Die 10 Gebote der Dekodierung von Körpersprache

Dekodierung von Körpersprache ist gar nicht so schwer wie man denkt. Dieser falsche Eindruck kommt einfach daher, dass wir noch absolut gar nichts über dieses Thema wissen und deswegen auch nicht einschätzen können, wie schwierig es ist.

Aber wie sich herausstellt, beginnt der gar nicht so schwere Weg mit der Beachtung von ein paar simplen Regeln. Sie sind euch schon teilweise von gestern bekannt, werden jetzt aber noch mal ausführlicher erklärt.

Immerhin musst du sie alle beachten, um dich erfolgreich auf den Weg zur Verständnis von Körpersprache zu machen.

Dekodierung von Körpersprache

Die 10 Gebote lauten:

  • beobachte aufmerksam
  • beachte den Kontext
  • lerne universale Körpersprache
  • lerne idiosynkratische Körpersprache
  • identifiziere zuerst das Grundlevel
  • suche nach Signalgruppen und -folgen
  • achte auf Veränderungen
  • erkenne falsche Signale
  • erkenne Wohlbefinden/Unwohlsein
  • beobachte unauffällig

1. beobachte aufmerksam

Nur kompetente Beobachter bekommen alle Signale mit. Wenn du die Person, deren nonverbale Kommunikation du bemerken willst, nicht aufmerksam anschaust, kannst du gar nicht alle Informationen aufnehmen, die sie aussendet.

Das ist vergleichbar mit aktiv Zuhören. Nur wenn du aufmerksam den Worten des Sprechers lauscht, kannst du alles Verstehen, was der andere gesagt hat. Genauso musst du aufmerksam auf sein Verhalten achten, um alles verstehen zu können was sein Körper dir sagt.

Nur so bemerkst du alle wichtigen Informationen.

Diese Informationen bereichern dein Leben und ermöglichen dir vielen Problemen auszuweichen.
Aber du musst sie bemerken.

Aufmerksames Beobachten wird dir nur leider nicht in der Schule beigebracht. Du musst es selbstständig lernen. Aber verzage nicht. Deine Beobachtungsfähigkeit funktioniert wie ein Muskel: Wenn du sie trainierst, wirst du besser.

2. beachte den Kontext

Kontext gibt es in verschiedenen Varianten. Zum einen werden einzelne Signale durch Begleitsignale bestätigt oder verstärkt, zum anderen bedeuten sie unterschiedliches in verschiedenen Situationen.

Erst wenn auf ein Stresssignal auch Beruhigungsverhalten folgt, kannst du dir sicher sein, dass es sich um derartiges Signal handelt. Separat können das auch völlig zufällige Bewegungen gewesen sein. Oder sie hätten eine andere Bedeutung gehabt.

Ähnlich kann die Stressreaktion aber auch davon ausgelöst werden, dass sich die Person plötzlich an etwas wichtiges erinnert hat. Erst wenn du den Stress bestimmten Fragen zuordnen kannst, zeigt das an, dass diese Themen unangenehm sind. (-> tiefer graben bzw. ausweichen, je nach Situation ;))

Du darfst Signale also nie isoliert betrachten, ihre wahre Bedeutung erschließt sich erst aus dem Kontext.

3. lerne universale Körpersprache

Manche Verhaltensweisen werden von fast allen Menschen gleich verwendet. Die universalen Stressreaktionen stehen ganz vorne auf der Liste, aber auch das Zusammenpressen der Lippen oder das Blockieren der Sicht sind sehr verbreitete Signale.

Derartige Zeichen kannst du also bei allen bemerken, egal wie lange du sie schon kennst. Auch wildfremde Menschen werden dir auf diese Weise wichtige Informationen zukommen lassen können. (egal ob absichtlich oder nicht).

Jeder zeigt aber auch individuelle Züge:

4. lerne idiosynkratische Körpersprache

Je besser du jemanden kennst, desto mehr Signale kannst du bestimmten Emotionen oder Gedanken zuordnen. So kannst du auch in dem Augenblick, in dem du sie siehst, sofort auf ihren inneren Zustand reagieren, und musst sie nicht erst eine Weile beobachten, bevor du relevante Verhaltensänderungen erkennen kannst.

Mit der Zeit wirst du bei den Menschen, mit denen du mehr zu tun hast, immer mehr aus den einzelnen Zeichen herauslesen können. Das Ziel ist es all ihre Gedanken, Gefühle und Absichten, die unbewusst nach außen kommuniziert werden, erkennen und beachten zu können. Dann erst schöpfst du das volle Informationspotential von nonverbaler Kommunikation aus.

