Vielleicht erscheint dir die Ansage alles sofort aufschreiben zu sollen etwas übertrieben.
Natürlich sollte man nicht komplett alles aufschreiben, was man aufschreiben könnte. Vielmehr geht es mir darum, dass man alles aufschreibt, was man nicht vergessen will. Oder was man nicht vergessen kann. Auch in diesem Fall kann das aufschreiben beim damit abschließen helfen.
Auf jeden Fall ist das eine Gewohnheit, die sich jeder aneignen sollte. Einfach alles aufzuschreiben, was man nicht vergessen will. Es ist einfach so banal. Sobald man es aufgeschrieben hat, muss man nur noch auf dem Zettel nachschauen, um sich wieder daran zu erinnern.
Auf diese Weise bietet diese Angewohnheit einige wertvolle Dienste, sobald es darum geht, sich an wichtige Dinge zu erinnern. Andernfalls würde man vielleicht versuchen die Sache so lange im Kopf zu wiederholen, bis man an dem Punkt angekommen ist, wo man sie dann tatsächlich machen kann.
Aber das funktioniert einfach nicht. Jeder kennt doch folgende Situation:
Das Problem mit dem Vergessen
Man hat mal wieder eine geniale Idee. Vielleicht ist es auch eine Erkenntnis, die man nicht wieder verlieren will, oder eine Sache, die man noch erledigen muss. Auf jeden Fall will man sie nicht vergessen.
Also macht man irgendetwas was in der eigenen Unwissenheit sinnvoll erscheint. Vielleicht hat es schon ein einziges Mal in der Vergangenheit funktioniert, wer weiß?
Vielleicht wiederholst du die Sache ja wirklich so lange in deinem Kopf, bis du am entsprechenden Ort angekommen bist.
Aber dann wirst du abgelenkt.
Oder der Weg war einfach viel zu lange, um nicht zwischendurch auch mal an etwas anderes zu denken.
Auf jeden Fall hast du es dann vergessen.
Vielleicht fällt es dir sofort auf, dass du es vergessen hast. Vielleicht merkst du auch erst ein paar Tage später, dass da noch etwas war, das du machen wolltest. Aber was genau, ist dir leider wieder entfallen.
Jedenfalls ist es jetzt zu spät. Du weißt nicht mehr was es war. Nur noch, dass du dich vermutlich daran erinnern wolltest.
Vielleicht war es ja eine geniale Idee. Oder eine bahnbrechende Erkenntnis, mit der du viele Menschenleben verändert hättest. Oder du musstest noch irgendetwas machen und jetzt wirft die Tatsache, dass du es immer noch nicht gemacht hast ein schlechtes Licht auf dich.
Wie auch immer. Es wäre besser gewesen, wenn du es jetzt noch weißt.
Aber zum Glück gibt es für das nächste Mal eine einfache Lösung:
Sofort Aufschreiben
Sobald du es aufgeschrieben hast, vergisst du es nicht mehr. Beziehungsweise, wenn du es doch vergessen solltest, ist das nicht so schlimm, immerhin hast du es aufgeschrieben.
Nebenbei sorgt das Aufschreiben auch noch dafür, dass das Aufgeschriebene als wichtig gekennzeichnet wird. Dann kannst du dich vielleicht sogar daran erinnern ohne auf deinen Zettel zu schauen.
Wenn das Erinnern aber doch nicht klappt, kannst du immer noch auf deinem Zettel nachschauen, was du noch alles erledigen wolltest. (Das ist auch der Gedanke hinter To-Do-Listen.)
Ein weiterer Bonus
Das Aufschreiben hat dann noch einen weiteren wunderbaren Effekt für dich, den du nicht unterschätzen solltest.
Sobald du nämlich etwas aufgeschrieben hast, wird dein Kopf frei für neue Gedanken.
Anstatt deinen Kopf damit zu blockieren, kannst du danach ruhigen Gewissens vergessen, was du gerade aufgeschrieben hast. Du wirst es auf jeden Fall wiederfinden können.
Dein Kopf wird also gelehrt und du hast mehr Platz für neue Gedanken und damit auch neue Ideen. Nur wenn du deinen Kopf leer machst, kannst du wirklich neue Ideen haben. (Das ist übrigens auch der Gedanke, warum man beim Ideensammeln noch 5 weitere Ideen aufschreiben soll/kann, sobald man keine mehr hat.)
