Gestern Abend hatte ich ein beeindruckendes Erlebnis. Ich saß alleine in meinem Zimmer und habe meine Gedanken aufgeschrieben, wie ich es zu einer täglichen Gewohnheit machen wollte. Danach oder schon währenddessen war ich (plötzlich? – ich kann mich an keinen Übergang mehr erinnern -) in einem mentalen Zustand beeindruckender Klarheit. Kein Gefühl der Erschöpfung, keine tangentialen oder völlig unbedeutenden Gedanken. Einfach nur existieren, die übrigen Gedanken klar auf die Aufgabe vor mir Fokussiert. Vielleicht war es ja ein Flow-Zustand. Es hat mich irgendwie an Meditieren erinnert.
Jedenfalls hat sich dieser Zustand weiter angehalten, als ich noch 1.5h Klavier gespielt habe und dann schlafen gegangen bin. So etwas erlebt man nicht oft, ich möchte es gerne reproduzieren. Das zu schaffen, würde bedeuten sich selbst für jede Aufgabe optimal vorbereitet sein zu können und alle Entscheidungen in einem Moment der Klarheit treffen zu können. Außerdem fühlt sich das einfach gut an. Der Geist fühlt sich geordnet an, anstatt dem gewöhnlichen Chaos zu verfallen. Also wie, kann man das verlässlich reproduzieren?
Das Gefühl der Klarheit
Bevor man etwas reproduzieren kann, muss man es erst mal definieren. Dieses Gefühl der Klarheit lässt sich nur schwer in Worte fassen. Es war eine Art innere Ruhe, verbunden mit einem starken Hochgefühl. Es war nicht an die Bearbeitung einer einzelnen Aufgabe geknüpft, sondern viel allgemeiner. Meine Gedanken haben geschwiegen, fast schon meditativ. Ich glaube, um wirklich verstehen zu können, was ich meine, muss man diesen Zustand selbst erleben. Ich wünsche euch allen, dass ihr das wiederholt schaffen könnt!
Jedenfalls hat dieser Zustand der Klarheit entspanntes, konzentriertes Arbeiten ermöglicht. Ich konnte meine Aufmerksamkeit auf eine ganz bestimmte Sache richten. Zum Beispiel das Klavierspielen, hat dann enorm Spaß gemacht. Außerdem habe ich keine Resistenz gegenüber „unangenehmen“ Aufgaben gespürt. Sie wurden halt auch gemacht. Normalerweise verspüre ich beim Klavierspielen gelegentlich nicht allzu viel Lust alte Stücke aufzufrischen, aber dieses mal war es anders. Vielleicht wurde das aber auch davon unterstützt, dass ich fast eine ganze Woche ausgesetzt hatte.
Und wie habe ich das erreicht? Ich bin mir nicht ganz sicher, der vorherige Tagesablauf hat sich nicht wirklich von anderen Tagen unterschieden:
diesen Zustand erreichen
Dieses mal hatte ich kurz zuvor einen Power-Nap gemacht. Dagegen, dass der Rest einen Einfluss gehabt haben könnte, sträubt sich irgendetwas in mir. In entgegen-chronologischer Reihenfolge: Hausarbeiten, Essen, Yoga. Diese Sporteinheit könnte natürlich sehr wohl eine Wirkung gezeigt haben, aber hält sie über eine Stunde an und ist vorher nicht bemerkbar. Außerdem ist vielleicht erwähnenswert, dass ich vorher am Tag kaum etwas anderes gemacht habe, als zu lesen. Meine Konzentrationsfähigkeit war also sicherlich nicht verbraucht. Aber kann man das an jedem Tag so machen? Dieses mal war Wochenende und ich hatte keine anderen Pläne, aber an normalen (Arbeits-)Tagen, wo man sich auch noch um viele andere Dinge kümmert, sich auf einiges anderes konzentriert, nicht ganz so viel Zeit übrig hat? Wie kann man soetwas dann erreichen?
