Deine begrenzte Denkkapazität ist kein Problem

Man kann nur über eine Sache gleichzeitig nachdenken. Man kann nur eine sehr begrenzte Menge an Informationen gleichzeitig im Kopf halten. Sobald die Anforderungen über das machbare Level hinaus steigen, ist man oft heillos überfordert. Man ist nicht einfach nur langsamer, sondern der Kopf blockiert komplett. Die eigene Denkkapazität reicht nicht aus, um all das zu bedenken, was man gerade eigentlich denken möchte. Wie kann man das umgehen? Wie schaffen einige Leute so viel allumfassender zu denken, so viel komplexere Zusammenhänge zu verstehen?

Es muss einen Weg geben. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass den meisten Menschen eine sehr ähnliche Denkkapazität zur Verfügung steht. Wir sind uns gar nicht so unterschiedlich, wie wir vielleicht oft im Augenblick denken. Unsere Lebenserfahrungen unterscheiden sich vielleicht, aber die „Hardware“ ist praktisch gleich. Die Leute, die so viel besser sind als du, bei dieser einen Sache, haben einfach bereits einen Weg gefunden, viel weniger Denkkapazität dafür zu benötigen als du.

Aufgaben-spezifischer Bedarf an Denkkapazität

Es ist also Aufgaben-spezifisch wie viel Denkkapazität man braucht. Bei offensichtlichen Lern-Aufgaben ist es auch klar erkennbar: Wer Fahrrad fahren lernt, braucht am Anfang seine volle Konzentration und fällt trotzdem herunter. Inzwischen denkt er vermutlich nur noch über die Richtung nach, in der er fahren möchte. Falls der Weg immer gleich bleibt, nicht mal das. Die benötigte Denkkapazität nimmt immer weiter ab. Irgendwann geht es völlig automatisch. Man kann über irgendwas anderes nachdenken, während dein Unterbewusstsein das Fahrradfahren übernimmt.
Und genauso funktioniert es auch bei allen anderen Aufgaben. Du musst nur erkennen, dass es sich bei ihnen um Aufgaben handelt, die verbessert werden können.

Ein gutes Beispiel ist die Zeiteinteilung beziehungsweise das „Planen im Augenblick“ bei einem bestimmten Aufgabenbereich. Zum einen ist dieses Planen eine Grundfähigkeit, die man verbessern kann. Zum anderen hängt die eigene Leistung aber auch sehr vom Bekanntheitsgrad des Aufgabenbereichs ab. Ungewöhnliche Aufträge einzuteilen verbraucht viel mehr Denkkapazität als wenn man das schon seit Jahren macht, um den immer gleichen Job immer effizienter zu bewältigen. Sobald man eine gewisse Vertrautheit mit den Aufgabenmengen und Prioritäten erreicht hat, nimmt die für Planung benötigte Denkkapazität deutlich ab. Aber vorher ist man womöglich etwas überfordert. Besonders wenn die Aufgabenmenge deutlich über der überhaupt machbaren liegt.

..verringern

Aber willst du jahrelang warten, bis das Gefühl der Überforderung irgendwann abnimmt? Das hört sich irgendwie nicht so an, wie etwas das jemand willentlich auf sich nehmen würde. Aber oft hat man überhaupt keine andere Wahl. Zuerst weiß man gar nicht, dass man besser werden könnte. Danach weiß man nicht wie. Aber wer es einmal bewusst geschafft hat, kann es immer wieder schaffen. Hier im folgenden also die Tricks, die ich in letzter Zeit benutzt habe, um meine Denkkapazität für andere Dinge frei zu machen.

Zuerst musst du dafür verstehen wie es funktioniert. Das Prinzip ist simpel: Je mehr Informationen du aus deinem Kopf herausbringst, desto umfassender kannst du nachdenken.

