Warum fällt mir Geschichten erzählen so schwer?

Ich bin jemand, der nur sehr wenige Geschichten erzählt. Ich beantworte Fragen gerne präzise und knapp. Da fallen ausholende Geschichten einfach weg. Ich kürze sie heraus, weil ich die Frage ohne sie noch viel knapper beantworten kann.

Oder das rede ich mir zumindest ein. Es gibt allerdings auch Situationen, in denen sie die bestmögliche Option sind: Geschichten können nämlich ein ziemlich mächtiges Kommunikationswerkzeug sein, sobald es um Gefühle und ähnliches geht. Konzepte eben, die sich nicht so einfach in Worte fassen lassen. Da erzählt man dann doch eine Geschichte, in die sich die anderen hinein versetzen. Und wenn sie gut erzählt wurde, dann entstehen die selben Gefühle im Empfänger, aus denen der Erzähler geschöpft hat, die er Erzähler versucht hat zu vermitteln. Wichtig ist: Dabei wurden die Gefühle nie direkt in Worte gefasst. Vielmehr wurde eine Situation beschrieben, in der man selbst sie empfunden hat, wodurch der andere sie nachempfinden kann. Das können nur Geschichten: Aus Worten eine Welt erschaffen, in die man sich hineindenken kann.

Außerdem sind Geschichten natürlich hervorragend dafür geeignet, andere zu unterhalten. Man kann sie erzählen, weil sie so witzig sind, uns Angst gemacht haben, oder sie irgendeine andere Emotion hervorgerufen haben. Ist eigentlich egal. Solange sie im Zuhörer auch eine Emotion hervorrufen, werden sie sicherlich zuhören. Besonders, wenn es witzig oder zumindest spannend ist.

Man kann sich diese Szenarien einfach erschließen, wenn man über die Daseinsberechtigung von Geschichten nachdenkt: Es geht um die Neuerschaffung von Situationen mit den eigenen Worten, damit andere sie auch erleben können. Das ist eine enorm mächtige Form der Kommunikation. Denn bei Kommunikation geht es ja letztendlich darum, Gedanken zwischen zwei Gehirnen auszutauschen. Und Emotionen lassen sich eigentlich nur so kommunizieren.

Man kann sich diese Szenarien einfach erschließen, also bin ich mir ihrer auch bewusst. Logischerweise versuche ich also gelegentlich mal eine Geschichte zu erzählen. Dabei wird dann schnell klar: Ich kann es wirklich nicht gut. Woran liegt das? Warum fällt mir Geschichten erzählen so schwer?

Man könnte natürlich einfach behaupten, das mir die Übung fehlt. Ich habe ganz zu beginn ja schon erklärt, dass ich das nur ganz selten mache, weil ich mich normalerweise eben gerne noch kürzer halte und ich auch normalerweise nicht einfach zu reden anfange und von einem spannenden Erlebnis erzähle. Und ich merke auch, dass ich besser werde, je öfter ich es versuche. Aber damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Natürlich kann man daraus bereits den Schluss ziehen, dass ich noch öfter Geschichten erzählen sollte, um mich selbst zu trainieren. Aber wenn man hier aufhört, verpasst man die ganzen spannenden Einsichten, die sich noch finden lassen, wenn man mal etwas tiefer buddelt.

Wieso habe ich so wenig Übung beim Geschichten erzählen? Warum fehlt mir der Stoff, wenn ich doch mal eine Geschichte erzählen möchte?

Die zweite Frage beantwortet schon fast die erste: Normalerweise habe ich nicht so viele Sachen, die ich überhaupt erzählen möchte, dass es überhaupt für eine ganze Geschichte reicht. Dann mache ich es auch einfach nicht und habe dadurch viel weniger Versuche als andere, die einfach irgendwas erzählen. Womöglich weil sie sich selbst gerne reden hören. Wer weiß?

