Welche Rolle hast du in welcher Situation?

In jeder sozialen Interaktion hast du eine Rolle. Büchermensch, Klassenclown, der Verantwortungsvolle sind nur ein paar wenige Beispiele, die sogar allgemein anerkannte Namen bekommen haben. Natürlich gibt es noch viel mehr. Ungefähr doppelt so viele wie soziale Interaktionen, in denen dann die Rollen gebraucht werden.

Vielleicht verändert sich deine Rolle auch im Laufe der Interaktion, aber das ändert nichts an ihrer Wirkung: Normalerweise bist du dir nämlich genau bewusst, welche Rolle du gerade inne hast. Du bemühst dich darum, sie korrekt zu erfüllen. Du bist überzeugt, dass der andere in dir auch diese Rolle sieht. Zumindest hast du selbst eine klare Vorstellung von der Rolle des anderen. Aber deckt sich das mit seiner Überzeugung zu seiner Rolle? Vielleicht nicht und manchmal kann man das auch merken. Genauso hat auch der andere sicherlich eine Vorstellung zu deiner Rolle, die sich nicht zu 100% mit deinem eigenen Empfinden deckt.

Aber selbst darauf will ich gar nicht hinaus. Mir ist wichtig aufzuzeigen, dass wir uns durch diese Rollen einschränken lassen. Selbst wenn wir sie gerne innehaben, ist das trotzdem ein Problem: Sie bestimmen doch ganz klar, was wir machen dürfen und was nicht, und wir halten uns nun mal daran. Sobald du mal darüber nachdenkst, wirst du bemerken: das ist eine ziemlich starke Einschränkung. Außerdem wirst du bemerken, wie oft du dir überlegst etwas zu machen, diesen Gedanken aber wieder fallen lässt, weil er nicht zu deiner aktuellen Rolle passt.

Wie viel hast du auf diese Weise schon verpasst im Leben? Was könnte alles cooles und spannendes passieren, wenn du doch mal einer solchen Eingebung folgst, auch wenn sie gar nicht zu deiner Rolle passt? Warum probierst du es nicht aus? Es wird von niemandem eingefordert, dass du dich an deine Rolle hältst! Diese Einschränkung ist komplett selbst-auferlegt. Selbst wenn du verwirrte Blicke deines Gegenübers erhältst, der selbst noch nie aus seiner Rolle ausgebrochen ist, ist es das sicherlich wert gewesen.

Wenn du es mir nicht glaubst, probiere es mal aus. Die Schranken deiner Rolle zu spüren kann sehr beruhigend sein. Du weißt mehr oder weniger genau, was du machen sollst. Aber ohne die Schranken, spürst du die Freiheit. Du kannst dich ehrlich und authentisch ausdrücken. Du kannst auch das machen, was du machen willst, anstatt nur das, was du machen darfst. Glaub mir, das solltest du dir nicht entgehen lassen.

Grundsätzlich sollten wir uns sowieso nicht mehr so stark von unseren Rollen einschränken lassen. Dieses Gefühl für die eigene aktuelle Rolle und die darin angemessenen Handlungen, ist natürlich sehr hilfreich. Es lässt dich die Auswirkungen deiner Handlungen abschätzen, egal ob sie innerhalb der Rolle liegen oder nicht. So kannst du dir vorher überlegen, ob du das tun willst. Ob die Konsequenzen es wert sind und du mit ihnen leben kannst. Ob die Konsequenzen vielleicht genau das sind, was du gerade erreichen willst. Ohne dieses Gefühl dafür was deine Rolle dir erlaubt und warum, könntest du solche Fragen gar nicht beantworten. Sei dankbar dass es existiert, aber lass dich nicht von der Angst deine Rolle zu verletzen einschränken.

Nichts anderes ist das nämlich, wenn man sich von seiner Rolle einschränken lässt: Man hat Angst davor sie zu verlassen. Was wäre die neue Rolle, die man dann bekommt? (Du wirst immer eine Rolle haben, am Anfang verstehst du sie vielleicht selbst nicht so gut ;)) Wie reagieren die anderen, wenn du etwas so ungewöhnliches machst? Kommen sie mit soetwas unerwartetem klar und können es mit Offenheit annehmen? Solche sozialen Ängste kennt jeder. Der große Unterschied ist, ob du dich von ihnen bestimmen lässt oder trotzdem handelst. Also wo stehst du: Hast du Mut trotz sozialer Ängste? Oder bleibst du für immer in deinen Rollen gefangen, die dir mehr oder weniger vom Zufall zugeteilt wurden?

Okay, ganz so schlimm ist es nicht. Die Rollen werden vielmehr durch den Kontext der Interaktion und ihre ersten paar Sekunden festgelegt. Wie war der erste Eindruck, den die andere Person von dir gewonnen hat? Wie ist dein erster Eindruck von ihr? Und wie sieht dementsprechend die Machtverteilung aus? Das ist genauso wichtig, wie dein oder ihr Anliegen, das den Kontext bestimmt. Du hast sehr wohl einen gewissen Einfluss darauf, welche Rolle du hast.

Sorge dafür, dass du eine Rolle hast, die du gerne inne hast.

Aber werde auch nicht zu zufrieden damit. Zufriedenheit lässt dich stagnieren. Man muss unzufrieden sein, um Fortschritt zu erreichen. Du musst unzufrieden mit deiner Rolle sein, um etwas neues zu machen. Erst dadurch erhältst du eine neue Rolle, denn du kannst niemals keine Rolle haben. Aber das ist auch nicht schlimm. Deine neue Rolle kann viel größere Freiheiten, einen viel größeren Einfluss haben, als deine alte. Und wenn dir das nicht mehr reicht, kannst du wieder in einer neuen Richtung aus deiner Rolle ausbrechen. Damit veränderst du das Bild aller von dir, sogar dein eigenes, und schon entsteht eine neue Rolle. Du hast sogar ein kleines bisschen Zeit die Form dieser Rolle zu bestimmen. Was machst du in den ersten paar Sekunden, Minuten, nach erschaffen der neuen Rolle? Das bestimmt, was andere von dieser Rolle erwarten.

Also nimm dein Schicksal in die Hand. Du hast jetzt die Möglichkeit dazu, denn du weißt, wie simpel man seine Rolle ändern kann: Man macht genug, das nicht in die Rolle passt und schon bekommt man eine neue zugeteilt. Dann hat man noch ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung, in dem man die genauen Erwartungen beeinflussen kann, die andere (und auch du selbst) an diese Rolle haben werden. Und dann ist sie erst mal in Stein gegossen. Aber du kannst ja die Grenzen ja wieder durchbrechen, sobald es Zeit für etwas neues ist!

Und das ist der Weg sein Leben zu beeinflussen. Die Rolle, die du spielst, ist das Schicksal, das dich erwartet. Ändere die Rolle, spiele eine neue Rolle, die es vielleicht noch nie gegeben hat, und du änderst damit dein Schicksal. Womöglich kann sogar niemand voraussagen, was dein Schicksal sein wird. Du kannst es selbst durch deine Handlungen bestimmen. Also lass dich nicht einschränken, sondern zeige der Welt, wer du wirklich sein willst!

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