Genauso kann man aber auch gezielt Dinge aufschreiben, die den eigenen Kopf blockieren, obwohl man sie gar nicht will. Manchmal reicht einfaches aufschreiben einer kleinen Notiz dann schon aus, um den eigenen Kopf etwas zu beruhigen. Manchmal muss man aber auch zu härteren Maßnahmen greifen, um den eigenen Kopf leer zu machen:
In diesem Fall solltest du es vielleicht mal mit Freewriting versuchen. Dabei schreibst du einfach solange all deine Gedanken auf, bis nichts mehr nachkommt. Mit ein bisschen Übung kannst du das dann in eine Richtung lenken, die du gerne hättest und so deine Gedanken zu dem blockierenden Thema aufschreiben. Sobald sie alle draußen sind, kannst du vielleicht noch ein paar Sachen aufschreiben, die du als nächstes deswegen unternehmen willst und dann vorerst damit abschließen.
Kommen wir aber noch mal zu einer kurzen Erklärung wie Erinnerung funktioniert.
Das Problem mit dem Erinnern
Wie ganz zu Beginn angedeutet, kann unser Gehirn in mancher Hinsicht ein ganz schönes Sieb sein. Und solange man nicht weiß woher das kommt, kann man auch nichts dagegen unternehmen.
Das Ganze kommt nämlich daher, dass unser Gedächtnis auf Verknüpfungen beruht. Alle Informationen werden durch ihre Verknüpfungen zu anderen Informationen, die bereits abgespeichert sind, gefestigt. Ohne solche Verknüpfungen kannst du eine Information nicht wieder abrufen, selbst wenn sie noch irgendwo existieren würde.
Beim Erinnern hangelt man sich nämlich diese Verknüpfungen entlang, bis man den Punkt erreicht hat, den man finden wollte.
Solche Verknüpfungen bilden sich natürlich nicht einfach so. Dafür muss man schon echte Verbindungen zwischen den einzelnen Informationen erkennen oder zumindest erahnen. Denn nur (pseudo-)logische Verknüpfungen werden vom Gedächtnis anerkannt und dann auch tatsächlich angelegt.
Du hast jetzt zwei Möglichkeiten, um derartige unverknüpfte Informationen dennoch zu behalten, bis du sie brauchst:
- Mnemotechniken anwenden, um künstliche Verknüpfungen zu erschaffen
- es einfach aufschreiben.
Beides hat natürlich Vor- und Nachteile:
Mnemotechniken
Bei der Verwendung von Mnemotechniken werden künstliche Verknüpfungen angelegt, die nach ein paar Tagen verblassen, sobald sich echte Verknüpfungen gebildet haben, weil die Information lange genug präsent war.
Bevor diese Verknüpfungen aber angelegt werden können, müssen vorher andere Informationen im Gedächtnis verankert werden können, die sich besonders gut als Verknüpfungspunkt eignen. Je nach Mnemotechnik werden dabei verschiedene Tricks angewendet.
Auf jeden Fall braucht man für die Verwendung dieser Techniken also eine gewisse Vorbereitungszeit und danach auch noch Übung. Sonst wird das ganze nämlich nichts 😛
Für mehr Informationen zu den Mnemotechniken kannst du bei diesem Artikel vorbeischauen, den ich vor einem Monat geschrieben habe.
Sobald du dafür eine Mnemotechnik beherrscht, bietet sie dir einige Vorteile.
Am bedeutendsten finde ich davon die Tatsache, dass man dann keinen Zettel und Stift dabei haben muss, und die Sachen auch immer noch weiß, wenn man eben dies gerade aus irgendeinem Grund nicht mehr zur Hand hat. Man ist also unabhängiger von äußeren Dingen.
Zettel+Stift
Das wäre auch schon der Nachteil: du musst diese beiden Sachen dabei haben. Außerdem wäre es wahrscheinlich gut, wenn du deine eigene Schrift lesen kannst.
Die Vorteile sind dagegen zahlreich:
Zum einen hast du schon alle Voraussetzungen, um diese Technik anzuwenden. Wenn du das hier lesen kannst, kannst du vermutlich auch schon schreiben. Und Zettel und Stift bekommt man für ein paar Cent in jedem Schreibwarengeschäft.
Nebenbei geht es auch noch super einfach, immer Zettel und Stift dabei zu haben. Diese beiden Dinge nehmen nicht viel Platz weg.
Zettel und Stift immer dabei zu haben ist als die richtige Option, für alle, die keine Mnemotechniken beherrschen.
Alles sofort aufschreiben
Also entweder du beherrscht verschiedene Mnemotechniken oder du gewöhnst dir einfach an, alles sofort aufzuschreiben, was dir einfällt. In dem Moment, in dem es noch präsent ist.
Dann kannst du dich auch direkt den gerade anstehenden Dingen widmen und hast deinen Kopf wieder frei für weitere Ideen.
Erinnere dich also an alles, das wichtig ist, indem du es dir sofort aufschreibst!
Julian