Ich persönlich habe immer die Überlegung, dass ich eigentlich gar nichts erzählen möchte, das nicht auch dem Zuhörer ein bisschen Mehrwert bringt. Ein bisschen Amüsement als Mehrwert zu erkennen fällt mir noch schwer, aber ich komme ihm näher. Wenn ich eben eine Geschichte erzähle, soll es auch gerechtfertigt sein. Ich höre lieber zu und lerne dabei etwas über andere Menschen. Wenn ich rede, lerne ich nichts, nur die anderen (was ja auch gelegentlich erstrebenswert sein kann). Insbesondere lerne ich sie nicht kennen, was mein eigentliches Ziel in Interaktionen ist. Dass ich also weniger Geschichten erzähle – normalerweise gar keine -, stattdessen kurze Anmerkungen mache und vor allem Fragen stelle, ist nur logisch. Die Geschichten sind einfach Kollateralschäden meiner Bemühung andere besser kennenzulernen, anstatt ihnen meine vermutlich völlig irrelevanten Geschichten aufzudrängen.

Vielleicht wäre es gut, mir klar zu machen, dass man andere auch kennenlernen kann, indem man beobachtet, wie sie auf eine Geschichte reagieren. Da gibt es bestimmt Unterschiede. Wer findet was witzig? Wo passt jemand besonders gut auf? Während der Mund redet, kann man immer noch mit den Augen zuhören. – Natürlich nur in einem gewissen Rahmen, da in guten Geschichten die Augen natürlich auch an der Erzählung beteiligt sind. Wenn überhaupt werden all diese Informationen unterbewusst aufgenommen und den Personen zugeordnet. Während wir erzählen verbessert sich also sehr wohl, zumindest im kleinen Maßstab, unser Verständnis für unsere Zuhörer. Es hat durchaus seine Daseinsberechtigung gelegentlich Geschichten zu erzählen. Und du willst den anderen ja auch eine Chance geben, dich kennenzulernen. In dieser Hinsicht ist das auf jeden Fall ein Mehrwert für sie.

Aber jetzt zurück zu der Stoff-Frage: Warum fehlen mir die Inhalte, wenn ich dann doch mal eine Geschichte erzählen will? Normalerweise kann ich nur dann eine Geschichte erzählen, wenn ich auch etwas spannendes zu erzählen habe. Und das ist gar nicht so häufig. Wenn ich mir auf Knopfdruck etwas aus den Fingern saugen will, klappt das einfach nicht.

Und zwar nicht, weil mein Leben so langweilig ist. Da tauchen noch nicht einmal langweilige Details auf. Selbst die könnte man ja mit ein bisschen Übung in eine spannende Geschichte verstricken.

Vielmehr denke ich, dass es daran liegt, wie sehr ich im Augenblick lebe. Ich bin mit meinem ganzen Bewusstsein in der aktuellen Situation und wenn sie sie ändert oder ich woanders hingehe, kommt es komplett mit. Normalerweise beobachte ich mich nicht selbst und sammle dabei Erzählungs-würdige Momente. Das kann ich einfach nicht.
Diese Ansage „ich lebe im Jetzt“ kommt vielleicht ziemlich weise herüber, aber das hat auch noch andere Nachteile. Zum Beispiel denke ich auch kaum an wichtige Personen in meinem Leben, solange sie nicht im selben Raum sind. Sie werden einfach vergessen. Wie kann das denn sein? Das ist durchaus nicht angemessen!

Also vielleicht sollte ich eine Art Datenbank interessanter Geschichten aus meinem Leben anlegen, um diesem Effekt entgegenzuwirken. Immer wenn ich etwas spannendes, witziges oder anderweitig relevantes erlebe, wird es dort abgelegt, und dann habe ich doch ein bisschen Stoff zur Verfügung, wenn ich eine Geschichte erzählen will.

Mal sehen, vielleicht bekommt ihr auch noch die eine oder andere Geschichte aus meinem Leben zu hören!

