Jeder hat ja eigentlich eine ganz eigene Variante, wie er das Üben angeht. Aber bewusstes Üben ist in all seinen Erscheinungsformen eindeutig die beste Variante. Von allen Übungsformen zeigen die umso bessere Effekte, die mehr mit bewusstem Üben gemeinsam haben.
Aber was genau ist das jetzt eigentlich?
Zum einen solltest du natürlich erst mal Peak lesen. Dieses Buch ist wirklich gut darin den Ablauf und die Vorteile von bewusstem Üben zu erklären. Aber da ich mich schon gestern davor gedrückt habe, kommt heute mal eine ausführlichere Erklärung der Prinzipien, damit du es sofort anwenden kannst!
Zuerst einmal ein kleiner Exkurs:
mentale Repräsentationen
Mentale Repräsentationen sind die Schaltkreise in deinem Gehirn, die dir eine Menge Aufgaben erleichtern. Sie sind es die dafür sorgen, dass Sachen, die dir früher schwer gefallen sind, jetzt viel leichter von der Hand gehen.
Diese mentalen Repräsentationen sind es, die dauerhaft angepasst werden, wenn du etwas neues machst und so dazulernst. Und sie sind nicht zu unterschätzen.
Immerhin erlauben sie es dir blitzschnell große Mengen an Informationen zu verarbeiten.
Denke nur mal daran, was man beim Autofahren alles gleichzeitig beachtet und macht. Man nimmt unglaubliche Mengen Daten auf und koordiniert gleichzeitig auch noch genau die eigenen Bewegungen. Und doch finden erfahrene Autofahrer dann gleichzeitig auch noch Kapazität zum Gespräche führen.
Nur weil man beim Fahren-Lernen entsprechende mentale Repräsentationen gebildet hat, die einen Sinn in die Daten bringen, kann man das so automatisiert machen.
Mentale Repräsentationen lassen dich nicht mit den Rohdaten, sondern mit ihrer Bedeutung hantieren. Und gleichzeitig ermöglichen sie dir nicht alle einzelnen Bewegungen gleichzeitig lenken zu müssen, sondern einfach nur noch an das Ergebnis zu denken.
Sie sind also sehr mächtig und dabei habe ich noch gar nicht darüber geredet, wie viele Informationen in ihnen zusammengefasst sein können! (Denk mal an Wörter ;)) Oder auch, dass sie uns ermöglichen unsere zukünftigen Handlungen zu planen. Usw.
Jedenfalls haben mentale Repräsentationen bei allem, woran dein Gehirn beteiligt ist (alles, was du machst/erleidest), die Finger im Spiel. Also auch bei den Sachen, die du gerade üben willst.
Bewusstes Üben versucht also gezielt deine mentalen Repräsentationen zu verbessern. Nur so kannst du deine neuen Fähigkeiten mit maximaler Effizienz automatisieren (erlernen).
bewusstes Üben
In Peak nennt Anders Ericsson 5 Elemente von bewusstem Üben:
- Es erfordert volle Konzentration,
- sofortiges Feedback und
- klare, spezifische Ziele.
- Die Übungen orientieren sich an den Profis
- und schieben dich aus deiner Komfortzone.
Diese Elemente werden jetzt im Folgenden erläutert:
volle Konzentration
Das ist logisch und eigentlich bei jedem ernsthaften Üben sowieso schon dabei.
Aber es ist nun mal so, dass du nichts dazulernst, während du an was anderes denkst. Du musst mental komplett präsent sein, um das meiste aus deinem Üben herauszuholen. Und das wollen wir gerade doch, oder?
Du übst doch, weil du es lernen willst. Gib also dein bestes und bemühe dich um volle Konzentration.
Wenn du dich nicht mehr konzentrieren kannst, brauchst du halt mal eine Übungspause. Viel länger als 1h kann das sowieso fast niemand durchhalten.
sofortiges Feedback
Üben bedeutet viele verschiedene Ansätze ausprobieren. Manchmal muss man erst mal einen Weg finden, dass es überhaupt klappt. Manchmal will man auch einfach nur noch besser werden. Wie auch immer, du versuchst viele verschiedene Ansätze.
