Immer wenn ich mir das nächste Thema für einen Artikel überlege, kommt wieder ein Problem mit dem Inhalt auf. Schreibe ich nur über Dinge, die ich schon weiß? Oder kann ich mir auch ein Thema vornehmen, über das ich noch nicht so viel weiß. Über das ich möglicherweise noch nie formal etwas gelernt habe.
Die erste Variante hat den Vorteil, dass man qualifiziertere Aussagen macht und die Texte sinnvoller strukturieren kann. Aber was ist, wenn du über ein Thema schreiben willst, das dir gerade erst so richtig bewusst wird? Es ist nun mal so, dass man Dinge beim aufschreiben noch besser versteht. Und genau das will man vielleicht ausnutzen, um den Inhalt besser zu durchdringen.
Dann schreibt man halt möglicherweise nicht so sinnvoll strukturierte Texte, aber gibt dem Leser auch ein bisschen das Gefühl mit, dass man es auch noch lernen musste. Man ist nicht mit diesem Wissen auf die Welt gekommen. Alle, die es nicht haben, können es noch lernen.
Jedenfalls ist mir das letztens aufgefallen und jetzt schreibe ich über dieses Problem mit dem Inhalt zukünftiger Texte. Welche Variante ist eher zu empfehlen? Wann bietet es sich an, doch die andere zu verwenden?
Also zuerst einmal ein Vergleich.
Inhalt
Ich habe die Argumente, die für eine bestimmte Variante sprechen immer unter genau diesem Oberpunkt zusammengefasst: Der jeweiligen Variante.
a) Sachen, die ich schon weiß
Man weiß Sachen schon, weil man sie vorher irgendwo gelernt hat. Vielleicht hast du eine Unterrichtstunde besucht. Vielleicht hast du es in einem Buch gelesen.
Sobald es um Handlungen geht, beinhaltet das auch, dass man sie vorher schon mal ausprobiert hat.
Das ist wichtig, um zu wissen, von was man redet und nicht einfach nur Dinge nachzuplappern, die andere gesagt/geschrieben haben.
Jetzt wo ich darüber nachdenke, fällt mir auf, dass es natürlich auch wichtig ist, das Faktenwissen oder die Weisheit, die man aus Büchern hat, aber nicht direkt ausprobieren kann, zu überdenken. Nur so kann man wirkliches Verständnis erreichen. Und das ist sehr wichtig um qualifizierte Aussagen zu machen:
Qualifizierte Aussagen
Nur wenn du gewisse Sachen schon weißt, kannst du qualifizierte Aussagen machen.
Natürlich kann dir jeder etwas über Elektrik sagen. Aber vielleicht solltest du lieber auf die Person hören, die einen entsprechenden Beruf schon seit Jahren ausübt, und dir empfiehlt erst die Sicherung raus zu nehmen, bevor du an der Steckdose herumschraubst.
Es ist einfach sinnvoller auf Leute zu hören, die Ahnung von dem Thema haben, über das sie gerade reden.
Und die Leute sollen auch auf dich hören, oder?
Dann solltest du über Themen schreiben/reden, die du verstehst.
Dann sagst du auch Sachen, von denen du weißt, dass die richtig sind, und äußerst nicht nur Vermutungen, die eventuell stimmen können. (Am besten ohne das vorher klar zu machen.)
Außerdem fällt es dir viel leichter deine Texte zu strukturieren:
Sinnvolle Strukturierung
Das Thema bereits etwas zu verstehen ist eine zwingende Voraussetzung, um deine Darstellung auch sinnvoll strukturieren zu können.
Ansonsten hat alles einfach irgendeine Reihenfolge, bei der man vorher den Sinn nicht versteht, und danach noch weniger.
Und Sinn ist ziemlich wichtig. Kann ja sein, dass du das eigentlich weißt, was du gerade zu erklären versuchst. Aber sinnvoll rüberbringen, kannst du es deswegen noch lange nicht. Und das ist notwendig, damit dein Leser auch etwas anderes davon mitnehmen kann als nur Verwirrung.
Stattdessen willst du doch tatsächliches Verständnis vermitteln oder?
Echtes Verständnis vermitteln
Das ist doch der eigentliche Grund, warum jemand deinen Text liest. Er möchte etwas zu dem dargebotenen Inhalt lernen.
Und wenn du es selbst nicht verstanden hast, wie soll es da dein Leser verstehen. Der bekommt ja nur die Sachen zu hören, die es dann letztendlich aufs Papier schaffen. Den Rest behältst du alles für dich. Man kann schließlich gar nicht direkt seinen Gedächtnisinhalt aufschreiben.
