Linchpin und wie du unersetzlich wirst

„Linchpin“ ist eines der vielen Bücher die Seth Godin im Laufe seines Lebens schon geschrieben hat. Inzwischen hat er sich einen richtigen Namen gemacht, mit seiner klaren Sprache und eindringlich präsentierten Ideen. Und auch dieses Mal enttäuscht er nicht. Linchpin ist wahrhaft faszinierend und so leicht verständlich, dass man sich den Ideen darin gar nicht verschließen kann. Vielleicht liegt das aber auch einfach an dem Hauch der Wahrheit, der aus jeder Pore des Papiers zu strömen scheint.

Die Voraussetzung ist einfach: Unsere Welt hat sich mal wieder geändert. Im Bereich der Arbeit gibt es inzwischen nicht nur die Arbeiter (Labor) und ihre Organisation (Management), sondern auch eine dritte Gruppe, die Linchpins. Sie halten Organisationen zusammen und liefern unersetzbare Beiträge. Noch vor 10 Jahren wurde jeder dafür belohnt sich still und heimlich in die große Masse einzufügen und nicht aus der Reihe zu tanzen. Heutzutage hast du verloren, wenn du es so weit kommen lässt.

Anstatt Automatisierung und billigerer Konkurrenz zum Opfer zu fallen solltest du lieber – als Linchpin – deine Menschlichkeit mit auf die Arbeit bringen und einen Unterschied machen. Genau hier liegt nämlich das Problem: Im Privaten können viele Leute die Dinge, die heutzutage so wichtig sind. Nur auf die Arbeit werden sie nicht mitgenommen. Dort geht es nur noch darum möglichst korrekt all die Anweisungen zu befolgen, die man von oben erhält und zwar nur diese Anweisungen. Selbst mitdenken ist oft schon zu viel verlangt und gleichzeitig würde das aber jedem einen Vorteil bringen.

Linchpin werden

Du hast eine Wahl. Jeder hatte schon mal die Eigenschaften, die hierfür notwendig sind. Als Kind war jeder ein Genie, ein Entdecker, ein Künstler. Später ist man zum Zahnrad, das nur einen kleinen, exakt definierten Platz in der großen Maschine einnimmt, die keinesfalls verändert werden darf. Das gesamte Schulsystem ist doch darauf ausgelegt den Leuten beizubringen Aufgaben zu bearbeiten, so richtig und effizient wie möglich.

Was würde denn tatsächlich gebraucht werden? Interessante Fragestellungen lösen und anführen, Leute inspirieren. Mit interessanten Fragestellungen sind natürlich keine Fakten gemeint. In einer Welt mit Wikipedia ist das für jeden ein Kinderspiel zu beantworten. Richtig interessant sind Fragen, die das Internet nicht für dich beantworten kann. „Was sollte ich jetzt machen?“ zum Beispiel. „Was will ich im Leben erreichen?“. Wissenschaftliche Forschung. Sachen lernen, weil sie interessant sind, nicht weil jemand entschieden hat, dass sie zur Allgemeinbildung gehören sollten. Und so weiter. Aber für eine solche Schulzeit ist es jetzt wahrscheinlich schon zu spät bei dir.

Nicht zu spät ist es allerdings dafür, dass du dich entscheidest. Dagegen entscheidest weiterhin das unsichtbare Zahnrad zu sein. Und dafür endlich Linchpin, ein unersetzliches Mitglied in deinem Bereich zu werden. Jedem steht diese Wahl offen. Jeder hat die notwendigen Qualitäten in sich. Man muss nur seinen inneren Widerstand überwinden.

der innere Widerstand

Diesem größten Gegner in uns allen, hat Seth Godin einen ziemlich großen Teil des Buches gewidmet. Es handelt sich um einen Teil unseres Gehirns, das älter ist als der Bereich, der denken kann: das limbische System. Es währt sich gegen alles, was sich zu gefährlich, riskant oder großzügig anfühlt. Es blockiert dein Handeln mit Angst und lässt sich nicht überwinden. Du kannst es nicht besiegen, nur einschläfern, in Sicherheit wiegen, nicht auf seine Taktiken eingehen, bis es aufgibt. Oft reicht sogar ein einfacher Trick: Laut aussprechen, was gerade passiert und schon zieht sich der innere Widerstand beschämt zurück.

