Was bringt ein Meeting mit mir selbst?

Meeting mit mir selbst klingt ziemlich Paradox. Trifft man sich dabei nicht normalerweise mit mindestens einer weiteren Person, um (wichtige) Dinge zu besprechen? Solche Meetings werden veranstaltet, sodass alle Beteiligten zur selben Zeit anwesend sind und sich um dieselben Probleme kümmern, die selben Ziele formulieren wollen. Es geht um die Koordination der Zusammenarbeit. Aber man selbst ist doch sowieso immer mit sich selbst im selben Raum, denkt die selben Gedanken wie man selbst, verfolgt die selben Ziele, führt vielleicht sogar mit sich selbst Zwiegespräche, wenn man die Vor- und Nachteile einer bestimmten Handlung abwägt. Wofür braucht man dann noch ein offizielles Meeting? Ganz einfach: es geht um die Imitation einer bestimmten Praxis, die in ihrer ursprünglichen Anwendung sehr erstrebenswerte Effekte erzielt:

Ich spreche von Einzelmeetings zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, bei denen große Probleme angesprochen werden können und die Leistung des Untergebenen überwacht und verbessert wird. Sie sollten in jedem Hierarchieverhältnis mehr oder weniger regelmäßig stattfinden. Desto häufiger, je unerfahrener der Untergebene in seinem aktuellen Job ist. Es geht dabei darum gegenseitig Know-How und Informationen auszutauschen, auf Probleme aufmerksam zu machen, sich um sie zu kümmern. Vorgesetzte, die eine derartige Gewohnheit haben sich mit ihren Untergebenen in Einzelmeetings zu treffen, sind viel besser über alles informiert, was vor sich geht, und haben vor allem einen viel größeren Einfluss, als solche die es nicht machen. Aber was würde es bringen, wenn man diese Praxis überträgt auf eine Situation, wo man sein eigener Manager ist?

Meeting mit mir selbst

Sodass dieses Meeting einem Vorgesetzter-Untergebener-Einzelmeeting entspricht, muss ich praktisch mein eigener Vorgesetzter sein. Glücklicherweise ist das in sehr weiten Teilen des eigenen Privatlebens außerhalb der Arbeit der Fall. Als erwachsener Mensch ist man für seine eigene Leistung verantwortlich. Man muss dafür sorgen, dass man all die Dinge macht, zu denen man zugesagt hat oder die man machen muss. Optimalerweise strebt man danach immer besser zu werden, bei allen Anforderungen, die das Leben an einen stellt.

Die eine Ausnahme stellt also die Situation dar, in der man noch minderjährig ist und theoretisch von den eigenen Eltern gemanagt wird, um dabei alle relevanten Lebensfähigkeiten zu lernen. Grundsätzlich würde jeder davon profitieren ein Einzelmeeting mit seiner Mutter oder seinem Vater zu haben, um Probleme zu besprechen und Hilfe zu bekommen. Allerdings ist der Erziehungsberechtigte nur bis zum Erwachsen-werden des Kindes für dessen Leistung verantwortlich. Sobald das soweit ist, braucht man auch eine gewisse Rechenschaft vor sich selbst. Und genau das stellt dieses Meeting mit mir selbst dar.

Der Gedanke dahinter ist jetzt also klar: Man will die Vorteile von gutem Management auf die Leistung der eigenen Privatperson übertragen. Jemand, der keinen anderen Manager hat, als sich selbst. Jemand der ohne derartige „offizielle“ Strukturen möglicherweise vollkommen den Faden verliert. Das stellt also auch gleich die Daseinsberechtigung: als selbstständige Person hat man in unserer Welt eine Menge Verpflichtung, um die man sich kümmern muss, noch viel mehr Pläne, um die man sich kümmern will. Wer hier nicht aufpasst oder ein System erschafft, mit dem er sich selbst managen kann, kann völlig überfordert sein. Um das zu vermeiden, beginne ich schon jetzt diese Gewohnheit, die hoffentlich eine Weile bestehen bleibt, und mir dabei hilft ein ganzes Leben mit Bravour und möglichst wenig Stress zu überstehen.

