6 Lernmethoden, die vielleicht (nicht) kennst

Gestern habe ich verschiedene Mnemotechniken erklärt. Heute sind ein paar weitere Lernmethoden an der Reihe, von denen du zumindest teilweise bestimmt schon mal gehört hast:

  • Karteikartensystem
  • Marker-Methode
  • Mind-Map
  • Schaubilder/Diagramme/Grafiken
  • Analogien
  • Gruppieren

Das sind jetzt erst mal nur ein paar Stichworte. Was genau ich damit jeweils meine, werde ich im jeweiligen Abschnitt erklären.

Zu der Verwendung der ersten 3 Methoden wurde vermutlich schon den meisten geraten.
Aber warum werden sie überhaupt empfohlen?

Die kurze Antwort:
Weil sie bei richtiger Anwendung viele Vorteile bieten.

Die lange Antwort:

Karteikartensystem

Bei einem Karteikartensystem schreibt man sich die zu lernenden Informationen auf Karten. Und zwar so, dass auf der Vorderseite ein kurzes Stichwort und auf der Rückseite eine längere Erklärung steht.

Wenn man dann eine Karte bearbeitet, sieht man nur die Vorderseite und muss sich an die Rückseite erinnern.

Auf diese Weise ist die Lösung automatisch abgedeckt und man beschummelt sich nicht selbst, wie es zum Beispiel bei einem Vokabelheft passieren könnte.

Außerdem hat man die Lösung sofort zur Hand, wenn man es nicht mehr weiß und doch einmal nachschauen muss.

Die Benutzung von Karteikarten alleine ist also schon sinnvoll.

Wenn man dann zusätzlich noch eine Reihe von Fächern verwendet, in denen man die Karten je nach Wissensstand ablegt, ermöglicht dass personalisierte Wiederholungszeitpunkte für jede Karteikarte.

Man muss nicht immer alle Informationen auf einmal wiederholen.

Stattdessen, kann man Karten, die man schon kann, weiter nach hinten wandern lassen. Sie also seltener wiederholen.

Wenn man dagegen bemerkt, dass man eine Karte noch nicht beherrscht wandert sie in das erste Fach und wird nach kurzer Zeit wieder wiederholt.

Auf diese Weise lernt man gezielt genau die Informationen, die man noch nicht kann, und verschwendet keine Zeit auf das wiederholen der Sachen, die man eh schon kann – nur weil sie halt auf dem selben Zettel stehen.

Besonders effektiv ist dieses Karteikartensystem, wenn man ein digitales System benutzt.

Dieses merkt sich für dich, welche Karte wann wiederholt werden muss, und man selbst kann sich auf das Lernen der Informationen konzentrieren.

So etwas eignet sich natürlich am besten für Vokabeln, aber man kann es zum Beispiel auch zum Lernen von Namen verwenden.
Oder für Definitionen von Begriffen. Oder für die Lebensdaten und das Werk verschiedener Personen…

Wenn die zu lernende Information es zulässt ist es also durchaus sinnvoll einen Karteikasten zu verwenden.

Es gibt aber auch noch andere Lernmethoden für weitere Verwendungszwecke:

Marker-Methode

Auch diese Technik ist ein Beispiel für die Lernmethoden, die vermutlich jedem bekannt sind.

Jeder sollte vermutlich in der Schule schon mal einen Marker beim durchlesen eines Textes verwenden.

Was man aber vermutlich nicht dazu gesagt bekommt, ist das Warum.

Mit der richtigen Technik kann man nämlich eine deutliche Steigerung der Behaltensleistung erreichen.

Dafür darf man aber nicht einfach irgendetwas markieren.

Vielmehr sollte man die Passagen markieren, die man als besonders wichtig erachtet.

Weitere wichtige Richtlinien sind:

  • Man sollte eigenen Markierungen verwenden. Die der anderen einfach abschreiben, erzielt keinen positiven Effekt.

  • Außerdem sollte man keine ganzen Sätze markieren (also eher sinnvolle Teilsätze)

  • und sparsam vorgehen. Denn wenn man zu viel markiert, sieht man vor lauter Markierungen gar nicht mehr die wichtigen Informationen.