Aber ohne Feedback, wie gut das erzielte Ergebnis war, bringt das überhaupt nichts. Oft hast du mit der Zeit schon ein gewisses Gespür dafür entwickelt, was richtig und was falsch ist. Ansonsten musst du halt einen Außenstehenden engagieren, der dir hilft.
Auch noch hilfreich ist, wenn du klare Ziele hast, an denen du deine Verbesserungen auch messen kannst.
Nicht desto trotz brauchst du aber trotzdem möglichst sofortiges Feedback, um das Meiste aus deinen vielen Bemühungen herauszuholen. Nur so kannst du die guten von den schlechten Ansätzen und die Qualität deiner mentalen Repräsentationen immer weiter steigern.
Kannst du dich selbst so gut einschätzen oder brauchst du lieber einen Lehrer?
klare, spezifische Ziele
Klar, damit du genau weißt, wann du es erreicht hast, und du auch deinen Fortschritt messen kannst.
Spezifisch, damit das Ziel auch erreichbar ist und du sogar eine Idee hast, wie du es erreichen kannst. Schwammige, generelle Ziele kann man manchmal mit Glück erreichen, oft erreicht man aber ein Plateau und weiß dann nicht mehr, wie du weiter kommst.
Wenn du stattdessen aber die Verbesserung eines spezifischen Teilaspekts zu deinem Ziel erklärst, kannst du dann mit speziell darauf abgestimmten Übungen mit Volldampf auf das Ziel zulaufen. Dann kann es keine Plateaus geben.
Eindeutige Übungsziele, die sich am besten auch noch in kleinen Schritten immer weiter vorarbeiten sind am besten. Sie sind es die echte Verbesserungen messbar und damit erst möglich machen.
Denk daran klare, spezifische Ziele zu wählen, auf die du zu arbeitest.
orientiert sich an den Besten der Besten der Besten
(Auch bekannt als Profis.) Die Profis haben es nun mal am meisten drauf. Warum imitiert man dann nicht vorerst mal ihren Ansatz, er scheint es eindeutig zu ermöglichen so gut zu sein.
Aber mit den Techniken ist es nicht genug. Man muss sogar die Gedankengänge imitieren. Eigne dir mentale Repräsentationen an, die genauso effizient sind, wie die der Profis.
Finde heraus, wie die Profis denken, und dann finde heraus, wie du dir das selbst beibringen kannst. (Hierfür ist ein Trainer echt praktisch, der weiß das nämlich schon.)
außerhalb der Komfortzone
Kann schon sein, dass das unangenehm ist. Aber solange du nichts neues ausprobierst, kannst du nicht besser werden. Was glaubst du wieso Amateure schnell Plateaus erreichen, die sie nie mehr überwinden können?
Sie haben sich mit der akzeptablen Leistung zufrieden gegeben und aufgehört nach neuen Trainingsmethoden zu suchen. Das, was sie bisher gemacht haben, kann sie nicht weiter bringen als bis hier. Das, was sie damit lernen können, haben sie schon gelernt.
Zeit etwas zu üben, was man noch nicht kann.
Verlasse deine Komfortzone, nur so kannst du besser werden.
(Auch die Amateure, die ihr Plateau erreicht haben)
2 Tipps zum Abschluss
Du weißt jetzt wie bewusstes Üben funktioniert. Jetzt musst du es nur noch machen.
das Üben zur Gewohnheit machen
Üben macht nicht immer Spaß. Es ist anstrengend, aber nun mal zwingend notwendig, um besser zu werden. Wenn du das Üben also zur Gewohnheit machst, lässt sich ein regelmäßiger Fortschritt viel einfacher erreichen.
Keine Sorge, mit der Zeit wird es immer einfacher!
einen Lehrer finden
Ein Lehrer kann dir viele Aspekte vom bewussten Üben einfacher machen.
Er kann dir qualitativ hochwertigeres Feedback geben, dementsprechend sofort spezifische Ziele festlegen, an denen du als nächstes Arbeiten solltest, und sogar Übungen nennen, die dir dabei helfen genau dieses Ziel zu erreichen.
Darüber hinaus ist er vermutlich mit den Techniken und Gedankengängen der Profis vertrauter als du. Er weiß genau, worauf es diesbezüglich ankommt, und kann dir dann auch alles gleich in der richtigen Reihenfolge beibringen.
Du kommst also noch effektiver voran, als du es vielleicht alleine könntest.