Wie eine andere Zeitmessung die Zeit verlangsamt

Heute werde ich dir ein faszinierendes Konzept der Zeitmessung vorstellen, bei dem sich scheinbar die Zeit verlangsamt, und man viel mehr erreicht als andere in der selben Zeit.

In seiner Ungewohntheit ähnelt es durchaus der Perspektive auf das Leben von Gestern.

Klassische Zeitmessung

Normalerweise wird Zeit angegeben als die Menge der verstrichenen Sekunden, Minuten, Stunden, …

Das entspricht auch dem allgemeinen Bild von Zeit:

In der newtonschen Mechanik vergeht die Zeit konstant mit der gleichen Geschwindigkeit.

Sie vergeht für alle und überall gleich schnell.

Aber schon vor über 100 Jahren wurde durch Einstein gezeigt, dass das nicht so ist:

Zeit ist relativ

Je schneller sich etwas bewegt, desto langsamer vergeht seine Eigenzeit.

Zeit ist keine universale Komponente, die für alle gleich ist.

Vielmehr haben alle Beobachter ihre eigene Uhr, die anzeigt, wie viel Zeit vergangen ist.

Zeitdilatation

Dabei vergeht die Zeit nur mit „normaler“ Geschwindigkeit, wenn man sich nicht bewegt und auch keine Kraft auf einen wirkt.
Sobald man sich bewegt oder einer Kraft ausgesetzt ist, vergeht die Zeit langsamer. Ein Effekt der Zeitdilatation genannt wird.

Der letzte Punkt ist besonders interessant. Schließlich befinden wir alle uns im Gravitationsfeld der Erde. Das heißt, dass die Zeit für uns langsamer vergeht, als z.B. für GPS Satelliten. Diese befinden sich nämlich weiter von der Erde entfernt. Auf sie wirkt eine schwächere Gravitationskraft.

Als GPS entwickelt wurde, wurde eine Schaltung in die Atomuhren der Satelliten eingebaut, die die Zeitmessung künstlich verlangsamt, um der gravitativen Zeitdilatation entgegenzuwirken.
Da aber niemand geglaubt hat, dass dieser Effekt tatsächlich existiert war sie am Anfang erst mal deaktiviert. Als dann aber die Uhren der Satelliten und die auf der Erde sehr schnell ziemlich unterschiedlich liefen, hat man den theoretischen Physikern doch geglaubt.

Generell ist es so, dass die Zeit umso langsamer vergeht, desto näher sich die eigene Geschwindigkeit an der Lichtgeschwindigkeit befindet.

Lichtgeschwindigkeit

Die Lichtgeschwindigkeit kann von Teilchen mit Masse niemals erreicht werden.

Teilchen ohne Masse, wie zum Beispiel Licht, bewegen sich dagegen immer mit dieser Geschwindigkeit.

Sie empfinden also auch keine Zeit.

Vom Punkt seiner Aussendung, bis zum Punkt, an dem das Photon gegen etwas stößt und aufgenommen wird, vergeht aus der Perspektive des Lichtteilchens keine Zeit. All das geschieht in einem einzelnen Augenblick.

Aber nicht nur die tatsächliche Zeit ist relativ, auch unser Zeitgefühl ist es:

Das Zeitgefühl ist relativ

Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass für alle Schüler im Klassenzimmer die gleiche Zeit vergangen ist.

Und doch hat es sich für alle anders angefühlt.

Wer sich unglaublich gelangweilt hat, dem ist die Zeit geradezu unerträglich lang vorgekommen.
Wer dagegen den Unterricht spannend fand oder ein angeregtes Gespräch mit seinem Banknachbar geführt hat, hat gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist und wundert sich jetzt, dass die Stunde schon vorbei ist.

Das heißt jetzt aber nicht, dass man sich absichtlich langweilen soll, um mehr Zeit zu empfinden.

Unser Gefühl im Augenblick ist nämlich nicht sehr genau und im Nachhinein erscheint es meist genau andersherum:

Die Schultage, an denen man sich nur gelangweilt hat, verblassen im Gedächtnis schnell. Die Sachen die man spannend fand, bleiben dafür umso deutlicher haften.

Und genau diese Erinnerungen sind es, die das Gehirn im Nachhinein verwendet, um abzuschätzen, wie viel Zeit vergangen ist.

Im Rückblick sind also genau die langweiligen Passagen zu fast nichts zusammengeschrumpft und die spannenden fühlen sich wie viel Zeit an.

