Die kurze Antwort ist nein. Krank machen, also sich krank zu melden, obwohl man es gar nicht ist, ist eine Lüge. Und in diesem Fall schadet sie allen Beteiligten. Daran kann man eigentlich gar nichts gutes finden. Sogar wenn du noch in der Schule bist, ist das irgendwie fragwürdig. Vielleicht findest du es langweilig, hast vermeintlich besseres zu tun und man wird dich nicht allzu sehr vermissen. Aber selbst dann ist es noch eine Lüge. Kannst du das mit dir selbst vereinbaren? Bist du jemand der stolz darauf ist seine Schule angelogen zu haben?
Und wenn du dann mit deinem ersten richtigen Job anfängst, geht das erst recht nicht mehr. Da hast du dann einen Vertrag unterschrieben, in dem du dich verpflichtest dein Bestes zu geben. Einfach daheim zu bleiben, weil du angeblich krank bist, ist definitiv nicht dein bestmögliches. Kann schon sein, dass du dich nicht gut fühlst, aber entweder du bist krank oder du bist gesund genug zum Arbeiten. Sei ehrlich zu dir selbst. Wenn du es krank machen nennst, warst du definitiv gesund genug zum Arbeiten. Was gab es denn überhaupt so wichtiges zu erledigen, dass du einen Tag Sonderurlaub dafür benötigt hast? Konntest du nicht einfach nach dem Sonderurlaub fragen oder einen echten Urlaubstag verwenden?
Ich würde mich viel wohler dabei fühlen, den Rest meines Lebens so unter Kontrolle zu haben, dass es gar nicht nötig ist krank zu machen. Vor Werktagen keine Nächte durchmachen ist schon mal ein ziemlich guter Trick, um nicht auf der Arbeit von Schlafmangel geplagt zu werden oder morgens gar nicht mehr aufstehen zu können. Das ist doch letztendlich der häufigste Grund, warum man sich fälschlicherweise krank meldet: Am Morgen beim Aufwachen absolut demotiviert sein und gar keine Lust auf Arbeit zu haben.
Dann geht man aber trotzdem hin und unternimmt etwas dagegen. Vielleicht macht man einen Mega-Sprint und erledigt die ganzen nervigen Aufgaben, vor denen man sich schon die ganze Zeit drücken möchte. Oder man startet ein neues, inspirierendes Projekt, das dann neue Motivation nach sich zieht. Vielleicht bittet man seinen Chef den Sinn der eigenen Aufgaben zu erklären, da ein klares Warum, das einem persönlich wichtig ist, auch sehr motivierend ist. Zumindest die erste Hälfte ist dann gegeben. Fehlt die zweite Voraussetzung, stellt sich doch auch gleich die Frage, warum du überhaupt da zu Arbeiten begonnen hast? Warum arbeitest du immer noch in einem Job, für ein Unternehmen, dessen Ziel du nicht teilst? Das ist doch eins der grundsätzlichen Auswahlkriterien, wenn man auf der Jobsuche ist. Nun ja. Wenn es dir jetzt erst klar wird, musst du eben in Zukunft darauf achten.
Gleichzeitig ist ein bisschen Demotivation, die Grundursache für so schändliches Verhalten, wie behaupten krank zu sein, noch nicht gleich ein Grund aufzugeben und sich einen neuen Job zu suchen. Es ist ganz normal, dass bei jeder neuen Sache, die man anfängt, irgendwann ein Tiefpunkt kommt. Sei es die Überzeugung ein neues Hobby in deinem Leben installieren zu wollen, eine Beziehung oder auch nur ein Job. Der „Dip“ kommt definitiv. Wer ihn durchsteht, wird mit längerfristiger Zufriedenheit belohnt.
Wie sieht es aus? Willst du noch eine Weile in deinem aktuellen Job bleiben oder hast du schon das Enddatum festgelegt? Falls nicht, wird es dafür jetzt Zeit, eine andere Option darf es nämlich nicht geben. In beiden Fällen reist du dich gefällig zusammen und gibst weiterhin dein Bestes. Gänzlich ohne erschummelte Sonderurlaubstage. Das hast du doch gar nicht nötig.
Ich persönlich hätte jedenfalls nie gedacht, dass ich das tatsächlich einmal machen würde: Behaupten krank zu sein, um daheim bleiben zu können. Ich hab mich auch irgendwie schlecht dabei gefühlt und werde es nicht nochmal machen. Das muss man erst mal mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren, bevor man es eiskalt wiederholen kann, und an dem Punkt bin ich eindeutig noch nicht angekommen.
Stattdessen werde ich mich jetzt die nächsten 6 Wochen besonders hinein hängen. Länger geht mein Bundesfreiwilligendienst sowieso nicht. Danach kann ich mich immer noch einen ganzen Tag in mein Bett legen, wenn ich mich danach fühle. Selbst wenn ich keine Lust mehr darauf habe, muss ich mich schließlich trotzdem an die Verpflichtungen halten, die ich eingegangen bin. Das ist doch sowieso kein echter Grund.. Keine Lust mehr? Also wirklich.
Also. Mach es nicht so wie ich. Du brauchst nicht einen Tag krank zu machen, um zu wissen, dass es sich falsch anfühlt. Glaub mir einfach und mach es nicht. Für die ganzen Sachen, die du dann mit deiner Zeit gemacht hättest, hast du sowieso auch am Wochenende Zeit, wenn sie wirklich wichtig sind. Dann kannst du dir einfach sparen dein Gewissen damit zu belassen.
Ich persönlich muss wohl eine andere Technik anwenden, um es von meinem Gewissen herunter zu bekommen: Akzeptieren, dass es so war. Mir für die Zukunft vornehmen es nicht mehr zu machen. Und weiter gehen. Dann kann man es fallen lassen und in seinem täglichen Handeln vergessen. Und wenn man dann doch mal wieder in die Situation kommt, wo man am liebsten einfach daheim bleiben würde, erinnert man sich zurück an damals, als man es tatsächlich mal gemacht hat. Dass es überhaupt nichts bringt, außer ein schlechtes Gefühl. Das ich die Zeit einfach verschwendet habe, anstatt etwas sinnvolleres als Arbeit damit anzufangen. Und dann macht man es lieber doch nicht.
Stattdessen sollte man das Gefühl der Demotivation, das das Verlangen nach krank machen erst auslöst, erkennen und beachten. Was kann man an seinem Tagesablauf ändern, damit der Job wieder mehr Spaß macht? Welche Projekte kann man starten, vor welchen Aufgaben drückt man sich? Wo wäre es sinnvoll nochmal aufgezeigt zu bekommen, warum eine Aufgabe wichtig ist und zum Fortschritt auf das große Ziel, das man auch selbst teilt, eine wichtige Rolle spielt? All das steigert deine Motivation wieder und du gehst wieder gerne zur Arbeit.
Niemand sollte sich dazu verpflichten eine Arbeit zu machen, die er nicht machen will, an der er keinen Spaß findet. So wertvoll sind Jobs aktuell auch wieder nicht. Es gibt genügend Möglichkeiten Geld zu verdienen. Such dir eine, die dir Spaß macht, bei der du gar nicht in Versuchung kommst, krank machen doch mal eine Chance zu geben.
Das ist doch sowieso unter deinem Niveau, oder?