Aber wie geht man jetzt vor, wenn man jemanden zum ersten Mal sieht?

5. identifiziere zuerst das Grundlevel

Nonverbale Signale sind nur relativ zum Grundlevel relevant. Allein ihre Anwesenheit sagt noch nichts aus.
Verschiedene Menschen zeigen einfach unterschiedliche Level von Beruhigungsverhalten im Alltag oder auch andere unbewusste Bewegungen.

Das erste Ziel ist es also herauszufinden, wie die Person sich verhält, wenn sie entspannt ist. Erst wenn du dieses Grundlevel ausreichend gut erkannt hast, kannst du aussagekräftige Informationen aus den Verhaltensänderungen ziehen.

Je besser du jemanden kennst, desto korrekter wird natürlich deine Einschätzung des Grundlevels sein. Aber auch eine ungefähre Vorstellung ist schon mal besser, als gar nichts.

Denn ohne Grundlevel hast du nichts zum vergleichen. Pech gehabt. Keine Körpersprache erkennbar.

6. suche nach Signalgruppen und -folgen

Einzelne Signale können immer auch Zufall sein. Erst wenn sich mehrere Signale mit der gleichen Aussage häufen oder Signalfolgen die Beobachtung bestätigen, kannst du dir sicher sein, eine verlässliche Erkenntnis gezogen zu haben.

Eine wichtige Signalfolge ist zum Beispiel, dass auf Stressreaktionen immer Beruhigungsverhalten folgt. Wer zwei dementsprechend zusammengehörige Signale (oder Signalgruppen) sieht, kann sich sicher sein, dass es sich um diese Interpretation handelt, und die Alternativen ausschließen.

7. achte auf Veränderungen

Langsam nähern wir uns der wahren Macht von Körpersprache. Sobald du jemanden lange genug aufmerksam beobachtest, kannst du Veränderungen in seinem Verhalten bemerken.

Diese verraten dir besonders akkurat, was jemand von bestimmten Vorschlägen hält, oder wie er dein Verhalten aufnimmt. Genauso klar wird auch, wie jemand mit wichtigen Informationen umgeht oder emotionale Ereignisse verarbeitet.

Sogar die Interessen und Absichten lassen sich in bestimmten Situationen sehr leichter erkennen. Wenn jemand z.B. wiederholt auf seine Uhr schaut und schon einen Fuß vom Gespräch weg gedreht hat, bedeutet das, dass er gleich weitergehen möchte/muss.

So etwas kann man mit genug Aufmerksamkeit sehr einfach bemerken und entsprechen reagieren. Zum Beispiel, das Gespräch beenden und den anderen seines Weges ziehen lassen.

8. erkenne falsche Signale

Manchmal (oft) wollen Menschen ihre wahren Gefühle und Gedanken verbergen. Besonders mit unseren Händen und unserem Gesicht, sind wir sehr geübt darin der Welt ein anderes Bild zu präsentieren als eigentlich in uns vorliegt.

Mit ein bisschen Erfahrung kann man aber relativ einfach unnatürlich wirkende Signale von echten unterscheiden. Sie kommen schließlich oft verzögert (gedanklich gesteuert!) und bleiben gelegentlich auch übertrieben lang. So als ob der andere ganz sicher gehen will, dass man sie gesehen hat.

9. erkenne Wohlbefinden/Unwohlsein

Fast alle Signale lassen sich in eine dieser beiden Kategorien einordnen.

Wie du in den nächsten Artikeln noch erfahren wirst, ist diese Zuordnung sogar sehr einfach möglich und erlaubt so auch unerfahrenen Beobachtern relevante Informationen zu erhalten.

Allein die Veränderung des Wohlbefindens des anderen im Laufe der Interaktion zu kennen, bietet schon unersetzliche Informationen. Du kannst dein Verhalten anpassen, ungünstige Themen umschiffen und mehr.

Aber eines darfst du nicht vergessen:

10. beobachte unauffällig

Niemand will angestarrt werden.

Es braucht natürlich ein bisschen Übung, aber dann ist es eigentlich relativ einfach möglich normal zu schauen und trotzdem aufmerksam zu beobachten.

Wenn du das alles beachtest, bist du bereit endlich tatsächliche Signale kennen zu lernen. Freue dich schon auf den nächsten Artikel!

Denk daran. Bereits grundlegendes Verständnis von Körpersprache liefert sehr hilfreiche Informationen.

Julian

PS: für mehr Informationen lies dieses Buch zur Körpersprache.

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