Warum man mit dem Ziel vor Augen starten sollte

Insbesondere beim Schreiben eines Buches. Wenn man da das mit dem Ziel vor Augen starten vergisst, wird das Ergebnis nicht annähernd so gut wie es sein könnte.

Und man will doch das beste Buch schreiben, das man schreiben kann, oder?

Mit dem Ziel vor Augen starten bedeutet von Anfang genau wissen, was man mit dem Buch erreichen will. An wen genau sich das Buch richtet. Welche Überzeugungen man im Leser entstehen lassen will.

Dann kann man auch das ganze Buch auf eine Weise schreiben, bei der man das große Ganze nicht aus den Augen verliert, während man sich um die Details kümmert. So ergibt die Argumentationsstruktur des Buches einen Sinn, egal wie weit man hineinzoomt; so entsteht ganz von alleine ein sinnvoller Aufbau.

Und ganz nebenbei wird das Buch schon allein dadurch besser, dass man dann größere Teile seiner Konzentration für das Schreiben verwenden kann. Wer nicht mehr nebenbei auch noch auf einen sinnvollen Aufbau achten muss, weil der ja schon am Anfang festgelegt wurde, produziert viel höherwertige Texte. Dann hat man Kapazität für Humor und qualitativ hochwertige Sprache. Und wenn man doch noch etwas ändern will, geht man halt zurück und passt den Aufbau an.

Aber weglassen sollte man es auf keinen Fall. Nur wer von Anfang an das Ziel vor Augen hat und sich von dort bis zum Buch vorarbeitet, erschafft seine bestmögliche Arbeit.

Aber wie genau macht man das jetzt eigentlich?

Mit dem Ziel vor Augen starten

Was ist das Ziel eines Buches?

Normalerweise will ein Buch beim Leser eine bestimmte Überzeugung wachsen lassen.

Vielleicht, dass eine bestimmte Perspektive auf die Welt ziemlich lehrreich ist. Vielleicht, dass es am besten wäre das nächste Projekt auf eine gewisse Weise anzugehen. Oder vielleicht, dass man sein Verhalten auf eine gewisse Weise anpassen sollte. Vielleicht auch, dass ein Themengebiet sehr spannend ist und also weiter erkundet werden sollte.

Aber wenn du nicht mit diesem Ziel vor Augen starten würdest, wird es nie bei deinem Leser ankommen. Eine schwammige Vorstellung wird sich während dem Schreiben nicht herauskristallisieren, sondern vielmehr noch undeutlicher werden. Man kann das große Ganze nicht einfach so im Auge behalten. Vor allem, wenn man es schon vorher gar nicht wirklich sehen konnte.

Vermeide also diesen Fehler und beginne dein Buch mit folgender Frage:

eine Frage

Was ist die eine Sache, die der Leser von diesem Buch mitnehmen soll, wenn er sich sonst nichts merkt?

Das kannst du dann von so vielen verschiedenen Perspektiven beleuchten oder untermauern, dass der Leser gar nicht anders kann, als sich daran zu erinnern, wenn er das Buch durch hat. So werden schließlich mentale Repräsentationen von Ideen gebaut: durch ein umfassendes vertraut werden mit ihren Grundlagen, Varianten und Konsequenzen.

Wenn es eine solche Vision gibt, ist es auch viel wahrscheinlicher, dass sie klar bis zum Leser hindurch scheint. Dann kann er selbstständig die Aussage des Buches formulieren.

Aber möglicherweise siehst du sie selbst noch nicht klar genug. Es gibt also folgende Aufgabe:

eine Aufgabe

Du hast jetzt also eine Vorstellung davon, was dein Buch bewirken soll. Dann musst du es jetzt aber auch so klar wie möglich zu Papier bringen:

Schreibe einen Satz, der diese Hauptaussage verdeutlicht.

Wenn du das nicht kannst, bist du dir noch nicht klar genug darüber, welche eine Sache, du über allem anderen beim Leser bewirken willst. Wenn du zu viele verschiedene Punkte hast, musst du dich entweder für einen davon entscheiden und ihn vor alle anderen stellen oder einen Oberpunkt formulieren, der sie alle zusammenfasst.

Er muss die Themen ja nicht 100% abdecken. Hauptsache es entsteht dadurch ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl.

Eigentlich ist es sogar sehr gut, wenn die einzelnen Kapitel in verschiedene Richtungen gehen, aber ohne ein allumfassendes Gefühl der Einheit wird es leider schnell zu einer Ansammlung einzelner Argumentationen. Und zu vielen Büchern passt das leider überhaupt nicht.

Hast du einen einzelnen Satz?

