Soziale Medien gibt es in einer unglaublich großen Auswahl. Und sie machen fast alle das selbe. Letztendlich geht es doch eh nur um das gegenseitige Aufmerksamkeit-Tauschen, um sich besser zu fühlen. Außerhalb des Internets ist es nun mal viel schwieriger Leute davon zu überzeugen dir kurz Aufmerksamkeit zu schenken und dann den Sachen zuzustimmen, die du machst. (Like.) Das interessiert die meisten doch eh nicht, was du da machst. Und doch benutzen wir soziale Medien immer weiter.
Viele nutzen sie sogar in einer – von außen betrachtet – höchst ungesunden Menge. Auf 10 Verschiedenen Plattformen angemeldet zu sein, ist nichts ungewöhnliches. Aber brauchst du das wirklich?
Das spricht doch lediglich von einer falschen Einstellung: Kaum entdeckt man etwas neues, nimmt man einen noch so kleinen Vorteil, der sich daraus ergibt zum Anlass, beizutreten. Man will ja nicht den ganzen Spaß verpassen. All die anderen nutzen es doch aus.
Oft wartet man nicht mal ab, was die ersten Nutzer zu sagen haben, bevor man selbst beitritt. Stattdessen ist man ganz vorne mit dabei, egal ob man gerade Zeit hat. Soziale Medien sind nun mal so designt, dass sie dir genau das in möglichst großer Menge stehlen: deine Zeit. Oder genauer: deine Aufmerksamkeit.
Soziale Medien – das große Problem
Und genau das ist das große Problem, wenn du so viele soziale Medien verwendest. Sie alle verlangen nach deiner Zeit und Aufmerksamkeit. Logischerweise knickst du irgendwann ein und schon ist deine Aufmerksamkeit fragmentiert. Du wirst geradezu darauf trainiert, sobald der Befehl kommt (Benachrichtigung), sofort alles stehen und liegen zu lassen, was du eigentlich gerade machst und noch schnell die Nachricht zu beantworten.
Logischerweise, ist das nicht gerade gut, für deine Konzentrationsfähigkeit. Nur wenn du wieder lernst, Herr deiner eigenen Zeit zu sein, und alle sozialen Medien aus deinem Leben verbannst, die du nicht unbedingt brauchst, kannst du auch wieder konzentriert in deine Arbeit eintauchen und so produktiv sein wie tiefe Arbeit es verspricht.
brauchst du sie alle?
Ich behaupte: Nein.
Natürlich bieten soziale Medien einige Vorteile, die ich hier nicht kleinreden möchte. Und natürlich gibt es auch häufig Situationen in denen ihre Benutzung durchaus angemessen sein kann. Aber eben nicht immer. Und solange man keinen objektiveren Standpunkt einnimmt, kann man schlecht die Nachteile beurteilen.
Die Vorteile lassen sich nun mal sehr gut greifen. Aber quantifiziere einmal erfolgreich all die Verluste, die dir bezüglich deiner Zeit und Aufmerksamkeit untergejubelt werden. Hier wird es schon deutlich schwieriger. Diesen Aufwand betreiben viele gar nicht. Es geht viel leichter in die Falle zu tappen und einfach darin zu bleiben.
Aber du musst sie wieder verlassen. Erst dann kannst du all die Schäden, die dadurch angerichtet werden, wirklich verstehen.
Ich schlage dir einen kleinen Test vor. Danach darfst du (wie jetzt auch) komplett selbst entscheiden, welche der unzähligen Varianten du weiterverwenden willst und bei welchen du austrittst. Mit dem einen Unterschied: Ich glaube dir dann, dass du ausreichend Gedanken hineingesteckt hast, ob du sie wirklich brauchst.
Aktuell ist das nämlich vermutlich nicht der Fall.
