Je mehr man in seinem Leben vorhat, plant mit seiner beschränkten Zeit zu machen, desto stressiger wird das ganze. Man will nichts vergessen, trotzdem nur eine Sache gleichzeitig machen und dann irgendwann zwischendurch auch noch ein bisschen Entspannung finden. Ich bin definitiv inzwischen soweit, dass ich dafür eine Freizeit-Queue brauche. Vielleicht werde ich sie aber irgendwann auch wieder aussetzen. Mal sehen, wie sich der aktuelle Ansturm an Freizeitaktivitäten, die ich unbedingt verfolgen will, entwickelt. Aber jetzt erst mal einen Schritt zurück. Was meine ich mit einer Freizeit-Queue?
Zuerst einmal zur Queue: Das ist das englische Wort für Schlange, wie man sie zum Beispiel an Kassen findet. Aber irgendwie mag ich es einfach mehr als das Deutsche, und da es in der Informatik, wo die hier gemeinte Bedeutung herkommt, auch englisch bezeichnet wird, schließe ich mich dem einfach an. Eine Queue ist letztendlich eine einfache Liste, aus der man immer nur das erste Element herausnehmen darf und an die man immer nur ganz hinten etwas anhängen darf. Das nennt sich auch das FIFO-Prinzip. (First in, first out – was als erstes aufgenommen wurde, wird auch als erstes bearbeitet. Löschen ist hier übrigens an jeder Stelle erlaubt.)
Unsere Freizeit-Queue beschreibt also eine Technik, mit der man seinem Freizeit-Stress Einhalt gebieten kann. Man fügt einfach jede einzelne Sache hinten an, die man noch machen will, und kann sich dann sicher sein, dass sie tatsächlich gemacht wird, wenn man denn irgendwann dort ankommt. Und wenn du diese Liste einfach aufschreibst, musst du all diese Dinge nicht mehr im Kopf herumtragen, was ihn frei für wichtigeres macht und auch dafür sorgt, dass du sie nicht aus Versehen vergisst. Selbst wenn dir etwas entfallen sollte, wirst du ja doch wieder daran erinnert, wenn du in der Queue bis zu der Sache vorgerückt bist.
Jetzt musst du dich nur noch dazu überwinden tatsächlich ein solches System zu benutzen. Die ersten paar Vorteile, hast du ja schon erkannt, aber lohnt sich wirklich der Aufwand, alles untereinander auf einen Zettel zu schreiben und immer nur das oberste machen zu dürfen? Je nachdem, wie viel du noch vorhast, kann das ziemlich lang werden. Und sobald dir dann noch 5 Sachen einfallen, die du unten anhängst, brauchst du ja fast schon einen neuen Zettel. Es ist also Zeit für ein paar Verbesserungsvorschläge.
Vielleicht braucht man zuerst mal eine Maximallänge für diese Freizeit-Queue, deren Regeln besagen, dass man all diese Dinge, die darauf stehen, tatsächlich machen wird. Verbunden mit einer zweiten Ablage, womöglich der Bucket-List, kannst du so trotzdem immer noch alles aufschreiben, was du mal machen wirst, beschränkst dich aber auf die wichtigsten Dinge, wenn du deine Zeitverwendung der näheren Zukunft planst. Denn genau ist das ja, wenn du etwas in deine Freizeit-Queue aufnimmst: eine Verpflichtung vor dir selbst, diese Sache zu machen, sobald du in der Queue bis an diese Stelle gekommen bist. (Wenn du dann aber doch keine Lust mehr hast, kannst du es ja immer noch löschen.)
Und wenn du dann diese Queue mal auffüllen willst, ohne dich direkt zu irgendwas inspiriert zu fühlen, kannst du ja mal auf deiner Bucket-List nachschauen, was du schon immer mal machen wolltest.
Aber auch hier sollte es Regeln geben. Was darf alles auf deine Bucket-List? In meinen Augen nur Dinge, die dir wirklich wichtig sind, die du tatsächlich irgendwann mal machen willst in deinem Leben. Bei allen anderen Kleinigkeiten solltest du einfach ehrlich zu dir selbst sein: Du wirst sie doch sowieso nie machen. So wichtig sind sie dir nicht und du hast viel zu viel anderes vor. Da kannst du die Vorstellungen auch einfach fallen lassen, die eben noch deinen Kopf erfüllen.
An diesem Punkt angelangt, ist das benutzen der Freizeit-Queue eigentlich ziemlich simpel. Da ja jetzt etwas darauf steht, kann man einfach die oberste Sache nachschauen, sobald man mal wieder Freizeit hat, die „verbraucht“ werden will, und sie durchstreichen, sobald sie erledigt ist. Ganz egal, ob das jetzt in einem Durchlauf passiert ist, oder ob man schon zum dritten Mal daran weiter macht. Sobald es eben fertig ist, wird es aus der Schlange genommen und man darf sich dem nächsten zuwenden.
Wichtig ist noch, dass bei dieser „Freizeit, die verbraucht werden soll,“ tatsächlich nur echte Freizeit gemeint ist, für die noch nichts festes geplant ist. Wenn du irgendwelche Termine hast, haben sie Vorrang. Wenn du irgendetwas mal außerhalb der Queue machen willst, mach dir einen Termin.
Noch etwas, das du mit der Zeit über eine Freizeit-Queue lernen wirst: Was auch immer wieder mal sein kann, und was auch durchaus so beabsichtigt ist, ist, dass man nach einer Weile eigentlich doch keine Lust mehr auf einen der Listeneinträge hat. Dann sollte man sich freuen und die Sache wieder durchstreichen: Man hat vermieden etwas zu machen, das einem eigentlich gar nicht wichtig war. Zeitverschwendung wurde erfolgreich aufgehalten. 😀
So. Jetzt habe ich erfolgreich vermieden meine Meinung zur Maximallänge einer Freizeit-Queue abzugeben. In meinen Augen funktioniert das nur nach einem etwas komplizierteren Prinzip: Zuerst überlegt man sich die Dauer der einzelnen Dinge, die man aufgenommen hat. Manche brauchen nur eine halbe Stunde, andere einen ganzen Tag. Und dann vergleicht man das mit einer Schätzung, wie viel Freizeit man überhaupt in der nächsten Woche hat. Sobald die Schlange länger als eine Woche ist, sollte man einfach nichts neues mehr aufnehmen, bis sie wieder etwas kürzer geworden ist. Außerdem sollte noch Platz für ein bisschen Spontanität bleiben, oder? Erst dadurch wird das Leben doch so richtig lebenswert.
Und dann überträgt man dieses wunderbare System auf andere Aspekte seines Lebens, die es auch mal gebrauchen könnten. Zum Beispiel Projekte: Hier darf erst dann das nächste angefangen werden, wenn das aktuelle Projekt abgeschlossen ist. Vorher darf man neue Ideen lediglich an die Schlange anhängen, wo sie etwas garen und eventuell sogar wieder heraus genommen werden werden. Und das ist genau richtig so: Wer mehr als ein Projekt gleichzeitig verfolgt, kann keinem von ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen. Die einzige Ausnahme, wann man ein neues Projekt anfangen darf, obwohl das alte noch nicht abgeschlossen ist, ist, wenn dieses alte Projekt offiziell auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird. Vielleicht weil man auf eine längerfristige Verzögerung warten muss.
Aber das sind vorerst nur Zukunftsträume. Zuerst muss die Freizeit-Queue erfolgreich ins Leben gerufen werden, dann darf sie erweitert werden.