Was richtig gute Erzählungen ausmacht

Darüber wollte ich schon lange schreiben. Geschichten und Bücher sind schließlich eine große Faible von mir. Sie faszinieren mich schon ein ganzes Leben lang. Und je weiter man herum kommt in der Welt der Geschichten, desto mehr merkt man wie unglaublich unterschiedlich diese Bücher und also auch die Vorstellungskräfte der Autoren dahinter eigentlich sind. Keine Geschichte ist genau wie eine andere. Vielleicht ähneln sich innerhalb eines Genres mal die großen Schritte, denen der Plot folgt, aber selbst dann findet man immer noch unglaublich viele interessante Änderungen, deren Auswirkung man dann erkunden kann. Und natürlich begegnet man mit der Zeit auch immer wieder einer Sorte Bücher die sich nur als „richtig gute Erzählungen“ beschreiben lässt. Sie sind nochmal eine Gruppe ganz für sich, nur die besten Autoren können sie je erreichen. Nur weil ein Buch populär ist, landet es noch lange nicht dort. Wer selbst schon einige Bücher gelesen hat, weiß welche ich meine. Das sind die Geschichten, die einen so mitreißen, dass man sie in einem Rutsch durchliest. Die meisterhaft eine der grundlegendsten Aufgaben von Geschichten umsetzen, die es gibt: Emotionen im Leser erwecken. Deren Vollendung einfach nochmal auf einem völlig anderen Level liegt, als man von anderen Büchern gewohnt ist.

Könnte ich selbst so eine Geschichte schreiben? Aktuell eindeutig nicht. Vielleicht komme ich dem ganzen irgendwann ein bisschen näher, wenn ich genug übe. Aber da es kein Ziel ist, auf das ich aktiv hinarbeite, kann ich logischerweise nichts garantieren. Dennoch ist es ein guter erster Schritt, sich zu überlegen, was denn die Charakteristiken dieser Geschichten sind, sodass man lernen kann sie zu imitieren.

richtig gute Erzählungen

Gleich wenn man beginnt zu überlegen, stößt man auf ein Problem: Die Dinge, die einem bei einem Buch besonders gut gefallen haben, sind beim nächsten gar nicht vorhanden. Dafür sieht man dann hier Elemente, denen man die Genialität der Geschichte zuschreiben möchte, denen man vorher noch nicht begegnet war. Und so weiter. Jedes Buch ist verschieden. Fast jede Annahme, die man von einer kleinen Menge an Geschichten aus bildet, wird später widerlegt. Und die richtig guten Geschichten kommen leider von überall. Es gibt nicht ein paar wenige Varianten, durch die sie alle abgedeckt sind. Vielleicht wäre das ja so, wenn man nur meine Vorlieben beachten würde. Aber im Vergleich zur Menge aller Geschichten in der Welt, sogar im Vergleich zu dem winzigen Bruchteil an besonders tollen Erzählungen, sind die paar tausend, die ich bereits verschlungen habe, nichts.
Danach Ausschau zu halten, wie andere auf ein Buch reagieren, womöglich vorauszusagen, wie es einem selbst gefallen wird, ist eine bessere Grundlage. Und jetzt sind es erst recht die unterschiedlichsten Bücher, die den Status als eins der besten teilen. Wie soll man da jemals Gemeinsamkeiten finden?

Aber so schnell sollte man nicht aufgeben. Mit ein bisschen Überlegen findet man dann doch etwas. Zum einen lässt sich eindeutig sagen, dass diese Bücher erst entstehen können, wenn der Autor schon eine Menge Übung hat. Holprige erste Geschichten bringen nicht die notwendigen Zutaten mit, außer man ist ein Naturtalent, das enorm Glück hatte. Zum anderen kann man nach den wichtigsten dieser Fähigkeiten Ausschau halten, die die Autoren im Laufe ihrer Karriere gemeistert haben. Man kann die Effekte auf den Leser beschreiben – das, was man sicher sagen kann – und überlegen, woher es kommt, wie man es erreichen kann. Und dann versucht man es zu imitieren. Schafft man es auch diesen Effekt zu erreichen?

Das Buch nicht mehr aus der Hand legen können

Das ist das erste Zeichen, wie spannend und toll geschrieben die Geschichte ist. Es ist schon spät abends, man sollte eigentlich schlafen, und trotzdem blättert man immer die nächste Seite um. Das muss auch nicht unbedingt an der Spannung liegen. Auch unglaublich spannende Bücher kann man zur Seite legen, wenn man gerade keine Lust mehr hat. Vielmehr liegt es vermutlich an einer Mischung unterschiedlicher Aspekte.

