Warum Willenskraft die schlechteste Option ist

Willenskraft ist die schlechteste Option, wenn man dauerhafte Veränderungen in seinem Leben erzielen möchte.

Vielleicht will man aufhören so viele Gummibärchen zu essen. Oder man will sich angewöhnen jeden Tag an seinem Buch zu arbeiten.
Mit dem Rauchen aufhören gehört auch in diese Schublade.

Man weiß, dass es gut wäre das angestrebte Verhalten zu zeigen. Also sagt man sich: ab sofort werde ich mich entsprechend verhalten.

Mehr macht man aber nicht. Zumindest nicht bis zu dem Augenblick, in dem man dann auf die Probe gestellt wird. Man vertraut einfach darauf, dass die eigene Willenskraft stark genug ist, um damit im entsprechenden Moment fertig zu werden. Vielleicht klappt das ja, meistens aber nicht. Auf die eigene Willenskraft kann man sich nämlich leider nicht verlassen.

Willenskraft ist endlich

Deine Willenskraft ist endlich. Sie wird den ganzen Tag über verbraucht. Jede noch so kleine Entscheidung, die du triffst, zehrt von deiner Willenskraft. Sie wird immer weniger.
Und wenn du nur noch zu wenig davon hast, dann kannst du dich nicht mehr zu etwas aufraffen. Dann machst du nur noch die Sachen, die automatisch funktionieren. Wie zum Beispiel im Bett herumliegen und auf das Handy schauen.

Unsere Willenskraft wird also bei allem benötigt, das nicht von selbst abläuft. Ob es jetzt tatsächliche Entscheidungen sind oder das Unterdrücken bzw. gezielte Ausüben bestimmter Verhaltensweisen, ist dabei egal. Sich für bestimmte Aktionen zu entscheiden, ist ja auch eine Entscheidung.

Egal wie klein die Entscheidung ist, sobald du eine Entscheidung machst, wird Willenskraft verbraucht. Und je länger du dafür brauchst, desto mehr wird verwendet.

Zum Glück wird dein Willenskraftvorrat ja beim Schlafen wieder aufgefüllt. Wenn du ihn also heute schon verbraucht hast, kannst du morgen mit neuer Energie an deine Entscheidungen gehen.

Trotzdem ergibt es auch Sinn unwichtige Entscheidungen einfach zu automatisieren. Je mehr du nicht entscheiden musst, desto mehr Willenskraft hast du zur Verfügung für wichtige Entscheidungen.

Wenn dir nicht so wichtig ist, was du an hast, nimm einfach die obersten Klamotten aus dem Schrank. Oder schaff dir nur identische Kleidungsstücke an. Dann musst du dich da schon nicht entscheiden.
Wenn du dagegen Wert auf deine Kleidung legst, kommst du da natürlich nicht außen herum, aber du solltest die Entscheidung wenigstens so kurz wie möglich halten.

Genauso auch bei allen anderen vermeidbaren Entscheidungen: was esse ich zum Frühstück?, welchen Weg gehe ich zur Arbeit?, etc.

Sobald du das ganze automatisiert hast, verbraucht es keine Willenskraft mehr. Du hast mehr zur Verfügung um wichtige Entscheidungen zu treffen.

nicht auf Willenskraft vertrauen

Konsequent weiter gedacht heißt das, dass du auch neue Angewohnheiten auf eine Art und Weise durchsetzen solltest, die deine Willenskraft schont. Immerhin gibt es diese Möglichkeiten ja.

Wenn man sich bei solchen Dingen auf die Willenskraft verlässt, fällt man schnell wieder in die alten Gewohnheiten zurück.
Man raucht doch mal wieder eine Zigarette. Man verdrängt, dass man doch eigentlich heute noch etwas bestimmtes machen wollte.

Die gewohnte Variante ist einfach einfacher. Im Zweifelsfall entscheidet sich dein Körper also für die angenehmere Variante. Die, wo er nicht so viel gequält wird.

Anstatt also auf Willenskraft zu vertrauen, solltest du lieber ein System nutzen, das dich dabei unterstützt gezielt die Dinge zu tun, die dir wichtig sind.

Ein System aufbauen

Es kommen gleich 2 wichtige Tipps. Vorher aber erst noch 2 Fragen:

Hast du dich schon dafür entschieden?

Wenn du dich nicht endgültig für etwas entscheidest, musst du bei jeder Wiederholung erneut überlegen, ob du es jetzt machen willst oder nicht. Du verbrauchst jedes mal erneut Willenskraft, weil du dir ja die Möglichkeit offen gelassen hast, es doch nicht zu machen.

100% ist leichter als 95%. Sobald du dich einmal dafür entschieden hast, gibt es kein zurück mehr. Es gibt keine Ausnahmen. Mach es einfach.

