Freewriting – was ist das eigentlich?

Freewriting bedeutet einfach mit dem Schreiben anzufangen und nicht aufzuhören, bis der Wecker klingelt. Keine Fehler zu korrigieren. Einfach immer weiter tippen, alles aufschreiben, was man denkt. Oder auch nicht denkt.

Wenn alles, was dir durch den Kopf schwirrt, wenn du anfängst „Mir fällt nichts ein. Mir fällt wirklich nichts ein.“ ist, dann schreibst du halt das auf. Oder du schreibst „Wo ist igntlich nochmal disr vrdammt Buchstab auf dr Tastatur – ach da ist er ja. Hab das e gefunden :)“. Aber niemals absetzen. Schreibe einfach alles auf, das du gerade denkst.

Keine Sorge wenn man gerade zum dritten Mal schreiben will, dass einem immer noch nichts einfällt, erinnert man sich dann doch noch an diese eine Sache, die man heute interessant fand. Dann unterbricht man sich einfach mitten im Satz und schreibt den neuen Gedanken auf.

Etwas anderes zu schreiben als man denkt, ist schließlich nicht Sinn der Sache. Auch wenn man nur den Satz vervollständigen will. Das ist nicht der Gedanke hinter Freewriting. Grammatik ist dabei vollkommen egal. Rechtschreibung ehrlich gesagt auch. Du darfst schließlich nicht zurückgehen und etwas ausbessern. Wenn du einmal etwas aufgeschrieben hast, bleibt das so. Außerdem denkt ja niemand in komplett ausgefeilten Sätzen.

Stattdessen geht es darum möglichst schnell alles aufzuschreiben, was man gerade denkt. Ob mit Rechtschreibfehlern oder ohne. Wenn du dann zwischendurch zurückgehen würdest, kommst du wieder aus dem Modus heraus, wo du einfach immer weiter schreiben kannst. Den hast du dir doch in den ersten paar Sätzen hart erarbeitet. (Genauer gesagt kann es bis zu 20min dauern, bis man dieses Konzentrationslevel erreicht.) Und das willst du auch nicht verschenken.

Das Ziel ist auch nicht einen guten Text zu produzieren. Es geht einfach nur darum zu schreiben, zu schreiben, zu schreiben. Nicht absetzen, nicht zurückgehen, die ganze Zeit den nächsten Buchstaben tippen. Dabei kommt dann natürlich auch nicht viel sinnvolles heraus, aber was will man dagegen unternehmen?

Ich höre jetzt also mal kurz damit auf einfach drauf los zu schreiben und sammle für den restlichen Text im Vorhinein noch ein paar Ideen. Die haben dann vielleicht sogar eine sinnvolle Struktur. Also bis gleich – da bin ich wieder. Die Macht der Zeitreise. Vielleicht auch einfach die Tatsache, dass ihr nicht sehen könnt, wann ich welchen Teil geschrieben habe.

Kommen wir aber lieber zum ersten Punkt, den ich eben auch schon vereinzelt angedeutet habe. Wie funktioniert Freewriting eigentlich genau?

Freewriting

Die Vorbereitungen sind einfach.
Zuerst stellst du dir einen Wecker auf ein paar Minuten. Wie viel genau ist eigentlich egal, ich gehe später aber trotzdem nochmal darauf ein.
Dann öffnest du noch ein Programm auf deinem Computer, in dem du schreiben willst. Vielleicht Word, vielleicht etwas anderes, ist eigentlich egal. Wenn du es besonders gut machen willst, nimm ein Programm mit so wenig User Interface wie möglich. Wie den Editor unter Windows. Dann hast du weniger Ablenkungen beim schreiben. Aber vielleicht brauchst du ja diesen extra Input für deine Kreativität?

Und dann startest du den Wecker und schreibst einfach los. Du darfst nicht absetzen, es geht darum einfach immer weiter zu schreiben. Du darfst nicht zurückgehen, um etwas auszubessern. Am Besten schaust du einfach gar nicht erst etwas an, das älter als das Wort ist, das du gerade schreibst. Die relevanten Punkte wirst du schon noch im Kopf haben, falls du dich nochmal – beim Freewriting?! – darauf beziehen möchtest.

Schreib einfach immer weiter die Dinge auf, die du gerade denkst. Wenn du gut bist, kannst du das sogar in eine gewisse Richtung lenken, aber du solltest immer aufpassen, dass du auch wirklich das schreibst, was du denkst. Eine Diskrepanz zwischen deinen Gedanken und dem was du tatsächlich aufschreibst ist nicht erwünscht.