Aber wenn du es verstanden hast, dann schaffst du es auch dieses Verständnis in einen Text umzuwandeln, den dann auch andere wiederum verstehen können. Um mal eine berühmte Aussage von Einstein zu paraphrasieren: Wenn du es nicht erklären kannst, hast du es nicht verstanden.
Und schließlich noch ein letztes Argument auf dieser Seite:
Autorität beibehalten
Natürlich passieren jedem mal Fehler. Aber wenn du grundsätzlich weißt, was du da sagst, dann passieren sie deutlich seltener.
Und dann hast du auch eine Chance nicht diesen Punkt zu überschreiten, wo die Leute sich denken, dass du doch keine Ahnung hast, von dem, was du schreibst.
b) Sachen, die ich noch nicht weiß
Manchmal ist es so, dass diese eine Idee in deinem Kopf herumschwirrt, von der du weißt, dass sie eine (mehr oder weniger) geniale Erkenntnis wäre. Aber du bekommst sie einfach nicht zu fassen.
Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten. Vielleicht ist gerade eine Person anwesend, mit der du das Thema ausdiskutieren kannst. Oder du führst das Gespräch halt mit dir selbst im Geist. Aber eine Variante finde ich am besten:
Du versuchst einen sinnvollen Artikel aus der Erkenntnis zu machen, die du gerade noch nicht mal richtig erfassen kannst, denn:
Beim Schreiben lernt man dazu
Zum einen hilft einem natürlich allein schon das aufschreiben freien Platz im Kopf für weitere Erkenntnisse zu schaffen. Dann könnte man aber auch einfach Freewriting betreiben.
Wenn du aber etwas strukturiert aufschreibst, bist du gezwungen dich wirklich eindringlich mit dem Thema zu beschäftigen. Dann musst du deine Gedanken zu Ende denken, die du bisher immer im Kreis gedacht hast.
Du schreibst den Beginn auf, den du schon hast, und dann denkst du es weiter, anstatt das bisherige zu wiederholen.
Konzentration auf die eine Stelle, wo es noch hakt. Verbindungen suchen. Zusammenhänge herstellen. So erschließt du dir mit der Zeit ein vollständigeres Bild.
Und weil du einen Artikel schreibst, muss du es jetzt machen. Du zwingst dich selbst zu schnellerer Erkenntnis. (Wenn dir später noch was einfällt, kannst du ja vielleicht einen Nachfolgeartikel verfassen)
Viel Interessanter
Dieses ständige dazulernen, macht diese zweite Variante einfach viel interessanter.
Überlege dir doch einfach mal, wie viel du noch lernen kannst, wenn du immer weiter deine halb fertigen Erkenntnisse ausformulierst.
Ist es nicht spannend, welche Möglichkeiten der aus einem selbst kommenden Erkenntnis sich da öffnen?
Sich selbst überreden
Vielleicht hattest du einfach noch keine Zeit oder Lust diese Dinge selbst auszuprobieren von denen du schreibst. Du weißt aber trotzdem schon, was man alles dadurch erreichen kann. Vielleicht musst du selbst noch ganz schön darum ringen, endliche diese Dinge auch erfolgreich anzuwenden.
Dann hast du trotzdem schon die Möglichkeit, darüber zu schreiben. Du hast vermutlich schon genügend Wissen, um eine Aussage zu machen oder zumindest zu beginnen. Beim Schreiben lernst du dann ja noch ein bisschen dazu, und dann hast du vielleicht schon genügend Motivation aufgebaut, um es tatsächlich auch selbst so schnell wie möglich auszuprobieren.
Und schließlich hast du dann natürlich die Möglichkeit, andere schon mal zu inspirieren. Je schneller, desto besser. Umso früher deine Leser die Dinge ausprobieren, die du da bewirbst, desto länger haben sie Zeit ihre eigenen Fähigkeiten zu perfektionieren.
Dennoch empfehle ich diese Variante nur, wenn man wirklich schon einiges über eine Sache weiß und nur noch den letzten Stoß braucht.
Was ist besser?
Das musst du jetzt für dich selbst entscheiden.
Ich persönlich mag es total, wie viel man beim Schreiben noch dazulernt, aber es ist auf jeden Fall immer auch angebracht, bereits ein wenig über das Thema nachgedacht zu haben, bevor man mit dem Schreiben anfängt.
Man sollte also vermutlich versuchen eine gesunde Balance zwischen den 2 Varianten zu erzielen.
Julian