Sobald du dir so etwas erlaubst wie: ich darf einmal pro Woche aussetzen, hast du schon verloren. Dann musst du dir jeden Tag wieder überlegen, ob nicht vielleicht heute der Tag ist, an dem du die Pause machst. Jeden Tag wird wieder Willenskraft für diese unnötige Entscheidung aufgewendet. Irgendwann wirst du einknicken. Und das obwohl du es vielleicht an einem anderen Tag dringender gebraucht hättest, weil du da wirklich keine Zeit hast.

Wenn du gut bist, hältst du dann den Rest der Woche durch. Jetzt darfst du nicht mehr aussetzen. Vielleicht kommt aber auch ein zweiter Ausnahmetag dazu. Und dann ein dritter. Jedenfalls formt sich so keine Gewohnheit. Man braucht immer wieder die eigene Willenskraft.

Stattdessen solltest du versuchen eine Gewohnheit zu bilden. Dafür musst du es jeden Tag machen. Für mehrere Wochen. Als Bonus bekommst du dann, dass es dir viel leichter fällt die Sache zu machen, weil du daran gewöhnt bist.

Entscheide dich jetzt endgültig dafür. Keine Ausnahmen sind erlaubt.

Warum willst du das machen?

Hast du einen starken Antrieb, der dich dafür motiviert? Oder hast du dir einfach nur gedacht, dass es doch cool wäre das jetzt auch zu machen?

Im zweiten Fall hast du kein starkes WARUM. Und so etwas ist essentiell. Es treibt dich dazu an. Es bietet eine starke Motivationsquelle es jetzt endlich zu machen.

Überlege dir also folgendes:

  • Was würde passieren, wenn du das ganze nicht machst?
  • Was kannst du erreichen, wenn du es machst?

Vielleicht findest du so einen Grund, der dich überzeugt. Ansonsten musst du einen anderen Grund finden. Finde das eine Argument, das du nicht ignorieren kannst. Wenn es so etwas nicht gibt, solltest du dir überlegen, ob du das ganze wirklich willst.

Man findet nämlich für fast alles ein WARUM, wenn man nur ein bisschen sucht. Ein WARUM, das man nicht ignorieren kann, das einen antreibt, es jetzt endlich zu machen.

Finde dein WARUM, das dich zum Handeln antreibt.

Verpflichte dich dazu

Sobald du dich dazu verpflichtet hast etwas zu machen, fällt es auch in Momenten, wo du echt keine Lust drauf hast, viel leichter, es dann doch zu machen. Du hast einen starken Ansporn nicht auszusetzen.

Sich verpflichten beinhaltet:
– vorher investieren
– es öffentlich machen
– eine Deadline setzen
– verschiedene Formen der Rückmeldung/Verantwortung installieren
– die Umgebung entsprechend anpassen

Wenn man zum Beispiel einen Marathon rennen will, meldet man sich für das Rennen an (vorher verpflichten). Man besorgt sich einen Trainingspartner, der einen zur Verantwortung zieht, wenn man nicht trainiert (Verantwortung ;). Man misst die eigene Leistung und ob man sich verbessert (Rückmeldung). Man entfernt alles aus seinem Umfeld, was einem am rennen hindert.

Dann hat man auch eine Chance tatsächlich zu starten und das Ganze durchzuziehen.

Passe deine Umgebung an

Wenn deine Umgebung gegen dich arbeitet, hast du kaum eine Chance das Ganze zu schaffen. Wer immer eine Schachtel Zigaretten dabei hat oder bei sich daheim auf dem Tisch liegen sieht, kann kaum mit dem Rauchen aufhören. In Momenten, in denen die Willenskraft aussetzt, raucht man dann doch wieder.

Wenn man aber einfach keine Zigaretten zur Hand hat, kann man auch nicht schnell eine rauchen. Vielleicht ist ja der Aufwand bis zum nächsten Automaten zu laufen groß genug, um einen davon abzuschrecken.
Genauso mit den Gummibärchen, die ich ganz am Anfang erwähnt habe: Wenn du keine daheim hast, kannst du auch keine mal schnell essen.

Passe also deine ganze Umgebung so an, dass es möglichst einfach wird, die Sachen zu machen, die du machen willst und möglichst schwierig die Dinge zu tun, die du vermeiden willst.
Dann kannst du auch mit dem Autopiloten durchs Leben laufen und bist trotzdem auf der sicheren Seite. Es ist schließlich keine Willenskraft notwendig, dass du es dann doch mal so machst, wie du es willst.

Mit den richtigen Techniken, kann man sich jedes Verhalten angewöhnen. (bzw. abgewöhnen)
Durchhalten braucht es aber trotzdem!

Julian

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