„What every Body is saying“ von Joe Navarro (mit Marvin Karlins) ist das beste Buch zu Körpersprache, das ich je gelesen habe.
Es gibt einem phänomenale Einblicke in die Welt der Körpersprache und kann – sobald man ein bisschen besser im beobachten ist – auch als Nachschlagewerk verwendet werden, was dieses eine Zeichen nochmal bedeutet.
Es gibt nämlich ziemlich viele verschiedene Signale und auch wenn man sie oft schon grob einordnen kann, gibt es doch auch feinere Bedeutungen, die man sich nicht so einfach merken kann.
Da „What every BODY is saying“ einen so umfassenden Überblick gibt, der auch mit sehr vielen Erklärungen durchsetzt ist, eignet sich das Buch wunderbar als Startpunkt endlich auch Körpersprache verstehen zu können.
Körpersprache ist immerhin viel unmittelbarer und ehrlicher als alles, was man je mit Worten sagen könnte. Wer nonverbale Kommunikation versteht kann also eine sofortige Rückmeldung bekommen, wie bestimmte Aussagen/Handlungen bei anderen ankommen, und auch auf ihr Innenleben Rücksicht nehmen – ohne, dass sie es aussprechen müssen.
Es ist also sehr empfehlenswert Körpersprache verstehen zu lernen, damit man seine Interaktionen mit anderen Menschen auf diese Weise bereichern kann.
What every BODY is saying
Geschrieben wurde das Buch von Joe Navarro mit der Hilfe von Marvin Karlins.
Joe Navarro ist ehemaliger FBI Spionageabwehr Offizier und schon sein ganzes Leben von Körpersprache fasziniert. Er informiert sich über alle entsprechenden wissenschaftlichen Studien, lernt von anderen Experten und probiert auch alles selbst aus, was er gelernt hat. Darüber hinaus hat er auch viel Lehrerfahrung, wenn es um die Verwendung von Körpersprache zum Verstehen der Gedanken, Gefühle und Absichten anderer Personen geht.
Das Buch ist aus seiner Perspektive geschrieben und sein erstes Buch, das nicht nur FBI intern veröffentlicht wurde.
Marvin Karlins ist Psychologie Professor und hat schon mal mit Navarro zusammengearbeitet. Wie genau er zu dem Buch beigetragen hat, ist unklar, aber er wurde zumindest auf dem Cover und der Rückseite als Coautor erwähnt.
zu uns
Die Nachricht an den Leser ist klar:
Körpersprache ist omnipräsent, höre auf ihr so blind gegenüber zu stehen. Nicht nur kannst du damit andere viel besser verstehen, sondern auch deine eigenen Reaktionen beobachten und einordnen.
Jeder sollte die Beobachtungsfähigkeiten lernen, die zum erfolgreichen verstehen von nonverbaler Kommunikation nötig sind. Wir bekommen sie zwar nicht in der Schule beigebracht, Körpersprache macht aber trotzdem 60% von normaler Konversation aus.
60%, von deren Existenz wir nicht mal wissen, wenn wir noch nie von Körpersprache gehört haben.
Aber wer dieses Buch gelesen hat, hat schon eine ziemlich gute Idee, wie sich Körpersprache in Menschen manifestiert. Dann muss man nur noch in die Welt hinausgehen und lernen diese Signale, egal wie klein sie sind, auch zu bemerken. Das ist nämlich der schwierigste Teil: das aufmerksame Beobachten.
aufmerksames Beobachten
Das erste Kapitel stellt eine allgemeine Einleitung in die Welt der Körpersprache dar. Es werden aber auch 10 Richtlinien gegeben, die man beachten sollte, um sie so erfolgreich wie möglich dekodieren zu können.
Die erste ist natürlich, dass man sehr aufmerksam Beobachten muss, um alle relevanten Signale zu bemerken. Genauso wie man bei Worten aktiv zuhören muss, um sie komplett zu verstehen, ist auch hier volle Konzentration angesagt. Aber keine Sorge, diese Beobachtungsfähigkeiten kann man lernen. Sie kommen nur mit viel Übung, jeder (nicht blinde) kann sie sich also aneignen.
Darüber hinaus gibt es noch ein paar sehr interessante Anmerkungen, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Körpersprache immer relativ zu verstehen ist. Jeder hat sein persönliches Verhaltensgrundlevel, nur Signale, die davon abweichen, geben relevante Hinweise. Dieses Grundlevel ist also das erste, was man in einer Interaktion mit einer anderen Person etablieren sollte. Wie verhalten sie sich, wenn sie sich wohl fühlen?