Die 30-Tage Entzugskur
30 Tage ohne soziale Medien. Kein einziges bisschen. Schaffst du das?
Wenn du es versuchst, bedenke folgendes: Sage es nicht an. Nutze die Plattform einfach plötzlich nicht mehr so häufig. Viele werden es nicht einmal merken. Wenn du direkt darauf angesprochen wirst (im echten Leben!) kannst du es ja immer noch erklären. Und wenn du wiederum dringend mit Leuten kommunizieren musst, wirst du auch andere Wege finden können.
Nur wenn du das einen ganzen Monat durchhältst, wirst du erkennen können, wie wichtig diese Medien für dein Leben wirklich sind. Beantworte jetzt ehrlich folgende Fragen (pro Service):
Wie dringend hast du es tatsächlich gebraucht?
Wurdest du stark vermisst?
Sehr oft wird hier ganz klar zweimal ein Nein fallen. In diesem Fall solltest du einfach austreten. Wenn du es später wieder brauchst, wirst du bereitwillig wieder aufgenommen werden. Wie du schon gesehen hast, wird sich daraus kein Nachteil ergeben und deine Illusion über die Vorteile wurde gerade erfolgreich gebrochen. So groß und bedeutend sind sie offensichtlich nicht.
Im seltenen Fall, dass du zweimal mit Ja antwortest oder sogar die Herausforderung abgebrochen hast, braucht du diese Plattform anscheinend wirklich. Jetzt kannst du sie aber immerhin begründet nutzen und in Worte fassen, wo genau die Vorteile für dich liegen, die so viel größer sind als die Nachteile.
Ab und zu wird es aber auch passieren, dass die Antwort uneindeutig ausfällt. In diesem Fall musst du dich dann selbst entscheiden. Welchen Weg wirst du gehen? Ich empfehle die Plattform einfach zu verlassen. Das bringt mehr Einfachheit in deinem Leben und wenn du es später wieder brauchst, kannst du ja immer wieder beitreten. Das geht sehr einfach. Sie wollen dich haben!
die Zukunft
Für jetzt konntest du die Menge der Zeitfresser in deinem Leben vermutlich erfolgreich reduzieren. Die Entscheidung ist ja zum Glück oft sehr einfach. Wenn es sein muss, kannst du ja später immer wieder beitreten.
Aber in Zukunft werden vermutlich immer wieder neue Plattformen auf den Markt kommen. Was hält dich davon ab, dann einfach wieder in die selbe Falle zu geraten und diesen neuen, glänzenden Service in dein Repertoire aufzunehmen?
Nur eine gesündere Einstellung gegenüber sozialen Medien.
Soziale Medien sind Werkzeuge. Ihre Benutzung kostet dich wertvolle Zeit und Aufmerksamkeit. Bevor du dir ein neues solches Werkzeug anschaffst, solltest du Überlegungen anstellen, wie jeder vernünftige Mensch sie macht. Zuerst einmal solltest du natürlich warten, was andere zu sagen haben. Spring nicht einfach auf den erstbesten Trend auf, von dem niemand genau weiß, was es eigentlich ist.
Und dann kommen die wichtigen Fragen:
Was sind die Vorteile, die sich für dich aus der Benutzung ergeben? Was die Nachteile? Sei so ehrlich, wie du kannst. Schätze auch den Zeitverlust realistisch ein. Überwiegen die Vorteile die Nachteile stark? Nur dann solltest du die Benutzung beginnen.
Filtere alle Werkzeuge, die du benutzt auf diese Weise. Bieten sie dir große Vorteile, die die Nachteile stark überwiegen? Nur dann kannst du sie beruhigten Gewissens benutzen.
Sei also ehrlich zu dir selbst. Dann kannst du die Menge der Werkzeuge in deinem Leben reduzieren, die um deine Aufmerksamkeit betteln. Und eine weniger fragmentierte Aufmerksamkeit bedeutet bessere Konzentrationsfähigkeit und damit eine gesteigerte Fähigkeit tief zu arbeiten.