Hast du den Stoff wirklich verstanden?

Es gibt verschiedene Levels von Verständnis.

Wer schon mal irgendetwas gelernt hat, hat das vermutlich bemerkt.

Am unteren Ende des Verständnis-Spektrums liegt das Auswendiglernen von Fakten.

Im besten Fall kann man diese dann der Reihe nach aufzählen und vollständig wiedergeben. Meistens ist es aber so, dass man die Fakten, wenn überhaupt, dann auf gezielte Fragen wieder abrufen kann.

Ein solches Wissen ist sehr praktisch, wenn am nächsten Tag ein Multiple-Choice-Test geschrieben wird und man nur die richtigen Antworten wiedererkennen muss.
In Aufgaben, in denen man zum Beispiel unter Verwendung dieser Fakten argumentieren muss, lässt es einen meistens im Stich. Man kann sich plötzlich nur noch an die Hälfte erinnern und wenn man das dann auch noch anwenden soll, ist alles zu spät.

Am oberen Ende des Verständnis-Spektrums liegt das Verstehen der tiefer gehenden Zusammenhänge.

Wenn man ein solches Level erreicht hat, kann man selbstständig über das Thema sprechen und dabei auch Zusammenhänge aufzeigen.

Außerdem lässt sich in diesem Fall das Detailwissen sehr einfach in dieses Verständnisgerüst einbetten. So kann man es sich mit viel weniger Aufwand merken.

Aber wie erreicht man nun ein so tiefgründiges Verständnis?

Nun ja.

Man muss natürlich beim Fakten auswendig lernen beginnen.

Fakten Auswendiglernen

Hier geht es erst einmal darum, Fakten zu verinnerlichen.
Wenn diese in einer Art und Weise vorliegen, dass man gleich schon eine gewisse Struktur erkennen kann, ist das natürlich sehr praktisch. Dann kann man nämlich gleich zum nächsten Schritt vorgehen: dem Struktur dahinter bringen.

Jetzt gehen wir aber erst mal davon aus, dass der Stoff völlig unstrukturiert vorliegt.

Nebenbei ist das reine Auswendiglernen natürlich die bessere Variante, wenn man bereits am nächsten Tag über ein größeres Gebiet geprüft wird. Hierbei reicht meist nicht mehr die Zeit ein gewisses Verständnis zu erlangen.

Wenn es sich trotzdem einstellt ist das natürlich super, wie wir weiter unten nochmal besprechen werden.

Reines Auswendiglernen bietet also kurzfristig eine Ersparnis beim Zeitaufwand.
Verständnis eines Textes zu erreichen ist viel anstrengender und dauert länger.

Wenn man das Wissen allerdings später mal wieder braucht, muss man alles erneut lernen.

Dieses auswendig gelernte Wissen wird nämlich, wenn man es nicht sehr regelmäßig wiederholt, schnell wieder aus dem Gedächtnis hinaus gespült. Und diesen Aufwand treibt normalerweise niemand.

Zusätzlich ist dieses Wissen meistens nur auf gezielte Fragen abrufbar. Im besten Fall lässt sich ein vollständiges Auflisten alles Fakten erreichen.

Das reicht aber nicht aus, um es in weiterführenden Aufgaben auch anwenden zu können. Dafür muss man schon ein gewisses Verständnis für die Zusammenhänge entwickeln.

Nach Zusammenhängen Suchen

Man sollte also immer versuchen die Zusammenhänge innerhalb eines Stoffgebiets zu finden.

Nur so kann man jemals ein tiefer gehendes Verständnis entwickeln.

Außerdem ist es sehr hilfreich, wenn man den zu lernenden Stoff mit anderen Themenbereichen verknüpfen kann.
Zum Beispiel haben die Übergänge von einer (Literatur-)Epoche zur Nächsten meist sehr prägnante geschichtliche Hintergründe.

Wenn man diese erkennt, kann man meist sogar erklären, warum in der nachfolgenden Epoche so großer Wert auf bestimmte Punkte gelegt wird.

Wenn man also solche Zusammenhänge findet, kann man einzelne Punkte erklären.