Genauso wichtig ist es auch auf Häufungen von Signalen zu achten. Erst wenn mehrere Signale das gleiche behaupten, kann man sich sicher sein.
Die weiteren Grundregeln, wirst du im morgigen Post erklärt bekommen.
Warum Körpersprache existiert
Im nächsten Kapitel wird uns dann ganz klar gemacht, warum Körpersprache funktioniert, wie sie funktioniert und welche Signale dementsprechend besonders aussagekräftig sind.
Das limbische System – älter als der Neocortex, mit dem wir denken – kontrolliert sehr viele Verhaltensweisen, die direkt unsere Überlebenschance beeinflussen. Damit können wir auf Gefahren reagieren ohne uns erst einmal darüber Gedanken zu machen, was jetzt die beste Reaktion wäre.
Evolutionär wurde schließlich schon folgende Reaktionsreihenfolge als am erfolgreichsten herausgefunden: Freeze, Flight oder Fight
Auch heute noch sind diese Kategorien immer noch präsent in unseren Reaktionen auf echte oder eingebildete Gefahren (=Stress). Egal ob wir sie in unseren Gedanken (Erinnerung, dass der Herd noch an ist) oder außerhalb wahrnehmen, das Verhalten ist das gleiche.
Und sobald man einmal weiß, wie sich diese 3 Varianten nach außen zeigen, kann man sie sehr einfach erkennen.
Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der deine Beobachten sehr leicht bestätigen kann: Wenn auf die Stressreaktion ein Beruhigungsverhalten folgt. In dieser Kombination haben die entsprechenden Verhaltensweisen immer diese Bedeutung: etwas war unangenehm. Alleine kann man sich immer nicht so sicher sein, was sie jetzt eigentlich ausgelöst hat.
Mehr Informationen dazu gibt es in diesem Artikel und dem von übermorgen.
Generell gilt, je wichtiger das Körperteil für das Überleben war, desto ausgeprägter sind die dort gezeigten nonverbalen Signale. Und nicht nur Stress wird nach außen deutlich. Auch andere Gedanken, Gefühle und Absichten werden fast genauso deutlich kommuniziert. Das limbische System macht keine Unterschiede.
die verschiedenen Signale
Im Anschluss an diese Einführung, werden in 5 Kapiteln die wichtigsten Verhaltensweisen der Füße, Oberkörper, Arme, Hände und Gesichter dargelegt. Verbunden mit vielen Erklärungen und Bildern, bekommt man so ein immer besseres Verständnis davon, wie Körpersprache funktioniert.
Grundsätzlich gilt: Je weiter hinten das Körperteil in der eben genannten Liste steht, desto unverlässlicher wird es. Gesicht und Hände sind schließlich das, was wir lernen zu beeinflussen, um nichts von unseren Gedanken nach außen kommen zu lassen. (vgl. Pokerface!)
Das Gesicht nimmt Navarro dann schließlich zum Anlass noch eine wichtige abschließende Erklärung zu liefern: Bei gemischten Signalen, ist immer dem ersten zu vertrauen. Nachfolgende werden vermutlich willentlich präsentiert. Besonders wichtig, wenn das erste Signal negativ war und jetzt etwas Positives oder Neutrales angezeigt wird.
Damit sind wir dann fast schon am Ende. Viel ausführlichere Erklärungen, inklusive dem Nennen entsprechender Beispiele, folgen die nächsten Tage!
Täuschung erkennen
Normale Gedanken, Gefühle und Intentionen kann man vielleicht recht gut erkennen, mit Täuschung ist es anders. Die meisten Signale, die mit Lügen identifiziert werden, können genauso gut auch einfach nur Stress bedeuten.
Lügen verlässlich erkennen ist sowieso unmöglich. Aber mit den richtigen Techniken, kann man seine Chance richtig zu liegen zumindest von 50/50 auf 60/40 erhöhen. (Wenn man richtig gut ist!)
Entsprechend widmen die Autoren diesem Thema das ganze letzte Kapitel, in dem sie nochmal alle bisherigen Erkenntnisse zusammenfassen und weitere Wege aufzeigen, wie man noch Täuschung identifizieren könnte.
Ein besserer Ansatz bleibt trotzdem bei Themen, die dem Verhörten – durch erhöhte Stressreaktionen verdeutlicht – unangenehm zu sein scheinen, noch mehr nach zu haken, um hoffentlich noch etwas zu entdecken.
Und der abschließende Gedanke:
Sobald man weiß, worauf man achten muss, fällt es einem viel leichter, Körpersprache zu entschlüsseln. Dieses Wissen hat man, sobald man das Buch gelesen hat.
Jetzt braucht man nur noch Übung, dann kann man verstehen, „What every BODY is saying“ to us!
Julian