Selbstreflexion bedeutet über sich selbst nachzudenken (=reflektieren) und dabei zu Erkenntnissen zukommen, wie die äußere Welt mit deinem Innenleben zusammenhängt.
Das ist für viele nämlich ein ziemliches Rätsel, was unter anderem auch daran liegen könnte, dass nur wenige Leute regelmäßig Selbstreflexion betreiben.
Dabei denkt man dabei doch nur über sich selbst nach. Man versucht objektiv zu beurteilen, wie man sich verbessern kann, welche Dinge bestimmte Gefühle auslösen und wie man sie dementsprechend verstärken/vermeiden kann. Und noch eine Menge andere Fragen, die Möglichkeiten zu Selbsterkenntnis zu kommen sind wirklich grenzenlos.
In gewisser Hinsicht ähnelt die Selbstreflexion damit manchen Sorten von Gebeten oder auch dem Schreiben eines Tagebuchs. In beiden Praktiken sind schließlich Elemente der Selbstreflexion verbaut. Wen man also schon etwas davon macht, muss man vielleicht nicht so viel noch nachholen, sobald man erkennt, dass man gar nicht gezielt Selbstreflexion betreibt.
Denn es ist wichtig, dass jeder das ab und zu macht. Nur so kann man wirklich eine Menge über sich selbst lernen. Nur man selbst hat Zugang zum eigenen Innenleben. Nur man selbst kann wirklich endgültig beurteilen was bestimmte Gefühle ausgelöst hat. Oder welche Ziele man im Leben hat. Warum sollte man diese Möglichkeit dann nicht auch zielführend nutzen?
Selbstreflexion
Um das Reflektieren über dich selbst zu einer weniger kryptischen Vorstellung für dich zu machen, werde ich es hier mal aus allen Richtungen beleuchten.
Über was?
Über was genau du nachdenkst, bleibt komplett dir überlassen. Solange es dich selbst betrifft und du ein Gefühl hast, dass du mal darüber nachdenken solltest, sind schon alle Voraussetzungen geschaffen. Mehr braucht es nicht, damit du zu Ergebnissen kommen kannst.
Ich werde trotzdem mal einige Beispiele nennen, über die man nachdenken könnte.
Gefühle
Manchmal trägt man den ganzen Tag Gefühle mit sich herum und weiß gar nicht wodurch sie ausgelöst wurden.
Dann sollte man dieses Gefühl einmal unter die Lupe nehmen und genau analysieren, was alles dazu beigetragen haben könnte. Zum Beispiel das eigene Verhalten den Tag über, zufällige Ereignisse in der Außenwelt, Verhalten von anderen Menschen, Stress, Schlafmangel, …
Versuche so viele Gründe wie möglich zu finden, die das Gefühl auslösen oder verstärken könnten.
Wenn es ein positives Gefühl ist, kannst du versuchen in Zukunft mehr von den Sachen zu machen, die es auslösen.
Wenn es ein negatives Gefühl ist, kannst du es erst einmal objektiv betrachten, um dich momentan davon zu lösen. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, wie du dir alles ausmalst. Wie auch immer. Auf jeden Fall kannst du dann deinen objektiven Standpunkt dazu nutzen, dir zu überlegen, wie du es in Zukunft vermeiden könntest.
Solltest du deinen Umgang mit bestimmten Leuten einschränken? Vielleicht deine Einstellung ihnen gegenüber ändern? Eine optimistischere Sichtweise erlernen? Ausreichend Schlafen/Essen/Entspannen? usw.
Du musst deine ganz eigenen Erkenntnisse daraus ziehen. Niemand kann dir das abnehmen, denn niemand kann in dich hineinschauen.
Handlungen
Wie ich auch schon erwähnt habe, kannst du auch über das Tagesgeschehen nachdenken. Wie hast du dich verhalten? Welche Dinge haben andere Sachen ausgelöst, die wiederum dich betroffen haben? Wie hast du andere Menschen beeinflusst?
Besonders der letzte Punkt beinhaltet auch, dass man versucht sich in die anderen hinein zu versetzen und zu beurteilen, wie die eigenen Handlungen deren Inneres beeinflusst haben. Welche Gefühle hat man bei anderen ausgelöst. Kann man das in Zukunft vermeiden?