Meditation hat sicherlich denselben Effekt. Ich mache es zwar nur 10 Minuten pro Tag, aber selbst dann kann man die Kopf-klärende Wirkung verspüren. Dehnt man die Meditationssitzung etwas aus und bemüht sich danach den Zustand der Klarheit aufrechtzuerhalten ist das ziemlich sicher äquivalent zu meinem gestrigen Erlebnis. Auch das benötigt allerdings Zeit, die man vielleicht nicht bereit ist zu investieren. Auf der anderen Seite zeigt Meditation allerdings so viele Vorteile, dass sie eigentlich von jedem praktiziert werden sollte.
Außerdem meine ich mich zurück zu erinnern, dass anstrengender Sport einen auch in dieses Hochgefühl versetzen kann. Wenn man sich mit körperlicher Arbeit total auspowert, ist man danach erst mal total klar im Kopf – bis sich dann die Erschöpfung bemerkbar macht. Ist es allerdings noch früh genug am Tag, kann man ja vielleicht einen Power-Nap anschließen, um diesen unerwünschten Nebeneffekt zu vermeiden.
bestimmte Dinge vermeiden
Auf der anderen Seite ist kopfloser Konsum, zum Beispiel ständiges Fernsehen eindeutig kontraproduktiv. Sich berieseln zu lassen, schafft keine Klarheit im Kopf, sondern stopft ihn mit immer mehr und mehr eindrücken voll, die erst noch verarbeitet werden müssen. Gleichzeitig sitzt man unbewegt auf der Couch und snackt vielleicht auch noch ungesundes Essen. Noch ein Grund mehr das einfach zu lassen.
Wer ein paar Tage eine Medienkonsum-Diät einhält, wird den Boost der Klarheit in seinem Kopf deutlich bemerken können. Außerdem ist es doch viel spannender, die Welt selbst zu erleben, mit Menschen zu interagieren, Dinge zu erschaffen, oder? Sogar Nachrichten sind in meinen Augen ziemlich sinnlos: man ist nur unnötig besorgt, obwohl man von den allermeisten niemals betroffen werden wird. Die paar wichtigen Informationen, die übrig bleiben, bekommt man auch so mit.
Aber wieder zurück zum Thema.
den Zustand ausnutzen
Wenn man tatsächlich schafft einen solchen Zustand der Klarheit reproduzierbar zu erreichen – wozu man sicherlich fähig wird, wenn man nur lange genug danach strebt – kann das sehr praktisch werden.
Fast jede Aktivität profitiert davon, wenn man sie mit einem Zustand der Klarheit beginnt und diesen währenddessen aufrecht erhalten bzw. wiederherstellen kann. Man ist viel produktiver und es macht sicherlich mehr Spaß. Fehler werden vermieden. Man denkt weiter als unbedingt erforderlich. Man lernt dazu, falls die Aufgabe fordernd genug ist. Ablenkungen werden einfach ausgeblendet. Das ist durch und durch erstrebenswert.
Außerdem kannst du die wichtigen Entscheidungen in deinem Leben in einem solchen Zustand der Klarheit treffen. Sie werden sicherlich viel besser werden, weil du erstens nicht von Affekten des Augenblicks geleitet und zu einer raschen Entscheidung getrieben wirst, du zweitens eine viel größere Auswahl an Perspektiven beachten kannst und willst und du drittens mit deiner Entscheidung auch zufrieden sein wirst. Was kann man mehr verlangen?
Du solltest also lernen einen entsprechenden Zustand in dir selbst zu erschaffen, und wenn er da ist, auch angemessen auszunutzen. Man hat ihn schließlich nicht allzu oft. Vielleicht machst du dafür einen Spaziergang, vielleicht Sport, vielleicht meditierst du, vielleicht schreibst du all die Gedanken in deinem Kopf auf ein Blatt Papier. Wie auch immer du es machst, wenn es verlässlich funktioniert, es sozusagen auf Knopfdruck möglich ist, hast du dein Ziel erreicht. Vielleicht findest du sogar einen Weg innerhalb von kürzester Zeit diesen Zustand zu erreichen. Dann begleitet er dich den ganzen Tag über, wann immer du ihn brauchst.
Bist du dafür bereit? Lerne diese Fähigkeit!