Wenn man etwas lernt, durchläuft man immer diese 4 verschiedenen Stufen des Wissens:
- nicht wissen, dass man nichts weiß
- wissen, das man nichts weiß
- nicht wissen, das man schon einiges weiß
- wissen, dass man einiges weiß
Wie weit man damit kommt, hängt ganz davon ab, wie lange man sich mit dem Stoff auseinandersetzt.
Ich habe zum Beispiel in den letzten Tagen für die Abiturprüfung eine Menge Latein gelernt (11.5., 10.5.) und bin gerade einmal bis zur zweiten Stufe gekommen.
Die 4 Stufen des Wissens
Nicht wissen, dass man nichts weiß
Auf dieser Stufe des Wissens fängt jeder an.
Man hat gerade erst von einem neuen Thema gehört und fängt jetzt an sich darüber zu informieren.
Dabei kratzt man nur ein bisschen über die Oberfläche eines Wissensgebiets, das man noch lange nicht überschauen kann.
Man fängt an erste Details zu lernen und knüpft bereits zugrundeliegende, wenn auch noch recht oberflächliche Verbindungen.
Kurz und gut, man hat das Gefühl, doch schon eine ganze Menge verstanden zu haben.
Zumindest den ersten Schritt hat man ja dann auch schon gemacht.
Allerdings hat man nach diesen wirklich grundlegenden Anfängen noch lange kein Bild davon, wie umfangreich, dieses Fachgebiet eigentlich ist.
Viele Menschen bleiben auf dieser Stufe bereits stehen.
Wenn sie auf eine unerklärliche Sache stoßen, nehmen sie sie einfach als gegeben hin und hinterfragen sie nicht.
Genau das ist aber der Grund, warum sie nicht zur nächsten Stufe vorrücken.
Solange man die großen Zusammenhänge nicht einmal erahnt, hat man keine Chance, zu erkennen, wie wenig man eigentlich bisher weiß.
Denn genau das ist der Fall, wenn man das ganze von außen Betrachtet – was man jetzt noch nicht kann.
Um also ein höheres Wissensniveau zu erreichen, muss man beginnen, die zugrundeliegenden Verbindungen zu hinterfragen.
Nur so hat man die Chance herauszufinden, wie alles zusammenhängt, und den Stoff auf eine wirklich tiefgreifende Art und Weise zu verstehen.
Einfaches auswendig lernen aller Details reicht also nicht aus, um ein tiefer gehendes Verständnis der Materie zu erreichen. Dafür muss man sich darüber auch Gedanken machen und versuchen die Zusammenhänge zu verstehen.
Wissen, dass man nichts weiß
Sobald man sich also Gedanken macht, wie das alles zusammenhängt, was die Grundlegenden Regeln und Gesetze der Thematik sind, fängt man an, etwas größeres zu erahnen, als man vorher für möglich gehalten hat.
Man hat ein undeutliches Gefühl, dass da noch etwas Größeres auf einen wartet, wenn man nur lange genug weiter lernt.
Also geht man motiviert weiter auf die Suche nach großen Zusammenhängen.
Und deckt immer mehr von ihnen auf.
Bis man irgendwann das ganze Themengebiet in voller Größe erahnt.
In diesem Zusammenhang ist dann auch klar, was ich mit ‚dass man nichts weiß‘ meine. Im Vergleich zu den großen Zusammenhängen, die noch vor einem liegen, ist das Wissen, das man bisher über ein Gebiet erlangt hat, verschwindend gering.
Wenn an dieser Stelle jetzt die Neugierde einsetzt, ist man schon auf dem richtigen Weg.
Ansonsten verbleibt man auf der Stufe gerade erkannt zu haben, wie wenig man doch eigentlich weiß.
Jetzt muss man also versuchen diese größeren Zusammenhänge zu ergründen.
Dabei ist man sich immer bewusst, wie wenig man bisher weiß, und strebt nach noch mehr Erkenntnis.
Aber genau dieses Wissen ist die Motivation sich gründlich mit diesen grundlegenden Verbindungen auseinanderzusetzen.