Die Ziele

Wenn man eine neue Verhaltensweise erschaffen möchte, muss man sich ganz klar sein, was man damit erreichen möchte. Nur dann kann man sich sicher sein, dass die Strukturen, die sich dabei mit der Zeit entwickeln werden auch genau diesen Zwecken dienen. Wer weiß was man stattdessen erreichen würde, wenn man einfach ohne großes Nachdenken loslegt und mal schaut was passiert.

Wer ein ernsthaftes Meeting mit sich selbst veranstalten möchte, sollte ganz zu beginn eine Tagesordnung festlegen. Mit darauf müssen aktuelle Probleme, um die sich gekümmert werden muss, für die bloß ansonsten nicht genug Zeit bleibt. Weiterhin potentielle Probleme in der Zukunft, die man vielleicht vollkommen umgehen oder ansonsten wenigstens durch entsprechende Maßnahmen abschwächen kann. Bei diesen Punkten muss man sich ernsthafte Gedanken über die tatsächlichen Zusammenhänge machen und eine große Menge an Handlungsideen sammeln, aus denen man dann die besten auswählt. Immerhin sind das ja vermutlich Probleme, bei denen man bisher noch nicht besonders viel Erfahrung im Lösen hat. Wäre das so, könnte man sie stattdessen instinktiv bekämpfen ohne ein explizites Meeting einzuberufen. Um also das Problem auszugleichen, dass man hier keinen Vorgesetzten zur Hand hat, der gute Tipps geben kann, muss man umso ausführlicher und gründlicher nachdenken, seine Gedanken aufschreiben und noch ein paar weitere Richtungen ausprobieren. So findet man dann sogar die eine oder andere gute Maßnahme, deren Umsetzung dann fest eingeplant wird.

Und genau das muss natürlich auch auf die Tagesordnung: die Fortschrittsüberprüfung bei aktuellen Projekten. Ob man all die Dinge schon erledigt hat, die man sich vorgenommen hat. In wie fern man bei Selbstverbesserung Fortschritte macht. Es geht darum zu überprüfen, wie vollständig man sich um die Dinge kümmert, die man erledigen möchte oder muss, so weit möglich sogar vorauszusagen, wie gut das in Zukunft klappen wird und schließlich natürlich auch dafür zu sorgen, dass sich dieser Wert in Zukunft noch weiter verbessert.

Und ganz nebenbei erschafft man durch eine solche Praxis auch noch Zeitfenster, in denen man sich nur mit (strategischem) Denken beschäftigt. Eine hervorragende Gewohnheit, die jeder haben sollte. Mit welchen Problemen sollte man also rechnen, wenn man danach strebt dieses Prinzip „Meeting mit mir selbst“ in die Realität umzusetzen?

grundlegende Probleme

Zum einen wird von dir natürlich erwartet, zwei Rollen gleichzeitig zu spielen. Die des Vorgesetzten und die der Person, um deren Leistung und Probleme es geht. Das ist praktisch unmöglich und sollte stattdessen soweit wie möglich durch eine klare Struktur des Ablaufs eines solchen Meetings, ernsthaftes Nachdenken und Ehrlichkeit gegenüber die selbst ersetzt werden. Natürlich bleibt dann ein gewisses Disziplin-Problem. Was hält dich davon ab, in deinen Gedanken an einen völlig anderen Ort abzuschweifen? Nur deine eigene Konzentration, dein Wille zu strategischem Denken und überkommen dieser Probleme, die dich so sehr ärgern.

Sobald du bereit bist, diese Verantwortung zu tragen, kann ein „Meeting mit mir selbst“-Termin zu einem Erfolg werden und dir helfen im Leben voran zu kommen. Hoffentlich wird das bald zu einer regelmäßigen Gewohnheit, mit der du dein Leben immer mehr in den Griff bekommst.

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