Du musst einen Weg finden all die wichtigen Dinge trotzdem zu machen. Sobald du diese Angst zulässt, auch die Angst vor erfolgreicher Veränderung wird sie praktisch zur selbst erfüllenden Prophezeiung, mit ihren alternativen Vorschlägen und selbstverstärkenden Maßnahmen. Ehrlich gesagt solltest du sogar umso eher in eine bestimmte Richtung gehen, je mehr sich dein limbisches System dagegen wehrt. Berechtigte Vorsicht ist natürlich immer zu beachten, aber die kannst du auch mit deinem rationalen Verstand erkennen. All die Gefahren der Steinzeit gibt es heute in dieser Form nicht mehr.

Hierfür könntest du zum Beispiel Sprints verwenden oder dir eine Plattform errichten, von der aus sogar Bergab die richtige Richtung ist. Und noch etwas: Verehre den Kult des Fertigstellens. Erst wenn etwas tatsächlich fertig ist und der Welt ausgesetzt wird, kann es auch eine Wirkung auf diese Welt haben. Und das ist doch genau das, was deine Aufgabe als Linchpin ist.

die Aufgaben

Der Linchpin macht all die Sachen, für die sich niemand verantwortlich fühlt, die aber einen wichtigen Unterschied machen. Er kümmert sich um Dinge, die die Leute verbinden. Hauptsächlich durch das freiwillige Aufbringen emotionaler Arbeit. Moderne Faulheit, Vermeidung emotionaler Arbeit steckt hinter unserem Mangel an Leuten, die sich wirklich um etwas kümmern.

Das ist dann ein Geschenk an jemand anderen im der Art und Weise wie Geschenke eigentlich funktionieren sollten. (Liebevolles) Hingeben von Aufwand ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Es muss für dich gar nicht schwer gewesen sein. Hauptsache der Empfänger schätzt es hoch. Derartige Geschenke stärken Verbindungen. Man kann sie theoretisch nur an Leute geben, die zum inneren sozialen Kreis gehören. Alle Betroffenen werden also aufgewertet und der Schenker hat in dieser Hinsicht sogar noch mehr davon als der Empfänger.

Und der Gedanke dahinter geht noch weiter. Diese Geschenke sollten die Leute verändern, einen Prozess des Wachstums in ihnen anstoßen. Schafft man das, egal welches Medium auch immer man verwendet, wird es zu Kunst. Kunst ist alles, das andere verändern kann – sobald es sie verändert. Und als Linchpin ist man Künstler.

Außerdem ist man Problemlöser und Kartenmaler. Er verbindet die Menschen. Das ist seine wichtigste Aufgabe. Das macht ihn zum Linchpin, frei übersetzt: Reißnagel.

welche Wahl triffst du?

Wirst du Linchpin sein, oder weiterhin ein kleines Rädchen im Gesamtkonstrukt bleiben, immer mehr benachteiligt, bis du irgendwann untergehst?

Du kannst damit beginnen das gleichnamige Buch zu lesen. Dein innerer Widerstand wird sich vermutlich dagegen wehren: „Oh nein, Ideen, die meinem Weltbild entgegen stehen, alles in Frage stellen, was ich bisher geglaubt habe, und womöglich sogar wahr sind.“ Das zu überwinden wird deine erste Aufgabe sein.

Lies das Buch. Werde Linchpin auch wenn du einfach nur unersetzlich sein willst. Selbst wenn dich egoistische Motive antreiben, wird es immer noch allen etwas gutes bringen.

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