Geschichten erzählen ist gar nicht so leicht. Besonders wenn man es auf ansprechende Art und Weise machen möchte. Denk nur mal an die Überforderung, die einen Laien überkommt, wenn er eine vollständige Geschichte oder sogar ein ganzes Buch aufschreiben soll.
Hast du das schon mal gemacht, danach deine ersten Text-Versuche durchgelesen und dir gedacht wie schlecht du eigentlich im erzählen bist? So etwas erfordert Übung. Viel Übung.
Aber genauso schwierig, wie diese Fähigkeit zu meistern ist, genauso wertvoll kann sie in deinem Leben sein. Mit dem Erzählen von Geschichten kann man eine Menge Sachen erreichen. Ich werde dir nachher eine lange Aufzählung präsentieren, jetzt aber erst mal etwas anderes: Was zählt alles als Geschichten erzählen?
Geschichten erzählen
Hierzu zählt alles, wobei nicht einfach nur Fakten und zugehörige Erklärungen aufgelistet werden. Sobald Gedanken, Gefühle und Gespräche wiedergegeben werden, hast du eine Geschichte. Genau so, wie man es aus der Schule kennt.
Egal, ob du jetzt echte Ereignisse nacherzählst oder komplett neue Geschichten erfindest. Bei beiden musst du letztendlich gut im Geschichten erzählen sein. Immerhin kommt beim 2. noch eine weitere Aufgabe hinzu: Du musst all die Fakten und Eigenschaften im Auge behalten, die du im Laufe der Geschichte behauptet hast. Immerhin hast du sie selbst erfunden und kannst sie nicht schnell an der Quelle überprüfen. Und sobald du an zwei verschiedenen Stellen unterschiedliche Dinge behauptest, geht der Effekt der Geschichte kaputt.
Zum Glück wird man die zweite Variante nur als Autor von erfundenen Geschichten brauchen. Das Anwendungsszenario, für das ich heute Geschichten erzählen herbei nehme braucht hauptsächlich die erste Variante. Echte Geschichten, die spannend erzählt werden, anstatt die Zuhörer mit den selben Fakten zu langweilen. Sie enthalten zwar die gleichen Informationen, aber die Form der Präsentation ist das entscheidende. Das Geschichten Erzählen hat eine beeindruckende Macht, die ich später ein bisschen beleuchten werde.
Jetzt aber erst mal ein anderer Einschub: Wie erzählt man eine Geschichte gut? Für heute muss es bei einem einzelnen Tipp bleiben:
zeigen, nicht erklären
Es gibt zwei Varianten, wie du eine Geschichte nacherzählen kannst. Entweder du gibst Überblicke über die Geschehnisse, um den Verlauf der Geschichte deutlich zu machen (erklären), oder du zeigst die einzelnen Szenen, wo die tatsächliche Action passiert (zeigen).
Beides wird die Geschichte beim Zuhörer ankommen lassen, aber nur eine Variante fesselt ihn und zieht ihn in die Geschichte hinein: Zeigen.
Wenn man einzelne Sinneseindrücke, Gedanken und Handlungen zeigt, kann sich der Zuhörer am besten in die Figur hinein versetzen. Er fühlt sich, als wäre er die Figur selbst. Er kann selbst entscheiden, was all das zu bedeuten hat. Wenn du die physikalischen Manifestationen von Angst beschreibst, musst du nicht dazu sagen, dass die Person Angst hat (=erklären). Das kann jeder der Zuhörer selbst erkennen. Du musst nicht mal kommentieren, in welche Richtung die Geschichte weitergeht (=erklären). Auch das wird der Zuhörer selbst erkennen.
Je weniger du erklärst und je mehr du stattdessen zeigst, desto mehr wird der Zuhörer in die Geschichte hineingezogen. Das geht sogar so weit, dass er eigene Schlussfolgerungen aus der Geschichte zieht. Dass er selbst interpretiert, warum du diese Geschichte erzählst.
An dieser Stelle bist du aber schon mit dem Erzählen der Geschichte fertig. Du kannst jetzt deine eigenen Schlussfolgerungen präsentieren, um die Gedanken der Zuhörer in eine bestimmte Richtung zu lenken. Damit wird Geschichten erzählen zu einem ziemlich mächtigen Werkzeug!
ein mächtiges Werkzeug
Du könntest eine Geschichte als Einstieg in deinen Vortrag benutzen. So sammelst du Aufmerksamkeit und die sich aufbauende Spannung sorgt dafür, dass die Zuhörer noch aufmerksamer zuhören. Sie werden dir mindestens zuhören, bis du die Spannung gelöst hast. Zeit genug, um schon mal die erste Schlussfolgerung einzufügen. Lass sie aber nicht allzu lange hängen, sonst sind sie irgendwann genervt.
