Das Lean Startup in Zeiten der Ungewissheit

Das Buch „The Lean Startup“ von Eric Ries präsentiert ein Gerüst, anhand dem man für sich selbst, aber vor allem als ein Unternehmen Verhaltensweisen und Systeme entwickeln kann, die in großer Ungewissheit funktionieren. Gerade in Angesicht von VUCA ist das eine unumgängliche Fähigkeit, wenn man ein nachhaltiges Unternehmen gründen möchte.

Genau darum geht es nämlich: Ein Startup ist ein großes Experiment, um herauszufinden, ob man auf einer Geschäftsidee, einer Vision ein nachhaltiges Unternehmen aufbauen kann. Und wenn nicht, in welcher Hinsicht man sie abändern muss, um es doch noch umzusetzen. Egal wie, man muss einen Weg finden, wie man seine Vision zur Realität werden lassen kann. Und das bedeutet experimentieren und vor allem lernen.

Validiertes Lernen ist die Hauptaufgabe eines Startups. Je mehr davon und je schneller, desto erfolgreicher klappt es all die Hypothesen zu testen, auf denen die Geschäftsidee beruht. Das ist schließlich das Ergebnis, das jeder vermeiden möchte: Ein Produkt erschaffen, das niemand braucht und niemand will. Die ultimative Verschwendung.

Beim Startup geht es dagegen darum möglichst nichts zu verschwenden. Man hat nur eine begrenzte Zeit, begrenzte Ressourcen, bevor man scheitert. Irgendwann geht das Geld aus, bis dahin muss man ein funktionierendes Unternehmensmodell gefunden haben. Das bedeutet, dass man die beiden grundlegendsten Hypothesen des Startups validiert hat. Die Wert-Hypothese und die Wachstums-Hypothese: Das Startup kann ein echtes Problem für den Kunden lösen, was ihm Wert bringt. Darauf aufbauend kann ein funktionierender Wachstumsprozess umgesetzt werden.

Wenn sich diese Hypothesen als falsch herausstellen sollten, kann man immer noch eine Kehrtwende machen. Eine neue, angrenzende Hypothese testen. Aus dem neuen Wissen, neue Vermutungen ziehen, wie es funktionieren könnte, bis man irgendwann Produktmarktreife erreicht und nur noch die Herstellung optimieren muss. Aber ich greife vor.

The Lean Startup

Eric Ries, Entrepreneur und später Business-Coach, stellt hier die Techniken vor, die er selbst zusammen mit anderen im Laufe der Zeit entwickelt hat. Sie beweisen sich als die beste Variante, wie ein Startup, also eine Gruppe, die etwas neues erfindet, am besten zu lenken, organisieren und strukturieren ist.

All das wird mit vielen eigenen Anekdoten und Nacherzählungen der Erfahrungen anderer Firmen belegt, sodass man einen tiefen Einblick in die komplexe Thematik erhält, die viel Aufwand zum Verstehen erfordert.

Das Buch ist hierbei in 3 Teile geteilt.

Vision

Hier geht es um die Grundlage eines Startups und den Grund, warum kontinuierliches Lernen am wichtigsten ist. Ich habe einiges davon eben schon angedeutet und werde heute auch nicht weiter in die Tiefe gehen.

Danach geht es um diesen Prozess des Lernens:

Lenken

Zuallererst sind da einmal die grundlegenden Hypothesen die in einem langwierigen Prozess, aber gleichzeitig auch möglichst effizient beantwortet werden müssen: Ist das Produkt überhaupt wertvoll für Konsumenten – wertvoll im Sinne, dass sie es nutzen wollen? Kann ein funktionierendes Wachstum erreicht werden?

Hierfür gibt es 3 Lernmeilensteine:

Zuallererst muss mit einem MVP, einem Minimum Viable Produkt, das ich auch gleich nochmal näher erläutere, eine Grundlinie gesetzt werden. Meist eine recht ernüchternde Geschichte.
Daraufhin kann von diesen Grundwerten ausgehend versucht werden die Zielwerte die von den Hypothesen angekündigt werden, zu erreichen. Das erfordert ständiges dazulernen, also testen weiterer Hypothesen. Wie genau, zeige ich gleich.
Und irgendwann kommt die Entscheidung. Sieht es so aus, als ob die Hypothesen korrekt sind, tatsächlicher Erfolg erreicht werden kann? Oder sind sie inkorrekt und eine Kehrtwende ist nötig? (Eine neue Grund-Hypothese testen!) Je länger man mit dieser Entscheidung wartet, desto schwieriger fällt sie, desto mehr ärgert man sich hinterher.

Aber wie genau funktioniert jetzt dieses Optimieren?
Darauf werden wir natürlich auch noch einen kurzen Blick werfen.

