Positives Verstärken ermöglicht Selbsterziehung

Im Laufe unseres Lebens treffen wir immer wieder auf Personen, deren Verhalten wir gerne in eine bestimmte Richtung beeinflussen würden. Seien es unsere Kinder, die wir erziehen müssen, unsere Mitbewohner, die uns mit bestimmten Handlungen nerven, oder irgendjemand anderes. Es gibt verschiedene Taktiken, die alle unterschiedlich gut funktionieren. Und die instinktive Variante gehört eindeutig nicht zu den wirkungsvollsten. Anstatt Dinge zu kritisieren, die man nicht mag, sollte man nämlich lieber gute Verhaltensweisen loben. Das wird auch positives Verstärken genannt. Und das beste: es funktioniert auch bei dir selbst.

2 Varianten

Das ist jetzt natürlich etwas eng, aber ich versuche mich tatsächlich an nur 2 Varianten zu halten. Vorher ist natürlich auch noch relevant, ob man überhaupt auf das Verhalten eines andere reagiert. Oft kann man sein Leben einfacher machen, indem man lernt (vorübergehend) mit etwas zu leben, anstatt direkt dagegen anzukämpfen. Sobald du dich aber zu einer Reaktion entschlossen hast, bleiben dir wie gesagt zwei Optionen: Du kannst eine unerwünschte Verhaltensweise bestrafen oder eine erwünschte Verstärken.

Die erste Variante kennt vermutlich jeder zur Genüge. Die zweite Variante ist dagegen noch Erklärungsbedürftig. Verstärken bedeutet, dass man als Reaktion auf ein bestimmtes Verhalten eine Art Belohnung gibt (positives Verstärken) oder einen unangenehmen Reiz wegnimmt (negatives Verstärken). Und da man ja vermutlich niemanden absichtlich einem negativen Reiz aussetzen will, damit man ihn danach wieder wegnehmen kann, ist positives Verstärken von diesen beiden Abwandlungen gegenüber Menschen eindeutig am effektivsten.

Psychologische Experimente zeigen jetzt eines ganz deutlich: positives Verstärken ist deutlich wirkungsvoller als Bestrafung, wenn es darum geht eine bestimmte Verhaltensweise anzutrainieren. Das wurde sowohl an Labortieren als auch an Menschen ausprobiert und hat eine ganz klare Konsequenz für dich: Anstatt dich über ein unangenehmes Verhalten aufzuregen, ist es viel sinnvoller, wenn du deine Zeit dafür verwendest, erwünschtes, angenehmes Verhalten zu loben. Ein Streit oder einfach nur angeschrien werden sind dabei offensichtlich Bestrafungen, sie lösen negative Gefühle in uns aus. Ein Lob ist angenehm und wirkt dadurch verstärkend.

Und das Ganze ergibt auch Sinn, wenn man mal darüber nachdenkt. Natürlich ist es grundsätzlich nicht sinnvoll Leute zu kritisieren, aber die einfach ersichtlichen Zusammenhänge gehen noch viel weiter:

psychologische Zusammenhänge

Unser Gehirn lernt ständig dazu. Es speichert ab, auf welche Aktionen positive Reaktionen der Umwelt und dadurch positive Gefühle gefolgt sind und wo derartige Interaktionen negativ verlaufen sind. Mit der Zeit werden also bestimmte Verhaltensweisen immer stärker mit negativen Gefühlen assoziiert, andere mit positiven. Logischerweise bemüht sich dein Gehirn dann darum verstärkt die positiv belegten Aktivitäten auszuführen und die negativen soweit möglich zu vermeiden.

Wenn du jetzt jemanden kritisierst, kann das zum einen natürlich zur Folge haben, dass die kritisierte Aktivität negativ belegt wird. Ziemlich sicher bewirkst du damit aber auch, dass du selbst mit negativen Emotionen assoziiert wirst. Du verschlechterst deine Beziehung zu dieser Person, ihr ist weniger daran gelegen, deinen Respekt zu erzielen, sich gemäß deinen Wünschen zu verhalten. Warum sollte sie auch? Du bist die Person, die sie anschreit oder ständig kritisiert. Zusätzlich senken die von dir induzierten negativen Emotionen auch ihren Willen es nochmal zu versuchen, besser zu werden.

