Warum Eltern Manager (im Privaten) sein müssen

Wenn man mal darüber nachdenkt, ergibt es durchaus Sinn. Eine Familie ist ein riesiges Projekt, das schnell im Chaos verfällt, wenn niemand ein bisschen nach dem Rechten sieht. Eltern nehmen diese Rolle natürlich schon instinktiv an, aber was passiert, sobald sie sie bewusst wählen? Was passiert, wenn Eltern Manager der Familie sind oder sich zumindest genau so verhalten? Ihnen öffnen sich wunderbare Möglichkeiten von allen beteiligten die erwünschte Leistung einzutreiben, Probleme zielgerichtet zu beheben, ihre Kinder angemessen aufs Leben vorzubereiten. Man überträgt dafür einfach nur Verhaltensweisen aus dem Management auf einen Haushalt, eine Familie. Traust du dich, das mal auszuprobieren?

Wenn Eltern Manager sind

..werden von ihnen verschiedene Aktivitäten erwartet. Erstens müssen sie ihren Kindern klare Ziele setzen, was von ihnen erwartet wird, wie im Haushalt mithelfen, ihre Hausaufgaben machen und regelmäßigen Sport betreiben. Weiterhin sollten sie verschiedene Prozesse die regelmäßig ablaufen optimieren, eine Aktivität, für die offiziell Manager verantwortlich sind, die aber eigentlich jeder einzelne Mensch betreiben sollte. Und schließlich sollten sie ihren Kindern in verschiedenen Bereichen genau so viel Freiraum lassen, wie sie sich durch Kompetenzbeweise verdient haben. Sogar Einzelmeetings können auf Familien übertragen werden und so dabei helfen die eigenen Kinder optimal zu coachen.

klare Ziele

Das ist einer der deutlichsten Unterschiede zwischen guten und schlechten Managern. Gute Manager können klare Ziele setzen, ihre Erfüllung überwachen und sind dann auch mit der Leistung zufrieden, wenn die Ziele erreicht wurden. Schlechte Manager erwarten, dass die Untergebenen schon wissen, was von ihnen erwartet wird – ohne dass sie diese Erwartungen jemals ausgesprochen haben. Dementsprechend schwierig ist es dann natürlich auch den Manager zufrieden zu stellen; eine sehr stressige Situation, die in vielen Konflikten resultieren kann.

Und leider gehören die meisten Eltern eindeutig zur zweiten Kategorie. Wenn sie Erwartungen aussprechen, dann nur im Nachhinein, wenn etwas nicht wie gewünscht gelaufen ist, und vor allem mit einem Fokus auf die bisherigen Fehler. Viel besser wäre es, Erwartungen – sobald sie einem selbst klar werden, bzw. sobald das Kind alt genug ist, das von ihm zu erwarten – klar auszusprechen und dann für alle erkennbar zu überprüfen. Wenn sie alle erfüllt sind, hat man keine Berechtigung wütend auf sein Kind zu sein. Stattdessen sollte man sich an die eigene Nase fassen. Wo hat man versagt klare Erwartungen zu stellen? (Die eventuell auch dem Kind verständlich sind.) Wie kann man das schleunigst nachholen? Wie kann man alle Erwartungen, die an ein Kind gestellt werden übersichtlich darstellen, sodass es nicht völlig überfordert wird? Werden Aktivitäten wie Zähneputzen, sobald sie offensichtlich zu einer festen Gewohnheit geworden sind, einfach ohne Worte fallen gelassen? Über solche Fragen muss man sich als Manager der Familie Gedanken machen. Macht man es nicht, versagt man in seinem Job und die Kinder leiden darunter.

Kompetenz-basierter Managementstil

Das lässt sich ziemlich einfach erklären: Sobald ein Kind bei einer bestimmten Fähigkeit besser wird, lässt man ihm mehr Freiraum das selbstständiger zu machen überwacht aber immer noch die Durchführung. Irgendwann kann man sich sogar mit kurzen Stichproben zufrieden geben und das Thema ansonsten aus seinem Kopf streichen. Instinktiv machen das auch die meisten Eltern in vielen Fällen bereits so. Aber wie konsequent wird das durchgezogen?