Bauen-Messen-Lernen

Dieser Zyklus wird ständig wiederholt. Dabei ist das allerdings nur die nach außen sichtbare Reihenfolge der Schritte: Ein MVP einer Veränderung wird erstellt, darauf basierend kann ein Experiment durchgeführt werden und schließlich lernt man etwas dazu. Tatsächlich beginnen tut der Prozess aber mit dem Lernziel. Welche Hypothese möchte man überprüfen? Auf welche Weise könnten die Motorwerte optimiert werden? Dann kann ein Experiment designt und ein entsprechendes MVP gebaut werden.

Ein MVP bauen ist eigentlich ziemlich simpel: Finde den schnellsten und unaufwendigsten Weg, wie du deine Hypothese testen kannst. Alles, was nicht direkt dazu beiträgt dazuzulernen ist unnötig und sollte weggelassen werden. Polieren kommt später, sobald die Hypothesen getestet sind.

Danach kommt das Messen. Anstatt leerer (Eitelkeits-)Messgrößen – so genannt, weil sie kaum mehr machen, als das Ego zu polstern – muss man auf umsetzbare Messgrößen achten. Zusammen mit Split-Tests und Kohorten-Analyse liefert das klare Aussagen über die Wirksamkeit der Veränderung. Bei klaren Hypothesen ist die Antwort eindeutig. Entweder die Werte haben sich verbessern lassen oder nicht. Das nennt sich auch Innovationsbuchhaltung.

Darauf basieren hat man etwas dazugelernt. Vielleicht gab es eine Falscheinschätzung und man geht das Ganze jetzt richtiger an. Vielleicht sucht man nach weiteren Möglichkeiten das Ziel zu erreichen.

Je schneller dieser Zyklus durchlaufen wird, desto schneller lernt das Startup dazu, desto eher kann man beurteilen, ob die Grundhypothesen wahr sind. Desto eher ist klar, ob eine Kehrtwende angesagt ist. Denk daran: das Startup hat nicht unendlich Zeit. Nach dem verbrennen endlichen Ressourcen, wird es untergehen.

Beschleunigen

Mit ständigem Überprüfen kleiner Hypothesen werden also die Werte des Wachstumsmotors optimiert. Man kommt dem nächsten Lernmeilenstein immer näher. Die Frage ist nur wie schnell. Und genau darauf konzentriert sich der dritte Teil des Buches.

Der grundlegende Trick ist einfach. Versuche die Stapelgröße möglichst klein zu halten. Einzelne Features durchlaufen den Bauen-Messen-Lernen-Zyklus fiel schneller. Und je schneller man beim Messen ankommt, desto schneller lernt man dazu, desto schneller kommt das Startup voran.

Lernen ist hier alles. Man muss grundlegende Dinge verstehen, auf denen dann das nachhaltige Unternehmen aufbauen kann. Wenn man dann auch noch den Fokus auf die richtigen Werte legt – genau die, die vom Wachstumsmotor vorgeschrieben sind, kommt man mit maximaler Geschwindigkeit voran. Was gemessen wird, wird schließlich auch verbessert.

Weiterhin kann man aber auch zu schnell laufen. Qualität für Zeitersparnis zu opfern rächt sich später, irgendwann muss man auch mal anhalten. Die beste Technik hierfür ist, sich einfach um die Probleme zu kümmern, die auftauchen, und dabei das laufende System immer weiter zu verfeinern.

Sobald ein Problem auftaucht, beruft man ein Meeting ein, an dem alle teilnehmen müssen, die an dem Problem in irgendeiner Hinsicht beteiligt sind. Jede Einsicht ist wichtig und hilfreich. Dann kann man versuchen zur Grundursache vorzudringen. Die Regel ist einfach. 5 mal Warum fragen, um immer tieferes Verständnis zu erreichen. In jedem Schritt werden Sachen aufgedeckt, die man beheben kann. Aber auch hiermit darf man es nicht übertreiben. Proportionale Investition ist das Stichwort. Bei kleinen Problemen nur kleine Gegenmaßnahmen. Bei großen Problemen größere Gegenmaßnahmen.

Hierdurch wird automatisch das System immer weiter verfeinert, das das ganze Startup am laufen hält. Gibt es viele Probleme, wird gebremst und dafür gesorgt, dass sie in Zukunft nicht mehr so viel auftauchen. Sind sie gelöst, kann wieder Geschwindigkeit aufgenommen werden.

Das, und noch viel mehr steht alles in diesem Buch zusammengefasst zum Nachlesen.
Lies es selbst und auch die vielen Folgeartikel, die ich noch verfassen werde, um die Konzepte selbst besser zu durchsteigen!

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