  • Allerdings ist das kein Grund sich auf völlig willkürliche Beschränkungen einzulassen. Zum Beispiel nur 5 Dinge pro Seite markieren. Jeder Text unterscheidet sich von seinem Gehalt von für dich neuen Informationen.

Viel sinnvolles ist es stattdessen zum Beispiel erst beim zweiten Durchlesen zu markieren.
Dann weiß man schon ungefähr wie der Text aufgebaut ist, und was die für das Verständnis wichtigen Punkte sind.

Diese oder andere erinnerungswürdige Stellen kann man dann gezielt markieren, um sie später schneller wiederzufinden.

  • Außerdem kann man seine Markierungen mit Randbemerkungen versehen, die erläutern, warum man das ganze markiert hat. Zum Beispiel ‚!‘ für vermutlich prüfungsrelevantes, oder ein ‚x‘ für einfach nur interessante Informationen.

Auf diese Weise markiert man die wichtigen Stellen eines Textes, um sie später schneller wiederzufinden oder sein Auge beim Überfliegen des Textes genau auf diese Stellen zu lenken.

Denn leider machen sich die meisten Autoren nicht die Mühe gewichtige Kernaussagen oder erinnerungswürdige Fakten auffällig herauszustellen. Stattdessen werden diese Top-Informationen in belanglosen Textpassagen begraben.

Durch die Markierungen muss man diese dann nur einmal lesen und kann in Zukunft einfach nur noch die Markierungen überfliegen.

Kommen wir zum dritten Exemplar der Lernmethoden, von denen vermutlich jeder schon mal gehört hat.

Der Mind-Map.

Mind-Map

Bei einer Mind-Map stellt man die Informationen in einer verästelten, von einem zentralen Begriff ausgehenden Struktur dar, die die Informationsvernetzung im Gehirn wiederspiegelt.

Man darf hier übrigens nicht nur Verbindungen von den Oberpunkten zu den Unterpunkten ziehen, sondern auch Linien zu anderen Zweigen hinzufügen.

Durch das selbst-erstellen einer solchen Mind-Map wird der Stoff tiefer verarbeitet.

Immerhin muss man sich ja Gedanken machen, wie man ihn am besten anordnet.

Allein schon durch diese erhöhte geistige Beschäftigung mit dem Stoff, wird er fester abgespeichert.

Zusätzlich dazu wird jetzt in Zukunft auch das visuell-räumliche Gedächtnis zum Abspeichern genutzt.

Deshalb ist diese Technik besonders gut für Leute geeignet, die grafische Gestaltung, kreative Denkprozesse und Fantasie schätzen.

Diese können dann die einzelnen Punkte vielleicht noch mit kleinen Bildchen ergänzen, wodurch der Stoff noch besser abgespeichert wird.

Außerdem kann man sich nach der Erstellung einer Mind-Map noch einen anderen Trick zu Hilfe holen:

Wer die einzelnen Äste (zum Beispiel im Uhrzeigersinn) mit der Loci-Methode auswendig lernt, kann sich sicher sein, keine Information davon wieder zu vergessen.

Auch die nächste Lernmethode nutzen viele vermutlich mehr oder weniger unabsichtlich.

Grafik, Diagramm, Schaubild

… sind nur ein paar Beispiele für die visuelle Darstellung des Stoffes.

Auf diese Weise kann man mehr Informationen gleichzeitig sichtbar machen und komplexe Zusammenhänge veranschaulichen, die man nur schwer durch Text erklären kann.

Viele nutzen das schon, indem sie die in Sachbüchern oft mitgelieferten Bilder betrachten.

Man kann aber auch selbst seine Erinnerungsleistung ganz gezielt steigern, indem man die Informationen grafisch darstellt. Denn Grafiken sind sehr viel einprägsamer als Text.

Eine Mind-Map ist nur ein Beispiel für eine solche grafische Darstellung. Diese kommen nämlich in vielen Variationen.

Eigentlich nutzt schon alles, was nicht purer Text ist, die gesteigerte Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit unseres Gedächtnisses.

