Wissen anwenden ist deutlich schwieriger

Wissen anwenden ist deutlich schwieriger, als es nur zu erwerben. Man kann ziemlich leicht ein paar neue Daten im Internet nachschauen. Man kann sich sogar ebenso leicht die wichtigen Zusammenhänge dazwischen erklären lassen. Aber was macht man dann damit? Bleibt es bei diesem fast schon klinischen Kontakt mit dem Wissensbereich, wo man sich interessiert informiert und das eine oder andere neue lernt? Oder trägt man dieses neu erlangte Wissen in die Welt hinaus? Wendet man es an, um zu sehen, wie es in der echten Welt funktioniert im Vergleich zu den Vorstellungen der Lehrer? Lernt man dieses Wissen aktiv in seinem Leben anzuwenden und dadurch sich selbst und anderen viel besser helfen zu können?

Was macht man mit neuem Wissen?

Das ist die große Frage. Wie weit geht man beim Lernen? Hört man mal ein bisschen zu und nimmt sich die wichtigsten Informationen mit, ist man eher passiv. Man lässt sich fast schon berieseln, wie wenn man irgendetwas anderes konsumiert. Ist das der Gedanke beim Lernen? Ich denke nicht. Die andere Möglichkeit, die dir offen steht, ist aktiver zu werden. Das bedeutet theoretisches Wissen direkt in der Praxis auszuprobieren, wo möglich direkt praktisches Wissen zu erlangen, generell alles gelernte auf sein eigenes Leben und in all seinen Handlungen anzuwenden. Und das klingt doch auch viel sinnvoller oder? Was bringt einem denn sonst das Wissen, wenn man sich einfach nur berieseln lässt, ohne es jemals anzuwenden (oder anwenden zu können)?

Denn genau das passiert, wenn man passiv lernt, wenn man eben zufällig an der Stelle stand, an der es ein bisschen Wissen geregnet hat: es was umsonst. Es hat nicht den Sprung geschafft, dein Leben direkt zu beeinflussen. Vielleicht kann man es irgendwann ja doch noch gebrauchen. Sicherlich hilft dir dieses theoretische Verständnis dabei in Zukunft mehr Dinge bemerken zu können, mehr Wissen festhalten zu können, dich zu motivieren noch mehr über ein bestimmtes Thema zu lernen und dann womöglich sogar aktiver. Aber warum macht man das denn nicht gleich von Anfang an so?

Du musst also lernen ehrlich zu dir sein. Wenn du eh nicht planst es auch anzuwenden, dann konsumierst du einfach nur. Du lässt dich berieseln. Das kann man sicherlich nicht als tatsächliches Lernen bezeichnen. Möchtest du das erreichen, musst du eben aktiv werden. Anstatt dich nur berieseln zu lassen, denkst du aktiv mit. Du hinterfragst Annahmen und Argumentationsketten, testest Behauptungen in der echten Welt. Planst schon während du von den Möglichkeiten hörst, wie du sie in deinem eigenen Leben realisieren kannst, und wenn es nur dafür ist, es zumindest einmal gemacht zu haben. Logischerweise lernt man bei dieser zweiten Variante deutlich mehr. Das neue Wissen wird stärker mit anderen Informationen in deinem Kopf verknüpft und um das Erlebnis erweitert, wie es ist, dieses Wissen in der echten Welt anzuwenden.

Also sei ehrlich zu dir selbst. Konsumiere ich gerade Wissen oder will ich tatsächlich etwas lernen? Wenn ich ehrlich bin, lande ich viel zu oft in der ersten Kategorie. Das fühlt sich nicht gut an. Ich will mich doch nicht berieseln lassen! Ich will etwas dauerhaftes lernen. Und ich denke dir geht es ähnlich, wenn du mal ehrlich zu dir selbst bist.

Aus dieser Ehrlichkeit resultiert dann das Verlangen Dinge in Zukunft aktiv zu lernen, also den Schritt zum Wissen anwenden zu gehen. Auch das muss man natürlich erst mal lernen, aber jetzt ist zumindest schon mal das Verlangen dazu da. Und das ist die beste Voraussetzung, wie du später mal lernen wirst. (Oder vielleicht sogar schon weißt. Aber wenn du dich bisher noch nicht mit Lernen beschäftigt hast, wird es jetzt sicherlich bald passieren.)

Und wenn du das Verlangen zum richtigen Lernen, zum Wissen anwenden hast, dann wirst du auch lernen, wie das funktioniert. Du wirst Gewohnheiten in dein Leben integrieren, die dich dazu bringen, Dinge auch auszuprobieren, von denen du hörst. Wissen zu testen und in der echten Welt zu verwenden, das du (zufällig?) erlangt hast. Besonders solche Lernmöglichkeiten anzustreben, die sich direkt auf die Realität übertragen lassen. Wenn du danach suchst, wirst du eindeutig deinen Lernansatz verbessern können. Da ist sicherlich noch einiges möglich. Also worauf wartest du?

Und was ist dann der nächste Schritt?

Zum einen kannst du dich natürlich darüber freuen, dass jetzt auch der anwendbare Teil deines Wissens wächst, wenn du etwas neues erlernst. Das war ja der ursprüngliche Grund, warum du das „Wissen Anwenden“ geübt und erlernt hast, und er hat immer noch nicht von seiner Überzeugungskraft verloren. Aber darüber kannst du jetzt weit hinaus gehen.

Zum anderen kannst du diese erlernten Fähigkeiten an andere weitergeben. Ihnen beibringen, was es bedeutet etwas wirklich zu lernen, anstatt sich nur von Wissen berieseln zu lassen. Ihnen zeigen wie das geht, dieses „Wissen anwenden“. Je mehr Menschen das können, desto besser für alle. Denn dann können sie zum Beispiel auch dir helfen, mit ihrem neu erworbenen und jetzt auch anwendbaren Wissen. Wir leben in einer Welt, in der das egoistischste, was man machen kann, allen zu einer besseren Welt verhelfen ist. Denn dadurch steht man selbst am Ende auch viel besser dar. Cool, oder?

Das Ganze geht aber noch viel weiter. Wenn du jemandem etwas beibringst, warum denn nicht gleich in einer Form, die möglichst Praxisnah ist? Auf eine Weise, dass er es sicherlich danach in seinem Leben anwenden kann. Das ist auch etwas, das man lernen sollte. Wie bringt man jemandem etwas so bei, dass er es danach auch anwenden kann. Die meisten sagen ja schon lange vorher, dass sie es verstanden haben. Aber haben sie das wirklich? Oder merken sie bloß, dass das theoretische Konstrukt in ihrem Kopf, das noch nie an der echten Welt getestet wurde, langsam anfängt Sinn zu ergeben?
Du kannst das sicherlich beurteilen. Du warst oft genug in der selben Situation und hast bei Variante 2 schon aufgehört. Das war dir dann genug, die letzten paar Schritte, bis du das Wissen hättest anwenden können, bist du dann leider nicht mehr gegangen.
Und da du das kennst, kannst du anderen helfen, diese Falle zu vermeiden. Bringe Dinge direkt so bei, dass man gar keine andere Wahl hat, als sie auch in seinem eigenen Leben anwenden zu können.

Aber vor allem: Werde du selbst immer besser bei dieser wichtigsten aller Fähigkeiten: neues Wissen anwenden.

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