Dieser Lernansatz ist gleichzeitig simpel und machtvoll. Allein durch die Anwesenheit der 3 Elemente Mehr-Weniger-Gleich erhält man eine deutlich umfangreichere Ausbildung. Das ermöglicht Feedback aus jeder Perspektive und sofortiges Testen, ob man die Sachen wirklich gelernt hat, von denen man glaubt sie gelernt zu haben. Hierdurch wird jegliche Selbstverarschung aus der Gleichung genommen und man kann so effektiv wie möglich lernen. Und gleichzeitig wird man auch, je länger man dieses System anwendet, immer besser in der korrekten Einschätzung des eigenen Lernfortschritts. Durchaus eine erstrebenswerte Fähigkeit.
Mehr-Weniger-Gleich
Um diese Technik anwenden zu können, musst du logischerweise erst mal wissen, wie sie funktioniert. Mehr-Weniger-Gleich bezieht sich hierbei auf das Wissenslevel deiner Trainingspartner. Du brauchst einen Lehrer, der mehr weiß als du, und dir deshalb alles beibringen kann. Du brauchst einen Schüler, der weniger weiß als du, an den du all dein Wissen weitergeben kannst. Und du brauchst einen Gegner, der (etwa) gleich viel weiß wie du, mit dem du dich messen kannst, der dich zum noch schnelleren lernen anspornt.
Alle 3 Elemente sollten zugegen sein. Fehlt eines, kommst du nicht so schnell voran, wie du könntest. Dir fehlt dann eine wichtige Perspektive auf deine Leistung, die wichtige Hilfestellung sein kann. Lass sie dir nicht entgehen, wenn du die Möglichkeit hast und erschaffe entsprechende Gegebenheiten neu, wenn sie noch nicht vorhanden sind.
Du kannst immer Schüler finden, wenn du das möchtest. Mit ein bisschen Aufwand sogar welche, die gut sind im Schüler sein. Und sobald du selbst bereit bist, findest du auch einen Lehrer. Dann ist es nur noch die Frage, wen du dazu motivieren kannst, mit dir den Weg zu gehen, sodass du immer einen gleichstarken Konkurrenten hast. Vielleicht ändert sich die Besetzung dieser Position auch im Laufe der Zeit, falls du schneller voran kommst oder zurückfällst. Trotzdem solltest du versuchen immer für jede der 3 Positionen eine entsprechende Person zu haben, mit der du üben kannst. Tust du das nicht, verschenkst du Verbesserungspotential
Mehr
Das erste Element der Mehr-Weniger-Gleich Gruppe ist der Lehrer. Um optimal zu Lernen, braucht man natürlich jemanden, der mehr weiß, als man selbst. Diese Person war auch schon mal an der Stelle, an der man selbst jetzt ist, und kann die bestmöglichen Ratschläge geben, wie man am besten vorwärts gehen sollte. Sie kann die optimale Übungsreihenfolge entwerfen, die für effektives Üben notwendig ist, und möglicherweise auch Trainingspartner sein, wenn gerade niemand anderes verfügbar ist.
Je besser der Lehrer, desto mehr kann man von ihm lernen. Letztendlich kommt es aber nur auf dich an. Wie viel bist du bereit zu lernen? Wie viel saugst du in euren Begegnungen auf? Wie viel denkst du dir selbst dazu, was nicht extra ausgesprochen wird, aber möglicherweise trotzdem im Raum steht? Es gilt nämlich nicht nur der eben genannte Zusammenhang, sondern auch folgender: Je mehr du nach Wissen strebst, desto mehr kannst du auch von einer einzelnen Person erfahren. Es ist nicht allein ihre Aufgabe dir etwas beizubringen. Es ist deine Aufgabe es zu lernen. Bei dir liegt die Hauptverantwortung, der anstrengende Job. Du willst das lernen? Dann streng dich gefälligst an.