Hier ist auch wichtig darüber nachzudenken, welche Handlungen man in Zukunft unterlassen will, welche man verstärkt durchführen will, und warum genau man sich gerade dazu entscheidet. So kann man sich mit der Zeit immer besser verhalten und vielleicht auch alte Missetaten wieder gut machen, indem man sich in Zukunft besonders gut verhält.
Die eigenen Handlungen sind ein wichtiger Punkt über den man nachdenken sollte, wenn man mal wieder über sich selbst reflektiert.
Ziele
Auch die eigenen Ziele sind sehr wichtig. Wenn man sich diese regelmäßig vor Augen ruft und dabei überlegt, was man davon wirklich noch erreichen will und welche neuen Dinge dazugekommen sind, hat man immer eine aktuelle Liste der Dinge, die man erreichen will.
Was treibt dich an? Welche Dinge willst du wirklich in deinem Leben erreichen? Wie willst du auf andere Menschen (ein)wirken?
Wenn man seine Ziele also vor Augen hat, kann man sie immer beachten, wenn man entsprechende Entscheidungen fällt und bewegt sich damit unaufhörlich auf sie zu. Denn dann weißt du genau, wofür du dich entscheiden solltest, wenn sich die Möglichkeit ergibt.
Du solltest also regelmäßig über deine Ziele nachdenken und diese auch gegebenenfalls aktualisieren. Sie bleiben nämlich ziemlich sicher nicht dein ganzes Leben über gleich.
Überzeugungen
Schließlich möchte ich noch deine Überzeugungen ansprechen. Das ist alles woran du (ziemlich) fest glaubst.
Die meisten Leute sind sich dieser Überzeugungen gar nicht bewusst, aber wenn du gezielt danach Ausschau hältst, müsstest du zumindest ein paar identifizieren können. Oder dir fällt mal eine auf, während du irgendetwas anderes machst. Auf jeden Fall wirst du mit der Zeit ein paar von ihnen finden können.
Dann solltest du wirklich ausgiebig darüber nachdenken. Dann kannst du dir überlegen, ob es überhaupt Sinn ergibt, das zu glauben, oder ob man lieber versuchen sollte, diese Geisteshaltung zu ändern.
Auf jeden Fall sollte sich aber jeder Mensch seiner Überzeugungen bewusst sein.
generell:
Das waren jetzt alles wichtige Punkte, über die du nachdenken könntest, wenn du das nächste Mal Selbstreflexion betreibst.
Du kannst aber auch jedes andere Thema wählen, solange es in gewisser Hinsicht dich selbst betrifft, und was du vielleicht ändern solltest. Es kommt nämlich hin und wieder vor, dass man das starke Bedürfnis hat sich mit einem ganz bestimmten Thema zu beschäftigen. Warum sollte man das dann unterdrücken?
Warum?
Durch Selbstreflexion kannst du eine Menge Erkenntnisse über dich selbst erlangen.
Wenn du nur über diese Dinge nachdenkst, die ich gerade eben geschildert habe, weißt du schon mehr über dich selbst als sehr viele andere Menschen. Und wenn du das ganze dann noch regelmäßig machst, wirst du nie gekannte Höhen der Selbsterkenntnis erreichen.
Und das ist gut. Denn Selbsterkenntnis ist ein wichtiger Bestandteil davon ständig ein besserer Mensch zu werden. Sie lässt dich erwachsener werden, andere besser verstehen und generell mehr im Einklang mit dir selbst leben.
Doch für Selbsterkenntnis ist Selbstreflexion fast zwingend notwendig. Ansonsten kommt man nur ganz selten zu entsprechenden Erkenntnissen, meistens wenn man es ganz unabsichtlich dann doch macht.
Und noch eine Anmerkung zum andere besser verstehen: Nur wer sich selbst versteht, kann auch andere verstehen.
Wenn du also durch Selbstreflexion deine eigenen Ziele, Überzeugungen, Gefühle etc. besser verstehst, kannst du auch einfacher erkennen, was in anderen vorgeht, wie diese Elemente bei ihnen funktionieren. Meistens gibt es da nämlich parallelen. Bevor du die aber sehen kannst, musst du erst mal dich selbst kennen!
Betreibe also regelmäßig gezielt Selbstreflexion, dann wirst du auch schneller zu Selbsterkenntnis gelangen.