Das Symptom ist klar: Man möchte nicht noch länger warten, im Buch weiterzulesen. Wieso? Vermutlich hat es zum einen eine Mischung an Spannung, Humor und anderen Aspekten von Erzählungen getroffen, die dir persönlich besonders gut gefällt. Aber das ist keine universale Begründung. Wie brauchen etwas, wo sich jeder einig sein kann.
Zum einen fällt mir da die Qualität des Schreibens ein. Je länger man schon Texte verfasst, desto flüssiger wird die Wortwahl, Satzstruktur und der innere Aufbau. In richtig guten Geschichten kann man völlig vergessen, dass man eigentlich gerade nur liest. Die Illusion in eine fremde Welt hineinzuschauen, wird nicht durch Makel in der verwendeten Sprache behindert. Anstatt herausgerissen zu werden, liest es sich sehr flüssig und man will unbedingt herausfinden, was der Autor noch alles aufgeschrieben hat.
Kann ich genauer erklären, wie es dazu kommt? Noch nicht. Ich muss noch eine ganze Weile darüber nachdenken, bevor ich wirklich zufriedenstellende Antworten liefern kann, aber kommen wir jetzt lieber zu dem zweiten Punkt.

Emotionen

..egal welcher Art, werden im Leser geweckt. Und zwar deutlich stärker, als andere Bücher es überhaupt schaffen. Wie genau das funktioniert, habe ich noch nicht ganz verstanden, es ist allerdings ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Je leichter man in die Geschichte abtauchen kann, je tiefer man sozusagen in der Fantasiewelt versinkt und je stärker man sich mit den Figuren identifiziert, die offensichtlich bestimmte Emotionen verspüren, desto stärker spürt man diese Emotionen dann auch selbst. Das ist Teil unserer Empathiefähigkeit, wir fühlen mit.
Dafür muss man natürlich erst mal Charaktere erschaffen, mit denen man sich identifizieren kann. (also nicht allzu perfekt.) Weiterhin ist natürlich das flüssige Schreiben von Bedeutung. Und besonders wichtig: Es werden nicht die Emotionen selbst benannt, sondern nur die Physikalischen Reaktionen der Personen darauf. Das wird dann nämlich besonders leicht von unserem Körper kopiert, worauf wir auch selbst die Emotion verspüren.
Weitere Zusammenhänge müssen noch entdeckt werden.

Vielleicht hast du es schon gemerkt: das ist ein ziemlich schwieriges Thema, sobald man klare Aussagen trifft, dauert es nicht lange und man hat ein Gegenbeispiel gefunden, dann zwei. Außerdem sind meine beiden Aspekte, die man dann doch bei allen findet ziemlich eng miteinander verschlungen. Emotionen sind ein wichtiger Teil der Gründe, warum man das Buch nicht weglegen kann. Die andere Hälfte: besonders flüssiger Schreibstil hilft wiederum enorm dabei besonders gut Emotionen im Leser erwecken zu können. Womöglich sind das also einfach nur zwei Ausprägungen der selben zugrundeliegenden Sache. Einer Eigenschaft, die ein Spektrum von schlecht bis enorm gut hat. Wo jede Geschichte irgendwo landet und die besten sich ganz oben versammeln. (Jetzt muss man nur noch die Eigenschaft benennen/finden.)

Aber ganz egal, wie viel man jetzt darüber weiß. Richtig gute Erzählungen sind immer besonders erfreulich zu lesen.

gute Geschichten schreiben lernen

Gestern habe ich ja schon mal darüber gesprochen, wie man gut und vor allem schnell schreiben lernt. Dabei ging es nicht um gute Geschichten direkt, sondern ums Schreiben allgemein.

