The Writer’s Journey und dein eigenes Leben

Das Buch „The Writer’s Journey“ von Christopher Vogler ging 2007 schon in seine 3. überarbeitete Ausgabe. Aber nicht weil es so viele Fehler enthielt, sondern weil der ursprüngliche Inhalt, die Beschreibung der Hero’s Journey einen solchen Anklang fand, dass noch mehr Informationen außen herum hinzugefügt werden mussten, um all den Rückmeldungen Rechenschaft zu leisten, die noch weitere spannende und wichtige Hinweise hinzuzufügen hatten.

Ganz zu Beginn ging es nämlich um dieses universale Konzept, das alle Geschichten durchwebt und dadurch auch für all die Geschichten-Schreiber in der Welt höchst relevant ist. Der Aufbau antiker Mythen lässt sich anscheinend sehr gut allgemein analysieren und dann auf moderne Geschichten übertragen. Und nicht nur das: die Hero’s Journey ist nicht nur der Pfad, dem die Helden in Geschichten folgen, sie ist auch der Pfad, dem wir selbst durch unser Leben folgen.

Auf diese Weise ist dieses Buch für jeden relevant, der ein Leben lebt. Es zeigt dir die verschiedenen Schritte auf, die auf dem Weg der Veränderung fast immer auftauchen. Es erklärt wie deine aktuelle Situation in das Gesamtbild passt. Du kannst daraus Rückschlüsse ziehen, was aktuelle Ereignisse in deinem Leben zu bedeuten haben, wie du darauf reagieren solltest, worauf du dich in der Zukunft einstellen solltest. Es bietet dir Klarheit für dein eigenes Leben. Wer kann da Nein sagen?

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h2>The Writer’s Journey

Christopher Vogler hat dieses umfassende Werk über die mythischen Strukturen von Geschichten schon im letzten Jahrhundert ersonnen und seitdem in unglaublich vielen Szenarien getestet und gelegentlich überarbeitet. Eine solche Überarbeitung liegt allen modernen Lesern vor, die die 3. Ausgabe, die seit 2007 verfügbar ist, in den Händen halten.

Ursprünglich basieren diese Erkenntnisse aber auf dem Buch „The Hero With a Thousand Faces“ von Joseph Campbell, der darin die universalen Strukturen von Mythen analysiert hat. Die Leistung von Christopher Vogler bestand dann darin, das auf moderne Geschichten zu übertragen und das Grundgerüst mit unzähligen Beispielen und weiterführenden Informationen zu vervollständigen.

Inzwischen ist dieses Buch Pflichtlektüre für alle Produzenten, Editoren und Schriftsteller. (Und andere Berufszweige, die mit der Erfindung oder Überarbeitung von Geschichten zu tun haben.) Und du solltest es natürlich auch lesen. Wie schon gesagt: Es hat Relevanz für jedes einzelne menschliche Leben. Vielleicht, weil die antiken Mythen ja wiederum auf den Problemen, Lebensgeschichten und Fantasien der Menschen beruhen, die sie ersonnen haben.

Teil 1 – Einleitung

Hier erklärt der Autor in verschieden alten Vorworten die Entstehung der „Writer’s Journey“. Eins für die erste, eines für die zweite und eines für die dritte Auflage, die er alle behalten hat, da sie interessante Informationen hinzugeben.

Danach folgt ein kurzer Überblick über die Hero’s Journey, die dann später sehr ausführlich behandelt wird. Ich werde mich diesem Aufbau natürlich anschließen und meine Zusammenfassung auch erst bei Teil 2 nachliefern.

Und schließlich erklärt er nochmal als Grundlage jeder Geschichte, die verschiedenen Archetypen, die Charaktere je nach Bedarf der Geschichte wie eine Maske überstreifen können. Personen, die diese Archetypen verkörpern aber gleichzeitig individuell bleiben, erhalten dadurch sehr menschliche Züge. Man kann sich sehr leicht mit ihnen identifizieren. Vogler nennt 8 Haupt-Archetypen: Held, Mentor, Grenzwächter, Bote, Gestaltwandler, Schatten, Verbündeter, Betrüger. Was es genau mit ihnen auf sich hat, werde ich mal in einem anderen Artikel erklären.

Danach folgt auch schon der Hauptteil des Buches, der ursprüngliche Kern.

Teil 2 – the Hero’s Journey

Hier gibt es zwölf Kapitel, die den zwölf universalen Schritten auf dem Pfad entsprechen. Und zwar in der häufigsten Reihenfolge. Letztendlich kommt es auf den Autor und die Geschichte an, was am besten passt, und man kann auch eindeutig teilweise die Anordnung verändern, aber in der hier präsentierten Variante ergibt sie auf jeden Fall Sinn. Wirst du dich auch an sie halten oder lieber individuellere, neuere Wege gehen?

Pro Kapitel gibt es dann eine ausführliche Erklärung all der Funktionen, die diese Stufe erfüllt. Anhand von unzähligen Beispielen werden zentrale Konzepte erklärt und alle üblichen Ausprägungen abgedeckt. Gleichzeitig bleibt aber immer der Aufruf: Findest du einen anderen Weg, wie man das umsetzen könnte? Auf der anderen Seite wird hier aber auch deutlich auf alle Fallen hingewiesen, in die man sehr leicht tappen könnte. Und mit den abschließenden Fragen am Kapitelende werden die Konzepte nochmal vertieft.