Es ist ein tolles Gefühl neue Dinge zu verstehen und sie auch weitergeben zu können.
Auf dieser Reise auf dem Pfad des Lernens rutscht man bald ganz unbewusst in die nächste Stufe des Wissens:
Nicht wissen, dass man schon einiges weiß
Umso mehr Verbindungen man entdeckt und Zusammenhänge man erkennt, desto umfassender wird das eigene Verständnis für das Themengebiet.
Dabei erwirbt man ganz unweigerlich auch eine Menge Detailwissen.
Denn große Regeln erkennen, geht nur, wenn man genügend Vergleichsdaten hat.
Außerdem merkt man sich aufgrund des Wissensgerüst, das man für sich aufbaut, einfach neue Informationen.
Im Augenblick relevante Informationen werden nämlich sehr gut vom Gehirn abgespeichert. Und Informationen, die man in ein solches Wissensgerüst einordnen, sozusagen am Gerüst befestigen kann, sind relevant.
Man sammelt also mit der Zeit einen immer größere Wissensmenge an, die auch innerlich durch die erkannten Verbindungen und Zusammenhänge gestützt und geordnet ist.
Dennoch ist man sich des Umfanges seines Wissens noch gar nicht bewusst.
Man hat schließlich immer vor Augen, was man alles noch nicht weiß, also noch lernen möchte.
Daher also die Beschreibung dieser dritten von 4 Stufen des Wissens.
Was jetzt kommt ist ziemlich offensichtlich.
Im Laufe der Zeit erkennt man, wie viel man schon über ein Wissensgebiet weiß.
Wissen, dass man einiges weiß
Man merkt also, wie groß das eigene Wissen geworden ist.
Jetzt kann man, wenn man denn möchte dieses Wissen an andere weitergeben.
Und zwar auf eine Art und Weise, bei der man die bedeutenden, großen Zusammenhänge deutlich herausstellt.
Nicht jeder muss am Anfang in die Irre gehen.
Wenn man von Beginn an die großen Strukturen präsentiert bekommt, kann man gleich damit anfangen, sich ein umfassendes Bild von der Thematik zu machen.
Dennoch muss man sich natürlich immer noch die vielen Kleinigkeiten aneignen, die dem Gesamtbild die Farbe verleihen.
Wenn man ein solches Wissensniveau erreicht hat, kann man also anderen eine Abkürzung zum zweiten Wissensstufe anbieten.
So können sie gleich von Anfang an die Größe und Komplexität eines Gebietes sehen und sich dann dazu entscheiden, sich in gewisse Teilgebiete einzuarbeiten, die für sie von Interesse sind.
Auch der Lehrende erhält so neue Einblicke in sein eigenes Spezialgebiet und kann noch weitere Verknüpfungen bilden, die das Bild abrunden.
Selbsteinschätzung der eigenen Wissensstufe
Instinktiv ist diese Aufteilung der einzelnen Stufen des Wissens den meisten bekannt.
Immer wenn man etwas neues lernt, spürt man diese Abfolge im kleineren Maßstab bei jeder neuen Verbindung, die man entdeckt.
Man merkt, dass man sie bisher noch nicht kannte, erlernt sie, versteht dadurch das ganze Stoffgebiet etwas besser, und kann neue Informationen besser in das gerade entstehende Wissensgerüst einordnen.
Sobald man sich dessen noch bewusst wird, hat man also im kleinen alle 4 Schritte durchlaufen.
Manchmal erkennt man auch mehrere Zusammenhänge auf einmal und hat einen Aha-Moment, wenn plötzlich einiges Sinn ergibt.
Das kann man aber noch nicht mit der 2. Stufe vergleichen. Diese erreicht man erst, wenn einem so richtig deutlich bewusst wird, wie wenig man bis jetzt von dem Gebiet versteht.
Erst dann beginnt der wirklich effiziente Lernprozess.
Versucht also immer mindestens bis zur zweiten Stufe zu kommen!
Es ist ein wirklich atemberaubendes Gefühl, die großen Zusammenhänge erahnt. Wie muss es dann erst sein, sie auch zu verstehen?
neugieriges lernen
Julian