Ich habe gestern eines der besten Bücher zum Coachen vorgestellt. Logischerweise ging es dabei auch um das Stellen der richtigen Fragen. Man braucht die richtigen Fragen, um die wahren Problemstellen herauszufinden. Man braucht die richtigen Fragen, um den Coachee zu einer selbst-gefundenen Lösung zu geleiten, zu deren Umsetzung er sich auch verpflichtet. Und man kann sogar mit der richtigen Frage sicherstellen, dass das gesamte Gespräch als höchst hilfreich in Erinnerung bleibt und das besprochene auch tatsächlich umgesetzt wird. Fragen sind wirklich mächtig. Und ich habe gestern gleich 7 der besonders wirksamen vorgestellt. Eine davon war die Strategie-Frage: Zu was sagst du Nein, wenn du hierzu Ja sagst?
Denn Strategie ist letztendlich nichts anderes als ein Abwägen der Möglichkeiten gegeneinander und das Treffen von Entscheidungen für eine Option und gegen alle anderen. Jeder Weg, dem du im Leben folgen könntest, hat Alternativen. Jede Entscheidung, die du zu treffen hast, ist eine Gabelung auf deinem Weg. Wenn du eine Sache machst, kannst du die anderen nicht mehr machen. Zumindest nicht jetzt. Alle Entscheidungen tragen also Gelegenheitskosten mit sich.
Und das wichtigste: Sobald du dir dieser Gelegenheitskosten bewusst bist und dich trotzdem für einen bestimmten Handlungsweg entscheidest, hast du dich wirklich, tatsächlich dafür entschieden. Vorher ist dir vielleicht nicht ganz klar was es bedeutet. Vorher kann es durchaus passieren, dass du ein paar Tage später gar nicht mehr weißt, dass du dich bereits für einen Weg entschieden hast, einfach weil all die anderen Optionen auch noch präsent sind und in deinem Kopf darum bitten beachtet zu werden. Danach verschwindet diese Unklarheit. Du bist dir dessen bewusst, was es bedeutet diesem einen Weg zu folgen. Du führst deine Entscheidung auch durch. Und selbst wenn diese Gelegenheitskosten nur recht klein sind, wenn du vielleicht nur deine anderen Projekte um einen Tag nach hinten verschiebst, verliert dieses Wissen nicht an Bedeutung. Mache dir immer bewusst, zu was du Nein sagst, wenn du zu etwas anderem Ja sagst. Diese Sachen existieren immer. Kenne sie.
die Vorbereitung
Bevor diese Frage gestellt werden kann, muss man erst mal ein Problem finden, das jetzt gelöst werden soll, Lösungsmöglichkeiten generieren und einen Favoriten auswählen, den man umsetzen möchte. Auch hierfür gibt es geeignete Fragen. Zum Beispiel „Was beschäftigt dich gerade?“, „Und was noch?“ (x3) und „Was ist hierbei die größte Herausforderung für dich?“, um zielsicher auf die zentralen Hindernisse zu zusteuern.
Danach müssen Lösungsideen generiert werden. „Was willst du?“ macht allen klar, was eigentlich erreicht werden soll bezüglich dieses Problems. Außerdem sollte man sich einfach mal erzählen lassen, was schon alles versucht wurde, bevor man eigene Vorschläge bringt. (Wenn man sie überhaupt bringt. Oft sind die Ideen der Person selbst auch ungemein brauchbar.) Dann fragt man vielleicht, was man noch alles versuchen könnte. „Und was noch?“ kitzelt noch mehr Optionen heraus. Sobald man aufhört sich selbst zu zensieren, kommt man sicherlich auf einige Ideen, davon auch ein paar gute. Und eine zu finden, mit der man sich anfreunden kann, dauert dann sicherlich auch nicht mehr lange.
Noch ein Tipp am Rande: Man darf auch nicht zu viele gute Optionen generieren, weil man am Ende noch an Entscheidungs-Starre verzweifelt. Wenn es zu viele Optionen gibt, kann man sich einfach nicht mehr entscheiden. (Oder man schafft es die Entscheidungsfindung als Design-Prozess anzusehen, wo am Ende die optimale Lösung offensichtlich ist.)
Die Strategie-Frage
Die andere Person hat also angedeutet, einen gewissen Weg gehen zu wollen. Wie kann man sich sicher sein, dass das auch tatsächlich stattfinden wird. Ich selbst in dieser Situation könnte durchaus am nächsten Tag schon nicht mehr wissen, dass ich überhaupt geplant hatte etwas in dieser Hinsicht zu machen.
An dieser Stelle ist es also sehr hilfreich mit der Strategie-Frage Klarheit zu schaffen, eine tatsächliche Entscheidung zu treffen und diese auch zu festigen. Also wozu sagst du Nein, wenn du zu diesem Handlungsweg Ja sagst? Welche Projekte werden alle nach hinten verschoben? Welche Alternativen werden dementsprechend nicht verfolgt? Und so weiter. Mach dir die Bedeutung der Entscheidung klar und schon ist sie fast schon durchgeführt. Glaubst du nicht? Probiere es mal aus.
Und logischerweise kann man auch hier wieder mit der Frage „Und was noch?“ noch mehr Klarheit schaffen, wenn die Konsequenzen nur zögerlich genannt werden. Diese Frage lässt sich eigentlich überall anwenden.
eine wichtige Wirkung
Zuerst einmal gilt hier natürlich das, was ich jetzt schon ein paar mal gesagt habe: Die Entscheidung wird real und dementsprechend auch umgesetzt. Darüber hinaus passiert aber noch etwas anderes, wenn du dir angewöhnst bei jeder Entscheidung auch diese Frage zu bedenken:
Du sagst langsamer Ja. Du musst dir erst sicher sein, dass etwas der beste Weg ist, und stürzt dich nicht Hals über Kopf darauf, weil es sich so spannend anhört. In seltenen Fällen ist das vielleicht etwas schlechtes. Aber ansonsten hat das eigentlich nur positive Wirkungen. Vor allem, wenn jemand mit einer Bitte zu dir kommt, hat das den Effekt, dass du entweder ganz klare Begründungen dazu geliefert bekommst oder doch lieber jemand anderes gefragt wird, weil das bei dir viel zu anstrengend ist. (Oder dein Chef dir befiehlt es einfach zu machen, ohne dich so lange anzustellen. Das ist natürlich auch immer möglich. :P)
weitere Anwendungsgebiete
Also gewöhne dir an, diese Fragen zu stellen. Es kommt nur positives dabei heraus und das ist sicherlich auch nicht auf Situationen zu beschränkt, in denen du jemanden coachst.
Du kannst sie dir selbst stellen, bevor du (etwas wichtiges?) entscheidest. Du kannst sie deinem Chef gegenüber aufbringen, wenn er dir etwas auftragen möchte, um ganz klar abzuklären, was stattdessen warten muss. (So werden keine Erwartungen enttäuscht, weil du zu zu vielen Dingen zugesagt hast.) Und es gibt noch zahlreiche andere Möglichkeiten.
Finde sie, indem du dir angewöhnst diese Frage zu benutzen. Genauer: gewöhne dir an, all diese Fragen zu benutzten, die ich im gestrigen Artikel aufgezeigt habe. Sie sind unglaublich hilfreich und bringen dich weit voran, wenn du sie lässt. Erschaffe deine ganz eigene Coaching Gewohnheit. Werde jemand, der Menschen hilft eigenhändig ihr Potential zu erreichen. Was gibt es besseres als das im Leben?
Du wirst sicherlich nicht allzu viel finden.