Auf der anderen Seite wird bei einem Lob oder anderweitiger positiver Verstärkung nicht nur die Handlung mit positiven Emotionen assoziiert, sondern auch du. Das führt also nicht nur dazu, dass die spezielle, verstärkte Handlung häufiger ausgeführt wird, sondern auch dazu, dass die Person in Zukunft ein größeres Interesse daran hat, die Dinge zu machen, die du gut findest. Weiterhin wird sie auch durch die positiven Emotionen, die gerade in ihr vorliegen, dazu motiviert sofort weitere Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Diese zweite Option ist also deutlich wirkungsvoller und sollte soweit möglich exklusiv angewendet werden. Vor allem, wenn du das Verhalten der Person nicht unbedingt ändern musst. Und sogar dann ist es immer noch besser den Weg über positive Verstärkung zu wählen. Ungewolltes Verhalten wird dabei schließlich immer weiter verdrängt.

positives Verstärken im Alltag

Wir haben jetzt also besprochen, dass positives Verstärken der beste Weg ist, um erwünschtes Verhalten mehr ausführen zu lassen und dadurch unerwünschtes zu verdrängen. Aber was genau hat eine solche Wirkung? Grundsätzlich kann man das ganze erst sagen, wenn man etwas an einer bestimmten Person ausprobiert hat, aber vorher sind natürlich auch schon ein paar Vermutungen möglich: Lob ist die einfachste Variante. Sichtbare Freude über bestimmte Verhaltensweisen eine andere. Anerkennung und andere Dinge, die wir erstreben, können ebenso gegeben werden. Meine Lieblingsvariante ist allerdings nochmal anders:

(kleine) Siege feiern

Der beste Weg ein gutes Ergebnis zu verstärken ist sein Erreichen zu feiern. Dadurch bewirkt man, dass man in Zukunft noch bereitwilliger auf entsprechende Dinge hinarbeitet. Das Verhalten, das diesen Erfolg erst ermöglicht hat, wird also verstärkt.

Und die wahre Macht dieses Ansatzes zeigt sich, sobald man die Definition eines Erfolges ausdehnt, erweitert, über was man sich alles freut, was man feiert. Nur die großen Ziele zu feiern und vorher unzufrieden zu sein ist eindeutig kontraproduktiv. Viel besser, wenn du dir sowohl winzige Ziele setzt und dich dann auch noch über ihr erreichen freust. Ein High Five mit einem Freund, kann ja schon reichen. Und sobald du das machst, wirst du etwas erstaunliches merken: man lernt viel schneller dazu.

auf sich selbst anwenden

Besonders beim letzten Beispiel kann man sehen, wie das funktionieren würde. Man setzt sich innerlich die winzigsten Ziele, erreicht sie und freut sich darüber. Das verstärkt die Handlungen, die benötigt wurden, um die Ziele zu erreichen. Und innerlich ist das natürlich viel feiner möglich, als anderen gegenüber.

Warum sollte man das machen wollen? Ganz einfach: es stellt einen unglaublich einfachen weg dar, das eigene Verhalten zu verändern. Ich bin ständig auf der Suche nach Methoden, wie ich mich noch besser auf dem Pfad der wünschenswerten Aktivitäten halten kann und kleine Siege feiern war bisher die eindeutig wirksamste. Und dieses Bedürfnis hat jeder: Jeder braucht einen Weg, wie er sich selbst zu den Dingen erziehen kann, die er in seinem Leben möchte. Sei es, weil du gerade neue Fähigkeiten erlernst, sei es, weil du bestimmte schädliche Dinge vermeiden willst. Im zweiten Fall gilt aber ganz klar: Anstatt dich dafür zu bestrafen, musst du eine Alternative finden und sie verstärken, sodass sie das ursprüngliche Verhalten verdrängt.

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