Beim Schreiben kommt nun mal die Qualität nach der Quantität. Erst wenn du genug geschrieben hast, was natürlich schneller geht, wenn du ziemlich schnell Texte produzieren kannst, kann die Qualität steigen. Dementsprechend haben sich auch meine meisten Tipps auf das schneller Schreiben bezogen, ein wichtiger Tipp zur Qualität war aber auch mit dabei: Wenn du deinen eigenen Text vorliest und das Gefühl hast, das auch in einem normalen Gespräch genau so sagen zu können, hast du schon ein hervorragendes Level von angemessener Sprache erreicht. Dadurch vermeidest du nämlich nervtötende Fachsprache und andere „Feinheiten“, die einem irgendwie erst beim Schreiben einfallen. Aber nur, weil man damit sein eigenes Wissen beweisen kann, heißt das ja noch lange nicht, dass das auch einen guten Text bewirkt.

Heute geht es jedenfalls um gute Geschichten. Wie kann man die Qualität der Geschichten verbessern, die man in seinen Werken und dadurch auch in Gesprächen erzählt?

gute Geschichten schreiben lernen weiterlesen

Schnell schreiben lernen – und dazu noch Qualität?

Schnell und vor allem gut schreiben zu können ist eine sehr praktische Fähigkeit. Man kann sie in unglaublich vielen Situationen gewinnbringend anbringen. Personen, die wirklich gut schreiben und das auch noch ohne tagelang über dem Text zu sitzen, sind selten. Sei einer von Ihnen. Schnell schreiben lernen ist ziemlich trivial. Ich habe mich in den letzten 7 Monaten, in denen ich diesen Blog schon führe, auch deutlich gesteigert. Einfach nur durchs tun.

Du willst aber bessere Strategien zu hören bekommen, als einfach nur: Übe jeden Tag. Das ist zwar letztendlich die einzige Alternative, die dir übrig bleibt, aber wir können ja zumindest darüber sprechen, wie du diese Bemühungen optimieren kannst. Es geht also darum die effizienteste Lernmethode anzuwenden, um so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen.

Denn je schneller du das schnell schreiben Lernen abschließt, desto früher kannst du es nutzen, desto früher kannst du auch an der Qualitätsschraube drehen. Und wer will sich das entgehen lassen? Die Vorteile sind zu überzeugend und ganz nebenbei lernt man auch besser zu sprechen.

Schnell schreiben lernen – und dazu noch Qualität? weiterlesen

Der Weg des Helden als Charakterbogen

Der Charakterbogen meint die persönliche Entwicklung des Helden im Laufe des Abenteuers. Sozusagen den Weg, den er von seiner Startpersönlichkeit zu seinem endgültigen Wesen nimmt. Aber auch dann ist sein Verhalten nicht für alle Ewigkeit fest. Es muss nur ein Abenteuer daher kommen und schon steht die nächste große Veränderung vor der Tür.

Du musst aber bedenken, dass persönliche Veränderung nie ruckartig, über Nacht geschieht. So etwas passiert vielleicht einmal im Leben, aber warum gerade jetzt während des Abenteuers? Das wäre zu unglaubwürdig. Der Held muss sich stattdessen graduell von seinem Anfangszustand bis zum Ende weiterentwickeln. Kleine Schritte vorwärts ist die Variante, die der Leser auch aus seinem Leben kennt. Hiervon kann er inspiriert werden, selbst weiterhin nach Veränderung zu streben.

Sobald du das aber beachtest, steht dir beim Erschaffen eines glaubwürdigen Charakterbogens nichts mehr im Weg. Stattdessen kannst du jetzt all die Unterstützung nutzen, die sich dir ganz bereitwillig anbietet. Vielen Dank.

Der Weg des Helden als Charakterbogen weiterlesen

Stufe 12: Die Rückkehr mit dem Elixier

Wir sind bei Stufe 12 von 12 angekommen, der Kreis wird geschlossen, das Abenteuer ist bestanden. Jetzt kommt die Rückkehr mit dem Elixier, wobei Elixier natürlich für alles mögliche, nicht nur magische Tränke stehen kann.

Auch ein magischer Trank wäre natürlich erlaubt, wenn man damit zum Beispiel ein krankes Land heilt, aber das wichtige ist nicht das Aussehen. Das Wichtige ist, dass das Elixier mit anderen geteilt wir. Nur wenn der Held das Elixier mit anderen teilt, gilt das Abenteuer als bestanden.