Gut. Dann darfst du dich jetzt wieder nach unten in die Bereiche des größeren Detailreichtums vorarbeiten

nach unten vorarbeiten

Sieh die Argumentationsstruktur des Buches als aufgeteilt in 6 Stufen – vom Hauptsatz von eben bis zu den tatsächlichen Worten – an. Jede Stufe ist ein näherer Blick als die vorherige und sie alle müssen Sinn ergeben.

Der nächste Schritt ist also diesen einen Satz in einen ganzen Paragraphen auszudehnen: ein paar Sätze, jeder Satz steht für einen Teil des Buches. Ergibt es immer noch Sinn? Wenn nicht musst du jetzt erst nochmal nachdenken und das ganze umformulieren!

Und dann immer so weiter: Jeder Satz bekommt in der nächsten Stufe seinen eigenen Absatz. Auf Stufe drei gibt es einen Paragraphen pro Teil mit einem Satz pro Kapitel. Dann einen Absatz pro Kapitel mit jeweils einem Satz pro Kernaussage oder Teilkapitel. Und schließlich auf Stufe 5 einen Absatz pro Hauptgedanke, den du ansprechen willst, mit einem Satz pro Idee, die du nacheinander beleuchten wirst.

Dann bleibt nur noch eine Stufe übrig: Das, was am Ende tatsächlich im Buch steht. All die Beispiele, Feststellungen und natürlich Erläuterungen der Ideen. Angeordnet nach dem Aufbau, den du dir eben erarbeitet hast.

Wichtig ist natürlich immer, dass du die Reihenfolge der Sätze nicht änderst und sie nur durch Paragraphen ersetzt, wenn es zur nächsten Ebene geht. Auch auf der 6. Stufe ist es normalerweise so, dass die Ideen, auf nur einen oder ganz selten ein paar Absätze ausgedehnt werden.

Außerdem möchte ich dir auch empfehlen, die verschiedenen Stufen der Ausformulierung aufzuheben, um sie später nochmal anschauen zu können, wenn du eine globale Ansicht auf den aktuellen Teil des Buches brauchst.

Warum das Ganze?

Zum einen sorgt man so dafür, dass die Argumentation auf allen Zoom-Levels Sinn ergibt.

Mit diesen vorherigen Stufen der Ausformulierung kann man schließlich alle höher gelegenen Argumentationsschritte im Auge behalten, während man sich durch die unterste Ebene kämpft.

Ohne sie hättest du keine Chance das große Ganze im Auge zu behalten, während du dich um die Details kümmerst. Das geht wirklich nur solange du nur noch den Schritt von der Reihenfolge der Ideen (Stufe 5) zur tatsächlichen Endformulierungen mit all ihren Beispielen und Erläuterungen (Stufe 6) machen musst.

Ganz nebenbei erhält dein Buch so auch noch den bestmöglichen Aufbau. Es gibt immer verschiedene Varianten, wie man die Inhalte eines Buches anordnen kann. Aber nur eine davon unterstützt das Ziel des Buches erfolgreich.

Wer mit dem Ziel vor Augen starten kann und es sich bis zum Ende bewahrt, sieht die beste Anordnung der Informationen als unumgänglich festgeschrieben. Dann hat der Aufbau des Buches auch wirklich den Effekt, den man sich von Anfang an dafür gewünscht hat.

Und schließlich noch ein weiterer praktischer Aspekt:

separiert die Denkaufgaben

Wenn man eine komplexe Aufgabe in zwei einfachere Teilaufgaben zerlegt, die man nacheinander ausführen kann, wird das Endergebnis deutlich besser, als wenn man alles auf einmal macht.

Man hat nun mal nur so und so viel Denkkapazität auf einmal zur Verfügung. Und wenn man dann mehr davon dem Schreiben widmen kann, weil man sich vorher schon um den Aufbau gekümmert hat, wird das Ganze viel besser.

Sowohl der Aufbau ist sinnvoller, da man ihm seine volle Aufmerksamkeit gewidmet hat, als auch das Schreiben klappt besser, weil man nicht zwischendurch auch noch auf einen sinnvollen Aufbau achten muss.

Dann schafft man vielleicht sogar, die Themen so kurzweilig zu erzählen, dass einem sogar Leute zuhören, deren Überzeugung der im Buch dargelegten deutlich entgegensteht.

Und Zuhören ist der erste Schritt zur Einsicht. Diese Person kann danach eine viel informierte Haltung einnehmen. Jetzt musst du dir nur noch anhören, was sie zu sagen hat!

Aber das ist ein Thema für ein anderes Mal.

Hoffentlich hast du jetzt eine klarere Vorstellung, warum man beim Schreiben mit dem Ziel vor Augen starten sollte und wie genau man das am besten anstellen kann.

Wenn ja, dann habe ich heute mein Ziel erreicht.

Julian

PS.: bei kleineren Artikel braucht man beim Strukturieren im Vergleich zu ganzen Büchern natürlich nicht 6 Stufen, sondern eher 4.

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