Beim lernen gibt es ein paar generelle Verhaltensweisen, die man beachten sollte.
Wenn man sie anwendet, ist man gleich deutlich erfolgreicher.
Auch wenn man vielleicht bereits in 5 Tagen seine vorletzte Abiturprüfung hat, lohnt es sich trotzdem jetzt noch damit anzufangen das Lernen auf eine effektivere Art und Weise anzugehen.
Der erste Tipp kommt für mich leider trotzdem zu spät:
Vor-Lernen statt Nach-Hilfe
Wenn man sich den Stoff der nächsten Unterrichtsstunde im Vorhinein kurz durchliest, spart man sich hinterher viel Arbeit.
Schon ein paar Minuten Zeitaufwand genügen.
Dadurch, dass man manche Sachen schon mal gehört hat, kann man viel besser dem Unterricht folgen. So merkt man sich deutlich mehr, als wenn man das alles gerade zum ersten Mal hört.
Das ist vergleichbar, wie wenn man zum Einkaufen eine Tasche einpackt. Mit der Tasche kann man viel mehr nach Hause tragen, als mit seinen bloßen Händen.
Das Vorlernen ist also wie das knüpfen eines Einkaufsnetzes, in dem man dann den Lernstoff nach Hause trägt.
Je mehr Zeit man investiert, desto engmaschiger wird das Netz und desto mehr versteht man schon in der Unterrichtsstunde.
Das ist aber meistens gar nicht nötig.
Hauptsache man schaut es sich überhaupt mal an, dann sieht man deutliche Verbesserungen bei geringem Aufwand.
Mehr werde ich jetzt dazu aber gar nicht sagen.
Auf zu Dingen, die auch mir noch helfen können.
Lernteam
Ein Lernteam zu bilden, in dem man zusammen für ein bestimmtes Fach lernt (oder auch für mehrere Fächer), hat viele Vorteile.
Zum einen hat man natürlich ein bisschen Gesellschaft beim Lernen.
Das hilft beim am Ball bleiben.
Außer natürlich die einzelnen Mitglieder lenken sich gegenseitig vom Lernen ab, weil sie gerade viel lieber über etwas anderes sprechen wollen.
Zum anderen erhält man durch die Ansichten der Anderen auch neue Sichtweisen und Denkimpulse bezüglich des Stoffes.
So kann man ihn aus einer anderen Perspektive betrachten und kommt vielleicht auch zu neuen, tieferen Erkenntnissen.
Außerdem kann man beim Wissensvergleich mit den anderen Lücken im eigenen Wissen auffinden und auch Falschinformationen identifizieren, an denen man versehentlich festhält.
Auf diese Weise helfen alle zusammen das Wissen korrekter abzuspeichern.
Nebenbei kann man dieses Lernteam auch dazu verwenden, die anderen Tipps in diesem Artikel anzuwenden:
Zum Beispiel können die Mitglieder sich gegenseitig die einzelnen Themen erklären – gerne auch in Form der gestern empfohlenen Minireferate.
Außerdem ist es natürlich auch in Lernteams empfehlenswert einen Lernplan zu erstellen, der die Produktivität steigert.
Weitere positive Effekte eines Lernteams wären zum Beispiel
- Verbesserung der Teamfähigkeit
- Selbstbewusstsein durch das Lob der anderen stärken
- Motivation zum Lernen
Aber wie ist so ein Lernteam jetzt eigentlich aufgebaut?
Eigentlich ziemlich banal.
Es ist eine kleine Gruppe (sagen wir mal maximal 4 andere Leute), in der alle ein ähnliches Wissensniveau aufweisen und zumindest annähernd ähnliche Ziele verfolgen.
Es macht natürlich keinen Sinn mit der kleinen Schwester zu lernen, die drei Klassen weiter unten ist, oder mit jemandem, der für ein ganz anderes Fach lernt.
Diese Gruppen eignen sich wenn dann als Adressaten von Lehrversuchen zur Verbesserung des eignen Verständnisses.
Außerdem sollten die Teammitglieder einander natürlich sympathisch sein, sodass durchgehend eine entspannte Lernatmosphäre herrscht.
Kommen wir zu einer kurzen Vorstellung des eben erwähnten Lernplans.
Lernplan
Ein Lernplan dient praktisch als roter Faden in ein Lernthema, an dem man sich entlang hangelt.
Dadurch dass man vorher plant, wann man was lernt, kann man nicht so lange herumtrödeln und ist viel produktiver vorher.
Außerdem gibt einem ein Lernplan das Gefühl etwas geschafft zu haben.
Man kann auf das bisher Abgehakte als Motivation zurückblicken und wenn die Ergebnisse der Prüfung vielleicht trotzdem nicht so toll waren, kann man sich hier die Bestätigung des eigenen Engagements abholen.
Nebenbei hat die Verwendung eines Lernplans noch folgenden netten Nebeneffekt:
Dadurch, dass man genaue Zeiten festlegt, wann man arbeitet und wann eine Pause dran ist, kann man diese Pausen viel besser genießen.