Andernfalls muss er selbst oder vielleicht auch ein anderer Charakter das Abenteuer erneut bestehen, solange bis jemand die Rückkehr mit dem Elixier tatsächlich schafft und es auch mit anderen teilt.

Stufe 12: Die Rückkehr mit dem Elixier weiterlesen

Stufe 11: Die dunkle Nacht der Seele

Der Vorletzte Schritt auf dem Weg des Helden steht an: Die dunkle Nacht der Seele. Diese Formulierung gefällt mir einfach viel besser als Christopher Voglers Variante: Wiederauferstehung. Es geht schließlich um den abschließenden Höhepunkt, die Klimax der Geschichte, den Punkt an dem alles verloren scheint. Besser kann man es nicht beschreiben. Ich muss es gleich nochmal wiederholen: Die dunkle Nacht der Seele.

Die Position in der Geschichte ist klar. Wir befinden uns jetzt eindeutig im Akt 3. Danach kommt nur noch das Ende der Geschichte. Alles bisherige hat oder mehr oder weniger direkt auf diesen Punkt hin gearbeitet. Der Held hat das Abenteuer begonnen, die besondere Welt betreten, in ihrem Mittelpunkt die zentrale Prüfung bestanden und auch noch den Rückweg überlebt. Zeit all das in einem atemberaubenden Finale zusammenzuführen. Schaffst du das?

Stufe 11: Die dunkle Nacht der Seele weiterlesen

Stufe 10: der Rückweg aus der besonderen Welt

Der Rückweg stellt Stufe 10 von 12 auf dem Weg des Helden dar. Wir sind zwar erst direkt nach dem Mittelpunkt der Geschichte, aber dieser Überhang der Nummerierung zum Anfang der Geschichte hin lässt sich sehr einfach dadurch erklären, dass es dort sehr viele Aspekte gibt, die separat benannt werden müssen. Man braucht nun mal mehrere bestimmte Aspekte um eine Geschichte zum Rollen zu bringen, während es später ausreicht, dass man sich noch ungefähr an den üblichen Aufbau hält: Mittelhöhepunkt (8) und Belohnung (9), dann Rückweg (10), Höhepunkt (11), Ende (12).

Jetzt zu Beginn der 10. Stufe, direkt nach der Belohnung für das Überleben der zentralen Prüfung steht jedenfalls eine wichtige Entscheidung an: Wird der Held den Rückweg aus der besonderen Welt des Abenteuers in die (neue) gewöhnliche Welt antreten oder bleibt er lieber in der speziellen Welt? Wird er seine bisherigen Erkenntnisse mitbringen und in der gewöhnlichen Welt anzuwenden versuchen oder als Held versagen und nichts mit sich zurückbringen, weil er gar nicht zurückkommt?

Eine echte Geschichte ist es letztendlich nur, wenn die Entscheidung auf Option 1 fällt: tatsächlich den Rückweg antreten. Dementsprechend brauchen manche Helden auch einen kleinen Anstoß, bevor sie sich tatsächlich auf den Weg machen. Vielleicht in Form der Konsequenzen, mit denen er sich gleich herumschlagen muss, vielleicht auf andere Weise. Wie auch immer. Wird dein Held freiwillig den Rückweg antreten?

Psychologisch gesehen würde das den Vorsatz bedeuten, die bisherigen Erkenntnisse in seinem normalen Leben (der gewöhnlichen Welt) umzusetzen und zu integrieren. Und die psychologische Seite sollte man beim Weg des Helden auch immer beachten: Denn der Charakterbogen, die Veränderung die jede Figur durchlaufen sollte, und der Weg des Helden verlaufen schließlich exakt parallel. Du kannst die Stufen des Abenteuers praktisch genauso als Stufen der persönlichen Entwicklung des Helden sehen. Wie genau das übereinstimmt, werden wir aber erst in einem anderen Artikel besprechen.