Nach dem Durcharbeiten dieser 12 Kapitel ist der Leser also Experte, was die Konzeption von funktionierenden Geschichten angeht. Dann bleibt nur noch die Frage: Wie wirst du das in deiner eigenen Geschichte umsetzen? Welche Aspekte übernimmst du? Wo gehst du eigene Wege? Funktioniert die Geschichte trotzdem oder vielleicht sogar gerade deshalb?

die 12 Stufen

Fast jede Geschichte beginnt in der gewöhnlichen Welt(1) des Helden. Hier hat man ein bisschen Zeit die Helden vorzustellen/kennenzulernen, die Notwendigkeit zur Veränderung liegt aber schon in der Luft.

Dieser Wunsch nach Veränderung wird dann akut mit dem Ruf zum Abenteuer(2), das die Geschichte zum Laufen bringt. Und Geschichten bringen ja gewöhnlich Veränderung. Ohne Veränderung keine Geschichte. Dieses Abenteuer ist allerdings gefährlich. Es folgt also erst mal die Ablehnung des Rufs(3), durch die dem Zuschauer ganz klar wird, was eigentlich auf dem Spiel steht. Was hat der Held zu verlieren, wenn er dem Ruf folgt? Was wenn er ihm nicht folgt? Normalerweise nimmt die dauerhafte Ablehnung des Rufs nämlich ein tragisches Ende.

Die Gegenargumente werden oft erst durch das Treffen mit dem Mentor(4) überwunden, bei dem auch die abschließenden Vorbereitungen für das Abenteuer anlaufen. Jetzt ist der Held bereit aus der gewöhnlichen Welt in die besondere Welt des zweiten Akts zu wechseln. Es bleibt nur noch ein Schritt: Die Überschreitung der ersten Grenze(5), oft bewacht durch einen Grenzwächter, ein Problem, das es zu umgehen/überwinden gilt.

Im zweiten Akt folgen dann verschiedene Stufen, die tiefer in die besondere Welt hinein und dann wieder heraus führen: Solange der Held sich noch an die besondere Welt gewöhnt, kommt eine sanfte Phase voller Tests, Verbündeter und Gegner(6), dann begibt er sich aber auf die Suche nach dem Herz der besonderen Welt: die Annäherung an die innerste Höhle(7). Die hier auftretenden Gefahren und Grenzwächter sind schon deutlich schwieriger zu überstehen. Sehr oft scheint man auch immer tiefer und tiefer in die besondere Welt einzudringen und dabei noch weiter innen liegende, weitere besondere Welten zu entdecken.

Und dann kommt oft die zentrale Probe(8). Sie stellt alles vorherige in den Schatten und den Mittelpunkt der Geschichte dar. Danach wird die Spannung natürlich noch weiter bis zum Höhepunkt steigen, aber auch dieser Schritt kommt in sehr vielen Geschichten vor. Die Variante, in der diese zentrale Probe nach hinten zu 2/3 des Buches oder dem Ende des zweiten Akts verschoben wird, präsentiert die akute Gefahr, dass die Spannung des vorherigen Bereichs nicht ausreicht um die Zuhörer am Ball zu halten. Trotzdem ist auch das eine nicht allzu selten auftretende Variante.

Nach Überstehen dieser Probe haben die Helden (und die Zuhörer) erst mal eine (kurze) Pause verdient. Sie ergreifen die Belohnung(9) und müssen sich dann schon wieder entscheiden: Werden sie die besondere Welt verlassen und zur alten oder auch neuen gewöhnlichen Welt zurückkehren? Wenn ja (ist immer ja), treten sie jetzt den Rückweg(10) an, auf dem sie sich mit den Konsequenzen ihrer Handlungen in der zentralen Probe auseinandersetzen müssen. Außerdem kommt hier der Übergang zum dritten Akt, oft der dunkelste Punkt der ganzen Geschichte.

Der Höhepunkt wird hier als Wiederauferstehung(11) bezeichnet. Jedenfalls muss der Held praktisch wieder-geboren werden und seine veränderten Eigenschaften auch durch sein Verhalten klar werden. Diese Stelle nutzt Vogler dann auch um die Parallelität zwischen der Hero’s Journey und dem Charakterbogen, als der Writer’s Journey und unserem eigenen Leben aufzuzeigen.

Danach kommt nur noch die Abschließende Belohnung, ähnlich wie Stufe 9: Die Rückkehr mit dem Elixir(12). Hier gibt es nochmal einige Fallen, denen es auszuweichen gilt, bevor die Geschichte endgültig ihr Ende findet.

Teil 3 – Abschließende Gedanken:

Dieser Abschließende Teil macht nochmal mehr als ein viertel des ganzen Buches aus. Mit der Zeit haben sich ja auch noch einige weitere Konzepte angesammelt.

Zum einen analysiert der Autor 5 bekannte Filme, um an ihnen die Umsetzung der Hero’s oder Writer’s Journey in der echten Welt zu demonstrieren. Zum anderen betont er aber auch noch einmal, dass es sich nicht um einen verpflichtenden Ablauf handelt.

Vielmehr stellt die Writer’s Journey einen Baukasten dar, von dem du dich inspirieren lassen kannst und der dir auch helfen kann die Probleme in deiner Geschichte zu finden. Nutzt du ihn so?

Probier es mal aus, dieses Buch ist wirklich mächtig.

PS: im dritten Teil kommen auch noch Erläuterungen zu folgenden Konzepten, die der Autor sich im Laufe der Zeit dazu überlegt hat: Geschichten sind lebendig, Dualität, Catharsis, die Weisheit des Körpers und Vertrauen gegenüber dem Pfad. Sehr empfehlenswert!

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