(Falls du normalerweise nicht in Worten denkst, kann ich dir leider nicht helfen.)

Sobald der Wecker dann klingelt, darfst du dann aufhören.

Wie lange?

Ist wie gesagt völlig egal.

Wenn du Freewriting noch nie vorher ausprobiert hast, kannst du ja mal mit 3 Minuten anfangen. 10 Minuten ist wahrscheinlich eine gute Zeit, wenn man sich damit bloß ein bisschen damit warm-schreibt. Wer wirkliche Selbstreflexion betreiben will, sollte ihn vielleicht auf 30 Minuten einstellen.

Aber wie gesagt. Ist eigentlich egal. Du merkst ja dann schon, wenn du eigentlich noch viel mehr aufschreiben willst. Sobald der Wecker klingelt. Dann kannst du ihn ja nochmal starten oder so.

Nimm einfach irgendeine Zeit, die dir zusagt, und dann schreib solange immer weiter, bis der Wecker dir erlaubt aufzuhören.

Warum?

Auch das hab ich in der Einleitung oben – die übrigens kein echtes Freewriting war, ich hab sie danach nochmal ein bisschen überarbeitet – bereits angedeutet.

Man kann verschiedene Ziele damit erreichen wollen. Vielleicht will man seine Gedanken über irgendeine Sache zu Papier bringen. Vielleicht will man seine innere Schreibmaschine in Fahrt bringen. Vielleicht will man sich auch einfach nur entspannen und dabei vielleicht sogar gleich eine gute Idee haben. (Wenn du in 10 Minuten schreiben 1 halbwegs gute Idee hast, ist das schon ein hervorragendes Ergebnis.)

Die Anwendungen sind wirklich zahlreich. Nur eines sollte man davon nicht erwarten. Dass man beim Freewriting gute Texte produziert.

Satzzeichen werden schließlich vernachlässigt. Die Grammatik und Rechtschreibung auch. Und niemand lenkt die Gedanken in eine geordnete Richtung.

Ich werde jetzt mal 2 von den Dingen näher beleuchten, die man tatsächlich mit Freewriting anfangen kann:

Aufwärmen

Wie in den letzten Tagen schon mehrmals erwähnt, gibt es eine gewisse Zeitspanne, die man überbrücken muss, bevor man so wirklich in einer Tätigkeit versinkt.

Diese Aufwärmperiode hat mit der Tatsache zu tun, dass unser Gehirn erst einmal in den richtigen Modus gelangen muss, wenn es sich vorher auf etwas anderes konzentriert hat. Erst dann kann es optimal arbeiten. Vorher kommt einfach nur Mist raus (verglichen mit den Höchstleistungen, die man produzieren könnte. ;))

Du kannst also Freewriting dazu verwenden, um in den richtigen Schreibmodus zu gelangen, bevor du mit einem richtigen Text beginnst. Dann schreibst du gleich von Anfang an in einer besseren Qualität, als wenn du dich nicht aufgewärmt hättest.

Grundsätzlich gibt es diese Aufwärmphase ja für alle Aktivitäten, bei denen man sich konzentrieren muss (und auch Sport). Aber wie genau sie aussieht, muss man sich jedes mal neu überlegen. Beim Schreiben kann man aber definitiv Freewriting dafür nutzen.

Aber was, wenn du dich gar nicht als Autor betätigen willst?

Selbstreflexion

Eine andere ehrenhafte Aktivität beim Freewriting ist die eigenen Gedanken in gewisse selbstreflektive Bahnen zu lenken.

Wenn man gut ist, kann man nämlich den kleinen Spalt der immer zwischen den eigenen Gedanken und dem, was man tatsächlich aufschreibt, besteht, dafür nutzen, die eigenen Gedanken ein bisschen in eine gewisse Richtung zu lenken.

Diese Selbstreflexion hat verschiedene Ziele. Vielleicht willst du ja bloß Selbsterkenntnis erreichen, vielleicht gibt es ein tatsächliches Problem, über das du dringend mal nachdenken solltest.

In jedem Fall sorgt die Tatsache, dass man seine Gedanken aufschreibt, dafür, dass sie nicht mehr deinen Kopf blockieren. Das Aufschreiben macht Platz für neue Gedanken, neue Ideen, wie man das Problem vielleicht lösen könnte.

Du kannst das also auch dazu nutzen, um deine Sorgen aufzuschreiben und dann wenn du fertig bist, das Blatt auszudrucken und anzuzünden.

Wie auch immer. Ich hoffe, dass du Freewriting mal ausprobierst, das macht nämlich wirklich Spaß. 😀

Julian

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