Die wahren Vorteile dieser Verhaltensweise öffnen sich erst, wenn man sie konsequent auf alle Fähigkeiten anwendet, die man seinen Kindern beibringt. Und natürlich muss man selbst den Überblick behalten: Bei welcher Sache muss ich noch genauer nachschauen? Wo kann ich mein Kind selbstständig sein lassen? Entsprechende Schwerpunkte muss man dann bei der Leistungsüberprüfung setzen. Wenn man merkt, dass jemand doch nicht so weit ist, zum Beispiel weil es Probleme gibt, kann man ja wieder ein bisschen zurückschrauben und stärker kontrollieren.

Wichtig ist dabei allerdings immer, das nicht so aussehen zu lassen, als ob man dem Kind negativ gesinnt ist oder es bestrafen will. Es geht darum auf eine neutrale, aber bestimmende Weise das Kind bei der Durchführung seiner Aufgaben zu unterstützen, nicht es zur eigenen Idealverhaltensweise zu zwingen. Lass das Kind seinen eigenen Weg finden, und designe nur die Erwartungen so, dass dieser Weg dann auch für dich ok ist. Das sollte vollkommen ausreichend sein.

Einzelmeetings

Bis eben ging es darum, das Kind zu unterstützen immer selbstständiger zu werden und ihm zu helfen die Aufgaben der Welt zu bewältigen. Aber was, wenn man gar nicht merkt, wenn ein Kind irgendwo Probleme hat, am liebsten Hilfe möchte, aber sich gar nicht traut danach zu fragen? Einzelmeetings stellen die optimale Situation dar, in der der „Untergebene“ also das Kind wichtige Punkte ansprechen kann, die es beschäftigen. Gute Manager halten sich alle an diese Gewohnheit: in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen (je seltener, desto kompetenter der Untergebene in seinem Aufgabengebiet wird) treffen sie sich mit den Untergebenen um deren Leistung und aktuellen Probleme zu besprechen. Überträgt man das auf seine Familie, gibt man dem Kind einen Ort, von dem es weiß, dass es hier seine Probleme ansprechen kann und sie dann auch gemeinsam gelöst werden. Genauer gesagt wird das sogar von ihm erwartet und sobald es merkt, dass das tatsächlich etwas bringt, spricht es bestimmt auch größere Dinge an.
Außerdem ist dieses „Meeting“ – vielleicht ein gemeinsames Abendessen – der perfekte Ort, um ein Kind darauf anzusprechen, dass man mit seiner Leistung nicht zufrieden ist. Besonders wenn man es inzwischen an einer viel längeren Leine hält. (Man kommt gar nicht dazu im Augenblick sofort einzugreifen.) Ich denke, dass jeder, der es mal ausprobiert, von den Ergebnissen ziemlich überzeugt sein wird. Man kann es wirklich nur empfehlen.

weiteres

Die Analogie geht natürlich noch viel weiter. Als Manager ist es natürlich auch deine Aufgabe normale Vorgänge wie gemeinsame Mittagessen zu optimieren und auch größere Projekte zu stemmen. Prozessoptimierung ist sowieso etwas, das jeder können und auch ständig aktiv anwenden sollte. Aber dazu an einem anderen Tag mehr.

Jetzt geht es mir erst mal darum klarzustellen, dass ich selbst noch kein Vater bin. Ich kann mir wenn überhaupt nur ganz in Ansätzen vorstellen, was es bedeutet ein Kind groß zu ziehen. Aber die wichtigen Dinge, die man von guten Managern für seine eigene Familie lernen kann, verlieren dadurch nicht an Bedeutung. Ich bin überzeugt, dass jedes Kind von klar definierten Erwartungen (Zielen) und gelegentlichen Einzelmeetings profitieren kann. Wirst du es auch mal ausprobieren?

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