Man macht genug Pausen und laugt sich so nicht vollkommen aus. Außerdem muss man sich auch nicht schlecht fühlen, dass man gerade eine Pause macht. Vielmehr hat man sie sich ja durch produktive Arbeit verdient.
Den als ‚Lernplaneffekt‘ bekannten Produktivitätsboost kann man besonders bei langfristigen Lernplänen beobachten.
Langfristig heißt, dass man nicht für einen Tag plant, wann genau man was macht, sondern vielmehr den Stoff für die nächsten Tage einteilt, wann man welchen Abschnitt bearbeitet.
Ich hab vor einiger Zeit auch schon mal darüber geschrieben, warum man einen Lernplan verwenden sollte und wie genau man einen erstellt.
Wie ich auch oben bereits erwähnt habe, ist auch das Lehren eine wunderbare Lernhilfe.
Lehren
Beim Vermitteln von Stoff, muss man durchdenken, wie man ihn am besten darstellen kann.
Durch diesen erhöhten mentalen Aufwand wird das Wissen besser im Gehirn verankert.
Außerdem erreicht man so ein tieferes Verständnis und vielleicht sogar neue Erkenntnisse.
Zusätzlich werden auch durch die Rückfragen der ‚Schüler‘ Ungereimtheiten und unlogische Schlüsse aufgedeckt, die man allein vielleicht gar nicht bemerkt hätte.
Durch das Lehren seines Wissens übt man also
- das Sprechen vor Menschen
- schnelle Strukturierung des eigenen Wissens
- verständliches Präsentieren von Informationen
- gezieltes Zugreifen auf relevantes Wissen (-> bei Fragen)
- die Fähigkeit zu erkennen, ob bzw. wie weit das Gegenüber den Lernstoff verstanden hat
Nebenbei hat man dadurch natürlich auch das wunderbare Gefühl anderen geholfen zu haben.
Um diese Effekte ausnutzen zu können, kann man zum Beispiel Nachhilfe geben.
Falls man das aber auch für den aktuellen Stoff anwenden möchte, kann man sich ein paar Freunde engagieren.
Diese müssen dann aufmerksam zuhören und einen bei Unklarheiten sofort mit Fragen löchern.
Oder man macht so etwas mit seinem Lernteam aus.
Es könnte ja jeder reihum sein eigenes Schwerpunktthema erklären.
Alternativ könnte man sich auch ein kleines Kind besorgen, z.B. die kleine Schwester.
Dann kann man im Sinne der Feynman-Technik seine Erklär-Künste so stark vereinfachen, dass man alles in einfachen Prinzipien und Zusammenhängen erklären kann.
verteilt > massiert
Der letzte Tipp bezieht sich auf die Verteilung des Lernstoffs auf mehrere Tage. (Zum Beispiel in einem langfristigen Lernplan)
Zum einen könnte man alles an ein bis zwei Tagen lernen und sich danach dem nächsten Thema widmen.
Die andere Option wäre es, den Stoff von einem Thema auf mehrere Blöcke aufzuteilen, die man dann die nächsten Tage nacheinander bearbeitet.
So bleibt noch Zeit für andere Dinge und man kann sich trotzdem sicher sein rechtzeitig fertig zu werden.
Durch diese wiederholten kurzen Einheiten erhöht sich die Motivation das Lernen durchzuziehen.
Man weiß ja, dass man in einer Stunde für heute damit fertig ist.
Außerdem wird das Gehirn so immer wieder für den Lernstoff aktiviert und kann ihn viel besser aufnehmen und abspeichern.
Nebenbei wird natürlich auch das bisher gelernt automatisch mit-wiederholt.
So erzielt man durch das verteilte Lernen viel bessere Ergebnisse – bei dem selben Zeitaufwand den man beim massierten Lernen hätte.
Das liegt zum Beispiel daran, dass der Stoff in den Pausen unterbewusst weiter verarbeitet wird.
Beim verteilten Lernen sind das dann halt 5 Tage an unterbewusster Verarbeitung im Vergleich zu einem Tag unterbewusster Verarbeitung beim massierten Lernen. Falls dabei überhaupt so viel unterbewusst verarbeitet wird. Eigentlich ist man ja die ganze Zeit am Lernen.
Wie bereits angedeutet, kann man eine solche Verteilung des Stoffs mithilfe eines Lernplans verwirklichen.
Zusammenfassung
Die hier vorgestellten Strategien sind also, dass man
- ein bisschen vorlernt,
- in einem Lernteam und mit einem Lernplan arbeitet,
- anderen seine Erkenntnisse vermittelt
- und das lernen – wenn möglich – auf mehrere Einheiten verteilt.
Ich hoffe ich konnte helfen.
Bis morgen
Julian
PS: dieser Artikel ist der erste Teil einer Serie. Hier geht es zum Überblick.