Darauf werde ich nachher nochmal ein gehen, jetzt aber erst mal ein kleiner Exkurs:

Strecke als Zeit messen

Das ist etwas, das wir alle den ganzen Tag machen, ohne groß drüber nachzudenken.

Wie weit ist es zum nächsten Supermarkt? 5 Minuten.

So lange braucht man um zu Fuß dorthin zu laufen. Oder mit dem Fahrrad oder Auto. Was auch immer man normalerweise verwendet. Denn genau an dieser Gewohnheit orientiert sich die Zeitangabe. In der Vergangenheit, hat man jedes mal etwa so lange gebraucht.

Wie weit ist es von Florida bis nach New York? 5 Stunden.

Mit dem Flugzeug.

Früher waren das vielleicht 3-4 Wochen mit der Pferdekutsche.

Inzwischen können wir uns viel schneller bewegen. Die Zeit, die man bei der Reise spart, kann man für andere Dinge verwenden.
Man erledigt mehr im gleichen Zeitraum. Man bewegt sich schneller durchs Leben. Die Zeit wird praktisch langsamer (= man hat Zeit für mehr Sachen im gleichen Zeitraum).

Aber ich greife vor.

Strecken als Zeit messen, machen wir alle schon instinktiv ohne groß darüber nachzudenken.

Ein äquivalentes Prinzip kann man für Zeitmessung verwenden:

Zeit als Strecke messen

Statt die verstrichenen Sekunden, Minuten, Stunden zu zählen, fragt man sich folgendes:

Wie groß ist die zurückgelegte Strecke in einem gegebenen Zeitraum?

Damit meine ich übrigens nicht Strecke im physikalischen Sinn, sondern eher in einem übertragenen Sinn:

Welche Strecke?

Gemeint ist die zurückgelegte Strecke in dem Sinn, wie viel man gemacht hat. Wie produktiv man war, wie viele Erinnerungen man an die einzelnen Erlebnisse hat.

Damit ist Bewegung, also das Zurücklegen einer Strecke, gleich dem Fortschritt, der Produktivität, der Veränderung.

gefühlte Zeitdilatation

Umso schneller man sich bewegt, desto langsamer vergeht die Zeit. Man erledigt mehr im gleichen Zeitraum. Die Zeit scheint sich zu verlangsamen.

Dieses Gefühl steht im Gegensatz zu folgendem bekannten Phänomen, das ich auch weiter oben schon mal erwähnt habe:

Wenn man sich in etwas vertieft, merkt man gar nicht wie die Zeit vergeht. Wer sich dagegen langweilt, dem kommt das verstreichen der Zeit unendlich langsam vor.

Variante 1 ist hierbei durchaus vergleichbar mit Flow. Wenn man vollkommen im Augenblick ist, sich auf eine Sache konzentriert und alles andere ausblendet, dann merkt man auch nicht, wie die Zeit vergeht. Es interessiert einen auch nicht.

Das ist auch gar nicht der Punkt. Wichtig ist, dass man viel schafft.

Im Nachhinein fragt man sich, wie man so viel in so kurzer Zeit erledigen konnte. Besonders, wenn man normalerweise im ineffizienten genervten, unkonzentrierten, abgelenkten Zustand arbeitet.

Auch wenn man also im Augenblick gar nicht merkt, wie die Zeit verfliegt, hat man doch im Nachhinein den Eindruck, dass sie ziemlich langsam verstrichen sein muss.

Man hat viel mehr Erinnerungen an all das was man gemacht hat. Die Zeit ist langsamer geworden, weil man sich so schnell bewegt hat.

Deine Geschwindigkeit

Genau das ist also der Trick dahinter, die Zeit langsamer werden zu lassen.

Je schneller man sich bewegt, je schneller man sich persönlich entwickelt, desto langsamer vergeht die Zeit.

Zumindest relativ, also im Vergleich zu den anderen. Man selbst merkt nicht viel von der hohen Geschwindigkeit, sobald man sich daran gewöhnt hat. Man kommt nur viel weiter, in der selben Zeit.

Mit welcher Geschwindigkeit, bewegst du dich also durchs Leben?

Für eine ausführlichere Ausführungen dazu, wie man sich diesen Effekt zunutze macht, empfehle ich Benjamin Hardys kostenloses Buch: „Slipstream Time Hacking“.

Morgen dann mehr dazu, wie man die Zeit verlangsamen kann.

Bis Morgen

Julian

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