POWER-Writing für bessere Texte

Nachdem ich gestern grundsätzlich dargelegt habe, wie man das Verfassen von Texten lernt, werde ich euch heute, den POWER-Writing Prozess näher erläutern.

Der Name ist ein Akronym für die einzelnen Schritte, die man hier der Reihe nach durchführt:

  • Prepare
  • Organize
  • Write
  • Edit
  • Review

Warum Aufteilen?

Der Grund warum der Schreibprozess in mehrere Stücke aufgeteilt wird, ist ganz einfach.

Es ist viel zu kompliziert all die mentalen Prozesse des Schreibens gleichzeitig durchzuführen.

Wenn man einfach drauf los schreibt, bleibt man schnell stecken, weil man keine Ideen mehr hat. Außerdem bemerkt man viele Fehler nicht, weil man viel zu abgelenkt ist, und der Text hat meistens keine wirklich sinnvolle Struktur.

Wer die einzelnen Denkprozesse stattdessen auf mehrere Schritte verteilt, kann viel bessere Leistungen erreichen.

Der Mensch kann eh kein Multitasking betreiben. Wer sich mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigt, betreibt vielmehr ein ständiges Hin und Her springen zwischen den einzelnen Aufgaben. Auf diese Weise erreicht man insgesamt weniger, als bei eingehender Konzentration in nur einem Bereich.

Wenn man sich also ganz in einen Arbeitsschritt vertieft, und dabei nur einen mentalen Prozess gleichzeitig ausführt, ist man viel Produktiver und kommt eindeutig leichter voran.

Außerdem vermeidet man so viele Fehler, die einem sonst vielleicht gar nicht auffallen würden.

Schließlich erreicht man noch eine zusätzliche Zeitersparnis, weil man bei jedem Schritt so produktiv wie möglich ist, und sich nicht selbst ausbremst, indem man mehrere Sachen gleichzeitig macht.

Wie genau sehen also diese einzelnen Arbeitsschritte aus?

Ich habe oben bereits die einzelnen Schritte des POWER-Writing Prozesses aufgelistet, hier nenne ich sie aber zugunsten der Übersichtlichkeit nochmal:

  • Prepare
  • Organize
  • Write
  • Edit
  • Review

Prepare

Im ersten Schritt geht es darum, so viele Ideen wie möglich zu generieren.

Wenn man noch nicht mal weiß, über welches Thema man schreiben soll, ist es eine gute Idee ein Brainstorming zu starten und sich dann einfach für eine zu entscheiden.

Normalerweise sollte man aber zumindest schon das Thema des Textes wissen.

Jetzt muss man alles aufschreiben, das einem zu dem Thema einfällt.

Jegliche Idee, die einem in den Kopf kommt muss aufgeschrieben werden.

Hierbei sollte man die Qualität der Ideen nicht bewerten.

Nur wenn man auch mal schlechte Ideen hat, können zwischendurch gute Ideen dabei herauskommen.

Man muss also alles aufschreiben, was einem in den Sinn kommt.

Wer dabei Probleme hat, kann zwei Sachen versuchen. Zum einen könnte man noch mehr Recherche betreiben, um mehr Informationen zu besitzen, die man zu Papier bringen kann.

Zum anderen kann man die Anforderungen einengen. Wer jetzt denkt, dass man dann ja noch weniger Ideen hat, unterliegt einem Irrtum.

Umso mehr Beschränkung existieren, desto mehr Kreativität ist beim generieren von Ideen gefragt, und gerade das hilft dabei neuen Ideen zu haben.

Das wichtigste bei diesem Schritt ist also so viele Ideen wie möglich aufzuschreiben.

So viele, dass man später beim Schreiben auf keinen Fall stecken bleibt.

Dann geht man zum nächsten Schritt über:

Organize

Im ersten Schritt des POWER-Writing Prozesses hat man so viele Ideen wie möglich generiert.

Diese sind aber noch völlig unstrukturiert, da man sie einfach aufgeschrieben hat, sobald sie einem eingefallen sind.

Der nächste Schritt ist jetzt also zusammengehörige Ideen nebeneinander zu bewegen.
Außerdem sollte man Ideen markieren, die als Oberpunkte fungieren können.

Hauptsache man findet ein paar Bereiche, die man im Text der Reihe nach abklappern möchte.

Danach muss man sie noch in eine sinnvolle Reihenfolge bringen.

Der Leser soll schließlich flüssig vom Text mitgenommen werden und nicht durch unlogische Sprünge unterbrochen werden.

Der wichtigste Punkt bei diesem Schritt ist also, dass man die Ideen, die man im ersten Schritt gesammelt hat, in eine sinnvolle Reihenfolge bringt. Es sollte schon feststehen, was man wann genau schreibt, sodass man sich später keine Gedanken mehr machen muss.

Erst jetzt beginnt das ‚tatsächliche‘ Schreiben:

Write

In diesem Schritt muss man jetzt die Ideen aus dem ersten Schritt zu vollen Sätzen ausformulieren.

Wichtig ist, dass man sich auf das schreiben konzentriert, nicht auf das Ausbessern von Fehlern.

Wer sich zu sehr damit beschäftigt Formulierungen gleich beim ersten Mal perfekt zu gestalten, wird schnell stecken bleiben.