Du musst aber aufpassen, welche Geschichte du wählst. Was willst du mit der Geschichte erreichen? Welches Konzept möchtest du besonders verständlich gestalten?
Sei vorsichtig. Die Einstiegsgeschichte wird den Ton für den ganzen weiteren Vortrag setzen. Sie wird als hervorragendes Beispiel für die Konzepte dienen, die darin vorkommen, aber mehr auch nicht. Also wähle etwas, das zur Aussage deines Vortrags passt.
Sobald du die Geschichte als Sprungbrett für deinen Vortrag nutzen kannst, erfüllt sie ihren Zweck. Dann sind sie noch mächtiger als alle anderen Geschichten, die du im Laufe des Vortrags erzählen wirst. „Immerhin nehmen sie ja die Anfangsposition ein. Sie werden schon etwas besonderes sein, oder?“ – denkt sich unser Gehirn.
der Effekt einer Geschichte
Sobald du gut Geschichten erzählen kannst, erzielst du mit ihnen folgenden Effekt: Die Zuhörer versetzen sich in die Figuren in der Geschichte hinein. Sie bauen ein Verständnis für die verwendeten Konzepte auf. Sie bilden sogar eigene Schlussfolgerungen.
Und genau an dieser Stelle setzt du dann ein. Du präsentierst deine eigenen Schlussfolgerungen und lenkst so die Gedanken der Zuhörer in eine bestimmte Richtung. Die Geschichte dient jetzt plötzlich als sehr mächtiges Beispiel:
Dadurch, dass die Zuhörer die Geschichte selbst gefühlt haben, fühlt sie sich viel wahrer an. Niemand wird an dieser Stelle darüber nachdenken, wo diese Behauptung herkommt. Stattdessen kannst du diese Gefühle als Grundlage für deine weiteren Behauptungen verwenden.
Auch diese Behauptungen, die auf der Geschichte aufbauen, haben plötzlich eine gewisse Legitimation. Die Zuhörer können verstehen, wo sie herkommen. Sie haben das Gefühl auch selbst darauf gekommen zu sein. Nur du hast ihnen gerade ein bisschen Arbeit abgenommen, um sie gezielt in eine gewisse Richtung zu lenken. Die Zuhörer werden hören wollen, was du zu sagen hast.
Jetzt fehlt nur noch ein wichtiger Aspekt. Wie bindest du die Geschichte in deinen Vortrag ein?
Geschichten einbinden
Hierbei gibt es nur eine wichtige Regel: Kündige die Geschichte logisch an. Das reicht schon, sodass sie sich als Teil des Vortrags anfühlt und nicht komplett losgelöst wirkt. Und das wiederum reicht aus, sodass du danach leichter zu deinen eigenen Schlussfolgerungen überleiten kannst. All das wird sich als eine einzelne Einheit anfühlen und dann hast du dein Ziel erreicht.
Dann hast du erfolgreich Geschichten genutzt um Konzepte zu verdeutlichen, die du auch einfach so hättest behaupten können. Mit einem Unterschied: die Zuhörer wissen jetzt was du meinst.
PS: Das lässt sich natürlich von einem Vortrag auch auf alle anderen Fälle übertragen, in denen du argumentierst, aber nicht unbedingt sachlich bleiben musst.
Hi, ich liebe es Geschichten zu erzählen. Die faszinierende Fähigkeit von Kindern ist ihre Fantasie. Diese Fähigkeit sollte beim Erwachsenwerden unbedingt nicht verloren gehen – leider ist das häufig der Fall. Auch ich habe früher, bereits im Grundschulalter viele Geschichten erfunden, geschrieben, und hatte sehr viele abenteurliche Träume (obwohl ich selbst in diesem Alter sogar fast gar keine Bücher gelesen habe). Jetzt habe ich selbst Kinder – und jeden Abend erzähle ich ihnen eine Geschichte – herrlich 🙂 ! Das ist sogar noch besser als einafch aus Büchern vorzulesen 😉