An dieser Stelle sollte man weiter Ausschau halten, nach anderen Verbindungen, die den ganzen Stoff verknüpfen.

Wenn man nun schon ein paar derartige Zusammenhänge erkannt hat, erahnt man langsam, dass es noch tiefer gehende Zusammenhänge gibt.

Dadurch ist man zusätzlich motiviert diese herauszufinden.

An dieser Stelle ist es sehr sinnvoll jemanden, der sich bereits mit dem Thema auskennt, zu fragen, die größeren Zusammenhänge zu erklären.

Jetzt wo man bereits selbstständig auf die Suche nach ihnen gegangen ist, ist dieses Wissen besonders relevant für unser Gehirn und wird auch gleich viel besser abgespeichert.

Jedenfalls viel besser, als wenn man sie ohne ein gewisse Bekanntheit mit dem Thema einfach hin geklatscht bekommt.

Wie auch immer. Das Ziel ist es jedenfalls ein möglichst tief gehendes Verständnis für ein Thema zu erreichen und dieses auch möglichst mit anderen zu verknüpfen.

Tiefliegende Zusammenhänge Verstehen

Der Prozess hierhin war natürlich viel aufwendiger als ein kurzfristiges Auswendiglernen der Fakten.

Dafür hat es langfristig viele Vorteile, die sich auch auf andere Bereiche erstrecken als nur dieses spezielle Thema.

Zum einen ist dieser Stoff jetzt natürlich viel besser im Gedächtnis verankert.

Ab und zu Wiederholen reicht aus, um das Wissen aktiv zu halten. Dieses Wiederholen kann übrigens auch dadurch geschehen, dass man etwas neues lernt, dass man dann hiermit verknüpfen kann.

Wenn man das Wissen später also nochmal braucht – und davon ist eigentlich immer auszugehen -, stellt das eine große Zeitersparnis dar. Man muss schließlich nicht wieder ganz von vorne anfangen, sondern ließt sich vielleicht zum Auffrischen mal kurz die Zusammenfassung durch, die man damals geschrieben hat.

Außerdem kann man sein Wissen dann auch in weiterführenden Aufgaben zur Geltung bringen. Das eigene Verständnis ermöglicht einem die großen Zusammenhänge aufzuzeigen und hier und da ein paar Details einfließen zu lassen.

Zusätzlich kann man jetzt das Thema auch anderen vermitteln.

Zum einen kann man die einzelnen Bereiche selbst in eine sinnvolle Reihenfolge bringen.
Zum anderen kann man das Ganze durch Erklärung der Zusammenhänge verständlich erklären und leicht erlernbar machen.

Wer gleich von Anfang an ein Verständnisgerüst hat, in das man das Wissen einbauen kann, ist nämlich viel schneller am Ziel.

Schließlich kann man dann noch stolz sein das Thema auch wirklich verstanden zu haben. Denn:

Frei nach Einstein: Was man Anderen nicht erklären kann, hat man selbst noch nicht verstanden.

Bonus

Diese mühsam erlangte Wissen kann jetzt als Grundlage für neue Lernprojekte verwendet werden.

Wenn man nämlich neues Wissen mit Erkenntnissen verknüpft, die bereits im Langzeitgedächtnis vorliegen, werden beide noch besser abgespeichert:

Zum einen ermöglicht einem das Verständnis dieser Zusammenhänge ein Wissensgerüst aufzubauen und darin die neuen Informationen zu befestigen.

Zum anderen wird durch die Wiederholung auch dem Gehirn verdeutlicht, dass das bereits vorhandene Wissen wichtig ist. Es wird also bei der nächstmöglichen Gelegenheit noch besser im Gehirn verankert.

Man sollte also immer danach streben, Stoffgebiete so gut zu verstehen, dass man sie souverän erklären kann. Das ist nämlich ein gutes Anzeichen, dass man das Ganze auch wirklich verinnerlicht hat.

Übrigens sollte das auch bei anderen Lernzielen, die nichts mit abstraktem Wissen zu tun haben, erstrebt werden. Zum Beispiel kann man Parcours erst, wenn man einzelne Bewegungen flüssig durchführen kann.

nach Verständnis strebendes lernen

Julian

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