Stufe 10: der Rückweg aus der besonderen Welt weiterlesen

Stufe 9: Die Belohnung für den ersten Erfolg

Bei unserer Reise über den „Weg des Helden“ sind wir schon bei Stufe 9 von 12, also dem zweiten Teil von Akt 2 angekommen. Bevor wir jetzt aber den Rückweg aus der speziellen Welt des Abenteuers antreten, muss erst mal noch ein weiterer wichtiger Aspekt bedacht werden, den man nicht einfach so weglassen sollte: Die Belohnung, dass man die zentrale Prüfung bestanden hat. In so einer Situation ist erst mal Feiern angesagt.

Die zentrale Prüfung war bisher die spannendste Stelle im ganzen Buch. Sozusagen der Zwischenhöhepunkt. Noch schlimmer wird es eigentlich erst in Stufe 11 bei der Dunklen Nacht der Seele.
Und falls wir keine Tragödie schreiben, war das auch für den Helden ein ziemlich schlimmer Zeitpunkt. Andernfalls könnte er nicht das darauf folgende Hoch erleben, das der Stimmung ganz am Ende des Buches entspricht. Normalerweise sollte nämlich die Stimmung in deinem Buch direkt nach der zentralen Prüfung der am Ende deines Buches entsprechen. In einer Tragödie bedeutet das jeweils einen großen Verlust bzw. den Tod des Helden und überall sonst einen großen Gewinn.

Und dank der Elastizität von Emotionen, die uns nach einem besonders tiefen Fall bei Lösen der Spannung weit nach oben katapultiert, kommt jetzt nach dieser schweren Prüfung, die uns all unsere Nerven gekostet hat ein besonders hohes Hoch: die Belohnung.

Endlich eine Pause für den Leser, ein kleines bisschen Entspannung nach der Aufregung, sich darüber freuen schon so weit gekommen zu sein. Viel länger dauert es aber normalerweise nicht. Ein ausgedehntes Lagerfeuer ist die absolute Ausnahme. Grundsätzlich gilt: je größer die Konsequenzen der zentralen Prüfung, desto kürzer fällt dieser Szenen(abschnitt) aus. Es ist einfach keine Zeit für eine längere Entspannung.

Also was genau ist jetzt die Belohnung?

Stufe 9: Die Belohnung für den ersten Erfolg weiterlesen

Stufe 8: Die zentrale Prüfung – Konfrontation des Todes

Die 8. Stufe der Hero’s Journey, die zentrale Prüfung, oder auch „Ordeal“ auf Englisch, teilt das Buch normalerweise in 2 Hälften. Ab und zu wird diese Szene oder Szenengruppe auch noch ein bisschen nach hinten hinausgezögert, aber dann verliert sie bald die Wirkung, für die sie eigentlich existiert. Immerhin ist der Gedanke dahinter, inmitten des Buches einen Höhepunkt einzubauen, der die Spannung nicht durchsacken zu lassen. Je weiter er also nach hinten verschoben wird, desto schwieriger wird es für den Autor die Spannung bis dahin aufrecht zu erhalten.

Die zentrale Prüfung sorgt dafür, dass der Leser die Seiten wendet, um bis zu ihr hin zu gelangen und danach, um herauszufinden, wie die Konsequenzen ablaufen. Und sobald sich in dieser Hinsicht die Situation etwas entspannt hat, sind wir schon mitten auf dem Weg zurück, der direkt auf den allerletzten Höhepunkt hinführt. Es ist eine perfekte Verteilung der Spannung-tragenden Momente. Manchmal passt es aber einfach inhaltlich nicht ganz, dann muss man diese zentrale Prüfung etwas nach hinten Verschieben. Aber normalerweise sollte man versuchen sie in der Mitte des Buches zu halten.

An dieser Stelle möchte ich aber auch nochmal anmerken, dass das nur die empfohlene Verteilung der Szenen auf die Geschichte ist. Wenn deine Geschichte etwas anderes erfordert, dann kannst du sie nach Belieben anpassen. Aber so weiß man eben am sichersten, dass es funktionieren wird.

Stufe 8: Die zentrale Prüfung – Konfrontation des Todes weiterlesen