Wie?
Diese Selbstreflexion findet hauptsächlich in Gedanken statt. Du denkst über dich nach.
Es ist allerdings auch sehr sinnvoll alle wichtigen Dinge, die du erkennst, aufzuschreiben. Dann brauchst du keine Angst zu haben sie wieder zu vergessen und machst gleichzeitig deinen Kopf frei für andere Erkenntnisse. Sobald du nämlich einmal etwas aufgeschrieben hast, schwirrt es nicht mehr ständig in deinem Kopf herum.
Und nachdem du zu solchen Erkenntnissen gekommen bist, solltest du natürlich auch beginnen, sie in deinem täglichen Leben zu beachten. Auch dafür kann es hilfreich sein, die Dinge die du tun wirst, mit der Hand aufzuschreiben. Dann kannst du sie sogar gleich an eine sichtbare Stelle hängen, um die nächsten Tage besonders intensiv darauf zu achten.
Vielleicht willst du die Selbstreflexion auch in das Schreiben einer Ideenliste integrieren. Du könntest zum Beispiel Dinge sammeln, die dich zur Zeit beschäftigen. Oder kreative Lösungen für eines deiner Probleme aufschreiben. Auch hier sind die Möglichkeiten endlos.
Alternativ kannst du auch mal Freewriting versuchen. Dabei schreibt man einfach alles auf, was man denkt, während man es denkt. Man darf auch nichts wieder löschen, einfach nur schreiben. Dadurch denkt man schneller vorwärts, da man seine Gedanken zu Papier bringt und sich dann neuen Gedanken zuwenden kann.
Was auch immer du ausprobierst, denke daran, deine Erkenntnisse aufzuschreiben, sonst ist die Selbstreflexion bei weitem nicht so effektiv.
Wann?
Wann immer du Zeit hast.
Mindestens einmal pro Woche ist auf jeden Fall zu empfehlen. Ansonsten staut sich zu viel an, über das du mal nachdenken solltest.
Du kannst das ganze aber auch in deinen Tagesablauf integrieren. Vielleicht machst du es Teil deiner Morgenroutine für eine bestimmte Zeit lang über dich zu reflektieren. Oder du nimmst dir vor das jeden Abend vor dem Einschlafen zu machen. Oder du schiebst es irgendwann im Laufe des Tages mit rein. Wie auch immer. Einmal täglich ist schon ziemlich gut.
Das Maximum wäre dann dementsprechend sich bei jeder Gelegenheit, die sich bietet in der Selbstreflexion zu üben. Zum Beispiel wenn du irgendwo warten musst. Oder wenn du gerade irgendwohin gehst, und der Weg nicht deine volle Aufmerksamkeit benötigt.
Dann hast du aber bald keine Themen mehr, über die du Nachdenken kannst. Mehr Sinn macht es also, nur dann, wenn du tatsächlich etwas hast, über das du mal nachdenken solltest, direkt den Augenblick dafür nutzen, der sich gerade auftut. Ansonsten macht man solange halt etwas anderes und beschränkt sich auf nur 1 mal täglich.
Auf jeden Fall solltest du dir allerdings angewöhnen das Ganze regelmäßig auszuführen.
Wo?
Überall, wo du nachdenken und vielleicht auch etwas aufschreiben kannst. Das ist praktisch überall, außer wenn du dich gerade dringend auf etwas anderes konzentrieren musst. In einem solchen Fall kannst du dir ja kurz alles aufschreiben, was dir in den Sinn kommt, und später darauf zurückkommen, wenn du wieder zeit hast. (Auf dem Zettel, den du immer dabei hast.)
Über wen?
Nur über dich.
Und vielleicht die Handlungen anderer Menschen, solange sie dich betreffen.
Aber versuche nicht die Probleme anderer Leute gegen ihren Willen zu lösen.
Es hilft allen weiter, wenn du dich selbst besser verstehst.
Heute anfangen!
Betreibst du regelmäßig Selbstreflexion? Wenn nicht kannst du ja jetzt gleich darüber nachdenken, wann und wie du das in deine Woche integrieren willst. Und dann schreibst du dir einen Termin dafür auf. Damit du es auf jeden Fall machst. Du wirst es nicht bereuen!
Julian