Ich sehe zwei große Optionen, wie man mit neuem Wissen umgehen kann, wenn man denn überhaupt auf der Suche danach ist. Das ist sozusagen die erste Hürde: Strebst du schon nach immer mehr Wissen und Verständnis oder bist du dem Lernen noch abgeneigt? Sobald du diesen Schritt gegangen bist, wird der Lernmodus relevant: Häufst du das Wissen an, wie ein Briefmarkensammler? Oder versuchst du die Fremdheit aufzudecken und zu verstehen, die allem zugrunde liegt, das wir zu kennen glauben (oder auch nicht kennen).
Das ist ein fundamentaler Unterschied. Dieser Lernmodus bestimmt, wie viel dir das lernen überhaupt bringt. Beim ersten, sammelst du zwar eine Menge Wissen an. Dieses Wissen wird allerdings praktisch nie angewendet. Nur gelegentlich kannst du dann doch noch eine Verknüpfung zu etwas praktischem ziehen: Wenn du etwas aus deinem enormen Wissensschatz in der echten Welt wiedererkennst.
Beim zweiten sind die positiven Auswirkungen auf dein Leben viel enormer. Anstatt nur Wissen sammelst du dort nämlich Verständnis an. Und nicht nur das. Du hinterfragst auch deine bestehenden Modelle der Welt, um der Wahrheit immer näher zu kommen. Du betreibst sozusagen Wissenschaft mit deinen ganz persönlichen Überzeugungen. Und etwas zu glauben, das näher an der Wahrheit liegt, als das, wovon man vorher überzeugt war, ist sicherlich sehr positiv. Und welchem Lernmodus du folgst, hat noch einige weitere Auswirkungen. Informiere dich hier und entscheide dich dann zu einem aktiven Leben mit der zweiten Option!
Dein Lernmodus
passives Anhäufen
Das ist die einfachere Variante, aber selbst hier ist es schon schwierig hinzukommen. Man ist sozusagen an Wissen interessiert und saugt alles auf, womit man in Kontakt gerät (=maximale Stufe). Hierfür muss man erst mal dieses Interesse entwickeln und dann auch noch immer weiter anfeuern und zu lodernden Flammen wachsen lassen. Das ist durchaus möglich. Wissen ist ja auch interessant und es gibt so unglaublich viel davon.
Wer diese Stufe erreicht hat, mit diesem Lernmodus operiert, kann dir eines hundertprozentig bestätigen: es gibt unendlich viel unglaublich spannendes Wissen in der Welt. Der letzte Universalgelehrte ist schon hunderte von Jahren her, inzwischen kannst du schon gar nicht mehr alles wissen. Aber du kannst es versuchen. Worüber willst du mehr wissen? Was interessiert dich besonders? Du wirst, wie gesagt, zu einem Schwamm, der jegliches Wissen aufsaugt, womit er in Berührung kommt. Und daran ist ja auch nichts schlechtes, oder?
Den einzigen Nachteil, den ich hier sehe, ist in den Oportunitätskosten. Wenn du dich gerade mit der einen Sache beschäftigst, kannst du nicht im selben Augenblick etwas anderes lernen, das vielleicht viel wichtiger für dich wäre. Zusammen mit der Tatsache, dass du über Gebiete, die du schon mal betreten hast, „bereits alles weißt“, gleitest du also in immer abstrusere Gegenden ab. Dabei werden grundlegende Lebensfähigkeiten vernachlässigt.