Man schreibt also einfach drauf los. Das ganze Bearbeiten kommt dann erst im nächsten Schritt. Jetzt muss man sich aufs Kreieren konzentrieren.

Auf diese Weise geschieht das Schreiben viel flüssiger und man kommt schneller damit voran.

Nach diesem Schritt ist die allererste Vorversion des Textes fertig.

Jetzt müssen noch alle großen und kleinen Fehler ausgebessert werden, und der Text auch vielleicht nochmal überarbeitet werden:

Edit

An dieser Stelle muss man jetzt den ganzen Text noch mehrmals durchlesen und dabei alle Fehler ausbessern, die man findet.

Man kann auch versuchen Formulierungen zu verschönern, allerdings muss man aufpassen, dass man sich nicht zu sehr in einen Optimierungsteufelskreis verstrickt – nichts ist jemals perfekt, außer vielleicht Mathematik.

In diesem Schritt sollte man auch darauf achten, ob der Text eine Struktur hat, der man gut folgen kann.
Es ist wichtig, dass man den Text gut verstehen kann, selbst wenn man ihn gerade zum allerersten Mal sieht.

Nach diesem Schritt ist der Text eigentlich bereit für seine Veröffentlichung, man sollte ihn aber noch mal für ein paar Stunden beiseite legen:

Review

Der letzte Schritt des POWER-Writing Prozesses besteht darin ein paar Stunden lang etwas anderes zu machen.

Das wars.

Nein natürlich nicht. Jetzt wo man seinen Kopf wieder auf andere Gedanken gebracht hat, kann man noch ein letztes Mal zum Text zurückkehren und ihn nochmal durchlesen.

Durch die Pause ist es so, als ob man den Text gerade zum ersten Mal liest. Dadurch bemerkt man schnell, wenn der Text an manchen Stellen noch nicht flüssig lesbar ist. Außerdem findet man leicht noch die übrigen Fehler.

Man sollte aber nicht mehr allzu viel daran herumändern, Perfektionismus schadet hier nur, weil man nie damit fertig wird.

Sobald man diese Schritte also durchgeführt hat, ist der Text auf jeden Fall bereit zum Veröffentlichen!

Und das sollte man jetzt auch machen.

POWER-Writing Anwenden, wenn man auf Papier schreibt

Der gerade beschriebene Prozess geht davon aus, dass man an einem Computer arbeitet und im Nachhinein alles ändern kann.

Wenn man stattdessen mit Stift und Papier arbeiten muss, sollte man die Schritte ein bisschen anpassen. Wenn nicht wird das Blatt vor allem im 4. Schritt schnell sehr unübersichtlich.

Hier also noch ein paar Anpassungen, die ich mir insbesondere für den Fall überlegt habe, dass ich bald ein Deutsch Abitur schreiben muss, und dieses auf einem Papier stattfinden wird.

Ideen sammeln und organisieren

Zum einen sollte man natürlich vorher auf einem Konzeptpapier so viele Ideen wie möglich sammeln.

Hierbei ist es wichtig, dass man sich auch Gedanken dazu macht, was mit verschieden Stilmitteln erreicht werden soll.

Wenn man jetzt schon gewisse Interpretationsergebnisse erreicht, kann man später eine zusammenhängende Arbeit produzieren.

Dabei muss man sich dann hoffentlich nicht noch irgendwelche Erkenntnisse aus der Nase saugen. Man hat schließlich bereits im ersten Schritt genug Material gesammelt.

Danach muss man das ganze in eine Struktur bringen. Hierbei bietet es sich an, wenn man einfach die Gliederung, die man eh für seinen Aufsatz erstellen muss, anfertigt.

Hierbei sollte man sich allerdings schon genau überlegen, was man zu jedem Punkt schreibt, und wie man die Überleitungen gestalten will. Natürlich kann man sich das auch auf dem Schmierblatt notieren.

Dann geht es ans Schreiben.

Konzentriert ausformulieren und danach nochmal durchgehen

Hierbei kann man aber nicht einfach wie am Computer drauf los schreiben und nicht auf Fehler egal welcher Art achten.

Vielmehr sollte man von Anfang an darauf achten ordentlich zu schreiben und die richtige Grammatik zu nutzen. Immerhin muss man nicht darüber nachdenken, was man schreiben wird. Das hat man sich ja schon alles im Vorhinein überlegt.

Trotz dieses aufmerksamen Schreibens, sollte man die Arbeit danach noch einmal gründlich durchgehen, um zu verhindern, dass man leicht zu findende Fehler gemacht hat.

Jetzt ist man theoretisch mit der Arbeit fertig.

Optionale Pause und danach frisch durchlesen

Wer aber noch genug Zeit hat sollte diese Gelegenheit nutzen und sich ein bisschen entspannen und an andere Dinge denken.

Wenn man dann 5-10 minuten Pause gemacht hat, kann man sich alles nochmal durchlesen und jetzt mit einem frischen Geist nocheinmal auf die Suche nach Fehlern gehen, die man vielleicht übersehen hat.

Man sollte aber aufpassen nicht allzu viele Formulierungen noch abzuändern, da sonst die äußere Form des Aufsatzes darunter leidet!

Erfolgreiches Anwenden der POWER-Writing Technik!

Julian

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