Das bedeutet noch viel mehr, als nur alle Aufträge aufzuschreiben, die du noch erledigen willst. (Auch wenn das natürlich schon mal ein guter Anfang ist.) Das bedeutet zum Beispiel auch die Prinzipien festzuhalten, an Hand derer du zwischen verschiedenen Aktivitäten entscheidest. Sozusagen die Abstufung der Prioritäten oder die Art und Weise wie du die Informationen einholst, was alles gemacht werden muss. Je mehr du aufschreibst, desto mehr kannst du einfach einem offiziellen Pfad folgen, anstatt dir das alles jedes mal neu ausdenken zu müssen. Sobald sich aber an deinem Vorgehen etwas ändert, solltest du auch diese aufgeschriebenen Informationen auf dem aktuellen Stand bringen. Nur wenn sie den Ist-Zustand widerspiegeln, entfalten sie ihren wahren nutzen. Ansonsten hast du doch wieder Informationen, die nur in deinem Kopf sind, die du deshalb jedes Mal aktiv halten musst.

Verständnis

Es geht also darum, die Zusammenhänge noch besser zu verstehen. Je besser du sie verstehst, desto bessere und vor allem schnellere Entscheidungen kannst du treffen. Je mehr du sie aufschreibst und davor nochmal genau durchdenkst und dadurch noch simpler formulieren kannst, desto besser verstehst du sie. Je simpler du etwas formulieren kannst, desto besser verstehst du es, desto einfacher lässt sich dieses Wissen anwenden, zum Beispiel in Entscheidungen.

Du strebst also nach Verständnis der Zusammenhänge, wo möglich auch einem instinktiven Level. Dadurch wird die Denkkapazität, die benötigt wird um dieses Wissen anzuwenden, minimiert. Solange es sich alles in deinem Kopf befindet, ist das anstrengend und nicht zufriedenstellend, besonders weil man ziemlich sicher etwas vergisst. Je mehr du aufschreibst, desto mehr Platz schaffst du in deinem Kopf für weitere Gedanken, desto mehr Denkkapazität ist wieder verfügbar. Die Dinge zu finden, die man aufschreiben sollte, – also alles, was sich nicht so schnell ändern wird – und dann die Worte zu finden, wie man sie am besten aufschreiben sollte, ist die große Aufgabe. Es ist schwierig. Genau diese Anstrengung sorgt dafür, dass du es besser verstehst. Aber das Ergebnis lohnt sich.

Wirkung

Es entstehen automatisierte Entscheidungen, die dir erlauben über wichtigere Dinge nachzudenken. Zum Beispiel, wie du das System besser machen kannst. Was du verändern solltest, um noch effizienter vorgehen zu können. Wie du mehr bewusstes Üben in deinen Tagesablauf integrieren kannst. Wie du allen das Leben leichter machen kannst. Und so weiter.

Wärst du die Schritte davor nicht gegangen, hättest du jetzt überhaupt keine Zeit, um dir über so etwas Gedanken zu machen. Du wärst völlig überfordert damit, überhaupt erst mal deine Arbeit einzuteilen. Geschweige denn ein bisschen Freiraum für strategische Gedanken zu schaffen. Jetzt kannst du deine Arbeit und die Welt verbessern. Juchhu.

Übertragen

Dieses Prinzip: nur in deinem Kopf vorliegende Informationen aus ihm herauszuholen, aufzuschreiben, um sie zu besser zu verstehen und simpler anwenden zu können, lässt sich noch auf viel mehr Dinge übertragen, als nur das Beispiel, das ich heute gewählt habe: Arbeitseinteilung.

Zum Beispiel viel allgemeiner: sobald du irgendetwas verstehen willst, ist es unglaublich hilfreich dein aktuelles Verständnis aus deinem Kopf herauszuholen. Dann blockiert es nicht all die weiteren Gedanken. Dadurch kannst du auf einem viel höheren Level nachdenken, noch viel mehr Dinge verstehen. Du kommst dann viel schneller zu wahrem Verständnis, als wenn du es einfach nur in dir drin gären lassen würdest.

Aber darüber kannst du später nachdenken. Jetzt musst du es zuerst mal üben: Wende dieses Prinzip auf deinen Arbeitseinteilungsprozess an!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.