schön ordentlich am unteren Ende der Seite sammeln, und die saubere äußere Form der Arbeit bleibt erhalten.

Die nächsten Tipps werde ich unter den einzelnen Gliederungspunkten sammeln, die ich normalerweise verwende.

1. Einleitung

Für die Einleitung gibt es verschiedene Möglichkeiten.

  • Wenn zum Beispiel der Autor einer bestimmten Epoche zugeordnet werden kann, kann man das bereits hier feststellen und dann später bestätigen.

  • Wenn einem aber nichts anderes einfällt für die Einleitung kann man immer noch die Titelerwartungen zu Rate ziehen, die man sich am Anfang notiert hat. In diesem Fall kann man dann im Schluss sagen, wie sehr man sich doch geirrt hat, oder das der Titel wirklich super zum Gedicht passt.

Man vergesse natürlich auch den Basissatz nicht, der vor dem Hauptteil stehen sollte, wenn nicht ganz am Anfang der Einleitung.

2.1 Inhaltsangabe

  • In diesem Schritt sollte man den Inhalt Strophen- bzw. Abschnittsweise in eigenen Worten wiedergeben.

  • Außerdem sollte man keine Zitate verwenden. Sonst hat man später nichts mehr was man zitieren kann. (Zitate immer nur einmal verwenden)

  • Natürlich macht es auch Sinn darauf zu achten, dass die Inhaltsangabe kürzer als der ursprüngliche Text ausfällt. Manchmal ist das zwar nicht möglich, aber es bietet zumindest einen guten Anhaltspunkt.

  • Schließlich sind natürlich auch Fachbegriffe erlaubt, mit denen man den Inhalt beschreibt. Insbesondere bei Sonetten kann man dann vom Inhalt des Aufgesangs und vom Inhalt des Abgesangs sprechen.

2.2 Formale Analyse

  • Hierbei ist es wichtig, nicht einfach nur alle Beobachtungen aufzuzählen. Man sollte auch auf die Wirkung des ganzen eingehen.

  • Zusätzlich sollte man diese Wirkung noch ins Verhältnis zum Inhalt setzen.
    Die Form kann entweder den Inhalt stützen oder eine Antithese zu diesem bilden.

2.3 Sprachliche Analyse

  • Wie schon mehrmals gesagt, sollte man bei der Erwähnung seiner Beobachtungen zu Sprache, Satzbau und Stilmitteln immer deren Wirkung erklären. Natürlich auch im Bezug zum Inhalt.

  • für die Reihenfolge der Abarbeitung gibt es verschiedene Muster.

Wenn sich die einzelnen Strophen stark unterscheiden, sollte man strophenweise vorgehen.

Andernfalls lohnt es sich immer gleiche Stilmittel zu Gruppen zusammenzufassen und gebündelt zu besprechen. So sagt man nicht immer wieder das gleiche, sondern bekräftigt vielmehr eine Behauptung mit mehreren Belegen (Zitaten)

Generell zur Analyse:

  • Bei allen Beobachtungen muss man immer ein WARUM? angeben.
    Sonst ist nicht klar, warum man das ganze Überhaupt gerade erwähnt.

Hierbei kann man darauf achten mit diesen Begründungen auf die Gesamtinterpretation hinzuarbeiten

  • auch bei Zitaten gibt es einen Fehler, der immer wieder gemacht wird:

Man sollte nicht ellenlange Zeilen abschreiben.
Alternativ kann man vgl. Vers 3-6 schreiben, oder halt mehrere kleine Zitate angeben.

2.4 Fazit

Hier ist der Platz an dem man seine Gesamtinterpretation präsentiert und noch einmal zusammenfasst, warum was wie geschrieben wurde.

Wenn man nichts derartiges gefunden hat, kann man alternativ einfach noch mal alle bisherigen Beobachtungen zusammenfassen.

  • die einzelnen Motive, die wiederholt auftauchen
  • die Epoche, in die man das Gedicht eingeordnet hat, und wie sich das im Gedicht zeigt,
  • der Bezug des Titels zum Gedicht

3. Zusatzfrage

  • Für die Überleitung zur Zusatzfrage sollte man auf jeden Fall das Thema nennen, das man behandeln soll. Ähnlich wie der Basissatz am Anfang des Hauptteils ermöglicht das eine gewisse Übersicht über die Arbeit.

  • Eine mögliche Gliederung für den Vergleich mit einem anderen literarischen Werk wäre:

    • Gemeinsamkeiten
    • Unterschiede
  • Achtung! der Zusatzteil macht 1/3 der Arbeit aus. Man sollte also auf keinen Fall zu wenig schreiben, sondern wirklich in die Tiefe gehen mit seinem Vergleich.

4. Schluss

Zum Schluss habe ich eigentlich nur zu sagen, dass ein Bezug zur Einleitung hergestellt werden sollte, damit das ganze etwas abgerundet wird.

Ach ja.

Bitte kein ‚Ich‘ im Schluss.

generelle Wünsche meiner Deutschlehrerin

  • Zum einen sollen wir auf jeden Fall darauf achten, dass die einzelnen Teile des Aufsatzes miteinander verknüpft werden.

Es ist immer nicht so gut für den Lesefluss, wenn man nach einem Sprung erst mal überlegen muss, um was es im nächsten Abschnitt überhaupt geht.

  • Außerdem sollen wir kurze Sätze schreiben. Also unnötige Nebensätze vermeiden.

Auf diese Weise wird die Gefahr, dass man sich mitten in einem Monstersatz verheddert geringer, und man vergisst nicht aus Versehen das Prädikat oder so was.

Ich hoffe diese Übersicht hat ein bisschen geholfen, bezüglich der Fragestellung, wie man bei einer Gedichtinterpretation vorgehen kann.

Viel Erfolg beim Interpretieren!

Julian

Ein Gedanke zu „42 Tipps für die Gedichtinterpretation“

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