Lesen allein ist zu wenig, um einen umfangreichen und komplexen Text zu verstehen, zu verinnerlichen und auch zu erinnern.
Auch wenn man direkt nach dem Lesen den spontanen Eindruck hat, alles begriffen zu haben, täuscht das meist.
Kurze Zeit später stellt man fest, dass doch noch einige Unklarheiten vorliegen, zahlreiche Fragen unbeantwortet scheinen und man kaum etwas abrufen kann.
Man sollte also eine der schon vor längerer Zeit entwickelten Methoden für die Erhöhung des Textverständnisses verwenden.
Wenn man nämlich den Vorgang des richtig Lesens verinnerlicht, kann man viel effizienter aus Büchern und anderen Informationstexten lernen.
Deshalb werde ich euch im folgenden die PQ5R Methode vorstellen, die mir selbst bereits sehr gute Dienste erwiesen hat.
Sie besteht aus 7 einzelnen Textbearbeitungsschritten:
- Überblick gewinnen (Preview)
- Fragen stellen (Question)
- Lesen (Read)
- Reflektieren (Reflekt)
- Rezitieren (Recite)
- Rekapitulieren (Recapitulate)
- Wiederholen (Repeat)
1. Überblick gewinnen
In diesem Schritt versucht man einen Überblick über den Text zu bekommen.
Durch das Überfliegen des Textes kann man ein gewisses Grundverständnis für das Thema des Textes entwickeln. Außerdem erkennt man so, welchem Aufbau der Text folgt und wo Schwerpunkte gesetzt werden.
Zusätzlich macht es Sinn Inhaltsverzeichnisse, Überschriften und Register genau durchzulesen.
Auf diese Weise wird man mental auf den Stoff vorbereitet und kann ihn dann später besser aufnehmen.
An dieser Stelle ist auch noch anzumerken, dass man längere Bücher nur kapitelweise bearbeiten sollte. Ansonsten wird der Stoffumfang viel zu groß und man kann die einzelnen Schritte nicht erfolgreich abschließen.
2. Fragen stellen
Als nächstes sollte man Fragen zum überflogenen Text formulieren.
Eine hilfreiche Methode hierfür ist es, einfach die Überschriften der Abschnitte zu Fragen umzuformulieren – und zwar so, dass sie für einen selbst interessant sind.
Natürlich sollte man sich die Fragen, deren Aufklärung man sich vom Text erwartet auch aufschreiben.
Auf diese Weise wird das Gehirn in einen Neugiermodus versetzt. So wird das Interesse und die Aufnahmefähigkeit erhöht und man merkt sich noch mehr, sobald man den Text dann tatsächlich durchliest:
3. Lesen
Jetzt ist es an der Zeit den Text aufmerksam Wort für Wort durchzulesen.
Durch die bisher geleistete Vorarbeit ist dein Gehirn auf den Stoff eingestimmt. Dadurch wird jetzt deutlich mehr gleich beim ersten Durchlesen aufgenommen und abgespeichert.
Unterwegs macht es auch Sinn, immer wieder zu überprüfen, ob die Fragen, die man sich gestellt hat, denn schon beantwortet wurden, oder auch nicht.
Natürlich kann man zum Durchlesen auch einen Marker verwenden, um sich wichtige Informationen anzustreichen.
In diesem Schritt sollte man also versuchen die innere Struktur des Textes schon zu erahnen. Im nächsten Schritt wird dieses Verständnis dann weiter ausgebaut.
4. Reflektieren
Jetzt ist es an der Zeit den Text zur Seite zu legen.
Man sollte nun intensiv und kritisch über den Text nachdenken und versuchen den Argumentationsverlauf nachzuvollziehen.
Hierbei werden die Informationen, die man gerade aufgenommen hat, neu miteinander in Verbindung gesetzt.
Zur Unterstützung des eigenen Gedächtnisses bietet es sich auch an Beispiele und Analogien über die Textaussage zu finden. Wer hierbei noch möglichst viele Informationen aus dem Langzeitgedächtnis nutzt, hat schon fast gewonnen.
