Wie oft verfällst du dem Entspannungskonsum?

Entspannungskonsum ist eine ziemlich gefährliche Sache. Wenn du es einmal ausprobierst, kannst du es fast gar nicht mehr loslassen. Dann bist du am Angelhaken und wirst immer wieder zurückkommen. Und wir alle haben es schon mal gemacht. Je öfter man darin versinkt, desto eher wird man dorthin zurückgerufen. Die eigene Sucht nach dieser Ablenkung, verstärkt sich selbst immer mehr. Was meine ich mit Entspannungskonsum?

Ich meine die Situation, in der man etwas anstrengendes gemacht hat, vielleicht gerade erschöpft nach Hause kommt, und erst mal auf die Couch fällt und den Fernseher anmacht. Vielleicht steht man zwischendurch nochmal auf, um sich etwas zu Essen vorzubereiten. Aber dann liegt man sofort wieder da und lässt sich berieseln. Das ist einfach die einfachste Option. Alles andere, aktivere ist viel anstrengender. Man müsste sich aufraffen und die Motivation finden. Oder sich zumindest in sein Bett legen und einfach schlafen. Aber das hier ist einfacher. Die ganz Abgehärteten schlafen dann einfach trotzdem ein, während sie sich berieseln lassen.

Aber nicht nur das, Entspannungskonsum fühlt sich auch noch gut an. Du siehst spannende Dinge, für die du dich interessierst. Dein Kopf wird stimuliert und du füllst ihn mit neuen Ideen. Denkt man zumindest. Letztendlich ist einfach alles, was du auf einem Fernseher siehst, dafür optimiert, deine Aufmerksamkeit zu fesseln und nie wieder loszulassen. Du kannst gar nicht anders, als hinschauen, während er an ist. Nach ein paar mal Fernsehen zur Entspannung kannst du gar nicht anders, als Fernsehen zur Entspannung. „Du bist müde und erschöpft? Setz dich doch vor den Fernseher, das fühlt sich gut an.“, denkt sich dann dein Gehirn. Aber was ist mit Schlafen? Ist müde sein nicht normalerweise der Auslöser dafür ins Bett zu gehen? Jetzt nicht mehr. Vielleicht schläfst du sogar auf der Couch vor dem Fernseher ein und denkst dir morgen früh, wie traurig doch dein Leben geworden ist. Oder du denkst es dir nicht, weil das schon viel zu normal ist. Noch trauriger.

Und das einzige, was du dagegen machen kannst, ist deinen Fernseher aus deiner Wohnung zu entfernen. Dann den schmerzhaften Entzug aushalten und schließlich eine neue, gesunde Gewohnheit finden, die du aktivieren kannst, wenn du abends müde und erschöpft bist. Zum Beispiel schlafen gehen. Wofür braucht man schon einen Fernseher? Wenn man unbedingt mal einen Film schauen will, kann man doch auch ins Kino gehen, oder?

Besonders gefährlich ist aber, dass dein Kopf nicht dumm ist. Er ist so an die Berieselung durch den Fernseher gewöhnt, dass er sie einfach unbedingt braucht abends. Wo könnte man sich noch berieseln lassen? Ach stimmt ja, im Internet über eines der vielen anderen Geräte mit Bildschirm in deiner Wohnung. Wenn du nicht aufpasst, ist das ein endloser Kreislauf. Du willst doch nicht auch noch deinen Laptop verkaufen und dir ein Dumb-Phone zulegen. (Ein Handy, mit dem man telefonieren und SMS schicken, aber keine Apps ausführen kann.) Selbstbeherrschung ist die einzige „gute“ Option. Aber nun mal sehr anstrengend. Du brauchst einen Notfallplan: „Wenn ich das nächste Mal von dem unbändigen Verlangen überkommen werde, mich durch Fernseher oder Internet berieseln zu lassen, lege ich mich einfach ins Bett und schließe die Augen, bis das Verlangen verschwindet.“

Wenn du lange genug auf Entzug bist, beginnt das sogar tatsächlich Wirkung zu zeigen. Schon zu Beginn wirst du herausfinden, dass das Verlangen wieder weggeht, wenn du es lange genug ausgesessen hast. Mit der Zeit wirst du merken, wie es sanfter wird, weil du gelernt hast andere Dinge zu machen, wenn du Entspannung für deinen Kopf brauchst.

Ich denke übrigens immer noch, dass Schlafen hier eine phänomenale Option ist. Man kann sich als Ziel setzen, niemals inaktiver als Schlafen zu sein. Außer natürlich, man ist in einer Aktivität, die das explizit erfordert, wie zum Beispiel Meditieren oder am Strand Sonnen. Niemals inaktiver als schlafen bedeutet alles zu entfernen, wo man nur daliegt und auf einen Bildschirm schaut.

Ist sich von Musik berieseln lassen das gleiche? Ich denke nicht. Man wird dabei nicht so sehr überladen mit Reizen. Viel wahrscheinlicher genießt man für eine Weile die Entspannung und steht dann sogar wieder auf und geht etwas sinnvolles machen. Musik hören ist eine wunderbare Zweitbeschäftigung: Man macht Musik an, während man sich aktiv mit etwas anderem beschäftigt.

Aber zurück zum Schlafen. Stell dir folgende Gewohnheit vor: Du bist total demotiviert und es verlangt dich innerlich stark nach dieser Ablenkungen, die dein Email-Posteingang, dein Facebook-Feed oder eben der Fernseher verspricht. Aber dann wählst du keine von diesen Möglichkeiten, die ich eben genannt habe, sondern machst einen Power-Nap. Das wird den gleichen Effekt haben, denn letztendlich geht es dir bei diesem Verlangen um eine Pause für deinen Kopf. Was ist eine bessere Pause, als ein kurzes Nickerchen? Eigentlich nichts. Und wenn du dich an die Vorgeschriebenen 20 Minuten hältst, bist du danach sogar erfrischt und energiegeladen. Zeit die Arbeit fortzusetzen.

Immerhin ist das in unserer aktuellen Welt ja eine ziemlich seltene Fähigkeit, wenn man sich stundenlang mit einer anstrengenden Arbeit beschäftigen kann, und sich dabei vollkommen konzentriert. Bist du einer von diesen Menschen, die das können und dadurch einen enormen Vorteil haben? Oder gehörst du zu denen, die sich daran gewöhnt haben alle 10 Minuten einen kurzen Blick in ihren Email-Posteingang zu werfen? Das ist nämlich die neue Norm. Bei Anstrengung sofort eine kurze Auszeit für dein Gehirn. Natürlich mit einer Variante, die ziemlich süchtig macht.

Aber du unterschätzt dich. Mit ein bisschen Training kannst du dich locker 90 Minuten konzentrieren. Und wenn du dann eine kurze Auszeit nimmst, in der du keinen Input erhältst, bist du ziemlich schnell wieder fit für die nächsten 90 Minuten. Auf diese Weise wirst du in 3 Stunden mehr Arbeit erledigt haben, als andere an einem ganzen Arbeitstag. Überhaupt ist dieses 5 mal 8h Modell sowieso völlig ungeeignet für optimale Leistung. Aber egal, darauf gehe ich wann anders ein.

Was du hieraus mitnehmen solltest, wenn du bis hier unten gekommen bist, ist simpel: Entspannungskonsum ist sehr gefährlich. Wenn dein Kopf eine Pause braucht, dann mach einen Power-Nap oder einen Spaziergang. Aber versinke nicht in der ewigen Spirale, die sich unter dir auftut, wenn du zu oft zu Handy oder Fernseher-Fernbedienung greifst. Du schaffst das!

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