Weniger
Dieses zweite Element des Mehr-Weniger-Gleich Prinzips wäre fast noch wichtiger, wenn es nicht so unglaublich bedeutsam wäre, bereits einen optimalen Pfad zu kennen. Wenn man nämlich jemanden unterrichtet, lernt man selbst vermutlich mehr dazu als der Schüler. Und genau darum geht es hier: einen Schüler, jemanden der weniger weiß als du. An ihn kannst du all deine Erkenntnisse weitergeben und dabei intern noch besser verarbeiten und überdenken. Dein Ziel hierbei sollte logischerweise sein, dass dein Schüler genauso gut wird, wie du selbst und nicht unter dir zurückbleibt. Vielleicht willst du ihn sogar dazu anspornen sich selbst einen Schüler zu suchen, an den er das gelernte weitergeben kann. Wie sonst, wird wissen in unserer Welt weitergegeben?
Gleichzeitig wirst du aber, solange du weiterhin Unterricht von einem Lehrer erhältst, niemals schaffen den Schüler bis auf dein Level anzuheben. Als Lehrer lernt man selbst deutlich mehr über den Stoff dazu, als man als Schüler abbekommt. Besonders, wenn man es zum ersten Mal weitergibt, was andauernd wieder der Fall ist, da man ja ständig neues von oben nach-bekommt.
Wenn man also gleichviel Zeit in Interaktionen mit dem Schüler wie in Interaktionen mit dem Lehrer steckt, kommt man selbst viel schneller voran als der eigene Schüler. Vielleicht sollte man deshalb die Zeitinvestitionen etwas verschieben, mit mehr Lehren sinkt aber auch die Wirksamkeit dieser Tätigkeit. Vielleicht nimmt man das in Kauf und versucht stattdessen die eigenen Lehrmethoden zu optimieren. Letztendlich ist es aber deine eigene, ganz persönliche Entscheidung. Treffe sie, wie es am besten zu deiner eigenen Situation passt.
Gleich
Und schließlich brauchst du noch einen Konkurrenten, jemand der etwa auf dem gleichen Level ist, wie du gerade, um Mehr-Weniger-Gleich zu vervollständigen. Jemanden zu haben, mit dem du dich messen kannst, bedeutet Wettbewerb. Und das wiederum spornt dich hoffentlich zu effektivem Lernen und persönlichen Höchstleistungen an. Du willst schließlich besser sein, als dein Trainingspartner. Gleichzeitig willst du ihn aber vielleicht auch nicht verlieren, wenn es ein guter Partner ist.
Das ist auch wieder deine eigene Entscheidung. Was ist dir wichtiger? Mit einer bestimmten Person zu trainieren und also gelegentlich dafür zu sorgen, dass der Partner auch dein Level halten kann, falls er zurückfällt. Oder besser als dein Konkurrent zu werden und ihn möglichst schnell zurück zulassen. Denk dran: Du musst dich nicht unnötig an Trainingspartnern festhalten. Diese Position wird am schnellsten von allen neu besetzt. Hast du jemanden, der sie für längere Zeit einnimmt, hast du echtes Glück. (Und einer von euch hält sich vermutlich gelegentlich zurück.)
Fazit
Sobald du diese 3 Elemente versammelt hast, kannst du die positiven Effekte von einem System ernten, das die Feedback aus allen Richtungen gibt. Du kannst gar keinen falschen Vorstellungen über deine eigenen Fähigkeiten bekommen und findest auch ziemlich schnell die Lücken in deinem bisherigen Verständnis. Optimal um dazuzulernen.
Die Schwierigkeit besteht jetzt darin dieses Prinzip auf eine konkrete Lernsituation anzuwenden. Du musst die Konzepte übertragen und etwas finden, das für dieses spezielle Thema funktioniert. Die Art und Weise, wie du die einzelnen Aspekte umsetzt, wird sich vermutlich im Laufe der Zeit wandeln. Du kannst gerne auch mehrere Personen aus jeder Gruppe haben. Hauptsache, jede Gruppe ist vertreten.
Die Macht von Mehr-Weniger-Gleich entfaltet sich erst, sobald alle 3 Elemente vertreten sind. Hast du das schon am eigenen Leib erfahren?