Wie ernährt man sich gesund? Welche Arbeitseinstellung lässt sich aufrecht erhalten? Wie funktioniert soziale Interaktion wirklich? Wie wirken sich falsche Informationen in deinem Weltbild auf dein Leben aus? Das alles waren Fragen, die vermutlich ignoriert werden, wenn du nur der große Briefmarkensammler des Wissens bist. Du kannst eine Menge Einzeldetails aufzählen, hast vielleicht sogar ein paar der größeren Zusammenhänge verstanden, aber dann? Was bringt dir dieses Wissen?
aktives Hinterfragen
Hier liegt die andere Option, der schwierigere Lernmodus. Aktives Hinterfragen deiner Annahmen und allem anderen, erfordert eine Menge Energie. Und dann braucht man auch noch die Ausdauer, um Antworten zu finden, die die Fragen zufriedenstellen, die man gerade aufgeworfen hat. Hier ist Lesen dann plötzlich kein entspannendes Berieseln als Zeitvertreib mehr, sondern das konzentrierte Suchen nach Antworten und einem besseren Verständnis der Welt. Denn genau darum geht es: Die Lücken und Fehler im aktuellen Verständnis zu finden und zu beheben. Vor allem die Fehler können ja ungeahnte Folgen in allen möglichen scheinbar unverbundenen Bereichen deines Lebens haben. Besser du hast sie vorher behoben, anstatt dich hinterher zu fragen, wo dieser Fehlschluss gerade herkam (und die anderen 20 diese Woche).
Aber die Lücken sind natürlich genauso spannend. Und solange du in der Nähe der wichtigsten Annahmen deines Lebens bleibst, wird das hier erworbene Wissen auch direkt relevant für dein tägliches Leben sein. Du lernst, wie man mit Menschen umgeht, um das zu bekommen, was man möchte, um ihnen zu helfen besser zu werden. Du lernst grundlegende Lebensfähigkeiten, die dein tagtägliches Verhalten optimieren. Und du lernst auch auf der Metaebene: Wie man richtig lernt, warum bestimmte Zusammenhänge sich alle gleichen, wie alles auf der Welt miteinander verknüpft ist. Kurz und gut: es resultiert ein besseres Leben.
Und dieses Mal erwirbst du meiner Meinung nach sogar noch viel mehr Wissen. Wer nach Verständnis strebt, baut schließlich keine riesige mentale Bibliothek der Fakten, sondern ein enges Netz der Ideen und Zusammenhänge. Von diesem Netz aus kann man sich dann unglaublich leicht zu neuen Wissensgebieten angeln und sie in das Netz des persönlichen Verständnisses integrieren. Und in diesem Netz bleiben die Fakten, denen man auf dem Weg begegnet ganz von alleine Hängen. Man hat also nicht nur das Verständnis, das bewirkt, dass man sein Wissen auch in der Welt anwenden kann. Das Detailwissen, das man sich auch im ersten Lernmodus erarbeiten würde, erhält man ganz nebenbei als Geschenk dazu. Und dieses Mal betrifft es Themen, die in deinem Leben relevant sind. Was gibt es besseres?
die Kaninchenloch Metapher
Kaninchenlöcher haben den Ruf, dass du, wenn du denn hineinpassen würdest, immer tiefer und tiefer hinunter krabbeln könntest ohne jemals beim untersten Gang anzukommen. Und genauso kann es mit Wissen sein. Mit der richtigen Einstellung gibt man sich nicht mit den oberflächlichen Fakten zufrieden, sondern schafft sich Schaufeln an, um möglichst schnell zu den darunterliegenden Zusammenhängen zu kommen. Und dann zu denen, die diesen Zusammenhängen wiederum zugrunde liegen. Und dann deren Ursachen und Erklärungen. Bis man ganz unten ist. Nur dass es keinen Boden gibt, es geht also immer weiter. Das einzige, was diese unglaublich lehrreiche Reise das Kaninchenloch hinunter unterbrechen kann, ist ein neues Kaninchenloch. Ein spannendes, relevantes, neues Thema, dem man sich dann zuerst widmen möchte.
Hast du soetwas schon mal in deinem Leben erlebt? Wenn du mit dem zweiten Lernmodus agierst, ist das gar nicht so selten. Sehe es als Meilenstein an, der beweist, wann du das erreicht hast. Also worauf wartest du? Es ist Zeit dir den zweiten Lernmodus anzutrainieren.