Was Work-Life-Balance wirklich bedeutet

Viele haben Work-Life-Balance schon mal benutzt. Vielleicht als sie das Gefühl hatten, dass sie von der Arbeit völlig ausgelaugt werden, sodass sie keine Zeit mehr für Hobbys haben. Oder damals, als ihr Privatleben in die Arbeit hinüber geschwappt ist. Jedenfalls immer, wenn sie diese beiden Bereiche ihres Lebens nicht klar trennen konnten. Darum geht es doch auch, oder? Zwischen Arbeit und „eigentlichem“ Leben eine Trennlinie ziehen, sodass eines das andere nicht beeinträchtigt?

Aber was ist dann mit all den Leuten, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, die ein kleines Unternehmen gegründet haben oder die anderweitig ihren Traum leben? Brauchen diese Leute eine Trennlinie zwischen „eigentlichem“ und Arbeits-Leben? Oder ist diese Trennlinie doch nur eine übertriebene Ausprägung einer Schutzmaßnahme, die manchmal mehr, manchmal weniger erforderlich ist:

Man sollte sich selbst durchaus davor beschützen, den Stress und die Probleme der Arbeit mit nach Hause zu nehmen, und genauso auch davor, private Probleme mit auf die Arbeit zu schleppen. Hier eine mentale Grenze zu ziehen, kann sehr gesund sein, aber man darf es nicht übertreiben. Das Ziel ist ganz klar: Wir wollen zwei negative Varianten von „hinüber schwappen“ vermeiden, ohne dabei die weiteren negativen Effekte tragen zu müssen, die aus einer krampfhaften Trennung resultieren. Manchmal sind die Linien eben verschmiert. Du willst vermutlich auch gar nicht alle Aspekte klar trennen. Solange du es schaffst außerhalb der Arbeit nicht an die Arbeit denken zu müssen, reicht das schon. Aber das alleine ist schon schwer genug.

Was Work-Life-Balance vermeiden will

Variante 1: du hast Stress auf der Arbeit, Probleme, von denen du vielleicht noch nicht weißt, wie du sie lösen sollst, viel zu viel zu tun, eventuell Spannungen mit deinen Mitarbeitern. Um es kurz zu fassen: dein Kopf rast. Kein Wunder, dass du auch daheim kaum auf andere Gedanken kommst. Aber ist das Gesund? Ich finde, Arbeitsgedanken sollten auf der Arbeit bleiben. Wenn du keine Zeit hast dir über all diese Dinge während der Arbeitszeit ausreichende Gedanken zu machen, läuft etwas gehörig falsch. Du solltest damit auf jeden Fall nicht regelmäßig deine Abende sabotieren. Gelegentlich ist das natürlich schon okay, aus einem gewissen Abstand heraus den besten Handlungsweg zu identifizieren, aber bei gelegentlich sollte es auch bleiben. Je seltener, desto besser. Du musst also einen Weg finden deine Arbeitsprobleme auf der Arbeit zu lassen.

Und sobald du das kannst, kannst du auch die andere Richtung schaffen: Sie ist zwar deutlich seltener als Fall 1, dafür aber auch umso stärker. Familiäre, private Probleme können einen immerhin ganz schön herunter ziehen. Wenn man nicht aufpasst, kann man überhaupt nicht mehr produktiv arbeiten. Ein Hinweis an den Chef, was man gerade durchmacht, kann schon sinnvoll sein. Aber noch wichtiger: Lernen all das zu vergessen, sobald man die Arbeit betritt. Und nicht nur deiner Arbeit zu liebe. Auch du selbst kannst sehr davon profitieren, wenn ein derartiges Gewicht für ein paar Stunden von deinen Schultern gehoben wird. Das ist noch heilsamer, als daheim die Probleme der Arbeit zu vergessen. Ich gehe sogar so weit vorzuschlagen, dass mit jeder Umgebung so zu handhaben: soweit möglich, all deine Probleme und Sorgen immer dort zu lassen, anstatt sie überall hin mit dir herum zu schleppen. Das hindert dich doch nicht daran trotzdem gute Lösungsideen zu haben, wenn du gerade in der Dusche stehst. Das vermeidet bloß, dass du stundenlang grübelst, während du dich um andere Dinge kümmern solltest.

Wenn Work-Life-Balance zu weit geht

Die beiden eben genannten Ziele sind ja schön und gut, aber dabei bleibt es auch nicht. Wenn man nicht aufpasst wird man plötzlich fanatisch, diese beiden Welten, zwischen denen man hin- und her-wechselt, völlig zu trennen. Das ist nicht nur unmöglich, sondern sogar ungesund. Hast du keine Freunde auf der Arbeit? Willst du nicht gelegentlich Freunden und Familie von interessanten Aspekten deines Jobs berichten? So etwas bleibt dir verwehrt, wenn du die Trennung knallhart durchziehst. Aber es geht ja nicht um Trennung. Nur um Balance.

Balance, sodass die Probleme und Sorgen des einen Bereichs nicht den anderen negativ beeinflussen. Wenn du auf der einen Seite dagegen Hochgefühl verspürst, spricht doch nichts dagegen, das auch mitzubringen und einen größeren Bereich deines Lebens davon erhellen zu lassen. Man kann Leben und Arbeit durchaus vermischen, meistens entstehen zahlreiche Synergien. Die Menschen mit einem Traumjob, die ich oben schon mal erwähnt habe, machen sicherlich nichts anderes. Aber auch sie müssen eine wichtige Fähigkeit lernen, die manchen bisher verwehrt blieb: die Probleme dort lassen, wo sie hingehören. Man muss auch mal von ihnen abschalten können. Bringst du sie mit, ist jegliche Erholung zunichte gemacht. Tu das nicht.

Die Balance erreichen

Unsere Work-Life-Balance ist also selbst eine Balance zwischen zwei Extremen: Weder völlige Abschottung und Trennung von Arbeit und Privatleben, noch eine Vermischung, bei der man alles, sogar die Probleme mitbringt, sind wünschenswerte Zustände. Man muss einen Mittelweg finden, wo man die verschiedenen Aspekte seines Lebens vereinen kann und trotzdem noch Pause von den verschiedenen Problemen der einzelnen Bereiche bekommt. Und dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Arbeitsweg. Das ist bei den meisten glücklicherweise schon gegeben. Hier kann man mit der vorherigen Sache abschließen und sich auf die nächste einstellen. Wenn das dann auch noch körperlich anstrengend ist, zum Beispiel weil man mit dem Fahrrad fährt, erhält man als Bonus auch gleich noch einen klaren Kopf mit dazu. Aber das reicht noch nicht.

Weiterhin solltest du eine Tages-Abschluss-Routine auf deiner Arbeit installieren. Am Ende des Arbeitstages, zum Beispiel in den letzten 15 Minuten lässt du ihn noch mal Revue passieren und lässt ihn dann los. Er soll deinen Kopf nicht mehr ausfüllen, wenn du dich auf den Heimweg machst. Verbindest du das mit einer Planung des nächsten Tages, ziehst du sogar auch hieraus einen zusätzlichen Vorteil: am Vortag festzulegen, was man im Laufe eines Tages alles macht, bringt einen enormen Produktivitätsschub. Sogar, wenn man nur die erste Hälfte festlegt. Probier es mal aus 😉

Und natürlich gibt es noch viele weitere Tricks. Ich kann sie dir aber nicht verraten. Du musst selbst diejenigen finden, die für dich funktionieren. Jeder hat sein eigenes System. Auch du muss dein eigenes errichten. Bist du bereit es zu versuchen, jetzt da du das wahre Ziel kennst?

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