Die Erklärungen zu solchen Grafiken sollten übrigens in unmittelbarer Nähe stehen.

Ansonsten bringt einem die Grafik nichts, außer aufzuzeigen, dass man nicht checkt, was hier dargestellt wird.

Wenn richtig verwendet werden Grafiken dagegen unglaublich gut abgespeichert.

Dadurch entsteht aber auch eine gewisse Manipulationsgefahr. Durch gezielte Falschdarstellung von Informationen kann man nämlich den Betrachtern falsche Erkenntnisse einpflanzen, die sie vielleicht gar nicht als solche erkennen.

Dagegen bietet aber auch das Erkennen von Fehlern in den Grafiken ein erhöhtes Verständnis für den Stoff.

Man sollte also trotzdem so oft wie möglich Grafiken in den Lernstoff mit einbinden.

Analogien

Analogien sind ein sehr mächtiges Werkzeug.

Mit ihnen überträgt man praktisch das Verständnis für ein Gebiet auf etwas grundsätzlich anderes.

Natürlich müssen dabei trotzdem gewisse Parallelen vorhanden sein.

Zum Beispiel hat vermutlich jeder im Physikunterricht elektrischen Strom durch den Vergleich mit Wasserleitungen erklärt bekommen.

Auf diese Weise kann man ein erstes Gefühl für die Zusammenhänge erhalten, die ja durchaus ähnlich sind.

Allerdings fließt Strom nicht aus zerbrochenen Kabeln heraus, nur weil eine Spannung besteht.

Stattdessen, benötigt er immer einen geschlossenen Stromkreis.

Solche Analogien kann man aber auch gezielt selbst suchen.

Durch das Abtasten des bereits bestehenden Wissens auf Gemeinsamkeiten mit dem zu lernenden Stoff, wird dieses fester abgespeichert. Und wenn man dann eine passende Analogie findet, kann auch das neue Wissen von dieser Beständigkeit profitieren, da sie praktisch direkt übertragen wird.

Auf diese Weise kann man komplexe Sachverhalte leichter verständlich machen, indem man abstrakte, also schwer verständliche Sachverhalte deutlich macht.

Man sollte also immer auf die Suche nach Analogien zum aktuellen Stoff gehen, wenn man sich beim Verständnis schwer tut.

Kommen wir zum letzten Tipp dieser Liste an Lernmethoden

Gruppieren

Hiermit ist das zu Recht verpönte Schubladendenken gemeint.

Beim lernen von neuen Informationen ist es aber durchaus erlaubt und sogar sinnvoll.

Unser Gehirn ist nämlich sehr gut im Erkennen von Regeln und Zusammenhängen, die den Lernstoff verbinden.

Sobald man solche Gemeinsamkeiten erkannt hat, den Stoff sozusagen in verschiedenen Gruppen aufteilt, wird er besser abgespeichert.

Hierbei bringt es übrigens mehr, wenn man die Gemeinsamkeiten selbst findet und nicht vorgesagt bekommt.

Man sollte also immer auch den Lernstoff nach (noch so Oberflächlichen) Gemeinsamkeiten durchsuchen.

Wer weiß, vielleicht bekommt man dadurch ja unerwartete Erkenntnisse?

Nebenbei führt diese Abtastung nach unterschiedlichen Aspekten und verschiedenen Blickwinkeln zu einer tiefgreifenden Verarbeitung und so zu einer besseren Behaltensleistung.

Schließlich kann man diese erkannten Gruppierungen noch durch ihre Darstellung in einem Schaubild verdeutlichen und den Stoff dadurch noch besser abspeichern.

Insgesamt gilt aber wie immer die Regel, sobald man sich dieser Lernmethoden bewusst wird, kann man sie gezielt einsetzen.

Vielleicht wäre auch ein bisschen Übung sinnvoll.

Wie auch immer.

Morgen gibt es dann den letzten Teil dieser Miniserie, wobei ich noch ein paar abschließende Tipps bezüglich des richtigen Lernens geben werde.

Bis dann

Julian

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