Auf diese Weise wird nämlich der Stoff direkt mit den bereits bekannten Informationen verknüpft und automatisch mit abgespeichert.
Als netter Nebeneffekt wird hierbei auch der bereits bekannte Stoff noch fester verankert.
Wenn hierbei neue Fragen entstehen, sollte man diese sich auf jeden Fall auch aufschreiben.
Durch diesen Vorgang des Reflektierens wird dem in Schritt 3 aufgenommenen Stoff Bedeutung gegeben. Auf diese Weise wird er besser im Gedächtnis abgespeichert, da man ein besseres Verständnis für die innere Struktur des Textes hat.
Man sollte also beim Lernen auch immer Zeit für die Reflexion über den Lernstoff einplanen, nicht nur für das Lernen selbst.
5. Rezitieren
In diesem Schritt wird jetzt überprüft, wie viel von dem Stoff im Gedächtnis hängen geblieben ist.
Zu erst versucht man sich selbst alles bisher gelernte mündlich selbst vorzutragen.
Es hat übrigens den gleichen Effekt, wenn man sich nur vorstellt es auszusprechen, da unser Gehirn auf eine Weise verschaltet ist, die keinen Unterschied dazwischen macht. Es ist also genauso effektiv die Sätze tatsächlich auszusprechen und mit den eigenen Ohren zu hören, wie wenn man sich das Sprechen nur vorstellt und sich selbst innerlich dabei zuhört.
Durch dieses mündliche Vortragen werden die bisher nur schwach angelegten Gedächtnisinhalte gefestigt.
Außerdem werden so die noch vorhandenen Wissenslücken verdeutlicht. In diesem Fall darf man übrigens ruhig nochmal in den Text schauen, um die Lücke zu schließen.
Zusätzlich wird der Lernstoff natürlich auch akustisch im Gedächtnis verankert, was eine weitere Abrufstütze bietet.
6. Rekapitulieren
In diesem Vorletzten Schritt geht es jetzt darum eine kompakte Zusammenfassung aller wichtigen Fakten und Erkenntnisse zu erstellen.
Es ist sehr wichtig, dass dies in eigenen Worten geschieht. Wenn man nur vom Text abschreibt, hat man die Informationen noch nicht genug verinnerlicht und sollte zu einem der vorherigen Schritte zurückgehen.
Möglicherweise ist es auch hilfreich eine Mind-Map zu erstellen oder andere grafische Elemente mit einzubauen.
Durch Kurvenverläufe, Diagramme und andere zeichnerische Strukturen wird dann auch noch der visuelle Kanal zur Abspeicherung der Informationen verwendet.
7. Wiederholen
Im letzten Schritt wird nun das gelernte mit Hilfe der im vorherigen Schritt erstellten Zusammenfassung wiederholt.
Dieses Wiederholen ist nämlich unabdingbar für ein dauerhaftes Behalten des Stoffes. Informationen die nicht regelmäßig reaktiviert werden, fallen schnell dem Teufel des Vergessens zum Opfer.
Das Wiederholen sollte allerdings nicht direkt nach dem 6. Schritt geschehen.
Stattdessen bietet es sich zum Beispiel an, die Zusammenfassung am Abend vor dem Einschlafen noch einmal durchzugehen.
Anschließend kann man sie dann dazu verwenden die nächsten Tage über regelmäßig den Stoff zu wiederholen.
Auf diese Weise werden die Informationen vor dem Vergessen bewahrt.
Verwenden
Du solltest noch heute damit beginnen diese Methode für dein eigenes Lernen zu verwenden.
Wenn du die Vorgehensweise etwas übst, wirst du sie sehr schnell gezielt anwenden können, wann immer es nötig ist.
Auf diese Weise kannst du in Zukunft Texte viel effizienter verstehen und die darin enthaltenen Informationen besser abspeichern.
– Eine wunderbare Verbesserung gegenüber der Angewohnheit einfach so oft den Text durchzulesen, bis man zu genervt ist um weiterzumachen, und dabei trotzdem nichts gelernt zu haben.
Lerne also das Anwenden der PQ5R-Methode!
lehrhaftes Lesen
Julian