„Give and Take“ von Adam Grant hat eine wichtige These, die unseren instinktiven Vorstellungen komplett entgegen steht. Wir glauben, dass in der Unterscheidung zwischen Gebern (Altruisten), Ausgleichern und Nehmern (Egoisten) die Nehmer am erfolgreichsten sind. Sie bemühen sich stets das meiste aus einer Interaktion herauszuholen und haben dadurch am Ende auch automatisch am meisten, oder?
Es gibt nur ein Problem. Nehmer gewinnen nur, während alle Anderen verlieren. Allein die Tatsache, dass Nehmer so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen (nehmen!), ist dafür verantwortlich, dass wir so unverhältnismäßig viele (vorübergehend) erfolgreiche Nehmer kennen. Unter der Oberfläche ist es nämlich so, dass es ungleich mehr erfolgreiche Geber gibt. Wenn sie gewinnen, gewinnen auch alle anderen. Ihr Erfolg überträgt sich auf alle, die ihnen geholfen haben, denen sie helfen. Kein Wunder, dass jeder will, dass sie Erfolg haben und es letztendlich auch dazu kommt. Diese Geber sind bloß einfach nicht so darauf versessen die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zu ziehen. Du hörst nicht von ihnen, also denkst du sie existieren nicht.
Aber Give and Take beweist eines klipp und klar: die erfolgreichsten Menschen auf unserer Welt, sind zu einem überwältigend großen Teil alles Geber. Sie haben gelernt wie man Geber ist, ohne zum Fußabstreifer der Egoisten zu werden. Sie sind nicht erfolgreich, obwohl sie so viel geben, sondern gerade weil sie so viel geben. Aber wie funktioniert das? Wie kann man besonders gut geben und wie beschützt man sich davor ausgenutzt zu werden?
Grundsätzlich sollte Geben eine feste Gewohnheit in deinem Leben sein. Hilf, wo du kannst, ohne das an Bedingungen zu knüpfen. Schaffe Bekanntschaften zwischen Leuten, die sich gegenseitig weiterhelfen können. Ermutige all denen du geholfen hast, diese Hilfe weiterzugeben, wieder anderen zu helfen, als eine Form des Zurückgebens. Das erzeugt Wellen des Gebens, die sich immer weiter ausbreiten. Viel weiter, als du selbst es jemals geschafft hättest. Dadurch sind die sozialen Netzwerke der Geber die größten und werterschaffendsten überhaupt. Sogar Menschen mit denen du schon ewig nichts mehr zu tun hattest, freuen sich dich wiederzutreffen und dir oder anderen zu helfen.
Und nicht nur das. Geber erzeugen auch ein Umfeld, in dem Kreativität wachsen und gedeihen kann. Indem sie nicht unter alles ihren eigenen Namen setzen müssen, helfen sie anderen und bringen gleichzeitig ihre Ideen in die Welt. Andere fühlen sich sicherer das selbe zu tun. Alle arbeiten zusammen, anstatt gegeneinander antreten zu müssen. Kreativität gedeiht.
Außerdem sehen Geber viel bereitwilliger das Potential in Menschen – und erschaffen es dadurch erst. Erwiesenermaßen bestimmen die Erwartungen, die man an Menschen hat, überhaupt erst, zu was sie alles fähig sind, wozu sie sich entwickeln können und was sie alles erreichen werden. Sei ein Geber, allein schon weil das den Menschen um dich viel mehr Potential verschafft. Du kannst dich dann daran erfreuen all diese tollen Entwicklungen verfolgen zu können.
Auf diese Weise machen Geber also alle um sich herum erfolgreicher. Aber wie funktioniert ihr eigener Erfolg. Welche Vorteile haben sie, die in ihren scheinbaren Schwächen liegen?
Zum Beispiel fällt Gebern kraftlose Kommunikation sehr viel einfacher, ein erwiesenermaßen hervorragend funktionierender Weg, Menschen von bestimmten Dingen zu überzeugen. Anstatt kraftvoll auf sie einzureden, hörst du dabei zu, stellst fragen, und versuchst sie und ihre Bedürfnisse zu verstehen. Anstatt ihnen etwas aufzudrängen, kannst du ihnen dadurch aufzeigen, wie etwas mit ihren eigenen Werten im Einklang steht. Du kannst Win-Win-Situationen finden, die niemand anderes gefunden hätte. Und bei all dem bleibst du treu zu deiner Natur. (Probier es mal aus! ;))
Darüber hinaus ist Geben einfach total erfüllend. Und anderen wollen auch, dass du erfolgreich bist. Das größte Problem entsteht jetzt dadurch nicht davon ausgebrannt zu werden, seine eigenen Geber-Gewohnheiten aufrecht erhalten zu können ohne an ihnen zugrunde zu gehen.
Dafür ist es wichtig, nicht als selbstloser Geber zu handeln, sondern als jemand, dessen Fokus zwar auf den Interessen andere liegt, der aber trotzdem auch die eigenen Interessen verteidigt. Selbst wenn einem das manchmal schwer fällt als Geber auch die eigenen Interessen im Blick zu behalten, kann man das durchaus lernen. Man wird sonst nur zum Fußabstreifer.
Der einfachste Weg: sich selbst klar machen, dass man, wenn man seine eigenen Interessen verteidigt, nicht nur seinen eigenen Interessen verteidigt. Es ist sicherlich auch im Interesse der Menschen, denen du hilfst, dass du ihnen danach auch noch helfen kannst. Vielleicht hast du eine Verantwortung gegenüber deinem Team, oder deiner Familie. Nehme sie wahr, indem du klare Grenzen setzt. Das heißt ja nicht, dass du dann niemandem mehr hilfst, aber du tust das eben in einem vernünftigen Rahmen.
Und für die Motivation kann es hilfreich sehen, den Nutzen deiner Taten erleben zu können. Geben ist ja schön und gut, aber es erfüllt dich erst, wenn du auch die Auswirkungen sehen kannst. Wenn du verstehst, dass das tatsächlich hilft, was du machst. Auf diese Weise wirst du durch das Geben nicht ausgelaugt, sondern noch viel energetischer. Wo könntest du noch helfen? Wie kannst du das noch effektiver machen? Wie kannst du noch stärker erleben, wie du dadurch den Menschen hilfst?
All das und noch viel mehr bringt dir „Give and Take“ bei. Es erklärt dir, warum die Geber letztendlich am erfolgreichsten sind, sobald sie die notwendigen Schutzfähigkeiten erlernt haben, und wie du selbst noch stärker als Geber agieren kannst.
Es zeigt sogar, wie sie die Inklination zum Geben verbreiten kann. Ganz oben hab ich ja schon mal beschrieben, wie in den sozialen Netzwerken der Geber Geben zur Norm wird, aber man kann noch ganz andere Systeme einrichten, in denen Geben in allen hervorgerufen wird, auch den Ausgleichern und Nehmern. Ein gutes Beispiel dafür sind zum Beispiel Reziprozitäts-Ringe, wo jeder Anfragen stellen darf und soll, die von der Gemeinschaft so gut es geht erfüllt werden. Hier sind dann auch die Beiträge der Nehmer öffentlich und es ist in ihrem egoistischen Interesse als Geber zu handeln und mitzuhelfen, wo sie können. Und in allen anderen wird natürlich auch eine Tendenz des Gebens hervorgerufen. Das ist wirklich spannend.
Ich empfehle also wärmsten Herzens dieses Buch. Es trägt eine sehr wichtige Nachricht und sollte für alle Pflichtlektüre sein. Lass dich davon inspirieren und werde zu einem erfolgreichen Geber!